Andrew Lancaster: Verantwortlichkeit ohne Grenzen
10/01/2022
Der ehemalige Präsident de Rates von IofC Schweiz, Antoine Jaulmes, interviewt Andrew Lancaster aus Australien, der gerade aus dem Stiftungsrat ausgeschieden ist.
In den letzten 16 Jahren haben die Mitglieder des Rates von Initiativen der Veränderung Schweiz Andrew Lancasters Fähigkeit zuzuhören und seine freundliche Unterstützung geschätzt, ebenso wie die letzten drei Präsidenten des Rates von IofC Schweiz (ich glaube, ich kann ohne Risiko für meine Vorgänger und Nachfolger sprechen) seine effiziente und stets verfügbare Hilfe.
Andrew ist auch der Vorsitzende des Silvia-Zuber-Fonds-Komitees, das in den letzten zehn Jahren Zuschüsse an Menschen aus Asien und Afrika vergeben hat, die Hilfe zur Finanzierung ihrer Besuche in Caux und/oder für IofC-Programme in ihren eigenen Regionen benötigten.
Aber das ist nur ein Teil seiner viel längeren Zusammenarbeit mit Initiativen der Veränderung. Lassen Sie uns also direkt mit ihm darüber sprechen.
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Andrew, wie hast Du Initiativen der Veränderung kennengelernt und wie kam es zu Deinem lebenslangen Engagement für diese Organisation?
Dafür möchte ich ein paar meiner frühen Erfahrungen mit Initiativen der Veränderung zusammenfassen:
Seit ich denken kann, haben meine Eltern die Disziplin der morgendlichen Ruhezeit eingehalten.
Es waren immer Leute von der Moralischen Aufrüstung (MRA, jetzt Initiativen der Veränderung) bei uns zu Gast, oft für längere Zeit. Sie berichteten von zahlreichen und aufschlussreichen Beispielen für ein verändertes Leben.
Auf einer MRA-Konferenz im Jahr 1965 wurde Peter Howards Stück We Are Tomorrow aufgeführt. Ich hatte die einzige nicht sprechende Rolle. Das Stück wurde anschliessend an verschiedenen Orten in Victoria und Tasmanien aufgeführt.
Damals fühlte ich mich berufen, mein Studium des Bauingenieurwesens zu verschieben, um als Inspizient zu arbeiten. Diese und ähnliche Entscheidungen anderer Personen ermöglichten die Aufführung des Stücks in Queensland und dann in Neuseeland.
1966 fand in Canberra eine grosse internationale MRA-Konferenz statt, auf der ein neues, raues Musical, Sing Out Australia, zum ersten Mal aufgeführt wurde. Am nächsten Morgen lud uns Rajmohan Gandhi ein, das Stück für sechs Monate nach Indien zu bringen, um ihn und seine Kollegen in ihrem Bemühen zu unterstützen, „ein starkes, sauberes und geeintes Indien aufzubauen“. Die Kühnheit seiner Vision erregte unsere Aufmerksamkeit und vier Monate später traf eine generationsübergreifende Gruppe von 52 Personen, hauptsächlich Australier und Neuseeländer, in Indien ein.
Eine Gruppe junger Inder war gerade dabei, ihre eigene Produktion, India Arise, zu entwickeln. Einige von uns schlossen sich ihnen an, als sie Indien bereisten. Innerhalb eines Jahres kam India Arise in Caux an und wurde bald darauf in verschiedenen europäischen Ländern aufgeführt. Dies war meine Einführung in Caux.
Am Ende des damaligen Caux-Sommers wurde ich in das MRA-Zentrum im Nordwesten Englands eingeladen, um mich von einer Hepatitis zu erholen, die ich mir in Indien eingefangen hatte. Ich schloss mich dort einer kleinen, aber sehr aktiven Gemeinschaft an, die zwei Jahre lang bestand. Die nächsten vier Jahre lebte ich dann im Zentrum von London. In dieser Zeit lernte ich meine Frau Margaret kennen, verlobte mich mit ihr und heiratete sie.
Unmittelbar nach unserer Hochzeit gingen wir für acht Monate nach Kanada, um dort am Wiederaufbau des MRA-Teams mitzuarbeiten. 1981 kehrten wir für 18 Monate nach Grossbritannien zurück, diesmal mit unseren beiden älteren Söhnen, und wohnten wieder in Tirley Garth. Abgesehen von diesen Aufenthalten in Übersee haben wir in Canberra, Australien, gelebt.
