1947 - Peter Petersen: "Alles, was wir uns zu unserer Verteidigung zurechtgelegt hatten, brach zusammen"

Von Mary Lean

03/02/2021
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Von Mary Lean

 

“Damals hätte selbst ein Hund ein Stück Brot aus der Hand eines Deutschen abgelehnt", erinnert sich Peter Petersen, einer von 150 Deutschen, denen die Alliierten 1947 erlaubten, nach Caux zu kommen. Sie gehörten zu den ersten Deutschen, die ihr Land nach dem Zweiten Weltkrieg verliessen.

Petersen und seine Begleiter waren überrascht, nicht mit Abscheu begrüsst zu werden, sondern von einem französischen Chor, der ein Lied auf Deutsch sang. „Wir hatten uns schon darin geübt, uns zu verteidigen, wenn wir beschuldigt wurden. Aber hier waren die Türen für uns weit geöffnet.“

Petersen hatte sein ganzes Leben lang eine Uniform getragen: zuerst als Hitlerjunge, später auf einer speziellen Nazi-Schule und dann in der deutschen Armee. Zwei Wochen vor Kriegsende war er verwundet worden und nach dem Krieg geriet er in britische Gefangenschaft. Jetzt, im Alter von 21 Jahren, hatte er keine Zivilkleidung und kam in einem Anzug seines Grossvaters nach Caux, der ihm sowohl zu kurz als auch zu gross war.

 

Peter Petersen speaking in Caux with friend
Peter Petersen (rechts) bei einer Ansprache in Caux

 

“Wie viele Deutsche hatte ich mich in eine Haltung zurückgezogen, die eine Mischung aus Selbstmitleid und Angeberei war," sagte Petersen später. Als er und seine Freunde erfuhren, dass die Sekretärin der Sozialistischen Frauen Frankreichs und ehemalige Widerstandskämpferin Irène Laure auf der Konferenz sprechen würde, bereiteten sie sich vor. “Wir sagten uns: Wenn sie über all das spricht, was Frankreich erlitten hat, werden wir auch etwas über die Franzosen zu sagen haben.”

Ihre Ehrlichkeit und ihre innere Grösse brachten uns dazu, ehrlich mit uns selbst zu sein. Wir schämten uns über unsere Blindheit.

Zum Erstaunen der Deutschen entschuldigte sich die ehemalige französische Widerstandskämpferin öffentlich bei ihnen für ihren Hass. “Es war so unerwartet. Alles, was wir uns zu unserer Verteidigung zurechtgelegt hatten, brach zusammen... Ihre Ehrlichkeit und ihre innere Grösse brachten uns dazu, ehrlich mit uns selbst zu sein. Wir schämten uns über unsere Blindheit.”

Nach langen Diskussionen untereinander und einigen schlaflosen Nächten suchten Petersen und seine Freunde das Gespräch mit Irène Laure. “Wir begannen zu erkennen, wo wir falsch gehandelt hatten und sagten ihr das, denn nur so ist Heilung möglich.”

 

The exhibition in the ruins of a German city 1948
Ausstellung in den Ruinen einer deutschen Stadt (1948)

 

Zwischen 1948 und 1951 nahmen fast 4.000 weitere Deutsche an Konferenzen in Caux teil. Petersen war Teil einer internationalen IofC-Truppe, die fünf Jahre lang durch Deutschland reiste und Brücken zwischen den Menschen schlug und Versöhnung und den Wiederaufbau Europas nach dem Krieg ermöglichte.

Im Jahr 1965 wurde Peter Petersen in den Deutschen Bundestag gewählt. Während seiner langen politischen Karriere machte er keinen Hehl aus seiner Vergangenheit und den Opfern, die nötig waren, um die Beziehungen zu denjenigen zu heilen, die unter der deutschen Herrschaft gelitten hatten.

"Es gibt zwei Möglichkeiten, die Vergangenheit loszuwerden", sagte er. "Man kann sie unter den Teppich kehren, aber es besteht immer die Gefahr, dass sie irgendwo anders wieder auftaucht. Oder man kann den Weg der Ehrlichkeit gehen. Es war diese Eigenschaft von Caux, die es uns Deutschen ermöglichte, anderen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen.'

 

Peter Petersen, Frank Buchman, Gabriel Marcel, 1957
Peter Petersen (Mitte) mit Frank Buchman und Gabriel Marcel (1957)

 

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Diese Geschichte ist Teil unserer Serie "75 Jahre der Geschichten" über Einzelpersonen, die durch Caux eine neue Richtung und Inspiration für ihr Leben gefunden haben - eine Geschichte für jedes Jahr von 1946 bis 2021. Wenn Sie eine Geschichte kennen, die sich für diese Serie eignet, leiten Sie Ihre Ideen bitte per E-Mail an John Bond oder Yara Zhgeib. weiter. Wenn Sie mehr über die Anfangsjahre von Initiativen der Veränderung und das Konferenzzentrum in Caux erfahren möchten, klicken Sie bitte hier und besuchen Sie die Plattform For A New World.

 

 

  • Photos: Initiatives of Change
  • Übersetzung/Korrekturlesung: Maya Fiaux

 

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1948 - Paul Misraki: Soundtrack für ein neues Deutschland

Von Andrew Stallybrass

03/02/2021
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Von Andrew Stallybrass

 

Deutschland lag in Trümmern. Europa lag in Trümmern. Millionen von Menschen waren getötet, weitere Millionen verwundet und vertrieben worden. Und dann waren da noch jene geistigen Trümmer - tiefe kollektive Traumata, die dringend der Heilung bedurften.

