2015: Lisbeth Lasserre – "Der Reichtum der Kunst"

14/12/2021
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Die Gründergeneration des Konferenzzentrums in Caux wollte es „zu einem Haus für die Welt“ machen. Viele spendeten Möbel, Einrichtungsgegenstände und Gemälde. Der Historiker des Caux Palace, Andrew Stallybrass, schreibt:

Vor kurzem wurde der erste von zwei Doktortiteln über Moralische Aufrüstung/Initiativen der Veränderung (MRA/IofC) in der Schweiz an Cyril Michaud verliehen. Seine vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) finanzierte Forschung umfasst die Jahre 1932 bis 1969.

 

Philippe and Liseth Lasserre
Lisbeth und Philippe Lasserre

 

Zu seinen Erkenntnissen gehört die wichtige Rolle, die Frauen und Familien in der Geschichte der Bewegung spielen. Ein solches Familiennetzwerk sind die Hahnloser-Jägglis. Über Generationen hinweg haben Mitglieder dieser Familie nicht nur an den Konferenzen in Caux teilgenommen, sondern auch eine wichtige Rolle bei der Finanzierung und Einrichtung des Konferenzzentrums gespielt.

Lisbeth Lasserre stammt aus Winterthur, wo ihre Grosseltern, Hedy und Arthur Hahnloser, in ihrem Haus, der Villa Flora, eine private Kunstsammlung aufgebaut hatten. Zu ihren Künstlerfreunden gehörten Bonnard, Vallotton, Giacometti, Manguin, der Bildhauer Maillol, die Malergruppe der „Nabis“ und der „Fauves“. Sie gaben ihre Leidenschaft für Kunst an die nächste Generation und an ihre Enkelin weiter.

 

Villa Flora
Die Villa Flora in Winterthur

 

Als hundert Schweizer Familien und Einzelpersonen beschlossen, das alte Hotel Caux Palace zu kaufen und es in ein Versöhnungszentrum umzuwandeln, war Robert Hahnloser, ein Cousin von Lisbeths Mutter, einer der beiden Unterzeichnenden des Vertrags. „Mein Onkel lud mich 1948 nach Caux ein“, sagt Lisbeth. „Ich war noch ein Schulmädchen. Ich war fasziniert von seiner grossen Vision, die Welt könne sich durch Menschen, die sich ethische Werte zu eigen machen, verändern. Ich entdeckte eine neue Perspektive!“

Ich war fasziniert von seiner grossen Vision, die Welt könne sich durch Menschen, die sich ethische Werte zu eigen machen, verändern.

Sie traf sich mit jungen Menschen aus den USA und Skandinavien, Deutschland und Frankreich und beschloss, bei Prüfungen und im Umgang mit Geld immer ehrlich zu sein. Es war schwierig, aber befreiend, ihren Eltern ihre Geheimnisse zu erzählen. Sie wollte bei der Moralischen Aufrüstung mitarbeiten, aber ihr Vater bestand darauf, sie solle zuerst eine Ausbildung machen, und so liess sie sich zur Fremdsprachensekretärin ausbilden. Danach reiste sie mit verschiedenen MRA-Theaterstücken und -Shows durch die Welt.

 

Philippe and Liseth Lasserre in Nouvelle Calédonie with Yann Céléné Uregeï  and his family, 1974
Philippe und Lisbeth (links) 1974 mit Yann Céléné Uregeï und seiner Familie in Neukaledonien

 

1969 heiratete Lisbeth den Franzosen Philippe Lasserre, der ebenfalls zu den diskreten Menschen hinter den Kulissen gehörte – bei Begegnungen in Caux war Philippe oft in einer Kabine ausser Sichtweite und dolmetschte die Reden auf dem Podium simultan. Ihr Haus in Paris wurde schnell zu einem Treffpunkt für Studierende und junge Leute. Eine junge Deutsche, die einen Monat lang bei ihnen wohnte, während sie Französisch lernte, erinnert sich, wie Lisbeth sie ins Musée d'Orsay mitnahm, ihr eine private Führung gab und ihr die impressionistischen Gemälde ausführlich erklärte.

