Lisette Palella
Können wir wirklich zuhören? Was wäre, wenn wir alle die Macht hätten, in unseren Gemeinschaften mehr Zusammenhalt zu schaffen und sie integrativer zu machen, indem wir anfangen, einander wirklich zuzuhören?
Die Konferenz Tools for Changemakers war eine dreitägige Erfahrungsreise, die sich zum Ziel gesetzt hatte, die Teilnehmenden mit dem kraftvollen Werkzeug des Dialogs auszustatten. Mehr als 150 Changemaker aus der ganzen Welt und verschiedenen Alters nahmen vom 17. bis 19. Juli 2020 an der Online-Veranstaltung teil und erlebten aus erster Hand, wie transformativ ein echter Austausch und wahres Zuhören sein kann.
Obwohl die Konferenz online stattfand, war sie in hohem Masse interaktiv. Sie schuf erfolgreich einen sicheren Raum und bot den Teilnehmenden zahlreiche Gelegenheiten, einander kennenzulernen, über ihre Erfahrungen zu reflektieren sowie sich auszutauschen und so gab es viele dankbare Worte, als die Teilnehmenden inspiriert und mit einem Gefühl der Verbundenheit "nach Hause" gingen. Anschliessend wurde eine Facebook-Gruppe eingerichtet, um dieser Gemeinschaft eine neue Plattform zu bieten.
Der erste Tag von Tools for Changemakers führte die Teilnehmenden in die Prinzipien des Dialogs ein. Fachleute waren eingeladen, um über Dialogansätze und ihre Vision darüber zu sprechen, wie solche Praktiken eine bedeutende Rolle bei der Bewältigung der zukünftigen Herausforderungen unserer Welt spielen können.
Bei Dialog geht es darum, Unterschiede zu erforschen, nicht Entscheidungen zu finden.
Simon Keyes
"Dialog ist ein Prozess des Nachdenkens über Unterschiede", sagte Simon Keyes, Professor für Versöhnung und Friedensförderung der Universität Winchester. Dialog ermöglicht uns zu sehen, wie unsere Meinungen von unserer Umwelt geprägt werden und er schafft Vertrauen und Beziehungen. Der Prozess ist oft nicht einfach. Soll Dialog erfolgreich sein, müssen wir unsere Urteile aufheben, ehrlich und transparent sein und uns von der Notwendigkeit befreien, uns zu einigen oder Entscheidungen zu treffen. "Die Herausforderung ergibt sich aus der Tatsache, dass wir an verschiedenen Orten geboren sind. Dies vermittelt uns falsche Vorstellungen voneinander", sagte Mohammed Abu-Nimer, Professor an der School of International Service der American University und leitender Berater bei KAICIID. Dr. Iryna Brunova-Kalisetska, Forscherin, Ausbilderin und Dialogvermittlerin, machte darauf aufmerksam, dass Dialog Zeit brauche, die wir inmitten eines Konflikts nicht immer haben.
Am zweiten Tag von Tools for Changemakers hatten die Teilnehmenden Gelegenheit, Dialog selbst zu erleben. Aufgeteilt in Kleingruppen tauschten sie ihre Erfahrungen mit Privilegien und Diskriminierung aus. Sie lernten, sich authentisch auszudrücken, anderen aufmerksam zuzuhören und über ihre Erfahrungen zu reflektieren, was zu einer tiefen Verbundenheit führte. "Durch das Eingeständni meiner Privilegien fühlte ich mich ermutigt, mehr über die Erfahrungen anderer Menschen mit Unterdrückung und Diskriminierung zu erfahren", erklärte ein Teilnehmer.
Ebony Walden, Matthew Freeman und Rob Corcoran, drei Moderatorinnen und Moderatoren aus den Vereinigten Staaten, erörterten anschliessend die Rolle des Dialogs im Kontext von #BlackLivesMatter. "Oft denken die Leute, dass wir nicht reden , sondern handeln müssen. Aber ich denke, dies ist eine falsche Dichotomie", erklärte Matthew Freeman. Dialog sei ein entscheidender Schritt zum Handeln, da er uns helfen könne, auf Augenhöhe miteinander zu sein.
Sehen Sie das ganze Gespräch hier.
Für die letzte Veranstaltung von T4C sprachen zwei Friedensschaffende über die Auswirkungen von Dialog auf ihr Leben. Angela Starowojtowa, Ausbilderin für effektive Kommunikation aus der Ukraine, erklärte, wie sie ihre Karriere mit dem Wunsch begann, "ihre Weisheit der Welt weiterzugeben" und dass andere ihre Werte übernehmen sollten. Dann erkannte sie, dass andere Menschen ein Recht auf ihre Meinungen haben, auch wenn sie selbst nicht mit ihnen übereinstimmt. Als ihr Vater und sie ständig über ihre Meinungen bezüglich der Annexion der Krim durch Russland stritten, entschied sie, ihre Beziehung sei ihr wichtiger als die Frage, wer Recht habe. Sie wählte den Dialog als Weg, um die Familie zusammenzuhalten.
Janine Farah, die in Australien einen Master in Friedens- und Konfliktstudien absolviert, erzählte von dem Mut, den es sie kostete, jemanden, der tief gelitten hatte, in die Lage zu versetzen, mit einer Person aus derselben Gemeinschaft wie die Täter, ins Gespräch zu kommen.
Die Teilnehmenden hatten anschliessend Gelegenheit, diese Diskussionen in kleineren Gruppen zu vertiefen und darüber zu sprechen, wo sie selbst Dialog in ihrem persönlichen und beruflichen Leben einsetzen könnten. Der Austausch persönlicher Erfahrungen aus aller Welt diente den Teilnehmenden als Quelle der Inspiration und brachte sie einander näher.
Die anerkennenden Worte der Teilnehmenden zeigten, wie inspirierend sie die Veranstaltungen fanden und dass sie es genossen hatten, mit anderen tiefer ins Gespräch zu kommen.
Wir sind gespannt, wie sie das neue Instrument des Dialogs zur Bewältigung jener Herausforderungen nutzen werden, die ihnen in ihrem Umfeld begegnen.
Vielen Dank an das IofC-Team für die nahtlose Organisation und an alle Teilnehmenden für ihre Verletzlichkeit, ihre Dialogbereitschaft, ihre Bereitschaft zuzuhören und sich offen auszutauschen. Es war ein echtes Privileg, Teil dieses Prozesses, dieser Veranstaltung zu sein, und ich werde mich in naher Zukunft bestimmt an einige dieser Geschichten erinnern. Ich werde über diese Erfahrung nachdenken und hoffe, Sie alle beim kommenden Caux Forum zu sehen.
So viel Dankbarkeit und Inspiration! Vielen Dank an die Organisatorinnen und Organisatoren für diese wunderbare Gelegenheit, mit so vielen Entscheidungsträgerinnen und -trägern aus der ganzen Welt in Kontakt zu treten!
Sehen Sie hier die Replays auf Youtube
Erfahren Sie hier mehr über Tools for Changemakers
Die Konferenz Kreatives Leadership nahm die Teilnehmenden mit auf eine sechstägige persönliche Erkundungsreise. Im Mittelpunkt stand die Frage nach dem persönlichen Umgang mit Leadership. Mehr als 120 leidenschaftliche Changemaker aus aller Welt nahmen an diesem Abenteuer teil. Sie liessen sich von eindrucksvollen Erfahrungsberichten inspirieren und erhielten die Möglichkeit, eine starke virtuelle Gemeinschaft zu schaffen.
Kreatives Leadership ist eine neue Initiative, die von Alumni des Caux Peace and Leadership-Programms (CPLP) ins Leben gerufen wurde. Ihr erstes Unternehmen bestand in der grossen Herausforderung, die Konferenz online zu organiseren und durchzuführen.