Im Sommer 1948 wurde im schweizerischen Caux eine Musik-Revue mit einer Wanderausstellung und der Broschüre " "Es muss alles anders werden" ins Leben gerufen. Ein schwedischer Papierhersteller, der sich in Caux aufhielt, lieferte das notwendige Material für den Druck von eineinhalb Millionen Exemplaren.

Im Oktober 1948 verliessen Frank Buchman und ein Team von 260 Personen Caux mit einem Bus in Richtung Deutschland. Irène Laure, eine Französin, die im Widerstand gegen die Nazi-Besatzung ihres Landes gekämpft hatte, erzählte: "Wir reisten kreuz und quer durch Deutschland, so wie man mit einem Pflug ein Feld pflügt." Die Tournee wurde als die grösste nicht-militärische Operation in Deutschland nach dem Krieg beschrieben.

 

A travelling photo exhibition is prepared in Caux 1948
Vorbereitung der Wanderausstellung in Caux (1948)

 

Eines der bemerkenswerten Talente, die für dieses innovative und herausfordernde Projekt angeworben wurden, war der bedeutende französische Komponist von Unterhaltungs- und Filmmusik Paul Misraki. Im Laufe seiner über sechzigjährigen Karriere schrieb er die Musik zu 180 Filmen, für Regisseure wie Jean Renoir, Claude Chabrol, Jean-Luc Godard und Orson Welles.

Geboren in Konstantinopel in einer französisch-jüdischen Familie italienischer Abstammung, etablierte er sich in den 1930er Jahren als Jazzpianist, Arrangeur und Autor populärer Lieder. Während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg floh er aus Frankreich und landete in Hollywood.

In Caux komponierte Misraki eine Reihe von Liedern für die Revue, darunter auch die Musik für den Titelsong "The Good Road" zu einem Text des englischen Pfarrers und Dramatikers Alan Thornhill. (Hören Sie den Song "The Good Road" hier.)

Das Foto zeigt Paul Misraki am Dirigentenpult des Orchestre de la Suisse Romande in der Victoria Hall in Genf (der grossen Konzerthalle und dem grossen Orchester) bei der Aufnahme der Tonspur für die Show. Dies was notwendig, weil die Truppe kein volles Symphonieorchester mit nach Deutschland nehmen konnten.

 

Paul Misraki

 

Der spätere Bundestagsabgeordnete Peter Petersen aus Deutschland (siehe 1947) gehörte ebenfalls zur Bühnencrew. Im Chor war auch die 19-jährige Jacqueline Piguet-Koechlin. Sie und ihre Familie waren 1940 gezwungen worden, das Elsass zu verlassen. In einem Büchlein mit Briefen nach Hause an ihre Eltern beschreibt sie in lebhaften Details die Busse, die sich durch die Ruinen einer deutschen Stadt nach der anderen schlängeln. Sie schrieb: "Dies war es, was ich mir gewünscht hatte. Während der Besatzung wollte ich, dass die Deutschen ebenfalls leiden sollten. Als ich mich diesem Unternehmen anschloss und mein Studium um ein Jahr verschob, war ich stolz auf mich, weil ich mich um den besiegten Feind kümmerte. Aber ich hatte keine Ahnung, ich konnte mir nicht vorstellen, so zu leiden. Und ich weinte."

Die Gruppe hielt in elf Wochen 200 öffentliche Versammlungen und Auftritte ab, darunter in zehn der damals elf deutschen Landtage (Länderparlamente). In der Gruppe waren auch zwei französische Juden, von denen einer fünfzehn, der andere zweiundzwanzig Verwandte in den Konzentrationslagern der Nazis verloren hatte.

Der Londoner News Chronicle zitierte einen Beamten der Militärregierung mit den Worten: "Ihr [Initiativen der Veränderung*] habt in zwei Tagen mehr getan, um dem deutschen Volk zu zeigen, was Demokratie bedeutet, als wir in drei Jahren zu tun vermochten."

 

Hören Sie hier eine Aufnahme von 1947/48 des Songs "Es muss alles anders werden"

 
Image
Die Darstellerinnen und Darsteller von "The Good Road" treffen das Publikum hinter der Bühne nach einer Show in Deutschland (1948)

 

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Diese Geschichte ist Teil unserer Serie "75 Jahre der Geschichten" über Einzelpersonen, die durch Caux eine neue Richtung und Inspiration für ihr Leben gefunden haben - eine Geschichte für jedes Jahr von 1946 bis 2021. Wenn Sie eine Geschichte kennen, die sich für diese Serie eignet, leiten Sie Ihre Ideen bitte per E-Mail an John Bond oder Yara Zhgeib. weiter. Wenn Sie mehr über die Anfangsjahre von Initiativen der Veränderung und das Konferenzzentrum in Caux erfahren möchten, klicken Sie bitte hier und besuchen Sie die Plattform For A New World.

 

 

  • * damals bekannt als "Moralische Aufrüstung"
  • Fotos: Initiativen der Veränderung
  • Tonaufnahmen: Initiativen der Veränderung
  • Übersetzung/Korrekturlesung: Maya Fiaux

 

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1946 - Trudi Trüssel: "Es braucht auch eure Klasse, um eine neue Welt aufzubauen."