Wir fanden Freunde in Indien, Australien und sogar in Neukaledonien, wo Franzosen nicht wirklich willkommen waren.

Philippe und Lisbeth reisten auch viel. Sie erinnert sich: „Mein Mann Philippe und ich arbeiteten für IofC in vielen Teilen der Welt. Wir fanden Freunde in Indien, Australien und sogar in Neukaledonien, wo Franzosen nicht wirklich willkommen waren.“

 

Le groupe français du Réarmement moral en Australie (1970) : Michel Orphelin, Andrée Devésa, Martine Algrain, Michel Bielak,  Lisbeth et Philippe Lasserre, Maurice Nosley, Gérard Gigand et Guy Audrain. (Françoise Caubel rejoint le groupe plus tard.)
Die Mitglieder des französischen Teams 1970 in Australien: Michel Orphelin, Andrée Devésa, Martine Algrain, Michel Bielak, Lisbeth und Philippe Lasserre, Maurice Nosley, Gérard Gigand und Guy Audrain.

 

Viele Jahre lang bildeten die beiden das Herzstück der Redaktionen der französischsprachigen MRA-Zeitschriften, zuerst der Tribune de Caux und später bei Changer. Als solche leisteten sie Pionierarbeit bei der Verbreitung der Ideen von MRA und IofC in der französisch- und spanischsprechenden Welt.

Lisbeth und Philippe verbrachten viele Stunden im Caux Palace und in der Villa Maria, um den richtigen Platz für jedes Bild zu finden und es richtig aufzuhängen. Im besten Zimmer, 401, in dem Ehrengäste wie der Dalai-Lama empfangen wurden, sind fünf Gemälde zu bewundern, die Lisbeth gestiftet hat.

Paintings.png
Zwei der Gemälde in Zimmer 401, die von Lisbeth gestiftet wurden

 

2019 starb Philippe und Lisbeth zog 2021 nach vielen Jahren in Frankreich zurück nach Winterthur, um in der Nähe ihrer Schwester und ihrer Nichten zu sein. Und in der Nähe der Villa Flora, die nach einer gründlichen Renovierung im Jahr 2023 als Kunstmuseun der Stadt für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird.

Lisbeth schrieb kürzlich: „Wenn ich an meine mehr als 89 Jahre auf dieser Erde denke, bin ich dankbar für die Inspiration, die ich durch Initiativen der Veränderung erhalten habe und für den Reichtum der Kunst – das kann ich gar nicht in Worte fassen. Vor allem aber bin ich dankbar für den Glauben, der mich getragen hat.“

 

Toute une génération de permanents du Réarmement moral en France réunis en 2008 pour le 80ème anniversaire de Micheline Sentis. Debout : Lisbeth Lasserre, Jean-Jacques et Marie-Lise Odier, Michel Koechlin, Marie-José et Michel Orphelin, Alain et Anne-Marie Tate ; assis : Micheline Sentis, Evelyne Seydoux, Catherine Koechlin et Michel Sentis.
Eine ganze Generation von hauptberuflichen IofC-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern in Frankreich versammelte sich 2008 zum 80. Geburtstag von Micheline Sentis. Hintere Reihe von links nach rechts: Lisbeth Lasserre, Jean-Jacques und Marie-Lise Odier, Michel Koechlin, Marie-José und Michel Orphelin, Alain und Anne-Marie Tate. Vorne: Micheline Sentis, Evelyne Seydoux, Catherine Koechlin, Michel Sentis.

 

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Jeanne Sigg paintings corridor 5th floor Caux Palace
Der Korridor im 5. Stock des Konferenzzentrums,
in dem einige der Gemälde von Jeanne Sigg ausgestellt sind.