Dem jungen Team, das sich eindeutig gut in der Technologie auskennt, gelang es, den Teilnehmenden eine beeindruckende Erfahrung mit Tiefgang zu bieten. Sie schufen während der Dialoggruppen und sogenannten Tea Times einen sicheren Raum für den Austausch und das Knüpfen von Kontakten, führten in Zeiten der Stille zu Momenten der Selbstreflexion und luden ein, bei menschlichen Bibliotheken und Webinarsitzungen über Leadership zu lernen. Sie trugen sogar den Zeitunterschieden Rechnung, indem sie sowohl am Vormittag als auch am Nachmittag Programme anboten.
Die Teilnehmenden brachten während der Abschlusssitzung ihre Dankbarkeit zum Ausdruck und sprachen von ihrem Wunsch, in Verbindung zu bleiben und sich gegenseitig auf ihrer Reise zu einem kreativen Leadership zu unterstützen.
Die Konferenz begann mit der Eröffnung eines sicheren Raumes für den Austausch und zur Schaffung einer Gemeinschaft. Dadurch konnten sich die Teilnehmenden sicher genug zu fühlen, um zu erkunden, wie sie Veränderung in ihr Leben bringen können.
Die erste Referentin, Maria Paula Garcia Romero, erklärte, wie sie nach ihrer Teilnahme bei CPLP etwas für ihre Gemeinschaft tun wollte und dadurch zur Sozialunternehmerin wurde. Sie startete das Suuralairua Library-Programm, das darauf abzielt, isolierte indigene Gemeinschaften in Kolumbien zu stärken, indem es ihnen eine Bibliothek zur Verfügung stellt und ihnen dabei hilft, ihre eigenen Ahnengeschichten zu lesen und aufzuschreiben. Ausgehend von dieser Erfahrung erklärte sie, wie das Führungsmodell eines jeden Unternehmens an das Projekt und die betroffene Gemeinschaft angepasst werden müsse. In der Tat, so Maria Paula, "müssen die Gemeinschaften in die Gestaltung des Projekts einbezogen werden", um sicherzustellen, dass es ihnen dient und ihre Identität respektiert.
Durch Zeiten der Stille, menschliche Bibliotheken und Dialoggruppen wuchs bei den Teilnehmenden ein Verständnis dafür, was es bedeutet, aus sich selbst heraus zu führen. Eine der beeindruckensten Sitzungen der Konferenz wurde von vier Referenten geleitet, die in das Konzept einer spirituellen Politik einführten, die Leadership durch Vorbild und Dienst fördert und eine Atmosphäre der Achtsamkeit schafft. Rodrigo Martínez Romero, Harmen van Dijk, Pepe García und Lázaro Valiente erlaubten den Teilnehmenden, über ihre eigenen Ziele und ihr kulturelles Erbe nachzudenken und inspirierten zu Kreativität, um getrennte Welten zu vereinen.
Das erste Webinar zu diesem Thema wurde von Sonita Mbah aus Kamerun geleitet, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Kultur, Identität und Leadership befasste und praktische Techniken vermittelte. Sonita hat mehr als sieben Jahre dem Aufbau der gemeinnützigen Organisation Better World Cameroon und des Ökodorfes Bafut gewidmet. Heute ist sie Exekutivsekretärin von GEN (Global Ecovillage Network) Afrika. Sie wurde ausserdem 2017 mit dem Gender Just Climate Solutions Award von Women and Gender Constituency ausgezeichnet.
Sie erklärte, ihre Verbundenheit mit ihren Wurzeln, ihrer Kultur und ihrer Umwelt sei die Grundlage ihres Leaderships. "Alles Gute, das entstanden ist, entspringt dem, wo ich in meiner Kultur verwurzelt bin", sagte sie. Dies sei nicht ohne Herausforderungen. Ihre Kultur habe auch mit einem Trauma aus der Kolonisierung zu kämpfen, das geheilt werden müsse. Sie erzählte ausserdem, sie habe gegen sexistische kulturelle Normen ankämpfen müssen. Die Arbeit und die Schwierigkeiten seien manchmal überwältigend, aber sie könne durch Meditation und Tagebuchschreiben konzentriert bleiben und liesse sich durch ihre Vision einer besseren Welt inspirieren.
Wer ich bin, bestimmt, wie ich führe, aber auch, wie ich lebe und wie ich sterbe.
Jin In
Im vierten Webinar sprach Jin In, die Gründerin von 4 Girls GLocal Leadership, über die Bedeutung, junge Menschen zu inspirieren, damit sie ihren Worten Taten folgen lassen. Sie erzählte ihre persönliche Geschichte und wie sie selbst zu jener Führungspersönlichkeit wurde, die sie heute ist. Sie ermutigte die Teilnehmenden, sich für mehr persönlichen Mut, Hoffnung, Fokus und Einheit einzusetzen.
Das abschliessende Webinar wurde von dem Transportingenieur Tony Sakr geleitet, der eine Kampagne zur Unterstützung junger Menschen, die von der anhaltenden Krise in Syrien betroffen sind, ins Leben gerufen hat. "Erfolg ist ein Mannschaftssport", sagte er und erklärte, Networking sei eine wichtige Komponente des Erfolgs, denn es sei unmöglich, alles alleine machen. Das Herzstück eines starken Netzwerks sei Vertrauen, denn wir könnten nicht mit anderen zusammenarbeiten, ohne ihnen zu vertrauen. Dafür sei Verantwortlichkeit von entscheidender Bedeutung.
Er riet den Teilnehmenden, Versprechen stets zu erfüllen. Erfolgreiche Netzwerke basierten ausserdem auf Gegenseitigkeit, so Tony. Wir müssten sehen, was wir auf den Tisch legen. Das Wichtigste sei, als erfolgreicher Netzwerker bescheiden zu bleiben und zuzuhören, denn es gäbe immer etwas zu lernen!
Im Rahmen der menschlichen Bibliotheken sprachen viele andere inspirierende junge Führungskräfte über ihre Erfahrungen. Zu den "Büchern" gehörten Maria del Pilar Aristizabal, die Gründerin der Life Academy, ein soziales Unternehmen, das in Kolumbien Workshops für Führungskräfte durchführt, Anubha Sharma, eine leitende Analystin, die geschlechtsspezifische Geschäftsstrategien für die Wertschöpfungsketten kleiner und mittlerer Unternehmen in Indien entwickelt, sowie Ary Marrufo, eine Modedesignerin, die Kultur bewahren, Handwerker unterstützen und ein Bewusstsein für deren Potenzial schaffen will, um in Mexiko eine bessere Zukunft zu schaffen.
Zum Abschluss der Konferenz erzählten die Teilnehmenden, wie die Dialoggruppen ihnen ein Gefühl von Sinn und Unterstützung gegeben hatten und wie sehr sie sich freuten, Teil dieser Reise zu sein.
Wir sind gespannt zu erfahren, was diese jungen Führungspersönlichkeiten in der Welt hervorbringen werden!
Wenn du dich um die Natur kümmerst, kümmert sie sich um dich.
Der Caux-Dialog über Umwelt und Sicherheit hat bei seiner ersten Online-Ausgabe mit über 15 Veranstaltungen und 450 Teilnehmenden ganze Arbeit geleistet.
Fachleute diskutierten den Zusammenhang von Sicherheits- und Umweltfragen mit einem Schwerpunkt auf den Konflikten zwischen Bäuerinnen, Bauern, Hirtinnen und Hirten sowie der Bedeutung einer Einbeziehung der lokalen Bevölkerung und ihres angestammten Wissens bei Landrestaurierungsprojekten. Visionärinnen und Visionäre stellten ihre Initiativen vor und eine Gruppe von Künstlerinnen und Künstler, die sogenannten IofC-Barden, halfen den Teilnehmenden, über die Konferenz nachzudenken und sich zu entspannen.
