"Wie spreche ich über Frieden?"
Caux Peace and Leadership Programme Talks 6
19/06/2021
Wie spreche ich in einem Land, in dem scheinbar die grösste Ungleichheit Südamerikas herrscht, über Frieden? Wie kann man soziale und nachhaltige Entwicklung in einem Land schaffen, in dem seit über 60 Jahren Krieg herrscht? Dies sind einige der Themen, die mich beschäftigen, wenn ich über die sozialpolitische Situation meines Landes nachdenke. Als Kolumbianerin bin ich mit vielen Fragen über Krieg, soziale Ungleichheit und Ungerechtigkeit aufgewachsen.
Diese Probleme sind durch die soziale, wirtschaftliche und politische Krise der letzten Jahre noch komplexer geworden. Nach einem gescheiterten Friedensabkommen ist die Gewalt vor allem in ländlichen Gebieten wieder aufgeflammt. Darüberhinaus haben sich als Folge von Covid-19 die multidimensionale Armut und verschiedenen Formen von Ungleichheit verschärft. Daraus entstand ein Gefühl der Unsicherheit und Empörung, was am 28. April zu einem landesweiten Streik führte, der nach über einem Monat immer noch andauert und die historischen Wunden, die das Land überwinden muss, offenbart und verstärkt.
Vor diesem Hintergrund mag es sinnlos erscheinen, Hoffnung zu empfinden und an eine Veränderung zu glauben. Wahrscheinlich hätte ich vor ein paar Jahren selbst nicht daran geglaubt, aber mittlerweile denke ich, dass viel Positives getan werden kann. Einen Teil dieser Überzeugung verdanke ich dem Caux Peace and Leadership Programme. Die dort gemachten Erfahrungen bildeten einen Wendepunkt in meinem Leben. Die Tatsache, dass ich mich in einem so diversen und offenen Raum wiederfand, in dem Menschen mit Überzeugung über Leadership und sozialen Wandel sprechen, hat mich dazu gebracht, die Probleme, die mich in meinem Leben begleitet haben, zu überdenken und mir die enorme Kraft bewusst gemacht, die in uns steckt.
Ich mochte schon immer das Zitat „Wer eine Blume pflückt, stört einen Stern“, aber erst durch meine Erfahrungen in Caux habe ich seine Tiefe und Stärke wirklich verstanden. Die verschiedenen Projekte und Initiativen meiner Kolleginnen und Kollegen haben mich inspiriert und mir gezeigt, dass die sogenannten „kleinen Dinge“ das Leben und die Gesellschaft verändern können. Dabei kann Veränderung auf unterschiedliche Weise und an Orten entstehen, die oft nicht wirklich offensichtlich erscheinen.
Veränderung kann auf unterschiedliche Weise und an Orten entstehen, die oft nicht wirklich offensichtlich erscheinen.
Durch meine Zeit in Caux habe ich mich entschlossen, mich aktiv bei verschiedenen sozialen Initiativen zu engagieren. Heute arbeite ich für eine lokale NGO mit einem Netzwerk aus Hunderten von Führungskräften aus gefährdeten Regionen. In der aktuellen Krise habe ich aus nächster Nähe gesehen, wie bedeutsam ihre Rolle und ihr Handeln für ihre Gemeinden sind. Jenseits der verschiedenen Hindernisse suchen sie nach Wegen zum Schutz und zur Schaffung von Wohlstand. Dies hat mir erneut gezeigt, dass Führungspersonen wie Regentropfen in Zeiten der Dürre sind: Sie bringen Hoffnung.
In der Tat ist das, was in Kolumbien geschieht, schmerzhaft und frustrierend. Dennoch zeigen die verschiedenen Wege des Widerstands, der Unterstützung und der Zusammenarbeit, dass eine bessere Zukunft möglich ist. Wir müssen uns bewusst machen, dass man durch viele „kleine Taten“ Stärke schaffen kann, sogar innerhalb des Systems der Gewalt, in dem mein Land versunken ist. Ich kann es kaum glauben, aber unsere Bemühungen summieren sich und formen eine andere Realität, eine Realität, in der Gerechtigkeit, Gleichheit und Würde die Grundlage bilden.
Valentina Poveda stammt aus Bogotáin Kolumbien. Sie ist Politikwissenschaftlerin mit den Nebenfächern Soziologie, soziale Entwicklungsforschung und Literatur. Derzeit arbeitet sie als Projektkoordinatorin für Bildungsprogramme bei der NGO Manos Visibles. Valentina war 2018 und 2019 Teilnehmerin des Caux Peace and Leadership Programme.
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Die Caux Peace and Leadership Programme Talks sind ein Online-Raum, in dem Erfahrungen ausgetauscht und Netzwerke aufgebaut werden. Diese neue Gesprächsreihe wird von Alumni des Caux Peace and Leadership-Proramms veranstaltet und moderiert und bietet Gelegenheit, jungen Menschen aus aller Welt zuzuhören, sich inspirieren zu lassen und Kontakte zu knüpfen.
Wenn Sie am Samstag, den 26. Juni 2021 um 13:00 GMT an unserem nächsten CPLP Talk teilnehmen möchten, können Sie sich hier anmelden! Nach der Anmeldung erhalten Sie eine Email, in der Ihnen mitgeteilt wird, wie Sie an dem Treffen teilnehmen können.
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