Kunst in Caux

Die Schweizer Künstlerin Jeanne Sigg (1907–1988) gehörte ebenfalls zur „Gründergeneration“ des Konferenzzentrums der Initiativen der Veränderung in Caux. Einige ihrer Gemälde hängen im Korridor des fünften Stocks. Jeanne ermutigte andere Künstlerinnen und Künstler, dem Konferenzzentrum Werke zu schenken und organisierte Kunstverkäufe, um Geldmittel zu beschaffen. Einige der Gemälde in der Villa Maria sind Geschenke aus Jeanne Siggs Freundeskreis. Im Laufe der Jahre gab es eine Reihe von Konferenzen, bei denen Künstlerinnen und Künstler aus verschiedenen Ländern, Kulturen und Kunstrichtungen zusammenkamen, darunter der finnische Freskenmaler Lennart Segestråle.

 

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Diese Geschichte ist Teil unserer Serie "75 Jahre der Geschichten" über Einzelpersonen, die durch Caux eine neue Richtung und Inspiration für ihr Leben gefunden haben - eine Geschichte für jedes Jahr von 1946 bis 2021. Wenn Sie mehr über die Anfangsjahre von Initiativen der Veränderung und das Konferenzzentrum in Caux erfahren möchten, klicken Sie bitte hier und besuchen Sie die Plattform For A New World.

 

  • Foto Villa Flora: Villa Flora, Winterthur
  • Foto Philippe und Lisbeth schwarz-weiss: Initiativen der Veränderung
  • Foto Geburtstag Micheline Sentis: Philippe Lasserre
  • Fotos Gemälde und Korridor im 5. Stock: Cindy Bühler
  • Alle weiteren Fotos: Lisbeth Lasserre
  • Korrekturlesung: Teresa Healey & Tatjana Horbenko-Enomoto

 

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2014: Catherine Guisan – Damit Europa kein unvollendeter Traum bleibt

10/12/2021
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Catherine Guisan teaching 2020
Beim Online-Unterricht in ihrem Büro, 2020

Catherine Guisan ist ausserordentliche Gastprofessorin an der Universität von Minnesota, USA und hat zwei Bücher über die ethischen Grundlagen der europäischen Integration geschrieben. Im Jahr 2014 hielt sie bei der ersten Konferenz zum Thema Damit Europa kein unvollendeter Traum bleibt eine Ansprache in Caux. Sie schreibt:

Als rebellische Teenager-Tochter eines Schweizer Politikers war es Musik in meinen Ohren, als ich vor vielen Jahren entdeckte, dass Führungspersönlichkeiten „Wandel herbeiführen“ können. Führungspersönlichkeiten können in Zeiten der stillen Reflexion auf kreative Ideen kommen und ihre Gefühle, ihr Verhalten und ihre Politik neu ausrichten. Darüber hinaus kann die Zivilgesellschaft (d. h. Sie und ich) dazu beitragen, Wandel voranzutreiben, indem sie den Menschen die Hand reicht und ihnen diesen Wandel vorlebt. Ich erfuhr ausserdem von der Rolle, die die Konferenzen in Caux bei der Versöhnung zwischen Frankreich und Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg gespielt hatten. (1)

Ich arbeitete 22 Jahre lang hauptberuflich bei der Moralischen Aufrüstung (jetzt Initiativen der Veränderung), bevor ich eine akademische Laufbahn einschlug. Meine Forschung und Lehre sind von jenen Idealen geprägt, die ich in meiner Jugend angenommen und zum Teil in Caux gelernt habe.

Spulen wir vor ins Jahr 2014. Ich sprach auf einem zweitägigen Symposium in Caux mit dem Titel Damit Europa kein unvollendeter Traum ist und leitete gemeinsam mit Angela Starovoytova aus der Ukraine den Workshop „Paradigmenwechsel in den östlichen Regionen Europas“.

Es war Musik in meinen Ohren, als ich vor vielen Jahren entdeckte, dass Führungspersönlichkeiten „Wandel herbeiführen“ können.

Im Herbst 2013 hatte ich als Fulbright-Stipendiatin vier Monate in Russland verbracht. Ich erklärte meinen Studierenden in Sankt Petersburg, warum so viele Ukrainerinnen und Ukrainer mit der Entscheidung ihres Präsidenten, die Unterzeichnung eines Assoziierungsabkommens mit der Europäischen Union (EU) zugunsten engerer wirtschaftlicher Beziehungen zu Russland zu verschieben, nicht einverstanden waren.