Diese fruchtbaren Gespräche sollen im Anschluss an die Konferenz bei monatlichen Online-Gesprächen fortgesetzt werden. Wir freuen uns darauf, Zeuge und Unterstützer dieser Zusammenarbeit und Initiativen zu sein.
Die meisten der Sitzungen wurden aufgezeichnet. Sie können sich die Replays hier ansehen.
Die Konferenz begann mit vier Plenarsitzungen, von denen drei auf Facebook und unserer Website per Livestream übertragen wurden. Die Teilnehmenden der Sommerakademie über Land, Sicherheit und Klima nahmen ebenfalls daran teil. Die erste Plenarsitzung zum Thema "Antizipation der Sicherheitsrisiken von Landdegradation und Klima" fand am 1. Juli statt.
Sie wurde von Oli Brown, Associate Fellow des Chatham House und im Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik, mit einer kurzen, aber unglaublich herausfordernden und informativen Einführung in das Konferenzthema eröffnet. Dr. Bishnu Raj Upreti, Berater des Nepalesischen Zentrums für zeitgenössische Forschung, erklärte anschliessend, Wissenschaft und moderne Technologien seien zwar wichtig, müssten jedoch auch von den lokalen Gemeinschaften erlernt werden, um Landdegradation zu bekämpfen. Nachhaltige Lösungen könnten nur in Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung und unter Einbeziehung der Weisheit ihrer Vorfahren entwickelt werden.
Das zweite Panel zum Thema "Gemeinschaftsaktionen: Ein Ansatz für ganzheitliche Lösungen" untersuchte anhand von Fallstudien konkrete Lösungen für die Landdegradierung. Tony Rinaudo, Klimaaktionsberater bei World Vision Australien, wird auch der "Waldfarmer" genannt und half durch die Methode der bäuerlich geführten Naturverjüngung (FMNR) im Niger bei der Pflanzung von 200 Millionen Bäumen. Rinaudo erklärte, ein Grossteil seiner Arbeit in Niger habe im sogenannten "Mindscaping" bestanden. "Alles, was man braucht, ist bereits in der Landschaft vorhanden", sagte er. "Man muss die Menschen nur dazu bringen, die Bäume als ihre Freunde zu sehen." Wenn man sich um die Natur kümmere, kümmere sie sich auch um uns. Selbst die ärmsten Menschen könnten diese Technik, die ihr Leben verändere, anwenden, so Rinaudo. Lesen Sie hier mehr darüber.
Dr. Himanshu Kulkarni, Exekutivdirektor des Advanced Center for Water Resources Development and Management (ACWADAM) in Indien, betonte, wie wichtig es sei, traditionelle Praktiken wiederherzustellen und die Gemeinschaften zu befähigen, sich selbst einzubringen. Er sagte: "Die Gemeinschaften haben die Antworten auf ihre Probleme, und mit der richtigen Unterstützung, dem richtigen Anreiz und dem richtigen politischen Umfeld können sie umgesetzt werden und positive Ergebnisse bringen".
Die letzten beiden Plenarsitzungen tauchten tief in die praktischen Probleme der pharmazeutischen Industrie und der Klimafinanzierung ein und diskutierten Initiativen zur Überwindung aktueller Probleme, wie z.B. die Pharmaceutical Supply Chain Initiative.
Nach den vier Plenarsitzungen wurden zehn Workshops angeboten, darunter der allererste Caux-Ozeandialog. Diese Workshops waren interaktiver als die Plenarsitzungen und boten Zeit für Diskussionen mit hochrangigen Referentinnen und Referenten, wie Larry Gbevlo-Lartey, Geschäftsführer des Forschungszentrum für menschliche Sicherheit von Ghana und ehemaliger Hoher AU-Vertreter für Terrorismusbekämpfung, Dr. Raphaëla le Gouvello, Expertin für Meeresküstenzonen-Management, und Mukhtar Ogle, Sekretär für strategische Initiativen im Büro des Präsidenten der Republik Kenia.
Sie alle hielten eine kurze Präsentation, bevor sie auf Fragen eingingen, wie beispielsweise zu Konflikten zwischen Bäuerinnen, Bauern, Hirtinnen und Hirten und die Bedeutung der Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung sowie der Integration traditionellen Wissens und Praktiken.
Der einzige Workshop in französischer Sprache fand am 10. Juli in Zusammenarbeit mit dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten zum Thema "Land und Sicherheit in Subsahara-Afrika" statt. Die Referentinnen und Referenten, darunter Oumar B. Samake, Anthropologe und Programmkoordinator bei des malischen Vereins für nachhaltige Entwicklung, und Dr. Mahamadou Savadogo, Berater für Fragen im Zusammenhang mit dem gewalttätigen Extremismus in Burkina Faso, erläuterten, wie Landdegradierung in direktem Zusammenhang mit dem Aufkommen bewaffneter Gruppen stehe und wie entscheidend es sei, Land wiederherzustellen und für Frauen und junge Menschen zugänglich zu machen. (Lesen Sie den vollständigen Bericht hier).
Ein weiterer Höhepunkt war die Veranstaltung zum Thema "Landdegradierung und Sanierung: Neueste Entwicklungen und bewährte Praktiken", die voller Hoffnung war. Die vier Referentinnen und Referenten inspirierten die Teilnehmenden mit ihren Erfolgsgeschichten zur Regenerierung von Land. So erläuterte beispielsweise Neal Spackman, Gründer und Geschäftsführer von Regenerative Resources Co, wie er es schaffte, ausgetrocknetes Land in Saudi-Arabien gemeinsam mit den Einheimischen in Savanne zu verwandeln. Josef Garvi, Gründer und Geschäftsführer von Sahara Sahel Foods, eröffnete ein Lebensmittelunternehmen, das traditionelle Sahel-Lebensmittel verkauft, um sie wieder in die Bevölkerung einzuführen, da sie nahrhaft und in diesen Regionen leichter anzubauen sind als Getreide.
Die Teilnehmenden hatten ausserdem Gelegenheit, praktische Erfahrungen zu sammeln. Der Workshop "Unternehmertum und Innovation: Bauen Sie die Welt, in der Sie leben wollen" lehrte, wie zukünftige Aktionen geplant werden können. Hierbei wurden die aktuellen Herausforderungen der Welt, in der die Teilnehmenden leben wollen, umrahmt, "rückblickend" bestimmt, welche Schritte zur Erreichung dieser Welt erforderlich sind und ein 90-Tage-Aktionsplan erstellt.
Ausserdem fand der erste Caux-Ozeandialog mit einer Diskussion über die Bedeutung der Rolle von Meeresökosystemen für die Umwelt und notwendige, wichtige Aktionen statt.
Die Konferenz untersuchte weiterhin die Verbindungen zwischen Kunst und Umwelt. Die sogenannten IofC-Barden, ein Netzwerk von Künstlerinnen und Künstlern (Dichterinnen, Dichter, Komponistinnen, Komponisten sowie Musikerinnen und Musiker), verfolgten den Dialog und reflektierten ihre Eindrücke in inspirierenden Kunstwerken. Eine von ihnen, Lisa Yasko, Mitglied des ukrainischen Parlaments und Gründerin von Yello Blue Strategy, leitete einen Workshop zum Thema "Kunst und Liebe in der Politik", in dem sie über ihre Erfahrungen mit politisch engagierten Kunstwerken und ihre Überzeugung sprach, dass Kunst als Kommunikationsmittel eingesetzt werden könne. Ausserdem wurde ein zweitägiger Workshop zum Thema "Kreativität für Nachhaltigkeit" angeboten, der die Teilnehmenden durch praktische Übungen und Gruppendiskussionen auf eine Reise zu einer tieferen Verbindung mit Nachhaltigkeit in ihrem täglichen Leben führte. Und schliesslich konnten sich die Teilnehmenden dank einer interaktiven Klangmeditation unter der Leitung der Flötistin Žofie Kašparová entspannen.
