Aufstrebende Friedensschaffende: Die Menschen auf den Frieden vorbereiten
Genfer Friedenswoche 2024: Kofi Annan-Friedensansprache
17/10/2024
Die Stiftung Caux Initiativen der Veränderung war stolz, am 15. Oktober 2024 mit der Kofi-Annan Stiftung, der Geneva Peacebuilding Platform und der International School of Geneva, bei der 4. Ausgabe der hochrangigen Kofi-Annan-Genfer-Friedensansprache, die mit Unterstützung der Republik und des Staates Genf und der Stadt Genf organisiert wurde, zusammenzuarbeiten.
„Angesichts der zunehmenden Krisen brauchen wir dringend ein mutiges und ethisches Leadership!“, sagte Moderator Ahmad Fawai in seinen einleitenden Worten zur Friedensansprache mit dem Titel "Aufstrebende Friedensschaffende". Seine Worte gaben den Ton für eine inspirierende Veranstaltung über die Bedeutung eines guten Leaderships und die Rolle der Jugend bei der Friedenskonsolidierung an.
In seiner Begrüssungsrede sprach Prof. Achim Wennmann, Direktor für strategische Partnerschaften am Geneva Graduate Institute, darüber, wie wichtig es für Friedensschaffende sei, „zu den Grundlagen zurückzukehren“, um die Menschen davon zu überzeugen, dass „Frieden besser ist als Krieg. Wir müssen die Menschen auf den Frieden vorbereiten.“
Marie Barbey Chappuis, Mitglied des Exekutivrats der Stadt Genf, räumte ein, dass es „in diesen unruhigen Zeiten nicht einfach ist, über Frieden zu sprechen“. Sie fuhr fort: „Aber eines hat die aktuelle Zeit gezeigt: Es gab noch nie einen so grossen Bedarf an neuen Perspektiven, an radikalen Veränderungen.“ Mit Bezug auf den Titel der Friedensbotschaft betonte sie zudem die Bedeutung neuer Einsichten der jüngeren Generation.
In ihrer inspirierenden Grundsatzrede forderte Mary Robinson, Vorsitzende der Elders, erste weibliche Präsidentin Irlands und ehemalige UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, ein mutiges Leadership, das eine bessere Zukunft über kurzfristige politische Interessen stelle. „Zivilistinnen und Zivilisten zahlen den Preis für das Versagen politischer Leader“, sagte sie und erklärte, dass „Leadership für den Frieden noch nie so dringend war und noch nie so sehr gefehlt hat“.
Sie forderte ausserdem leidenschaftlich die Gleichstellung der Geschlechter in Führungspositionen, da die Gleichstellung der Geschlechter bei friedensfördernden Massnahmen von grosser Bedeutung sei. Sie betonte, dass die Dominanz männlicher Führungspersonen ohne die ausgleichende Perspektive weiblicher Führungspersonen sehr besorgniserregend sei und erklärte, weibliche Führungspersonen seien in ihrem Ansatz tendenziell kooperativer: „Es ist nicht so, dass Frauen besser sind als Männer, aber die Welt braucht ein Gleichgewicht.“
In der anschliessenden Podiumsdiskussion tauschten Mary Robinson und Zeid Ra'ad Al Hussein, Präsident und CEO des International Peace Institute (IPI) und ehemaliger UN-Hochkommissar für Menschenrechte, mit drei jungen aufstrebenden Friedensschaffenden Ideen und Erkenntnisse zur Friedensförderung aus.