Ausserdem war ich ab 1991 für 12 Jahre zusammen mit John Bond Mitherausgeber des monatlich erscheinenden MRA/IofC World Bulletin.
Das führt Dich also sehr weit weg von Caux....
Ganz genau. Unser Haus in Canberra war eines der Zentren der IofC-Aktivitäten in Australien. Unter anderem schlossen wir Freundschaften mit Bundesparlamentariern und Mitgliedern des diplomatischen Corps und stellten Unterkünfte für IofC-Kollegen bereit, die aus anderen Teilen Australiens und dem Ausland zu Besuch kamen. Wir waren auch an der Planung einer Reihe von internationalen IofC-Konferenzen in Australien beteiligt.
Wann hast Du in Caux gearbeitet und in welcher Funktion?
1996 konzipierte Yukihisa Fujita aus Japan eine Caux-Konferenz mit dem Thema „Agenda für Versöhnung“ (AfR) für das 50-jährige Jubiläum von Caux. Ein hochrangiger japanischer Politiker schlug daraufhin vor, in Caux einen politischen Runden Tisch zu veranstalten, der parallel zu einem Teil der AfR-Konferenzen stattfinden sollte. Ich wurde gebeten, diesen zu koordinieren, was ich fünf Jahre lang tat. Die AfR-Konferenzen wurden dann unter der Leitung von Mohamed Sahnoun in das Caux Forum für menschliche Sicherheit umgewandelt. Gleichzeitig traten Margaret und ich dem Caux Allocation Team bei.
Im Jahr 2005 wurde ich in den Rat der Caux-Stiftung (heute IofC Schweiz) eingeladen. In den Jahren 2008-2009 habe ich gemeinsam mit Dir, Antoine, den sogenannten Caux Review geleitet. Der Auftrag des Silvia-Zuber-Fonds (SZF) kam einige Zeit danach. Da ich Silvia Zuber kannte, hat es mir sehr viel bedeutet, ihr visionäres Vermächtnis an die Stiftung umzusetzen. In zehn Jahren haben wir fast 650 Stipendien vergeben. Eine enorme Genugtuung dabei war, dass wir in Caux viele Menschen persönlich getroffen haben – vor allem Caux-Praktikantinnen und -Praktikanten und Caux-Stipendiatinnen und -Stipendiaten – die ohne die Unterstützung des Silvia-Zuber-Fonds Caux nicht erlebt hätten.
Wie viel Zeit hast Du dafür in Caux verbracht?
Im Durchschnitt waren wir drei Wochen in Caux, jedes Jahr von 1996 bis 2019.
Welche Menschen oder Ereignisse haben einen bleibenden Eindruck bei Dir hinterlassen?
Seit dem ersten Besuch im Jahr 1967 gab es so viele. Ich war tief beeindruckt von der Leidenschaft von William Nkomound Philip Vundla aus Südafrika. Ebenfalls aus Afrika kam Didacienne Mukahabeshimana, die über ihre Erfahrungen während des Völkermordes in Ruanda sprach.
Assaad Chaftari aus dem Libanon, ein ehemaliger Führungsoffizier der Phalangisten, erzählte seine Geschichte an der Seite eines libanesischen Muslims.
Kevin Rudds Bericht über seine Entscheidung als Premierminister, sich im Namen der Regierung und des Landes öffentlich bei der indigenen Bevölkerung Australiens für die Politik zu entschuldigen, die zu den gestohlenen Generationen geführt hat, war unvergesslich.
Die Liste ist sehr lang, aber ich kann Philippe Mottus bewegende Schilderung aus dem Jahr 1996 nicht auslassen, wie Caux erworben wurde und warum er sich von der Überzeugung „Caux ist der richtige Ort!“ hat leiten lassen.
Danke, Andrew, dass Du diese Erinnerungen und wichtigen Momente mit uns geteilt hast.
Ich wünsche Dir alles Gute für die Arbeit für IofC in Australien und eine glückliche Zeit mit Deinen Kindern und Enkelkindern. Es ist bestimmt eine Erleichterung, nicht mehr zu ganz ausgefallenen Zeiten online an den Ratssitzungen teilzunehmen (wegen der 10-stündigen Zeitverschiebung zwischen Europa und Australien)!
Alles Gute!
- Fotos: Initiatives of Change