Ein Gespräch zwischen Männern über Geschlechterdynamik und Sicherheit

15/04/2021
Men, Paula Mariane 2019.jpg

 

Das Team der CPLP Talks lud zu einem Dialog ein, in dem Männer darüber befragt wurden, wie wir alle dazu beitragen können, für jede und jeden in Gesellschaft ein Gefühl der Sicherheit zu schaffen. Auslöser für den Dialog waren die tragischen Angriffe auf Frauen in aller Welt. Hier einige Aussagen aus dem Dialog:

 

Tinotenda Mhungu

Ich bin ein stolzes Produkt des Patriarchats. Für mich war es normal, zu erwarten, dass mir Respekt entgegengebracht wird, allein deshalb, weil ich ein Mann bin. Meine gesamte Erziehung beruhte darauf, dass ich mich in einer privilegierten Position befand, weil ich ein Mann war.

Gleichzeitig fühle ich mich dafür schuldig. Es tut mir leid, wenn ich aufgrund des Podests, auf das ich als Mann gestellt wurde, in einer Art und Weise spreche oder handle, die historisches Leid und Schmerz für Frauen mit sich bringt. Ich bin traurig über die vielen Fälle, in denen Frauen weiterhin um ihre Sicherheit kämpfen müssen. Ich verspüre jedoch ein Gefühl der Hoffnung, weil ich jeden Tag mit einer neuen Wahl konfrontiert werde und somit die Gelegenheit habe, es besser zu machen und dazuzulernen.

 

Antoine Chelala

Antoine Chelala, Libanon

Als Mann bin ich stolz darauf, dass ich umgeben von grossartigen Mädchen und Frauen aufgewachsen bin, die mir dabei geholfen haben, meine Persönlichkeit und mein Weltbild zu formen. Dank der weiblichen Perspektive bin ich besser in der Lage, die Dynamik zwischen den Geschlechtern in unserer Gesellschaft zu verstehen.

Durch offene Gespräche mit Freundinnen wurden mir die Privilegien bewusst, die die patriarchale Gesellschaft mir gewährt, und ich konnte dadurch besser verstehen, dass auch ich eine Rolle im Kampf gegen die Ungleichheit der Geschlechter habe. Meistens bin ich selbstbewusst genug, um dieses Anliegen zu verteidigen und den Kreislauf der toxischen Männlichkeit zu durchbrechen. Allerdings verrate ich auch manchmal den "besseren" Mann in mir: Nicht immer bin ich mutig genug, einen sexistischen Witz als solchen zu benennen. Manchmal lache ich peinlich berührt über einen Witz, der nicht mit meinen Werten vereinbar ist. Ich finde es auch schwierig, den sogenannten ‚locker room talk‘ – Gespräche unter Männern in der Umkleidekabine – zu verändern.

Ich glaube, dass es wichtig ist, sichere Räume zu haben, in denen Männer über ihre Sorgen sprechen, ihre Gefühle teilen und ihre Erfolge feiern können. Ein solcher kann sich allerdings leicht in einen Raum toxischer Männlichkeit verwandeln, in dem Frauen in einer inakzeptablen Weise herabgewürdigt werden. Ich bin davon überzeugt, dass es meine Verantwortung ist, in solchen Fällen die Rolle des Spielverderbers zu übernehmen und für meine Überzeugungen einzustehen. Diese Räume müssen entgiftet werden, damit unsere Gesellschaft insgesamt für alle sicherer wird.

 

Sebastian Hasse

Sebastian Hasse, Deutschland

Ich bin immer wieder überrascht über die Schwierigkeiten, mit denen Frauen in der Welt nur aufgrund ihres Geschlechts konfrontiert sind. Und ich verstehe, dass ich mir dieser Schwierigkeiten mehr bewusst werden muss. Gleichzeitig denke ich, dass wir in einer Welt leben, in der eine kleine Gruppe reicher Alpha-Männchen fast alles kontrolliert.

Darunter scheinen die meisten Frauen und Männer zu leiden. Da ich weiss, dass ich kein Alphamännchen bin und es auch nicht sein will, empfinde ich hier eine gewisse Hilflosigkeit. Aber indem wir unsere Stimme erheben und die Diskriminierung, die stattfindet, benennen, können wir ein gutes Beispiel für andere sein und beginnen, Veränderungen in ihrem Verhalten und Charakter herbeizuführen.

 

Omar Madani

Omar Madani, Syrien

Ich glaube, dass sich alle Männer, die sich für die Gleichberechtigung der Geschlechter einsetzen, auf Grund der Ungleichheit, die unsere männlichen Vorfahren im Laufe der Geschichte Frauen gegenüber praktiziert haben, schuldig fühlen. Als Männer von heute, die Frauen respektieren und wertschätzen, mögen wir als unschuldig gelten, aber weil wir die männliche Identität unserer Vorfahren teilen, haben wir eine Verantwortung, das zu korrigieren, was in der Vergangenheit geschehen ist. Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist der natürliche und gesunde Weg, dem jedee und jeder Einzelne folgen muss, um eine harmonische und produktive Gesellschaft zu schaffen.

 

 

Dieses Thema interessiert Sie? Entdecken Sie Temantungwas Artikel Alles, was ich denken konnte, war: "Bin ich in Sicherheit?"

 

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Die Caux Peace and Leadership Programme Talks sind ein Online-Raum, in dem Erfahrungen ausgetauscht und Netzwerke aufgebaut werden. Diese neue Gesprächsreihe wird von Alumni des Caux Peace and Leadership-Proramms veranstaltet und moderiert und bietet Gelegenheit, jungen Menschen aus aller Welt zuzuhören, sich inspirieren zu lassen und Kontakte zu knüpfen.

Wenn Sie am Samstag, den 1. Mai 2021 um 13:00 GMT an unserem nächsten CPLP Talks teilnehmen möchten,  können Sie sich hier anmelden! Nach der Anmeldung erhalten Sie eine Email, in der Ihnen mitgeteilt wird, wie Sie an dem Treffen teilnehmen können.

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Foto oben: Paula Mariane

 

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