Auf die Frage, welchen Rat sie jungen Menschen geben könnten, ermutigten sowohl Mary Robinson als auch Zeid Ra'ad Al Hussein, offen für Neues zu sein und anderen aufmerksam zuzuhören. Mary Robinson sagte: „Lernt von den Menschen vor Ort. Hört den Menschen zu!“ und Zeid Ra'ad Al Hussein fügte hinzu: „Die Botschaft muss glasklar sein. Sie darf nicht kompromittiert werden, aber man kann sie so verpacken, dass sie die Menschen anspricht.“
Nashiba Nakabira, afrikanische Jugendbotschafterin für Frieden aus Ostafrika, sprach über die Herausforderung, religiöse, generationsübergreifende und kulturelle Vielfalt in eine Stärke umzuwandeln, die es zu nutzen gilt, um alle an Bord zu holen und den Frieden zu fördern. Sie wies zudem auf die Notwendigkeit sicherer Räume für junge Menschen hin, um Zugang zu relevanten Informationen zu erhalten und sich zu engagieren.
Maruee Pahuja (Indien) vom Jugendteam Kreatives Leadership der Stiftung Caux Initiativen der Veränderung sprach leidenschaftlich über die Bedeutung der Künste in Friedensprozessen. Sie erklärte, dass Künste ein mächtiges Instrument zur Heilung von durch Konflikte gespaltenen Gemeinschaften seien und einen sicheren Raum für Einzelpersonen böten, um Trauer zu verarbeiten und Schmerz und Trauma in Heilung umzuwandeln: „Künste können zur Beeinflussung, aber auch zum Ausdruck genutzt werden.“ Von Geschichtenerzählen bis hin zu immersiven künstlerischen Erfahrungen helfen künstlerische Interventionen, belastbare Beziehungen aufzubauen und einschränkende Überzeugungen in Frage zu stellen. Maruee schloss mit einem Aufruf an globale Institutionen, den Einsatz der Künste bei der Friedenskonsolidierung zu unterstützen, und erkannte ihr Potenzial an, Hoffnung wiederherzustellen, Gräben zu überbrücken und unsere gemeinsame Menschlichkeit zu würdigen: „Kunstansätze müssen bei der Konfliktlösung ernster genommen werden.“
Maruee praktiziert expressive Kunsttherapie und ist Mitglied des Programms Begegenungen zu Kunst und Frieden, das Anfang des Jahres von der Caux Initiativen der Veränderung ins Leben gerufen wurde. Bis 2030 soll der Caux Palace, unser Zentrum für Dialog und Friedensförderung in der Nähe von Montreux, zu einem weltweit anerkannten Begegnungszentrum werden, das sich für die Rolle von Kunst und Dialog einsetzt, um Menschen zu inspirieren, zu vernetzen und ihnen die Fähigkeiten und Qualitäten zu vermitteln, die sie zur Förderung von Friedens benötigen.
Arizza Ann Nocum (Philippinen) von der Initiative „Extremely Together“ der Kofi Annan Stiftung sprach über das Problem der Desinformation als „Krieg im Krieg“ und forderte das Publikum auf, grosse Technologieunternehmen für die Art und Weise, wie sie Informationen behandeln und weitergeben, zur Rechenschaft zu ziehen. Sie erklärte, wir müssten in der Lage sein, mit den verschiedenen Arten von Informationen umzugehen, denen jede.e von uns täglich ausgesetzt sei und die uns herausfordern: „Erhalten wir die richtige Bildung? Wir brauchen eine andere Art von Bildung, bei der kritisches und moralisches Leadership wichtig ist.“
In ihren abschliessenden Worten wiederholte Arizza Mary Robinsons Aufruf zu einem Leadreship mit Weitblick, das durch eine langfristige und flexible Finanzierung für junge Menschen unterstützt wird, und sie betonte, dass „wir hier sind, weil wir verzweifelt sind. Es geht um unsere Zukunft.“
Am Ende der Podiumsdiskussion schloss sie mit einem Appell an die derzeitigen Entscheidungstragenden: „Weltpolitikerinnen und Weltpolitiker, bitte machen Sie unsere Bemühungen um Friedensförderung nicht zunichte! (...) Manchmal fühlt es sich so an, als sei unsere einzige Waffe die Hoffnung.“
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