Die Konferenz Ethisches Leadership im Business vom 25. und 26. Juni 2020 bildete den Auftakt zum ersten Caux Forum Online. Geboten wurde ein abwechslungsreiches Event mit Podiumsdiskussionen, die live aus dem Caux Palace übertragen wurden, Networking-Veranstaltungen und einem Workshop. Auch wenn sich die Teilnehmenden nicht wie üblich in Caux auf der Terrasse treffen konnten, blieben sie während der gesamten Konferenz sehr engagiert und liessen sich von den tiefen Gesprächen inspirieren. Nach der Konferenz sollen monatliche Telefonkonferenzen organisiert werden, um diese Inspiration am Leben zu erhalten und um die Teilnehmenden bei der Umsetzung von Veränderungen in der Praxis zu unterstützen.
Die erste Podiumsdiskussion der Konferenz befasste sich mit dem Thema "Innovation und Unternehmertum in Afrika".
Angelica Kiboro, amtierende Direktorin am Strathmore Institute in Kenia hielt einen Vortrag über Unternehmertum und moderierte die Diskussion der drei Rednerinnen - Dina el-Shenoufy, Beauftragte für Investments bei Flat6Labs, Peace N Kuteesa, Gründerin und Einsatzleiterin von Zimba Women, sowie Darlene Menzies, Geschäftsleiterin bei Finfind - über die Herausforderungen und Chancen, die sich aus der COVID-19-Pandemie ergeben.
Alle waren sich über die Unerlässlichkeit einer Digitalisierung einig. Online-Geschäfte und E-Commerce florieren und viele Unternehmerinnen und Unternehmer ergreifen die Gelegenheit, diesen Wandel zu vollziehen. Dies zeigt, wie wichtig es für Unternehmerinnen und Unternehmer ist, bei der Anpassung ihrer Unternehmen an neue Situationen Beweglichkeit zu zeigen, aber auch, wie Peace Kuteesa betonte, einen Plan zu haben, um im Notfall Unterstützung zu erhalten.
Obwohl die Pandemie für manche enorme Chancen bietet, haben viele andere Schwierigkeiten durch den Zusammenbruch von Lieferketten. Die Gemeinden müssen daher Wege finden, um Lieferketten vor Ort wieder aufzubauen und Ausgangssperren einzuhalten. Darlene Menzies beschrieb, wie die aktuelle Situation die digitale Kluft in Afrika vertieft. Diejenigen, die nicht über die technischen oder finanziellen Mittel verfügten, um den digitalen Wandel zu betreiben, erklärte Menzies, sähen sich an den Rand gedrängt. Angelica Kiboro schloss mit der Betonung, es sei in Zeiten solcher Schwierigkeiten für Unternehmerinnen und Unternehmer entscheidend, reaktiv und kreativ zu sein, da ihre Innovationen Auswirkungen nach aussen hätten und vielen zugute kommen könnten.
Die zweite Podiumsdiskussion wurde vom Caux Palace aus per Livestream übertragen, wobei einige der Referentinnen und Referenten per Zoom zugeschaltet wurden.
Da die aktuelle Pandemie die Welt verändert, müssen wir ständig neue Fähigkeiten erlernen. Die Fähigkeit, unser ganzes Leben lang neugierig zu bleiben und zu lernen, ist wichtig, um unsere Widerstandsfähigkeit zu erhöhen.
Die Podiumsteilnehmenden befassten sich mit der Frage, was wir lernen sollten und auf welche Weise. Annika Hartmann de Meuron, Geschäftsführerin von Ethisches Leadership im Business, moderierte die Diskussionsrunde mit Danièle Castle, Leiterin für Bildung und Talentförderung bei Digital Switzerland, Andrea Kuttner, Leiterin für digitales Lernen bei der Credit Suisse, Nazrene Mannie, geschäftsführende Direktorin bei GAN Global, Naureen Nayyar, Technologieberaterin bei der H&M Group, Ivan Primachenko, Mitbegründer von Prometheus und Olga Strietska-Ilina, Teamleiterin für Qualifikationsstrategien für zukünftige Arbeitsmärkte bei der IAO.
Danièle Castle eröffnete die Podiumsdiskussion mit einem Zitat von Einstein: "Sobald man aufhört zu lernen, beginnt man zu sterben". Trotz des grimmigen Untertons zog sich die Idee des Zitats als Leitfaden durch das gesamte Gespräch: Wir alle müssen lernen, zu jeder Zeit. Die Podiumsteilnehmenden zeigten, dass dies nicht nur bedeutet, die Schulbank zu drücken oder einem Online-Programm zu folgen. Vielmehr gibt es eine breite Vielfalt an Fähigkeiten zu lernen, von beruflichen bis hin zu zwischenmenschlichen. Ausserdem existieren verschiedene Arten des Lernens. Obwohl das Online-Angebot in letzter Zeit einen Boom erlebt hat, wird persönliches und praktisches Lernen weiterhin von wesentlicher Bedeutung sein. Jeder Mensch kann hierbei seinen eigenen Lehrplan erstellen und das, was er braucht, auf die Art und Weise lernen, die zu seiner Lebenssituation passt.
Lebenslanges Lernen gäbe es wirklich, unterstrich Olga Strietska-Ilina. Um dies zu ermöglichen, sei es wichtig, sowohl in der Bildung als auch im Beruf ein Umfeld zu schaffen, das Neugier und Lernen fördere, und dafür zu sorgen, dass niemand an den Rand gedrängt werde. Die Vielfalt des Lernens müsse durch Inklusivität ergänzt werden. Dazu müsse sichergestellt werden, dass neue Technologien integrativ seien, auf kognitive Vielfalt abzielten und unsere kognitiven blinden Flecken ans Licht brächten, wie Naureen Nayyar hervorhob. Und letztendlich solle Lernen immer ein Vergnügen bleiben.
Wie können wir eine Wirtschaft aufbauen, die nachhaltig und widerstandsfähig ist und die, was am wichtigsten ist, den Menschen dient?
Sarah Schwab, Geschäftsführerin von The Experience Accelerator, moderierte ein inspirierendes Event mit Vivek Asrani, Managing Direktor der Kaymo Fastener Company, Kristin Engvig, Gründerin und Geschäftsführerin der Global WIN&WIND Conference, Isabella Phoenix, leitende Angestellte bei HP Global Channel sowie Senior Managerin und Mitbegründerin von Architects of Air, und Guillaume Taylor, Gründer von Quadia. Brendan Kelly, globaler Leiter für Leadership und berufliche Entwicklung der Credit Suisse, konnte aufgrund technischer Probleme leider nicht an der Diskussion teilnehmen.
Alle Referentinnen und Referenten waren sich einig, es mangele unserer heutigen Wirtschaft an Vision. Guillaume Taylor erklärte, unser Ziel sei der Gewinn an sich: "Form ist zur Substanz geworden". Wir müssten zu unserer ursprünglichen Absicht zurückkehren und erkennen, dass das Ziel darin bestände, für alle, die mit am Tisch sitzen, Wertschöpfung zu schaffen.
Vivek Asrani erklärte, unser Handeln müsse für und mit den Menschen geschehen. Nur eine klare Vision könne es uns ermöglichen, uns über unsere Werte klar zu werden, unterstrich auch Isabella Phoenix. Um Geschäfte zu machen, die mit unseren Werten übereinstimmten, müssten wir diese Werte kennen.
Viele Führungskräfte konzentrieren sich auf das Ergebnis und lassen ausser Acht, wie dieser Gewinn erzielt wird. Aber auch das "wie" zählt.
Vivek Asrani bestand darauf, wir müssten damit anfangen, dieses "wie" zu belohnen, und nicht nur das "was". Unsere Wirtschaft müsse einen völligen Mentalitätswandel durchmachen. Wir müssten das "was" erweitern, das "warum" vertiefen und das "wie" anpassen", unterstrich auch Guillaume Taylor.