Die Euromaidan-Proteste Ende 2013 und Anfang 2014 brachten diese Entscheidung zu Fall. Dann annektierte Russland die Krim, und im Donbas in der Ostukraine brachen blutige Sezessionsbewegungen aus.

 

Greek orthodox bishop and Catherine Guisan
Catherine (Mitte) in traditioneller griechischer Tracht im Gespräch mit einem griechisch-orthodoxen Bischof im Jahr 1970

 

Als Tochter eines französischsprachigen Schweizer Vaters und einer griechisch-osmanischstämmigen Mutter ist mir der „unvollendete Traum Europas“ nicht fremd. Teil einer multiethnischen, multilingualen und multinationalen Familie zu sein ist eine intellektuelle und emotionale Achterbahnfahrt, die viel Arbeit erfordert. Doch was soll man im Kontext eines Krieges sagen?

Was soll man im Kontext des Krieges sagen?

Ich habe meine Rede in Caux folgendermassen betitelt: „Damit Europa kein unvollendeter Traum bleibt – in der Wahrheit leben“. Im Kommunismus war dies eine heroische Haltung, die den verstorbenen tschechischen Präsidenten Vaclav Havel und andere ins Gefängnis brachte. Es bedeutete, die „innere Emigration“ (d.h. passiv zu werden und in der Konsumgesellschaft zu versinken) abzulehnen und mit Integrität aufzutreten. Was bedeutet es heute, in Europa „in der Wahrheit zu leben“?

 

AEUB 2014 Catherine Guisan
Bei einem Vortrag in Caux, 2014

 

Erstens ist da die „Wahrheit“ unserer Verpflichtungen. Selbst in demokratischen Regimen ist es nie einfach, seine Meinung zu sagen. Aber wie können wir sicherstellen, dass das, was wir sagen und tun, der Wahrheit entspricht? Die politische Theoretikerin Hannah Arendt definiert mit ihrem Konzept des „Urteilens“ den in Caux gelehrten Prozess der Selbstreflexion in Zeiten der Stille neu. Sie schlägt vor, unsere Meinungen in freien Debatten mit denen anderer zu vergleichen, aber auch, nach dem „stillen Sinn“ zu suchen, der in moralischen und praktischen Fragen als „Gewissen“ bezeichnet wird (2). Jean Monnet, der an der Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl beteiligt war, wurde als „Mann der Stille“ bezeichnet, der Kraft und Klarheit aus seiner täglichen Meditationspraxis schöpfte. (3)

Wenn wir in der Geschichte etwas bewegen wollen, müssen wir uns mit unserer Definition von Europa auseinandersetzen.

Es gibt eine zweite Art von „Wahrheit“, die ebenso wichtig ist: die faktische Wahrheit. Wie ist das „Europa“ zu definieren, über dessen unerfüllten Traum wir in Caux gesprochen haben? Ist es die Europäische Union? Oder der Europarat mit seinen 47 Mitgliedsstaaten, einschliesslich Russland? Oder doch etwas Anderes? Wenn wir die Geschichte beeinflussen wollen, müssen wir uns mit unserer Definition von Europa auseinandersetzen.

 

C Guisan A Jaulmes C Sommaruga R Lancaster AEUB 2014
Im Gespräch in Caux mit Antoine Jaulmes, Cornelio Sommaruga und Rob Lancaster, 2014 (von links nach rechts)

 

Während des Workshops haben ich von Ukrainerinnen und Ukrainern mit unterschiedlichen ethnischen und sprachlichen Identitäten und Standpunkten gelernt. Caux ist ein grossartiger Ort für alle, die sich, so wie ich, für „gelebte Erfahrungen“ interessieren. Ein gemeinsames Anliegen der Ukrainerinnen und Ukrainer war Korruption, auch wenn die Kontaktaufnahme mit führenden Politikerinnen und Politikern nicht diskutiert wurde. Meine Gesprächspartnerinnen und -partner gingen davon aus, dass die Ukraine bald der EU beitreten würde. Ich musste ihnen erklären, dass dies nicht der Fall sein würde, dass sie dieser Situation realistisch gegenüberstehen sollten.

