Young Ambassadors Programme 2021: Zuhören lernen

30/03/2022
YAP 2021 article square

 

Als die indonesische Jurastudentin Agustina Zahrotul Jannah bei Google auf das Young Abassadors Programme (YAP) stiess, war sie aufgeregt und enttäuscht zugleich. Aufgeregt, weil sie hoffte, dass es ihr die Fähigkeiten vermitteln würde, sich mit so schwierigen Themen wie sexuellem Missbrauch, Geschlechterungleichheit und Kinderheirat auseinanderzusetzen. Enttäuscht, weil es an junge Menschen in Europa adressiert war.

Zu ihrer grossen Freude stellte sie jedoch fest, dass das Programm aufgrund der Pandemie ins Netz gestellt worden war und es für Bewerbungen aus aller Welt offen stand. Sie meldete sich als eine von über 60 Teilnehmenden für YAP 2021 an, das zum siebten Mal stattfand und erstmals online durchgeführt wurde.

 

Agustina Zahrotul Jannah

Junge Menschen als Schlüsselfiguren für positiven Wandel

„Das Programm hat mir dabei geholfen, mich selbst besser zu verstehen und meine Unsicherheiten zu überwinden“, sagt Agustina. Sie ist überzeugt, dass junge Menschen eine Schlüsselrolle spielen, um positiven Wandel zu ermöglichen.

Agustina bezeichnet sich selbst im Programm als „Neuling“ und war etwas eingeschüchtert von der Teilnahme promovierter Personen wie Besa Kadriu, einer Professorin an der South East European University in Mazedonien. „Später wurde mir klar, dass wir alle unterschiedliche Perspektiven einbringen.“

 

Besa Kadriu

Ideenaustausch und Begegnungen mit anderen

Wie Agustina fühlte sich auch Besa zu YAP hingezogen, weil sie in ihrem Land, in dem sie zur albanischen Gemeinschaft gehört, etwas verändern wollte. „In unserer Gesellschaft gibt es grosse Konflikte zwischen den verschiedenen Ethnien“, sagt sie. „Ich habe das Gefühl, dass die höheren staatlichen Institutionen nicht immer ihr Bestes für die verschiedenen Gruppen tun.“

Für Besa war die Teilnahme an YAP eine Chance, „meine Ideen mit anderen auszutauschen und Menschen zu treffen, die wissen, was es bedeutet, die Werte, Kultur, Sprache und Symbole anderer zu respektieren“. Sie war beeindruckt von der Vielfalt der Teilnehmenden und der Möglichkeit, voneinander zu lernen. Letztlich ging sie mit der Idee nach Hause, an ihrer Universität ein Wahlfachprogramm zu multiethnischen Themen zu entwickeln.

 

Shereen Siwpersad

Die Bedeutung des Zuhörens

Shereen Siwpersad arbeitet seit April 2021 für IofC Niederlande und lehrt an der Technischen Universität Delft. „Als Kommunikationsbeauftragte und Lehrerin liegt der Schwerpunkt immer auf dem Reden, dem Niederschreiben und Versenden von Informationen“, sagt sie. „Aber im YAP-Programm wurde viel Wert auf einfühlsames und engagiertes Zuhören gelegt. Die Zuhörübungen haben mir geholfen, eine bessere Lehrerin zu werden. Ich glaube, ich bin jetzt besser in der Lage, Einfühlungsvermögen zu zeigen und die Dinge aufzugreifen, die meine Studierenden nicht sagen.

Wenn ich YAP in wenigen Worten beschreiben sollte, würde ich sagen: es regt zum Nachdenken an, ist inspirierend und tut einfach gut. Es gab eine wirklich gute Gruppendynamik, eine sehr angenehme Atmosphäre und gute Ideen.“

 

Kairi Kuusemaa

Aktive Rolle bei der Umgestaltung der Gesellschaft spielen

„YAP hat mir geholfen, selbstbewusst über ernste globale Themen zu sprechen, ohne Angst vor Verurteilung“, sagt Kairi Kuusemaa, die Relationship Managerin auf dem Biohof ihrer Familie in Estland ist und ihr Land bei Ubuntu United Nations vertritt, einer Dialogplattform, die junge Menschen aus 193 Ländern zusammenbringt.

„Ich habe an YAP 2021 teilgenommen, weil ich eine aktive Rolle bei der Umgestaltung der Gesellschaft spielen und die dynamische Beziehung zwischen persönlichem und globalem Wandel erkunden wollte“, sagt sie. „Ich hatte Angst, dass ich in meinem Umfeld nichts bewirken könnte, aber ich bin jetzt zuversichtlich, dass alles auf dieser Welt möglich ist.“

Trotz des Online-Formats knüpften viele der Teilnehmenden starke Verbindungen zueinander. „Wir helfen uns auch heute noch gegenseitig“, sagt Agustina.

Wenn ich YAP in wenigen Worten beschreiben sollte, würde ich sagen: es regt zum Nachdenken an, ist inspirierend und tut einfach gut.

 

 

Geschrieben von Mary Lean, basierend auf Interviews von Hajar Bichri

 

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