Um das "wie" zu ändern, brauchen wir authentische und mitfühlende Führungskräfte. Im Gegensatz zu dem, was manche denken mögen, "beeinträchtigen weichere Emotionen nicht das Geschäft", so Vivek Asrani. Tatsächlich stärkten Mitgefühl und Authentizität Vertrauen und Zusammenarbeit. Er gab praktische Beispiele dafür, wie er diese Werte in seiner Organisation verkörpert. So lehnte er beispielsweise die Möglichkeit ab, ein billiges Lagerhaus zu mieten, weil die sanitären Bedingungen für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort nicht optimal gewesen wären. Er führte ausserdem einen Vaterschaftsurlaub in seiner Organisation ein, was bis dahin in Indien noch fast unbekannt war.
Wie Christine Engvig sagte: "Liebe ist nicht nur ein Wort, es ist auch ein Verb".
Die Konferenz schloss mit einem Workshop über Leadership in der Gemeinschaft unter der Leitung von Gabriele Segre, Direktor der Vittorio-Dan-Segre-Stiftung. Er führte die Teilnehmenden durch eine Reflexion über Identität. Wir alle haben mehrere Identitäten, die sich durch Zeit und Ort verändern. Ihre einzigartige Kombination macht jeden von uns zu dem, was wir sind.
Gabriele Segre lud uns ein, diese Identitäten zu feiern. Diese müssen nicht im Konflikt miteinander stehen. Wir könnten erkennen, dass wir alle eine menschliche Identität teilen und miteinander leben, während wir gleichzeitig die Vielfalt der Identitäten, die wir alle haben, schätzen und bewahren. Lassen Sie uns "convivenza" (Zusammenleben) kultivieren. Die Teilnehmenden wurden eingeladen, über diese Frage nachzudenken und darüber auszutauschen, was dies praktisch in ihrem täglichen Leben bedeutet.
Obwohl es eine echte Herausforderung war, die Konferenz in so kurzer Zeit in ein Online-Format umzugestalten, war sie ein voller Erfolg. Die Teilnehmenden aus aller Welt genossen tiefe und bedeutungsvolle Gespräche und reflektierten darüber, was sie tun könnten, um eine resilientere und integrativere Wirtschaft aufzubauen.
Wir freuen uns auf die Ethisches Leadership im Business-Talks, die jeden Monat stattfinden sollten, und erwarten gespannt, welche Früchte die Konferenz tragen wird.
Mehr über Ethisches Leadership im Business erfahren Sie hier.
Von Alan Channer und Karina Cheah
Dies ist eine der besten Möglichkeiten, die es angesichts der gegenwärtigen COVID-Pandemie gibt.
Gerade als die Konferenz zu Ende ging, wünschte ich mir, wir hätten mehr Zeit zum Lernen und Austausch gehabt.
Wenn möglich, würde ich gerne noch einmal daran teilnehmen.
Dies wird die Welt verändern.
Das überschwängliche Feedback der Teilnehmenden der fünftägigen Sommerakademie 2020 zu Land, Klima und Sicherheit war eine Bestätigung der schwierigen Entscheidung, den Kurs online zu durchzuführen. Vier Monate zuvor noch hatten die Co-Direktoren der Akademie, Anna Brach und Dr. Alan Channer, das Gefühl, vor einer unmöglichen Aufgabe zu stehen. Glücklicherweise machten es Zoom-Gespräche und webbasierte Lernplattformen Initiatives for Land, Lives and Peace, dem Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik und IofC Schweiz möglich, eine erfolgreiche Veranstaltung mit 28 Teilnehmenden aus 20 Ländern durchzuführen. Der Afrikanische Klimaschutzfonds der Afrikanischen Entwicklungsbank stand dem Event finanziell zur Seite.
Was braucht es, um gemeindebasierte Lösungen für Entwaldung, Landdegradierung und massive Überschwemmungen zu finden?
Warum erreichen nur 1% der internationalen Finanzmittel zur Verhinderung von und/oder Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels die ärmsten Menschen der Welt?
Welche Rolle kann jeder von uns in seiner eigenen Situation spielen, um die Erde zu schützen?
Diese und andere Fragen wurden von einem Gremium angesehener Praktikerinnen, Praktiker, Akademikerinnen und Akademiker erörtert. Die Teilnehmenden nahmen am Caux-Dialog über Umwelt und Sicherheit (CDES) und dessen hochrangigen Webinaren teil, die sich mit folgenden Themen befassten:
Das Online-Magazin Geneva Solutions berichtete ausführlich über das Webinar, das sich mit einer von Landwirtinnen und Landwirten gelenkten natürlichen Regeneration befasste, und zitierte die Moderatorin Louise Brown aus Namibia: "Die Gemeinden haben die Antworten zu ihren Problemen.... Mit den richtigen Anreizen können einfache Lösungen zur Verbesserung der Umwelt, der Gesellschaft und der Wirtschaft in einem Zug vorangetrieben werden".
Den Kern der Sommerakademie bildete die Arbeit in Kleingruppen, die in Zoom-Breakout-Sitzungen durchgeführt wurde. Teilnehmende aus verschiedenen Kontinenten konnten in ihrem eigenen Kontext Brainstorming betreiben und gemeinsam an Umweltlösungen arbeiten, bevor sie diese in Plenarsitzungen zur Rückmeldung und weiteren Diskussion vorstellten, bei denen es unter anderem auch darum ging, wie Lösungen "zukunftssicher" gemacht werden könnten.
Landgewinnung und interinsulare Migration auf den Malediven, soziales Unternehmertum und Abfallentsorgung auf den Komoren, ökologische Friedensförderung auf der Insel Akassa im Niger-Delta und kommunale Forstwirtschaft in Nepal und Bhutan zählten zu den Themen, die im Mittelpunkt standen.
Die Online-Sommerakademie verlief so erfolgreich, dass das Organisationsteam bei der Abschlussveranstaltung den Tränen nahe war und die Teilnehmenden nicht mehr gehen wollten. Die Veranstaltung kam langsam zu Ende, als sich alle verabschiedeten. Ein polnische Teilnehmerin spielte Bach auf dem Cello, eine Teilnehmerin aus Bhutan trug ein Volkslied über die Schönheit der Natur vor und ein Nigerianer sang "We are the world".
Obwohl sich die Sommerakademie 2020 stark von der Sommerakademie 2019 unterschied, stellte die Teilnehmerin Nkatha Kobia aus Kenia, die beide Veranstaltungen besucht hatte, fest, dass der Erfahrungsschatz der anderen Teilnehmenden derselbe war. "Die Energie und der Enthusiasmus, die in den Räumen in Caux zu spüren waren, spiegelten sich auch auf den Computerbildschirmen über virtuelle Plattformen wider", erklärte sie und fügte hinzu, ein Besuch in Caux bringe eine unschätzbare Dimension menschlicher Interaktion an einem inspirierenden Ort mit sich.
"Die Sommerakademie über Land und Sicherheit 2020 wird als Pionier der Online-Version des Kurses unvergesslich bleiben", schloss Kobia. 'Dies eröffnet neue und weitreichende Möglichkeiten für die Zukunft der Dialogreihe in Caux".
Fotos: Leela Channer, Alan Channer
Der 18. Juli 2020 konnte dieses Jahr aus zwei Gründen gefeiert werden. Erstens war es der Geburtstag Nelson Mandelas und zweitens markierte er das Ende des ersten Mandela Mile Leadership-Programms (MMLP). 36 Teilnehmende aus 21 Ländern hatten an diesem 14-wöchigen Leadership-Programm teilgenommen. Alumni des Caux Peace and Leadership-Programms waren als sogenannte “Buddies” ebenfalls mit dabei und begleiteten die Teilnehmenden auf ihrem Weg. Das Programm endete mit einem 24-stündigen Mandela Mile-Livestream, von dem 45 Minuten direkt von den Teilnehmenden moderiert wurden. Im Laufe des Tages zeigten die Teilnehmern immer wieder Videos, in denen sie von ihren Erfahrungen berichteten.