 

Catherine Guisan teaching in Kaliningrad
Mit Studierenden der Universität Kaliningrad

 

Im November 2021 hörte ich einem anderen Ukrainer zu, einem Geschichtsprofessor.  Es drohte wieder Krieg. Es könne nur eine politische Lösung für den ukrainisch-russischen Konflikt geben, sagte der Professor, und das würde Jahrzehnte dauern. Die deutsch-französische Annäherung sei ein Präzedenzfall.

Gilt diese Aussage auch nach der russischen Invasion im Jahr 2022? Früher oder später muss ein Waffenstillstand und später ein Frieden ausgehandelt werden. Zwei Völker werden sich wieder annähern müssen, so wie es die Franzosen und die Deutschen in 70 Jahren schwierigen Engagements getan haben.

Viele der mutigen Ukrainerinnen und Ukrainer, die ich in Caux getroffen habe, sind heute damit beschäftigt, ihr Land zu verteidigen. Sie kommunizieren und bitten um Unterstützung durch das IofC-Netzwerk. Mögen sie eines Tages in der Lage sein, ebenso mutig zum Frieden beizutragen, wie sie die Freiheit verteidigen.

Dieser Artikel wurde erstmals im November 2021 verfasst und im August 2022 überarbeitet.

 

 

  • (1) A Political Theory of Integration in European Identity, Catherine Guisan, Routledge, 2012, Chapter 2
  • (2) The Life of the Mind, vol 1, Hannah Arendt, Harcourt Brace, 1978, pp 215-216
  • (3) François Mitterrand in Jean Monnet, Éric Roussel, Fayard, 1996, p 914

 

AEUB 2014 group
Teilnehmende von Damit Europa kein unvollendeter Traum bleibt, 2014

 

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Diese Geschichte ist Teil unserer Serie "75 Jahre der Geschichten" über Einzelpersonen, die durch Caux eine neue Richtung und Inspiration für ihr Leben gefunden haben - eine Geschichte für jedes Jahr von 1946 bis 2021. Wenn Sie mehr über die Anfangsjahre von Initiativen der Veränderung und das Konferenzzentrum in Caux erfahren möchten, klicken Sie bitte hier und besuchen Sie die Plattform For A New World.

 

  • Foto Portrait, in ihrem Büro und in Kaliningrad: Catherine Guisan
  • Alle weiteren Fotos: Initiativen der Veränderung
  • Korrekturlesung: Teresa Healey & Tatjana Horbenko-Enomoto

 

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Frieden schaffen durch verbesserte Landbewirtschaftung in Westafrika

Genfer Friedenswoche 2021

08/12/2021
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Genfer Friedenswoche 2021

 

Im Rahmen ihrer Partnerschaft und der Genfer Friedenswoche 2021 organisierten Initiativen der Veränderung Schweiz (IofC) und die Abteilung Frieden und Menschenrechte des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am 4. November 2021 ein Webinar zum Thema Frieden schaffen durch bessere Landbewirtschaftung in Westafrika.

Es folgte auf frühere Webinare im Juli 2021, Juli 2020 und Dezember 2020 zum Thema Förderung politischer und gemeinschaftsbasierter Lösungen für die Landbewirtschaftung in West- und Zentralafrika (Kurzbericht, Video) und Bodenverwaltung in der Sahelzone (Kurzbericht, Video).

Ausgangspunkt war die Feststellung, dass Umweltzerstörung eine grosse Bedrohung für Frieden und Sicherheit in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara darstellt, wo über 80 Prozent der Bevölkerung von Regenfeldbau und Naturweidewirtschaft abhängen und die wirtschaftlichen Lebensgrundlagen seit langem untrennbar mit lokalen Riten und Kulturen verbunden sind. In einer Zeit, in der moderne und traditionelle Lebensweisen in ständigem Konflikt stehen, führen Klimawandel und Bodendegradation dazu, dass weniger fruchtbares Land, Wasser und Weideland zur Verfügung stehen. Landbesitz, eingeschränkter Zugang zu Schutzgebieten, Migration, bewaffnete Konflikte und gewalttätiger Extremismus beeinflussen einander, so dass es immer mehr Gebiete gibt, die nicht regierbar sind. Extremistische Gruppen nutzen diese Situation, um sich an vielen Orten zu etablieren.