Von Andrew Stallybrass

02/02/2021
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Von Andrew Stallybrass

 

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren eine kleine Gruppe von Schweizerinnen und Schweizern der Überzeugung, Initiativen der Veränderung könne zur Heilung und Aussöhung des vom Krieg zerstörten Europas beitragen. Sie begaben sich auf die Suche nach einem Gebäude, in dem sie Konferenz abhalten konnten, um verfeindete Nationen an einen Tisch zu bringen. Im Jahr 1946 war die Schweizerin Trudi Trüssel 28 Jahre alt und arbeitete in Bern für die Familie von Philippe and Hélène Mottu, die eng mit Initiativen der Veränderung verbunden waren. Sie schrieb:

Auf der Suche nach einem möglichen Konferenzzentrum stiess man auf das vernachlässigte Palace Hotel in Caux oberhalb Montreux. Eines Tages kamen einige der Verantwortlichen in unserem Haus zusammen, um die endgültige Entscheidung über den Kauf zu fällen. Ich hatte für die Gäste das Mittagsessen serviert und war beim Abwaschen.

Da kam einer der Herren Gäste zu mir in die Küche und sagte, er möchte, dass ich auch dabei wäre, wenn sie über den Kauf entschieden. Ich fuhr ihn an, er solle nichts von mir erwarten; jetzt sei es einmal an den Reichen, etwas zu tun; ich wolle nichts davon wissen. Ich spürte das zutiefst, denn ich gab den Reichen die Schuld, dass es vielen Menschen so schlecht ging. Es wollte mir einfach nicht in den Kopf, dass einige alles haben können, was sie wollen, ohne auch nur einen Finger zu rühren, und andere sich so abrackern müssen. Über diese Ungerechtigkeit war ich zutiefst verbittert.

 

Trudi in the Caux kitchen with Frank Buchman 1946
Trudi (links) mit Frank Buchman in der Küche von Caux (1946)

 

Der Mann ging dann hinaus; er war sehr betroffen, dass so etwas aus mir herauskommen konnte. Ich war sonst immer zurückhaltend gewesen, und niemand wusste, was ich wirklich dachte...

Kurz darauf kam er in die Küche zurück und sagte: „Sie haben recht. Wir Reichen müssen etwas tun, aber wir können es nicht ohne euch. Es braucht auch eure Klasse, um eine neue Welt  aufzubauen.“ Irgendwo wurde mein Herz berührt, als er sagte: „Wir brauchen euch.“

Irgendwo wurde mein Herz berührt, als er sagte: „Wir brauchen euch.“

Ich ging mit ihm in den Salon, wo drei Ehepaare sassen, die bereit waren, mit ihrem Geld das Palace Hotel in Caux zu kaufen.

Von Lausanne aus, wo wir auch einmal gewohnt hatten, bewunderte ich oft am Abend den Widerschein der Sonne in den Fenstern jenes alten Hotels. An einem freien Tag war ich dann einmal allein nach Caux hinaufgefahren und hatte mir das Hotel von aussen angesehen. Es war ungepflegt und schmutzig.

Trudi Trüssel in the internal post office in Caux
Trudi im hauseigenen Postbüro in Caux

Als ich hörte, dass sie das kaufen wollten, überwarf es mich fast. Ich wusste, diese drei Familien hatten ein schönes Leben und genug Geld; alles, was sie sich wünschten, hätten sie haben können.

Sie hielten dann eine Stille Zeit, um – wie sie sagten – Gottes Führung zu suchen. Ich selber aber konnte mit dem lieben Gott nichts anfangen. Ich hatte nie gesagt, es gäbe ihn nicht. Doch ich war im Leben so verletzt worden, dass es tief in mir eingeprägt war, Gott hätte nur die Reichen und Guten gern.

Alle waren dann still. Ich auch. In jenem Moment kam mir der Gedanke, ich sollte zweihundert Franken geben – das waren zwei Monatslöhne. Doch jeden Franken hatte ich für meine  Ausbildung zur Krankenschwester einkalkuliert.

Ich wusste, dieser Gedanke konnte nicht von mir kommen. Ich ging dann hinaus und räumte die Küche auf. Doch der Gedanke an diese zweihundert Franken liess mich nicht mehr los. Irgendwie spürte ich, dass das eine Chance sein könnte, und dass Gott vielleicht doch auch für mich da ist."

 

Trudi gehörte zu den 100 Schweizer Einzelpersonen und Familien, die 1946 beschlossen, den Caux Palace zu kaufen. Sie wurde nie Krankenschwester, sondern widmete ihr Leben der Arbeit von IofC und lebte viele Jahre lang in Caux. Sie arbeitete in der Caux-Küche und später in der internen Poststelle des Caux Palace sowie in der Telefonzentrale und wurde somit zu einem Bindeglied zwischen Menschen innerhalb und ausserhalb von Caux..


 

Angepasst und übernommen aus "Aus meinem Leben" (Trudi Trüssel,1984)

 

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Stöbern Sie hier im allerersten Jahresbericht der Caux-Stiftung von 1946.

Entdecken Sie diesen Stummfilm aus unserem Filmarchiv über die Eröffnung des Konferenzzentrums im Caux Palace 1946


 

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Die Journalistin Irene de Pous aus den Niederlanden kam schon als Kind nach Caux, wo sie Trudi regelmässig traf. Sie schreibt:

 

"Jedes Jahr, wenn wir nach Caux kamen, nahm mich Trudi Trüssel beiseite und überraschte mich mit den schönsten gestrickten Puppenkleidern. Sie machte sie speziell in der Grösse meiner Puppe, Sjolaika. Sie waren alle sehr unterschiedlich in Stil und Farbe. Als Kind war ich hin und weg und freute mich immer darauf, sie meinen Freunden zu zeigen.

