Die Welt neu gestalten: Erfahrungen aus Eswatini und Kolumbien
Caux Peace and Leadership Talks 8
10/11/2021
In der achten Ausgabe der CPLP Talks wird der Mut der CPLP-Alumni gewürdigt, mit dem sie auf die Herausforderungen dieser Welt reagieren. Nachfolgend beschreiben Alumni aus Eswatini und Kolumbien ihre Initiativen.
Aufstehen und das Wort ergreifen
Temantungwa Ndlangamandla aus dem Königreich Eswatini nahm 2017 am CPLP teil. Derzeit lebt sie in Taiwan. Sie schreibt:
Am Morgen des 29. Juni erreichte mich die Nachricht, dass mein Land in Flammen stand. Das Königreich Eswatini, das voller Stolz auf eine Geschichte der Stabilität und ohne offene Konflikte blickte, stand am Rande des Chaos.
Zum ersten Mal in unserer Geschichte wurden unbewaffnete Zivilistinnen und Zivilisten brutal ermordet und verstümmelt.
Den ganzen Tag und die ganze Nacht setzten sich die Schiessereien fort. Am Morgen war das ganze Land rot gefärbt. Eswatini blutete. Terror und Trauma drangen in die Häuser ein wie ein Dieb in der Nacht.
Ich fragte mich: „Wie geht es mit Eswatini weiter? Lassen wir die Toten und Verwundeten in Vergessenheit geraten? Hoffen wir, dass diese Tragödie nie in die Geschichte eingehen wird, wenn wir einfach nichts tun und nur beten?“ Und dann fragte ich mich: „Was werde ich tun? Soll ich mich damit abfinden und versuchen, es wegzubeten? Oder stehe ich auf und ergreife das Wort, um den betroffenen Menschen ein Stimme zu geben?“
Meine Zeiten der Stille, die ich während des Caux Peace and Leadership Programmes gelernt habe, halfen mir, meine Aufgabe zu erkennen und herauszufinden, wo ich am meisten helfen konnte.
Was werde ich tun? Soll ich mich damit abfinden und versuchen, es wegzubeten? Oder stehe ich auf und ergreife das Wort?
Wie hart und lang der Weg auch sein mag, transformative Gerechtigkeit ist ein Ziel, das es wert ist, verfolgt zu werden. Daher stellte eine Gruppe von uns Ama Swati in Taiwan ein Team zusammen, das ich leite. Unsere Aufgabe ist es, die Stimmen der Swasi auf ihrem Weg zu mehr Lebensqualität und nachhaltigen Veränderungen zu unterstützen und zu stärken.
Wir haben an Organisationen vor Ort gespendet und uns mit Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern zusammengetan, um Kinder zu betreuen, die durch verirrte Kugeln verletzt wurden. Wir arbeiten mit swasiländischen Schriftstellerinnen und Schriftstellern sowie Dichterinnen und Dichtern zusammen, um über ihre Erfahrungen in Eswatini zu berichten. Wir haben uns auch mit Künstlerinnen und Künstlern zusammengetan, um Kunst als eine Form des Engagements zu nutzen. Damit haben wir ein besseres Verständnis für die Komplexität der Arbeit vor Ort erreicht. Ausserdem haben wir angefangen, mit Organisationen in Taiwan zusammenzuarbeiten, um die Öffentlichkeit über die Geschehnisse in Eswatini aufzuklären.
Wie können wir dazu beitragen, die Welt neu zu gestalten? Zunächst einmal nehmen wir uns Zeit zum Nachdenken und sprechen über die Ungerechtigkeiten, die um uns herum geschehen. Wir müssen uns an die Seite der Menschen in Afghanistan, Simbabwe, dem Kongo und allen anderen Ländern stellen, in denen Menschenrechte verletzt werden. Caux hat mich dazu inspiriert, mich für eine Welt einzusetzen, in der Frieden herrscht und in der jeder und jede von uns sicher leben kann.
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Isolation überwinden
CPLP-Alumni in Kolumbien beschreiben ihren Umgang mit den Unruhen, zu denen es im April 2021 als Reaktion auf die wirtschaftliche und politische Spaltung in ihrem Land kam und die durch die Pandemie noch verschärft wurden:
Kolumbien ist eines der Länder der Welt, in der sich Ungleichheit am stärksten zeigt. Wir haben mehr als 50 Jahre bewaffneten Konflikts erlebt.
Im April dieses Jahres kam es zu Protesten gegen Steuerreformen, an denen sich vor allem Jugendliche aus der Unterschicht beteiligten. Der Staat ging mit übertriebener Härte vor und es kam zu Menschenrechtsverletzungen.
CPLP-Alumni in Kolumbien schlossen sich zusammen, um einen Raum für den Dialog zu schaffen, das sogenannte Youth Beyond Borders Forum, in dem wir direkt mit Jugendlichen aus staatlichen Schulen in Bogotá in Kontakt waren. Wir wollten einen sicheren Raum schaffen, damit sie sich nicht isoliert fühlen.
Das Forum fand im Mai statt. Es bot jungen Menschen die Möglichkeit, sich mit den CPLP-Alumni Antoine Chelala (Libanon) und Lorena Mier y Terán (Mexiko) auszutauschen, die darüber zu sprechen, wie sie in ihren Ländern Veränderungen herbeizuführen versuchen. Ismar Villavicencio aus dem lateinamerikanischen internationalen Austauschteam von IofC, stiess aus Uruguay zu uns.
Das Forum half uns, die Emotionen, die durch die Situation in Kolumbien ausgelöst wurden, ganz neu zu verstehen und junge Menschen mit der Support-Gemeinschaft von Caux zu vernetzen.
Junge Kolumbianerinnen und Kolumbianer werden bald Unterstützungsbriefe erhalten, die von We Love From, einer Initiative von CPLP- / Creative Leadership-Alumni aus Mexiko, organisiert und versandt werden.
Wir wollten einen sicheren Ort der Begegnung schaffen, damit sich junge Menschen nicht isoliert fühlen.