Einer der Teilnehmenden war Romano aus Kenia, der ausserdem als Buddy mit dabei war. Er schreibt:
“Mein Name ist Romano Iluku aus Kenia. Ich bin im zweitgrössten Slums Afrikas aufgewachsen, nämlich in Kibera in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Das Leben im Slum bedeutet, keine Aussicht oder Hofnung für die Zukunft zu haben. Da ich in einem armen Stadtviertel und einer Familie aufgewachsen bin, der es an vielem fehlt, bin ich daran gewöhnt, gemeinsam mit 5 Familienmitgliedern in einem kleinen Einzelzimmer zu leben, manchmal nichts zu essen zu haben, barfuss zu gehen und wegen fehlender Gebühren nicht in die Schule gehen zu können.
Das Leben in diesem Stadtviertel ist in der Tat erbärmlich. Aber weil ich entdeckt habe, wozu ich als Mensch fähig bin, habe ich die Mauern und Wände, die mich durch meine Herkunft zurückhielten, überwunden, um mein Leben zu verändern. Derzeit studiere ich internationalen Beziehungen, Frieden und Sicherheit.
Ich interessiere mich leidenschaftlich für Bildung und Transformation. Das ist es, was mich zu dem gemacht hat, was ich heute bin. Und meine Leidenschaft für den Wandel wird von meinem Wunsch geleitet, zu lernen, die Menschen zu lieben und ihnen zu dienen. Dies motiviert mich, Narrativen umzuschreiben – jene Narrative, dass aus den Slums nie etwas Gutes kommen kann und dass es für jemanden, der aus einem benachteiligten Umfeld kommt, niemals eine Chance gibt.
Ich habe 2018 am Caux Peace and Leadership-Programm (CPLP) teilgenommen. Meine Erfahrung mit CPLP hat mein Leben in der Tat verändert. Die Erfahrungen mit den Werten von Caux und die Interaktion mit anderen, inspirierenden Führungspersönlichkeiten haben meinen Horizont erweitert. Und das hat mich dazu motiviert, zuhause eine Organisation zu gründen. Diese Organisation hat sich eine blühende und widerstandsfähige Gemeinschaft zum Ziel gesetzt. Ich wollte etwas, das dazu beitragen kann, die Werte von Caux wirklich umzusetzen. Die Organisation wurde 2019 ins Leben gerufen, nur ein Jahr nach jenen Erfahrungen in Caux, die mein Leben verändert haben.
Mein Projekt, das ich im Rahmen des Mandela Mile Leadership-Programms durchführte, zielt darauf ab, das UN-Nachhaltigkeitsziel (SDG) Nr. 1 (Verringerung von Armut) sowie die SDGs Nr. 2 (kein Hunger) und Nr. 10 (Verringerung von Ungleichheit) unter sozial schwachen Zielgruppen in Kenia umzusetzen. Durch diese Initiative hatte ich Gelegenheit, an verschiedenen Plattformen und Schulungen teilzunehmen.
Zuletzt hatte ich Gelegenheit, am Mandela Mile Leadership-Programm (MMLP) teilzunehmen. Möglich gemacht wurde dies durch meine Teilnahme am Caux Peace and Leadership-Programm und so öffneten sich mir neue Türen.
MMLP ist ein Programm, das die Führungsqualitäten junger Führungskräfte fördert, die sich bei Grassroot-Entwicklungsinitiativen auf der ganzen Welt engagieren. Meine 12 Wochen bei MMLP waren in vielerlei Hinsicht sehr produktiv. Erstens war meine Zeit als “Buddy” eine erstaunliche und bereichernde Erfahrung. Dieses System orientiert sich an den Werten von Caux, durch Zeiten der Stille jungen Führungskräften zu helfen, über ihre persönlichen Reisen als junge und inspirierende Leader nachzudenken. Ich hatte die Gelegenheit, mich mit zwei Teilnehmenden aus anderen Ländern über ihre Entwicklung als Leader und ihre Erfahrungen auszutauschen. Persönlich hatte ich das grosse Privileg, den Direktor des Caux Forums, Nick Foster, als meinen eigenen Buddy zu haben. Meine Erfahrungen mit Nick haben mir in der Tat viel gebracht. Ich fühlte mich durch die Unterstützung, die ich durch Nick erhielt, sehr ermutigt und motiviert. Ich habe viel dabei gelernt, als Nick mich nach besonderen Anliegen fragte, für die ich beten sollte. Das war sehr ermutigend.
Zweitens haben der Kontakt zu Fachleuten und die Anleitung im Rahmen des Programms dazu beigetragen, mein Projekt weiterzuentwickeln, insbesondere bei der Neuausrichtung auf die SDGs. Darüber hinaus war die Gelegenheit, nicht nur mit Gleichgesinnten und visionären Führungspersönlichkeiten zu interagieren, sondern auch von ihren persönlichen, erstaunlichen und inspirierenden Erfahrungen zu lernen, in der Tat bemerkenswert für mich.
Dank der Unterstützung und des Mentorensystems durch verschiedene Referentinnen und Referenten bei den Veranstaltungen und die Kontakte, die ich knüpfen konnte, hat mir MMLP geholfen, mein Selbstvertrauen als junge Führungspersönlichkeit zu stärken."
Meine Erfahrung mit CPLP hat mein Leben in der Tat verändert.
Mehr zum Caux Peace and Leadership-Programm
Bild: Mandela Mile
Von Karina Cheah
Chau Tang-Duncan, Mitbegründerin und leitende Geschäftsführerin von Earthbanc, kommt seit 2010 regelmässig nach Caux. Dort lernte sie zum ersten Mal jene Rolle kennen, die sie selbst bei der Verbindung von Menschen und Planet spielen könnte. Das Konzept von Earthbanc (damals "Goodbanc" genannt) stellte sie erstmals beim Caux-Dialog über Land und Sicherheit 2019 vor. "Es geht darum, etwas für die Erde zu tun, und nicht darum, Gutes zu vollbringen", erklärt sie. Earthbanc versucht, das gesamte finanzielle Ökosystem umzugestalten, um regenerative Investitionen zu unterstützen.
Der zweite Mitbegründer von Earthbanc, Tom Duncan, nahm 2007 am Caux Scholars-Programm in Caux teil und half anschliessend bei der Gründung einer Umwelt- und Wirtschaftsgruppe, Vorläufer des Caux-Dialogs über Land und Sicherheit (CDLS). 2013, 2018 und 2019 brachte er beim Caux-Dialog Menschen mit einer gemeinsamen Vision zusammen, die einen systemischen Wandel herbeiführen wollen. Chau erklärt, dass die Teammitglieder von Earthbanc in der Privatwirtschaft und für Regierungen arbeiten, jedoch ausserdem an der Basis tätig sind, so dass sie die Kluft zwischen beiden Welten überbrücken können. Earthbanc arbeitet mit einer breiten Koalition von Gruppen zusammen, wie beispielsweise Initiatives of Change (IofC), Initiatives for Land, Lives, Peace (ILLP) und CDLS. Mit dabei sind Jennifer Helgelson, Gründungsmitglied der CDLS, die die Verbindung von IofC zur Klimakonferenz der Vereinten Nationen gewährleistet, Rishabh Khanna von ILLP, Irina Fedorenko, Geschäftsführerin des Caux-Dialogs über Umwelt und Sicherheit (CDES), und Alan Channer, Mitorganisator der Sommerakademie zu Land, Sicherheit und Klima.