Jetzt, mit 35 Jahren, habe ich die ganze Sammlung von 32 Stück noch einmal durchgesehen, um sie meinen kleinen Nichten weiterzugeben. Wenn ich sie mit erwachsenen Augen betrachte, weiss ich die Zeit, die Mühe und die Selbstlosigkeit zu schätzen, die Trudi in die Herstellung dieser Kleider gesteckt hat. Sie sind wirklich kleine Kunstwerke.

Zum ersten Mal habe ich ihre  Lebensgeschichte gelesen und bin beeindruckt, dass sie nach allem, was sie durchgemacht hat, und nach einer so schwierigen Kindheit, ein so grosszügiger Mensch geworden ist, besonders Kindern gegenüber.

Ich habe eine besonders schöne Schachtel für alle Kleider gekauft und die Geschichte ihrer Schöpferin beigelegt. Auf diese Weise hoffe ich, die 'Trudi-Sammlung' zu ehren. Ich bin sicher, dass meine Nichten Freude daran haben werden."

 

Trudi dolls

 

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Diese Geschichte ist Teil unserer Serie "75 Jahre der Geschichten" über Einzelpersonen, die durch Caux eine neue Richtung und Inspiration für ihr Leben gefunden haben - eine Geschichte für jedes Jahr von 1946 bis 2021. Wenn Sie eine Geschichte kennen, die sich für diese Serie eignet, leiten Sie Ihre Ideen bitte per E-Mail an John Bond oder Yara Zhgeib. weiter. Wenn Sie mehr über die Anfangsjahre von Initiativen der Veränderung und das Konferenzzentrum in Caux erfahren möchten, klicken Sie bitte hier und besuchen Sie die Plattform For A New World.

 

 

  • Fotos von Trudi: Initiativen der Veränderung
  • Fotos Puppen: Irene de Pous
  • Video: IofC Film Archives
  • Übersetzung/Korrekturlesung: Maya Fiaux
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75 Jahre, 75 Geschichten

Von Yara Zgheib

01/02/2021
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Von Yara Zgheib

 

Zum Auftakt unserer Reihe von 75 Geschichten, mit der wir das 75-jährige Jubiläum von Initiativen der Veränderung in Caux feiern, denkt Yara Zgheib aus dem Libanon über diesen besonderen Ort hoch oben in den Schweizer Bergen nach, der das Leben vieler Menschen aus aller Welt verändert hat.

 

"Die Sonne geht über dem Genfer See unter. Von der Terrasse des Caux Palace aus hat man den Eindruck, als würde er in Flammen stehen. Die Luft erscheint lila und orange. Es riecht auch nach Orange - nach den Früchten, die wir gerade geschält und geteilt haben. Wir, das sind Menschen aus dem Libanon, Frankreich, der Schweiz, Deutschland, England, Indien, Marokko, Äthiopien, der Ukraine. Und ausserdem ein Holländer-Hawaiianer-Palästinenser, der Bob Marley auf seiner Gitarre spielt.

Auf einem Tisch rechts von mir werden zwei Kaffees in Porzellantassen kalt. Daneben stehen sich zwei Männer gegenüber. Sie kommen aus dem Krieg. Noch vor kurzer Zeit haben sie Krieg geführt. Hier reichen sie sich die Kaffeesahne. Hier müssen sie reden. Hier, zwischen ihnen, Zucker, eine Pflaume, etwas Brot. Der Tisch knarrt unter ihren Geschichten, jede wahr und persönlich. Die Vergangenheit, Verletzungen, Vorurteile, Ängste. Ich bin mit meiner eigenen hierhergekommen: am 25. Juni 2010, ein Mädchen, ein Wrack.

Ich war mit einem schweren blauen Koffer aus der Bergbahn gestiegen. Ich war wütend und müde und trauerte. Ich war 21 und hatte so viel verloren. Ich hatte nicht zu Mittag gegessen und auch nicht viel geschlafen. Ich hatte keine Erwartungen. Ein Fremder führte mich in einen leeren Speisesaal und bot mir ein Sandwich an.

Meine Geschichte ist nichts Besonderes und sie gehört auch nicht mir. Sie ist Teil dieses Konferenzzentrums.

Ich fand mich zwischen dem Blau des Sees und des Himmels wieder. Den Rest des Monats verbrachte ich damit, Hunderten von Menschen Mahlzeiten zu servieren. Ich ass mit Rebellinnen und Rebellen, Musikerinnen und Musikern, Studierenden, Aktivistinnen und Aktivisten, Kaffeebohnenbauern, Priestern, Scheichs und einer ehemaligen Vizepräsidentin ihres Landes. Ich faltete Wäsche und spülte Telle. Und zum ersten Mal in meinem Leben kam ich zur Ruhe.

Auch der Krieg, der in mir wütete, wurde still. Dieser Ort lehrte mich zu atmen, zu sehen, andere und mich selbst. Als ich ihn wieder verliess, fühlte ich mich so leicht, dass ich nach Montreux hätte fliegen können.

Aber meine Geschichte ist nichts Besonderes und sie gehört auch nicht mir. Sie ist Teil dieses Konferenzzentrums. Sie ist 75 Jahre alt und umfasst Hunderttausende von Zugfahrten, Spaziergängen, Vorträgen, Tees, Gesprächen und stillen Momenten einer grossen Veränderung.

