Die Kunst, etwas gegen die Klimakrise zu tun
Von Elodie Malbois
17/02/2021
Die Barden sind ein Netzwerk von Künstlerinnen und Künstlern, die sich Initiativen der Veränderung zugehörig fühlen und sich mit der Klimakrise beschäftigen. Sie nahmen letzten Sommer am Caux-Dialog über Umwelt und Sicherheit (CDES) teil und erstellten eine Sammlung von Gedichten und Musikstücken, um den CDES-Teilnehmenden zu helfen, über Umweltprobleme nachzudenken und Wege zu deren Bewältigung zu finden.
"Künstlerinnen und Künstler befinden sich in der einzigartigen Position, sich sowohl dem zu stellen, was mit dem Klima geschieht als auch die Welt neu erfinden und eine neue Narrative zu schaffen", sagt der norwegische Komponist und Musiker Sveinung Nygaard (Sven). Er fühlte sich inspiriert, die Bards zu gründen, als er 2019 an CDES teilnahm, das sich mit den Herausforderungen des Klimawandels beschäftigte. Er wandte sich an sein Netzwerk und Künstlerinnen und Künstler aus verschiedenen Disziplinen kamen im Februar 2020 in London zusammen, um die sogenannten IofC Bards ins Leben zu rufen.
Ziel der Barden ist es, Künstlerinnen und Künstler zusammenzubringen, "um tangentiales Denken, Kreativität, Inspiration und, wenn nötig, Konfrontation mit der Wahrheit zu ermöglichen, wobei Wahrheit eine konstruktive Sache ist". Dabei gibt es keine vorgefasste Meinung darüber, was passieren soll und wie dies zu geschehen hat. Sie wollen die Ergebnisse nicht kontrollieren, sondern vielmehr Möglichkeiten schaffen. Die Barden sind der Meinung, dass nicht ein Patentrezept die Klimakrise lösen wird, sondern eine Vielzahl von Ideen und Initiativen die Lösung sind. Der Prozess muss daher organisch und flexibel sein. Im Moment entwickeln sie Werkzeuge und Methoden und beantragen Gelder, um diese umzusetzen.
Olena Rosstalna, eine ukrainische Theaterregisseurin und Assistenzprofessorin für englische Literatur, beschreibt die Barden als partizipatives Konzept: "Es ist nicht Kunst um der Kunst willen. Hier geht es um Kunst, die darauf abzielt, Veränderungen zu bewirken und Menschen zum Nachdenken zu bringen". Der Prozess sei offen, aber sie seien sich darüber im Klaren, woher sie kommen und ihre Aktivitäten seien werteorientiert.
Es ist nicht Kunst um der Kunst willen. Hier geht es um Kunst, die darauf abzielt, Veränderungen zu bewirken und Menschen zum Nachdenken zu bringen
Die Barden beschreiben sich selbst als "kollaborativ, kreativ, kontemplativ und kommunikativ". Innerhalb der Struktur, die durch diese Werte vorgegeben wird, wachsen Ideen und Ergebnisse organisch. Bei CDES im letzten Sommer verwendeten die Barden eine Methode namens "Prisming", um Gedichte und Musikstücke zu kreieren, die den CDES-Teilnehmenden helfen sollten, über die diskutierten Umweltthemen nachzudenken und konkrete Wege zu finden, diese zu überwinden. Dabei nahmen verschiedene Künstlerinnen und Künstler an den digitalen Plenarsitzungen teil und halfen, die Diskussion voranzutreiben, indem sie das Besprochene in ihrer künstlerischen Sprache zurückspiegelten. Sie hielten ausserdem einen Vortrag und organisierten eine musikalische Meditation.
Kunst könne eine stärkere Wirkung haben als Statistiken oder Argumente, so Olena, weil sie auf einer anderen Ebene spricht: "Sie berührt deine Sinne, dein Herz und deinen Körper. Sie berührt deine Seele, so dass du sie tief spüren kannst." Sven glaubt an die besondere Verantwortung von Künstlerinnen und Künstler eine besondere Verantwortung: "Der Geist des Künstlers oder der Künstlerin schaut auf das Chaos und findet Möglichkeiten. Er stellt neue Verbindungen her." Was ein Künstler bzw. eine Künstlerin aus diesem Chaos hervorbringt, hänge ihm oder ihr selbst und den Werten ab, die ihn bzw. sie leiten. Svens Vision ist es, Menschen dabei zu helfen, die Welt in einem neuen Licht zu sehen und durch ihre einzigartige Stimme Veränderungen zu bewirken. Er sucht nach Wegen, die Menschen spüren zu lassen, wie die Welt sein könnte und möchte ihnen damit zum Handeln verhelfen.
Olena erlebt die Kraft der Kunst durch die Teilnehmenden ihres Jugendtheaters, denn Theater kann helfen, sich selbst zu verstehen, geduldiger zu werden und Wut zu überwinden. Sie sieht ausserdem die Wirkung, die dies auf das Publikum hat. Sie produzierte mit dem Jugendtheater ein Stück über einen Teenager, der seine Wut nicht verarbeiten kann und eines Tages seine Mitschüler erschiesst. Daraufhin wurde sie gebeten, das Stück für alle Schülerinnen und Schüler der Stadt aufzuführen. Olena sprach mit vielen Jugendlichen, die das Stück besuchten, darunter auch ihr 13-jähriges Patenkind, das einige der gleichen Probleme hatte wie die Hauptfigur. Er sagte: "Ich habe mich so geschämt und schrecklich gefühlt, weil ich mich selbst erkannt habe und gesehen habe, was passieren könnte, wenn ich die Situation nicht ändere."
Künstlerinnen und Künstler befinden sich in der einzigartigen Position, sich sowohl dem zu stellen, was mit dem Klima geschieht als auch die Welt neu erfinden und eine neue Narrative zu schaffen.
Am meisten ist Sven auf jene Momente stolz, in denen seine Musik Menschen geholfen hat, ihre Narrative zu verändern und sich ihr Leben neu anzueignen. Er komponierte die Musik für die erste animierte Fernsehserie in den Vereinigten Arabischen Emiraten, die den Menschen in der noch jungen und sich schnell ausdehnenden Stadt Dubai helfen sollte, ein grösseres Gefühl für Kultur und Identität zu entwickeln, wenn Neu auf Alt trifft.
Sowohl Sven als auch Olena fühlen sich bei IofC zu Hause, weil ihre Vision eines globalen Wandels durch persönliche Veränderung dieselbe ist. Wenn man beginnen wolle, die Welt zu verändern, müsse man 'tiefer in sich selbst gehen', erklärt Sven. Olena glaubt, dass innerer Frieden der Schlüssel sei: "Junge Menschen stehen innere Kämpfe durch und es ist schwer für sie, sich selbst zu akzeptieren", sagt sie, "Wenn man etwas bewirken will, muss man sich einfach nur umschauen. Es gibt so viel zu tun, vom Besuch älterer Menschen bis zur Versorgung streunender Katzen und Hunde. Schauen Sie sich einfach in Ihrer Gemeinde um und Sie werden einen Weg finden, Ihre Energie kreativ statt destruktiv zu nutzen!"
Entdecken Sie das Werk Waves upon waves, das die Barden beim Caux-Dialog über Umwelt und Sicherheit 2020 entworfen haben:
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Fotos: IofC Bards