Das Earthbanc-Team bringt Konzepte und Ideen sowie einen dialogbasierten Ansatz, der den Kern von Initiativen der Veränderung bildet, auf den Tisch und glaubt fest an die Fähigkeit von Earthbanc, das Finanzsystem so umzugestalten, dass es für alle Menschen gerechter und effizienter wird. "Alle Akteurinnen und Akteure können zusammenarbeiten, um den Kapitalfluss von den grossen zu den kleinen Institutionen zu unterstützen, um diesen anschliessend beim Wachstum zu helfen, so dass Kapital wiederverwertet und nach vorne ausgezahlt werden kann", erklärt Chau.
Seit dem Caux-Dialog 2019 hat das Team von Earthbanc mit seinen Partnerorganisatonen einen Dialog über den Ausgleich von Kohlenstoff und regenerativen Finanzierungsinstrumente, wie z.B. grüne und blaue Anleihen (Anleihen, die zur Finanzierung umweltfreundlicher Projekte verwendet werden) initiiert. Das Team arbeitet derzeit an der Einführung einer digitalen Plattform und Software, um sie breiter verfügbar zu machen. Sollte dies Erfolg haben, müssten die regenerativen Finanzierungsmechanismen von Earthbanc mit einem Sinneswandel einhergehen, damit Investitionen in den Umweltschutz als Nutzen und nicht als Kosten gesehen werden. "Wir müssen unsere Denkweise vom "Risiko" zum "Nutzen" oder einer "Investition ändern"," sagt Chau. "Jeder investiert dann in Veränderungen und deren Auswirkungen und wir alle profitieren davon".
Zusammen mit der Schaffung "gesünderer Lebensgrundlagen für Wohlstand" zur Schaffung von Stabilität in Regionen nach Konflikten, in denen Land knapp oder begehrt ist, bildet diese Prinzip den Kern von Earthbanc. Es ist daher kein Zufall, dass das Konzept zum ersten Mal beim Caux-Dialog über Land und Sicherheit vorgestellt wurde, wo sich kritischen Fragen überschneiden. Angetrieben wurde die Initiative von Entscheidungsträgerinnen und -trägern, die sich von ihrer Zeit in Caux inspirieren liessen und gemeinsam einen Systemwandel voranzutreiben möchten, ohne dabei ein völlig neues Finanzsystem zu schaffen. "Wir erfinden das Rad nicht neu", so Chau, "Wir machen es effizienter und vernetzter".
Chau Tang-Duncan sprach im Rahmen des Caux-Dialogs über Umwelt und Sicherheit 2020 bei einem Livestream-Panel zum Thema "Klimafinanzierung: Katalysator für ganzheitliche Lösungen". Sie können die Podiumsdiskussion hier im Replay sehen.
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Karina Cheah ist Studentin der Colgate University (Hamilton/USA) und arbeitet derzeit als Kommunikationspraktikatin für Initiativen der Veränderung Schweiz und den Caux-Dialog über Umwelt und Sicherheit. Sie strebt einen Bachelor of Arts in Internationalen Beziehungen mit den Nebenfächern Französisch und Kreatives Schreiben an und plant, alle drei Bereiche in ihrer Postgraduiertenausbildung fortzusetzen. Zu ihren akademischen Interessengebieten gehören die Schnittmenge zwischen Aussen- und Innenpolitik sowie die Politik Südostasiens. Zusätzlich zu ihrer Arbeit mit Initiativen der Veränderung Schweiz ist sie dabei, eine Sammlung von Kurzgeschichten mit dem Titel "This Side of the Veil" fertigzustellen, die im Juli 2020 käuflich erworben werden kann.
Von Karina Cheah
Ich war noch nie in Caux. Ich hatte auch noch nie eine Dialoggruppe moderiert, weder innerhalb noch ausserhalb des Caux Forums. Als ich kurz davor stand, im Rahmen des Caux-Dialogs über Umwelt und Sicherheit (CDES) eine Online-Dialoggruppe zu moderieren, fragte ich mich, wie ich ohne Caux-Erfahrung überhaupt in der Lage sein würde, jenen schönen, sicheren Raum nachzubilden, den so viele schon in den Dialoggruppen des Caux Forums erlebt hatten - und dies noch dazu in einem Online-Format.
Dialoggruppen, in denen die Teilnehmenden zusammenkommen, um die Ereignisse des Tages zu diskutieren oder ihre Erfahrungen auszutauschen, sind ein integraler Bestandteil von CDES. Diese Gruppen mit einer kleineren Teilnehmerzahl, die von einem Mitglied des Organisationsteams moderiert werden, ermöglichen einen intimeren Raum des Austauschs. Da ich dem Organisationsteam angehörte und noch recht neu im Caux Forum bin, wurde ich gebeten, eine Dialoggruppe zu moderieren. Dies gab mir die Möglichkeit, an der Konferenz teilzunehmen und bei der Konzeption der Konferenz mitzuhelfen.
Ich hatte das Glück, von Benjamin Callison Unterstützung als Co-Facilitator zu erhalten. Er hatte schon mehrere Dialoggruppen in Caux moderiert. Ihm dabei zuzusehen, wie er den Zoom-Raum in einen sicheren Raum verwandelte, das Gespräch leitete und unsere Teilnehmenden ermutigte, sich zu öffnen und ihre Geschichten und Anliegen auszutauschen, war eine unschätzbare Lernerfahrung. Er eröffnete unsere erste Sitzung, indem er jeden von uns fragte; "Wer bist du?" anstatt "Was machst du?" Dies umging die oberflächliche Verlegenheit und ermöglichte es uns, einander sofort als Menschen mit Interessen und nicht als Berufsbezeichnungen kennen zu lernen.
Die Dialoggruppen trafen sich vom 1. bis 4. Juli jeden Tag für eine Stunde. Ben moderierte die ersten beiden Tage und übergab mir die Sitzung des dritten Tages. Ich fühlte mich nun viel eher bereit, die Leitung zu übernehmen, weil ich seine Moderation schon zweimal praktisch miterlebt hatte. Das Moderieren war nur halb so beängstigend wie gedacht und es machte mir Spass. Wir schafften es, ungefilterte, ehrliche Gespräche zu führen, die Raum für verschiedene Geschichten und Meinungen liessen, so wie ich es mir vorgestellt hatte. Unsere Dialoggruppe stammte aus fünf verschiedenen Ländern. Wir sprachen über die Probleme unserer Regionen, z.B. was man gegen die Palmölindustrie in Indonesien tun kann oder über die anhaltende Umweltskepsis vieler Amerikanerinnen und Amerikaner. Die tiefen und persönlichen Geschichten brachten uns einander näher.
Es gibt nach wie vor viele Unterschiede zwischen persönlichen Begegnungen und Online-Konferenzen. Da gibt es ein organisches Element im persönlichen Gespräch, das online verloren geht. Es ist viel schwieriger, sich einzumischen, so dass der Dialog etwas panelartig verläuft, wenn die Leute innerhalb weniger Minuten ihre Gedanken austauschen. Die Konnektivität kann ein Nachteil sein - Menschen können unerwartet aus Meetings aussteigen, und es gibt immer Probleme mit der Lautstärke und Einfrieren von Videos. All dies kam während unserer Meetings vor.
Dennoch war unsere Online-Dialoggruppe in der Lage, starke Beziehungen aufzubauen, so dass wir immer noch über eine WhatsApp-Gruppe in Kontakt bleiben. Ich nehme praktische Lektionen über die Moderation von Gesprächen und Aktionspunkte, um unserer Umwelt zu helfen, fünf gute Freundinnen und Freunde und ein starkes Gefühl der Verbundenheit im Geiste von Caux. Genau jeneTechnologie, die uns voneinander getrennt hatte, ist es auch, die uns letztlich zusammengeführt hat. Und dafür bin ich zutiefst dankbar.