Fünfundsiebzig Jahre. Fünfundsiebzig Geschichten so vieler Menschen. Um dieses Jubiläum zu feiern, werden wir das ganze Jahr über jene Geschichten erzählen, die in diesem Palast auf dem Berg geschehen sind - eine Geschichte für jedes Jahr seit 1946 und dem ersten Treffen von Initiativen der Veränderung an diesem Ort.

Dabei blicken wir nach vorne und nach oben. Auf das Blau und die kommenden Jahre."

 

Yara Zgheib

Yara Zgheib ist Schriftstellerin, Reisende und liebt Natur, Jazz und Kunst. Sie wurde im Libanon geboren und hat Teile ihres Herzens in Paris, London und Boston zurückgelassen. Sie ist die Autorin von The Girls at 17 Swann Street und dem in Kürze erscheinenden No Land to Light On. Auf ihrem Blog The non-Utilitarian schreibt sie wöchentlich über Kultur, Kunst, Reisen und Philosophie. Ihre Essays sind Prosa, Poesie und Betrachtungen über Dinge, die weder praktisch noch nützlich, aber wahr und schön sind. Unverzichtbar. Sie berät ausserdem Regierungen und den Non-Profit-Sektor über Friedens- und Sicherheitsstrategien und hat sich dabei auf Konfliktlösung, Terrorismusbekämpfung und die Bekämpfung von gewalttätigem Extremismus spezialisiert. Sie ist Fulbright-Stipendiatin mit einem Master in Sicherheitsstudien der Georgetown University und einem Doktortitel in internationalen Angelegenheiten und Diplomatie des Centre d'Etudes Diplomatiques et Stratégiques der Hautes Ecoles Politiques de Paris. Yara lernte Initiativen der Veränderung 2011 kennen und war Mitorganisatorin des Forums Gerechte Regierungsführung für menschliche Sicherheit und Vorsitzende des Programms humansecurityX. Sie glaubt fest daran, dass Liebe und Ideen die Welt verändern können. Sie mag Bücher und kluge Gespräche, frühmorgendliches Yoga und Abendspaziergänge.

 

 

Diese Geschichte markiert den Beginn unserer Serie "75 Jahre der Geschichten" über Menschen, die durch Caux eine neue Richtung und Inspiration für ihr Leben gefunden haben - eine Geschichte für jedes Jahr von 1946 bis 2021. Wenn Sie eine Geschichte kennen, die sich für diese Serie eignet, leiten Sie Ihre Ideen bitte per E-Mail an John Bond oder Yara Zgheib. weiter.

 

Entdecken Sie hier unsere ersten Geschichten:

 

Foto Caux Palace: Adrien Giovannelli

 

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Frühjahrsputz im Caux Konferenz- und Seminarzentrum

22/01/2021
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Unser Hotellerie-Team nutzt die ruhigeren Wintermonate, um das Caux Konferenz- und Seminarzentrum umzugestalten.  Das Ausräumen von Lagerräumen und Büros entpuppt sich dabei in dem riesigen, 29.500 Quadratmeter grossen Caux Palace zu einer wahren Schatzsuche.

Altes Porzellan, Objekte aus vergangenen Jahrhunderten sowie persönliche Gegenstände, die unerwartet in irgendwelchen Schränken auftauchen, sind hier nur einige Beispiele. Man spürt förmlich den Geist von Caux, als damals Menschen aus aller Welt hier jedes Jahr für ein paar Monate zu Hause waren, zusammen lebten, lernten, sich gemeinsam weiterentwickelten - und höchstwahrscheinlich auch heute noch ein Stückchen Caux in ihrem Herzen tragen.

Das Reinemachen bezieht sich jedoch nicht nur auf die Räumlichkeiten. Wir sind auch dabei, unsere Angebote zu überarbeiten und in Zusammenarbeit mit den Programmen von Initiativen der Veränderung Möglichkeiten für Workshops zu entwickeln. Wir bemühen uns hierbei, unsere Abläufe zu verbessern und vorhandene Ressourcen geschickt einzusetzen. Weitere Geschichten und Berichte von unserer Reise in Richtung Nachhaltigkeit und Weiterentwicklung werden bald folgen – bleiben Sie also dran!

Eines wird sich jedoch nicht ändern: unsere Liebe und Leidenschaft, um unseren Gästen einen warmen und fürsorglichen Service zu bieten, liegt uns auch weiterhin sehr am Herzen. Wir freuen uns darum sehr, Sie bald wieder im Caux Palace begrüssen zu dürfen.

 

Weitere Informationen und unsere Angebote 2021 finden Sie hier

 

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19/01/2021
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Wie können Sicherheit und Klimaresilienz durch Landrestaurierung katalysiert werden?

 

Im Rahmen ihrer Partnerschaft organisierten Initiativen der Veränderung Schweiz und das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (Abteilung Menschliche Sicherheit) gemeinsam mit dem Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik (GCSP), Initiativen für Land, Leben und Frieden, der Environmental Peacebuilding Association und der Global EverGreening Alliance ein Webinar zum Thema "Bodenverwaltung in der Sahelzone: Klimasicherheit und Resilienz durch Renaturierung ».

Es fand am 2. Dezember 2020 statt und war eine Folgeveranstaltung des Webinars vom 10. Juli 2020 zum Thema "Land und Sicherheit in Subsahara-Afrika", das im Rahmen des Caux Forums Online 2020 durchgeführt wurde.

