Hoffnung weitergeben erfordert Mut
Harshani Bathwadana, Sri Lanka
10/11/2020
Harshani Bathwadana aus Sri Lanka war Teilnehmerin des Caux Peace and Leadership-Programms. Sie beschreibt, wie sie den Mut fand, um Tausenden von Mädchen durch Bildung Hoffnung zu geben.
In meiner Geschichte geht es darum, wie aus Hoffnungslosigkeit Hoffnung für andere wurde.
Ich gehöre einer Generation an, die in einen bewaffneten Konflikt hineingeboren wurde. Auch wenn wir nicht direkt betroffen waren, war es ein Leben, in dem man jeden Tag so nahm, wie er kam - wenn heute alles gut geht, denken wir an morgen. Da unser Vater Lehrer war, wurden wir in dem Glauben erzogen, Bildung sei der einzige Ausweg aus unserer Situation. Deshalb galt mein Hauptaugenmerk meinem Studium. Als eines der älteren Kinder in der Familie hatte ich eine Reihe von Verpflichtungen und ich war mir meiner Handlungen bewusst.
Die Teenagerjahre waren aufgrund des Verlusts eines Elternteils schwierig, was bedeutete, mehr Verantwortung in der Familie zu übernehmen. Da ich nicht wusste, wie ich die neu gewonnene Rolle mit dem Studium in Einklang bringen sollte, hatte ich oft das Gefühl, verloren zu sein. Ich fühlte mich lange Zeit gefühllos, wusste nicht genau, wie es mir ging und ich verbarg meine Gefühle vor meinen Altersgenossen. Ich trug verschiedene Gesichter, um den Erwartungen meiner Familie, meiner Freunde und der Gesellschaft gerecht zu werden. Gute Noten waren immer eine gute Ablenkung, alle feierten meine akademischen Leistungen, und meine verborgenen Gefühle traten langsam in den Hintergrund.
Die Zeit verging, und hier bin ich nun, mit meinem Masterabschluss und einer Führungsposition, die ich mir im Alter von 25 Jahren erarbeitet habe. Hatte ich diese Zukunft geplant? Hatte ich mir irgendetwas erhofft? Ich versuche immer noch herauszufinden, was Hoffnung bedeutet.
Die Gelegenheit, am Caux Peace and Leadership-Programm (CPLP) in Caux teilzunehmen, kam unerwartet. Ein Freund, der sah, wie ich mich jeden Tag selbst verlor, ermutigte mich, mich zu bewerben, und versprach, dass Caux einen sicheren Raum bietet würde, in dem jeder und jede sich selbst finden kann. "Dort ist für jeden etwas dabei", sagte er.
Er hatte Recht. CPLP hat mich zu der Person gemacht, die ich heute bin. Es gab mir den Raum, den ich brauchte, um die zu sein, die ich bin. Es hat mir die Menschen geschickt, die mich heute begleiten.Und vor allem hat es mir gezeigt, wie ich mich selbst lieben und kennenlernen kann. Es war eine Erfahrung, die mein Leben verändert hat - der Wandel vom Nicht-Wissen zum Wissen, vom Nicht-Fühlen zum Fühlen, vom Nicht-Hoffen zur Hoffnungslosigkeit.
Während eines Praktikums in Afghanistan lernte ich eine etwa 14-jährige junge Frau kennen, deren Familie schrecklich vom Krieg betroffen war. Am Ende unseres Gesprächs sagte sie mir: "Wenn ich dich hier sehe, fühle ich mich sicher. Es zeigt mir, dass ich nicht allein bin. Da draussen gibt es eine Welt, die sich um mich kümmert." Aus meiner Sicht hatte ich nichts Besonderes getan. Ich war dort, weil es mein "Job" war, aber sie sah die Person, die hinter meiner Position steckte, als sie mit mir sprach.
Ihre Aussage brachte mich zum Nachdenken und dies hat meine Lebensperspektive veränderte. Ihre Geschichte vom Überleben und den Nöten, von denen sie mir erzählte, erschütterte mich zutiefst und zeigte mir, wie privilegiert ich war. Ich fühlte dadurch das Bedürfnis, dem nachzugehen, was ich als sinnvoll empfand, um den Zweck meines Lebens zu erfüllen. Wie viel konnte ich aus all den Menschen und Möglichkeiten, denen ich begegnete, herausholen, um für jemanden eine sinnvolle Veränderung herbeizuführen? Was konnte ich tun, um etwas zu verändern?
Ändere ein Leben und das Leben von Tausenden wird verändert.
Nachdem ich in mein Heimatland zurückgekehrt war, bemühte ich mich, Möglichkeiten zu finden, um das Leben anderer Menschen zu verändern. Meine Suche führte mich zu der internationalen Nichtregierungsorganisation Room to Read, die auf dem Gebiet der Alphabetisierung und Bildung tätig ist und Mädchen dabei unterstützt, in der Schule zu bleiben. Sie möchte ihnen die dringend benötigte Unterstützung zukommen lassen, um sicherzustellen, dass sie ihr Potenzial als Menschen voll ausschöpfen können.
Die Kraft dieser Arbeit liegt in den Rückmeldungen, die wir erhalten. Wenn eine Familie kommt und erzählt, ihre Tochter sei die erste in der Familie, die die Sekundarschule abgeschlossen hat oder vielleicht die erste, die sich an der Universität einschreibt, ist es schwierig, die Tränen zurückzuhalten.
Im Leben geht es nicht darum, Kästchen anzukreuzen, die einen für die Menschen um einen herum akzeptabel machen. Ich habe das Gefühl, dass es im Leben eigentlich darum geht, sein Herz zu kennen und ihm zu folgen, wohin auch immer es einen hinführt.
Hoffnung zu den Menschen zu bringen und Hoffnung für sich selbst zu finden braucht viel Mut. Mut kann man nur finden, wenn man Motivation verspürt. Dank eines jungen Mädchens, das mich bis in mein Innerstes erschütterte, konnte ich diesen Mut finden, um das zu tun, was ich tun musste. Den Mut, um Hilfe und Anleitung zur Unterstützung zu bitten. Ich konnte meine "unterste" Schublade loslassen, weil ich wusste, dass niemand über mich urteilen würde. Dank der Stimme eines Mädchens bin ich in der Lage, Tausenden von Mädchen Hoffnung zu geben.
Sei dieses Mädchen für einen anderen Menschen! Ändere ein Leben und das Leben von Tausenden wird verändert.
Sie können sich hier zum nächsten CPLP-Talk anmelden und mehr über Harshanis Geschichte hören. Sie erhalten anschliessend eine Email mit allen notwendigen Informationen, um am 21. November um 14:00 MEZ am zweiten CPLP Talk teilnehmen zu können.
Bitte beachten Sie, dass das Event auf Englisch stattfindet. Lesen Sie hier unsere allgemeinen Anmeldebedingungen.
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