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Karina Cheah ist Studentin der Colgate University (Hamilton/USA) und arbeitet derzeit als Kommunikationspraktikatin für Initiativen der Veränderung Schweiz und den Caux-Dialog über Umwelt und Sicherheit. Sie strebt einen Bachelor of Arts in Internationalen Beziehungen mit den Nebenfächern Französisch und Kreatives Schreiben an und plant, alle drei Bereiche in ihrer Postgraduiertenausbildung fortzusetzen. Zu ihren akademischen Interessengebieten gehören die Schnittmenge zwischen Aussen- und Innenpolitik sowie die Politik Südostasiens. Zusätzlich zu ihrer Arbeit mit Initiativen der Veränderung Schweiz ist sie dabei, eine Sammlung von Kurzgeschichten mit dem Titel "This Side of the Veil" fertigzustellen, die im Juli 2020 käuflich erworben werden kann.
Im Rahmen des Caux Forum Online 2020 organisierten die Stiftung Initiativen der Veränderung Schweiz und das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (Abteilung Menschliche Sicherheit) eine Videokonferenz in französischer Sprache zum Thema "Land und Sicherheit in der afrikanischen Subsahara: Risikobewertung und Lösungssuche".
Moderiert von Rainer Gude, Co-Generaldirektor von Initiativen der Veränderung Schweiz, bot der Workshop eine interessante Mischung an Podiumsteilnehmenden:
Die Konferenz bot die Gelegenheit, globale und regionale Aspekte der Einwirkung des Menschen auf seine Umwelt und deren Zusammenhang mit Unsicherheit und Gewalt, denen die Bevölkerungen in Subsahara-Afrika ausgesetzt sind, miteinander zu verbinden. Sie zeigte, dass sich sowohl transnational als auch lokal kein Bereich der Realität dieses starken und immer offensichtlicheren Zusammenhangs zwischen Klimawandel, Unsicherheit und politischer Verantwortung entziehen kann.
Olivia Lazard betonte, die (legitime) Erforschung der Untergrund- und Bodenressourcen im Zusammenhang mit Klimaphänomenen (Bodentrockenheit, Ausbeutung der Bodenschätze im Bergbau, Nahrungsmittelprobleme, schlechte Bodenbewirtschaftung) dürfe die zutiefst beunruhigende Veränderung fruchtbaren Bodens nicht überschatten. Durch Abholzung, Brennholznutzung und Bebauung verschwände die biologische Vielfalt und die Bodenfruchtbarkeit und der Wasserkreislauf brächen zusammen. Dies verursache in zunehmend grösseren Gebieten Konflikte und Gewalt. Diese Dynamik verursache auf lokaler Ebene ausserdem schwerwiegende Störungen zwischen regional entfernten Klimasystemen, zum Beispiel zwischen dem Kongobecken und dem Nilbecken (mit daraus resultierenden politischen Spannungen). Daher müsse eine globale Sichtweise der Wirtschaftspolitik, die das Land beträfe, eingenommen werden.
Mahamadou Savadogo erklärte, gewalttätige extremistische Gruppen hätten seit 2018 einen direkten Einfluss auf die Umwelt und sogar auf das Klima. Diese Gruppen befänden sich in Schutzgebieten, insbesondere in der Sahelzone und in Burkina Faso. Durch ihre Kontrolle über diese Gebiete, die dort existierenden Ressourcen (Fauna, Mineralien) und durch stattfindende Kämpfe brächten sie nicht nur die lokale biologische Vielfalt, sondern auch das regionale Klima aus dem Gleichgewicht. Nur ein verstärktes staatliches Eingreifen und eine Politik der gerechten Landverteilung, die den Bedürfnissen der Bevölkerung Rechnung trage, könne diese Degradierung aufhalten.
Oumar Samaké sprach über die Möglichkeiten von Frauen und jungen Menschen in Mali und deren Zugang zu Land in einer Gesellschaft, die weitgehend von Männern, sozialen Bräuchen und Bevölkerungswachstum geprägt ist. Auf Grund mangelnder Arbeitsmöglichkeiten würden sich junge Menschen in ländlichen Gebieten für den Abbau von Gold (der auch Ackerland zerstört), Migration oder gewalttätige extremistische Gruppen entscheiden. Die Antwort müsse daher in Darlehen oder Schenkungen von registriertem Land bestehen, mit dem doppelten Ziel, Umweltzerstörung durch durchdachte und moderne landwirtschaftliche Praktiken zu begrenzen und gleichzeitig eine einträgliche Tätigkeit zu erzeugen.
Auch für Abasse Tougiani ist die Situation der jungen Menschen in seinem Land Niger besorgniserregend. Es müsse alles getan werden, um ihnen Arbeit, Land und Hoffnung für die Zukunft zu geben, sonst würden sie sich der Migration, den Städten oder gewalttätigen Gruppen zuwenden. Um junge Menschen in ihrem Umwelt zu halten, müsste neues Land für sie gefunden werden, bestehende Flächen verbessert oder landwirtschaftliche Aktivitäten, wie Gemüseanbau, Viehhaltung oder die Ölproduktion entwickelt werden. Die Dorfverwaltungen seien für diese Fragen zuständig und die bereits mit ihnen gemachten Erfahrungen seien schlüssig. Dies müsse ausgebaut werden und die Regierung habe dies verstanden, da sie bald aufgefordert werdenn würde, auf der Grundlage dieser Erfahrungen Gesetze zu erlassen.
Die anschliessende Diskussion befasste sich weiterhin mit der Diskriminierung von Frauen im Hinblick auf Landerwerb, Bräuchen (Erbschaften) und der Nichtanwendung von Gesetzen, die zu ihren Gunsten erlassen wurden. Es wurde ausserdem darauf hingewiesen, dass die Suche nach Lösungen in erster Linie den Dialog mit den lokalen Behörden erfordere, die über bedeutende Befugnisse in Landfragen verfügten. Ausserdem sei eine nationale Gesetzgebung notwendig, die Frauen und Männern gleiche Rechte zugestehe. Es wurde aber auch daran erinnert, dass extreme Gewalt in der Sahelzone Frauen direkt beträfe, weil sie entweder im Dorf allein gelassen würden, während die Männer kämpften, oder weil ihre Gesellschaft sie durch wirtschaftliche und soziale Aktivitäten an ein Land bände, das zunehmend entwürdigt und verarmt sei.
Weiterhin wurde die Rolle von Politikerinnen und Politikern herausgehoben. Klima, Umweltschutz, Land, die Rolle der Frau, Dialog - all dies seien politische Fragen, die miteinander verknüpft seien. Die aktuelle Krise in Subsahara-Afrika eröffne jedoch nützliche Perspektiven, da das Thema Umwelt in den kommenden Jahren im Zentrum der gesellschaftspolitischen Ereignisse und Anliegen stehen würde. Die lokalen Behörden hätten dies jedoch anscheinend besser verstanden als die nationalen Behörden: Bergbaugenehmigungen würden von den Regierungen immer noch auf "konventionelle" Weise erteilt, ohne die Bedürfnisse der Bevölkerung und der Natur zu respektieren. Daher gäbe es hier noch Handlungsbedarf!
Abschliessend wurde die Frage nach wahre Werten, Bildung, dem Teilen, Kommunikation mit allen Bevölkerungsgruppen, eine durchdachte lokale Regierungsführung sowie die Mobilisierung der Zivilgesellschaft, insbesondere der direkt Betroffenen, als entscheidend für die Zukunft diskutiert, um die Umwelt zu erhalten, von der die Sicherheit der Bevölkerung zutiefst abhänge.
Am Ende wurde noch einmal hervorgehoben, wie wichtig Massnahmen und ein Eingreifen der Regierungen von Bedeutung sei.
Bericht: Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten (Abteilung Menschliche Sicherheit)