 

Sie können den ausführlichen Bericht hier nachlesen:

 

 

 

Organisiert in Zusammenarbeit mit:

CDES workshop Sahel 2 Dec 2020 partners

 

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Ein neues Jahr und eine neue Adresse in Genf

12/01/2021
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Wie alle Organisationen hat Covid auch uns finanziell getroffen. Dies wirkt sich auch auf unsere Arbeitsweise aus. Arbeiten im Homeoffice ist für unser Team zur neuen Normalität geworden und so haben wir beschlossen, unser Büro in Genf zu verkleinern. Wir freuen uns, dass wir im International Environment House II eine neue Adresse gefunden haben.

Unsere neue Anschrift lautet:

 

 

Initiativen der Veränderung Schweiz

International Environment House II

Chemin de Balexert 9

CH-1219 Châtelaine- Genf

 

Wir freuen uns, Sie in unserem neuen Büro begrüssen zu dürfen, sobald es die Situation erlaubt.

Unser offizieller Hauptsitz ist nach wie vor in Caux (Rue du Panorama 2, CH-1824 Caux). Unsere aktualisierten Kontaktinformationen finden Sie ausserdem hier.

 

 

Symbol Haus Homepage von Fasil auf www.freeicons.io

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"Afghanistan gab mir Wurzeln, Dänemark verlieh mir Flügel"

12/01/2021
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Abeda Nasrat CPLP

Abeda Nasrat kam im Alter von zwei Jahren als Flüchtling aus Afghanistan nach Dänemark.  Sie studiert jetzt Jura an der Universität Kopenhagen und arbeitet als studentische Hilfskraft am Dänischen Institut für Menschenrechte. Abeda war 2019 Teilnehmerin des Caux Peace and Leadership-Programm. In einem Interview für die CPLP Talks spricht sie über Kultur und Identität.

 

Was bedeutet "Kultur" für dich?

Wenn ich an Kultur denke, erinnere ich mich an die Dinge, mit denen ich aufgewachsen bin - meine Grossmutter, die mir Henna auf die Hände malte, das afghanische Neujahrsfest und die islamischen Feste, das Tragen afghanischer Kleidung, das Tanzen und all das Essen. Wie ich zu Hause lebte, unterschied sich deutlich von dem, was ich erlebte, wenn ich vor die Tür trat.

Ich kam nach Dänemark, als ich etwa zwei Jahre alt war. Ich wurde in einen Kindergarten für Flüchtlinge gesteckt. Ich hatte viele Freundinnen und Freunde, die wie ich zu einer 'Minderheit' gehörten. Uns verband die Tatsache, dass wir "nicht dazugehörten". Wir durchlebten die gleichen Schwierigkeiten. Wir hatten alle Probleme, Dänisch zu sprechen und schämten uns ein wenig dafür, eine andere Kultur zu haben. Ich wuchs umgeben von Menschen arabischer, somalischer und türkischer Herkunft auf.

Ich glaube nicht, dass ich mir die Frage nach Kultur bewusst gestellt hätte, wenn ich nicht in Dänemark und damit in einer Gesellschaft aufgewachsen wäre, in der meine Kultur in der Minderheit war. Ich wurde bald mit der Realität konfrontiert, dass die afghanische und die dänische Kultur sich in Widerspruch befinden. Die dänische Kultur ist sehr emanzipiert, die afghanische Kultur sehr traditionell. Es war schwer für mich, herauszufinden, was ich wollte, weil ich unter dem sozialen Druck beider Kulturen stand. Ich entschied mich immer für das Gegenteil. Zu Hause habe ich die dänische Kultur und in der Schule die afghanische Kultur vertreten. Das war meine Art, einen Raum zu finden, um mich selbst zu definieren und zu entdecken.

 

Wie wichtig war Sprache bei deiner Identitätsfindung?

Bei der Sprache, die wir als Menschen mit Migrationshintergrund teilten, ging es mehr darum, wie wir kommunizierten als darum, was wir sagten. Wir begrüssten uns alle mit einem Kuss. Wir waren alle, Kinder und Erwachsene, extrem ausdrucksstark. Uns allen gemeinsam war unsere Körpersprache, die kleinen Handlungen, die wir alle verstanden. Sprache war nicht so sehr das, was wir sagten, sondern das, was wir taten. Ich weiss, dass meine Grossmutter Henna liebt, also zeige ich ihr meine Wertschätzung, indem ich in ihr Zimmer gehe und sie bitte, meine Hände mit Henna zu bemalen. Dann leuchtet ihr Gesicht auf. Auch Musik ist ein wichtiges Merkmal, um mich zu identifizieren. Wenn ich Paschtu-Musik höre, verbinde ich mich mit dem Leben, das ich in Afghanistan nie hatte, und sie zeigt mir sozusagen, wer ich sein könnte.


Ich erinnere mich aus Caux, dass du eine aussergewöhnlich gute Fussballspielerin bist. Du hast uns gesagt, Fußball spiele bei deiner "Rebellion gegen die Erwartungen der afghanischen Kultur" eine Rolle.

In Afghanistan dürfen Frauen keinen Fussball spielen. Vor einigen Jahren musste ein Mitglied der afghanischen Frauenfussballmannschaft nach Dänemark fliehen, weil die Taliban hinter ihr her waren. Das zeigt, wie die afghanische Kultur Erwartungen an das Verhalten von Frauen stellt - auch an Männer, aber mehr an Frauen. Wenn Gäste kommen, sprechen wir auf eine bestimmte Art und Weise und verhalten uns auf eine bestimmte Art und Weise. Es gibt soziale Erwartungen und Schranken, sowohl für Mädchen als auch für Jungs.

Ich bin mit vier Brüdern aufgewachsen, habe 'Jungensachen' gemacht, bin auf Bäume geklettert und habe Fussball gespielt. Wenn wir nach Hause kamen, musste ich mich anders anziehen und das empfand ich als unfair. Wir mussten uns ohne Grund auf eine bestimmte Art und Weise verhalten, ausser um zu sagen: "So sind wir und so machen wir das". Fussball war also meine Rebellion. Als jemand, der nie dazugehört hat, weiss ich, dass ich auf einen Fußballplatz gehöre.

Ich habe hart gekämpft, um meinen Eltern zu beweisen, dass ich nicht die Abeda sein kann, die sie wollen oder brauchen. Mein Vater war wirklich hilfreich, denn er war offen dafür, dass ich so sein kann, wie ich sein möchte. Er setzte sich mit mir zusammen und sagte, wir könnten uns in der Mitte treffen. Und das war wirklich wichtig für mich.

 

Ist Kultur aus deiner Sicht erlernt oder wird sie gelebt?

Ich ertappe mich dabei, dass ich die Strukturen, die nicht mit meinen persönlichen Werten übereinstimmen, in Frage stelle. Kultur gibt uns vor, was wir tun sollen und was nicht und manchmal sehen wir, dass das falsch und ungerecht ist. Als ich im Freundeskreis darüber sprach, waren wir uns alle einig, dass wir schnell über Dinge sprechen, die wir in unserer Kultur gerne ändern würden, aber wir finden es nicht leicht, diese Diskussionen zu Hause, in unseren Familien, zu führen. Es ist fast so, als ob wir es akzeptabel finden, zu Hause der Kultur nachzugeben und zu folgen.

Ich bin mit vielen Dingen nicht einverstanden, die in unserer Kultur vorherrschend geworden sind. Eines dieser Dinge ist der Fokus auf den materiellen Status. Menschen werden auf der Basis dessen beurteilt, was sie haben, im Gegensatz zu ihrem Charakter. Ich bin nicht einverstanden mit dem Konzept der Ehre, das unterschiedliche Massstäbe für verschiedene Geschlechter hat. Es stellt Frauen eine Falle und das ist an sich schon unfair. Der ewige Kampf besteht darin, ein Gleichgewicht zu finden zwischen dem, was man für richtig oder falsch hält, und dem, was die Kultur als akzeptabel und inakzeptabel ansieht.


Eine letzte Fangfrage: Wie identifizierst du dich selbst?

Ich habe gelernt, dass ich immer Schrägstrich-irgendetwas sein werde. Ich bin Dänin Schrägstrich Afghanin, Frau Schrägstrich burschikos, Flüchtling Schrägstrich Muslimin. Das sind alles meine Identitäten, aber am besten kann ich mich als Kind einer Drittkultur identifizieren. Meine Erziehung in Dänemark war so schön. Ich bin in der türkischen und arabischen Moschee aufgewachsen, also verbinde ich mich natürlich mit diesen Kulturen. Wenn ich mit meinen engen Freundinnen und Freunden zusammen bin, tanzen wir alle Dabke, Buraanbur und Attan (arabische, somalische und afghanische Tänze). Deshalb bedeutet mir Kultur so viel, denn sie gab mir die Kraft, mich mit Menschen aus der ganzen Welt zu verbinden.

Einer der Menschen, die mir geholfen haben, meine Identität zu finden, war mein Klassenlehrer Ole. Er hat mein Leben verändert. Ich ging auf eine katholische Schule und hatte es schwer, mich einzufügen. Er lehrte mich, stolz auf meine Werte und die Teile meiner Identität zu sein, die nicht dazu passten. Er war der erste Mensch in meinem Leben, der mich so akzeptierte, wie ich bin. Als wir unseren Abschluss machten, musste er eine Person auswählen, der er ein Stipendium geben wollte - und zur Überraschung aller wählte er mich.

Noch acht Jahre später erinnere mich an seine Rede. Er sagte, was er am meisten an mir geschätzt hätte, seien meine Wurzeln, meine Religion und die Kombination aus Dänemark und Afghanistan gewesen. Diese Worte liegen mir seit diesem Tag sehr am Herzen. Ich glaube wirklich, dass ich eine ganz andere Abeda wäre, wenn ich diesen Lehrer nicht getroffen hätte. Man könnte also sagen, dass Afghanistan mir Wurzeln gab und Dänemark mir Flügel verlieh.

 

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Wenn Sie am Samstag, den 23. Januar 2021 um 13:00 Uhr MEZ an einem Online-Gespräch zum Thema Kultur mit anderen Alumni des Caux Peace and Leadership-Programms teilnehmen möchten, können Sie sich hier anmelden! Nach der Anmeldung erhalten Sie eine Email, in der Ihnen mitgeteilt wird, wie Sie an dem Treffen teilnehmen können.

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05/01/2021
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Sebastian Hasse wuchs zur Zeit der deutschen Wiedervereinigung nahe der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze auf und reflektiert über Kultur, Emotionen und deren Einfluss auf unser Leben.

In genau dem Moment, in dem ich über meine kulturellen Wurzeln schreiben will, verspüre ich sie wieder - diese Abneigung und die unterdrückte Wut, die ungelebte Trauer und Hilflosigkeit. Seit ich zurückdenken kann, versuche ich mich von dieser Herkunft zu befreien, die mir einerseits so viel gegeben und andererseits auch so viel verweigert hat.

Ich bin in einer sogenannten Patchwork-Familie in einer mittelgrossen Stadt in West-Deutschland nahe der deutsch-deutschen Grenze aufgewachsen. Patchwork-Familien gab es damals noch nicht so häufig. Wir waren ein sehr bürgerlicher Haushalt, in dem der Vater das Geld verdiente und die Mutter Hausfrau war. Wie meine vier Schwestern besuchte auch ich das traditionsbewusste altsprachliche Gymnasium. Doch schon früh hatte ich Schwierigkeiten, mich damit zu identifizieren. Stattdessen bevorzugte ich die Teilnahme an der Musical-AG und meine erste Freundin lernte ich bei einem deutsch-französischen Schüleraustausch kennen.

Die deutsche Wiedervereinigung war das zentrale politische und kulturelle Ereignis meiner Kindheit, sowohl im Sinne einer gesellschaftlichen Herausforderung als auch in familiärer Bedeutung. Meine Stiefmutter, die mich mit etwa zwei Jahren übernommen hatte, kam aus der DDR und hatte dort zwei Jahre lange als politische Gefangene im Gefängnis verbracht. So richtig darüber geredet wurde zuhause allerdings nie. Auch über Gefühle wurde bei uns, meiner Ansicht nach, daheim nicht wirklich gesprochen. Das bedeutete nicht, dass es keine Gefühle gegeben hätte oder dass ich nicht geliebt wurde. Aber ich erinnere mich, dass ich als Kind in emotional schwierigen Situationen oft nicht so abgeholt wurde, wie ich es gebraucht hätte. Heute weiss ich, dass die Generation meiner Eltern sowie meiner Lehrerinnen und Lehrer dies nicht konnte, weil die Generationen davor es schlichtweg nie gelernt hatten. Diese Generationen hatten zwei Weltkriege durchlebt und zu verantworten.

Jede Prägung ist eine kulturelle Prägung. Kultur ist allumfassend und die Menschen, die einen prägen, können ihrer eigenen kulturellen Prägung genauso wenig entkommen wie man selbst. Es ist unfair, dass man nicht ändern kann, was einen insbesondere in frühester Kindheit geformt hat. Es tut weh und hält einen zurück. Sich davon zu befreien ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Lebensaufgabe.

Es sind genau diese Begegnungen, die mich immer wieder haben wachsen lassen, sowohl in meinem Eigenverständnis als auch in meiner Neugier auf die Welt.

Durch diese Arbeit an mir selbst habe ich mich in Caux immer gut aufgehoben gefühlt. Ich habe dort fast ausschliesslich Menschen getroffen, denen dies genauso wichtig war wir mir und die dies ebenso anstrebten wie ich selbst. Später habe ich verstanden, dass sich dieses Gefühl nicht auf Caux beschränkt - es begegnet einem dort nur in sehr konzentrierter Form. Dennoch wertschätze ich jeden einzelnen Moment, den ich im Rahmen der Caux-Konferenzen und des Caux Peace and Leadership-Programms dort verbringen durfte.

Die Begegnung mit Menschen, die andere kulturelle Wurzeln besitzen als ich selbst, hat mich immer wieder herausgefordert und oft auch überfordert. Aber es sind genau diese Begegnungen, die mich immer wieder haben wachsen lassen, sowohl in meinem Eigenverständnis als auch in meiner Neugier auf die Welt. Sie haben mir gezeigt, was ich schon besitze und was mir noch fehlt. Sie haben mir Stolz auf meine Herkunft gegeben und Verzweiflung darüber verspüren lassen, was mir in meiner Kindheit alles fehlte. Und es sind genau diese interkulturellen Begegnungen, die mir ein Gefühl reinster Lebensfreude schenken.

 

Sebastian Hasses beruflicher Werdegang verlief alles andere als geradlinig. Er begann mit einem Informatikstudium in seiner Heimatstadt Lübeck. Als er merkte, dass dieses Diplom ihn nicht glücklich machte, schlug er jedoch eine Schauspielkarriere ein, begann, Filme zu machen und kehrte schliesslich als IT-Berater in das Familienunternehmen zurück. Er ist erster Vorsitzender einer kleinen, ehrenamtlichen NGO in Berlin, die sich auf non-formale Bildung für junge Erwachsene in Mittel- und Osteuropa konzentriert. Durch mehrere internationale Begegnungen im Laufe der Jahre begegnete er IofC und Caux. Dies inspirierte ihn dazu, sich in Mediation ausbilden zu lassen und 2019 am Caux Peace and Leadership-Programm teilzunehmen. Sebastian liebt Geschichten und ist davon überzeugt, dass Paradoxien und widersprüchliche Perspektiven ein wesentlicher Teil des menschlichen Lebens sind.

 

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Wenn Sie am Samstag, den 23. Januar 2021 um 13:00 Uhr MEZ an einem Online-Gespräch zum Thema Kultur mit anderen Alumni des Caux Peace and Leadership-Programms teilnehmen möchten, können Sie sich hier anmelden! Nach der Anmeldung erhalten Sie eine Email, in der Ihnen mitgeteilt wird, wie Sie an dem Treffen teilnehmen können.

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