Es ist entscheidend, ein besseres Verständnis davon zu gewinnen, wie diese Probleme zu Gewalt führen, und Initiativen, die zur Verhinderung von Gewalt beitragen, zu beobachten und zu unterstützen. Alle Konflikte, ob im Umweltbereich oder in anderen Bereichen, können Gegenstand eines Dialogs sein, da alle beteiligten Parteien letztlich ein friedliches natürliches, soziales und politisches Umfeld benötigen, um zu gedeihen. Es ist daher von entscheidender Bedeutung auf allen Ebenen der lokalen Gemeinschaft sowie unter Regierungsbeamten und politischen Entscheidungsträgern Vertrauen und gemeinsame Ziele für die Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen aufzubauen. 

Carol Mottet, Beraterin des EDA und Leiterin des Programms zur Prävention von gewalttätigem Extremismus, stellte einleitend fest, dass die für die Sicherheit zuständigen Behörden und diejenigen, die sich mit Landfragen befassen, allzu oft nicht die gleichen Anliegen haben. Sie plädierte dafür, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Akteure, die eine globale Vision der Gewaltproblematik haben und an konkreten Lösungen arbeiten, zu unterstützen. Sie schlug vor, den Schwerpunkt nicht mehr auf rein sicherheitsorientierte Ansätze zu legen, sondern auf die Notwendigkeit einer gemeinsamen Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen, die nicht unendlich sind.

Olivia lazad
Olivia Lazard

Die Podiumsdiskussion wurde von Olivia Lazard (Frankreich) moderiert, Gastwissenschaftlerin bei Carnegie Europe und Direktorin von Peace in Design Consulting Ltd. Sie unterstrich den Zusammenhang zwischen Umwelt und Sicherheit, zwischen Bodendegradation und Regierungsführung, zwischen der Dringlichkeit, in allen Bereichen präventiv zu arbeiten, und der Notwendigkeit, dem Klimawandel vorzugreifen. Sie erinnerte uns daran, dass es zu Konflikten führen kann, wenn man die Bevölkerung von Entscheidungen, die sie betreffen, ausschliesst, insbesondere bei der Wiederherstellung von Land, wo sich oft Frauen am stärksten einbringen. Sie sprach sich dafür aus, die lokalen Akteure zu stärken, neue Ökosystemanalysen zu berücksichtigen (z. B. die Verbindungen zwischen benachbarten Regionen, wie dem Kongobecken und der Sahelzone) und zu verstehen, wie eine integrative Regierungsführung für die Bodenregeneration organisiert werden kann.

 

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Drei Fragen an das Podium

  1. Vor welchen Herausforderungen stehen Sie in Ihrem Arbeitsbereich?
  2. Wie könnten positive Veränderungen effektiver werden – sowohl in Bezug auf die Wiederherstellung der Umwelt als auch auf Konfliktprävention?
  3. Wie reagieren Sie oder die Ihnen bekannten Personen auf diese Herausforderungen? Und auf welcher Ebene?

 

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Safouratou MOUSSA KANESafouratou Moussa Kane (Niger) ist Sekretärin für die Förderung des nigrischen Zweigs des Netzwerks der Pastoralismus-Organisationen. Sie zeigte auf, wie wichtig es ist, das Gleichgewicht zwischen Viehzucht und Landwirtschaft auf gemeinsam genutztem Land zu wahren, das eine lebenswichtig Ressource für die gesamte Bevölkerung darstellt. Eine Verwaltung, die die gemeinsame Nutzung von Flächen und Ressourcen nicht berücksichtigt, Gesetze, die nicht durchgesetzt werden, und fehlende Informationen über diese Gesetze führen zu Konflikten, die ausarten können, wie aktuell in vielen Gebieten der Sahelzone. Darüber hinaus könne die Regenerierung von Land eine Chance für die Zusammenarbeit von Landwirten und Viehzüchtern sein, sagte sie. Leider wird dies vom Staat nicht immer unterstützt, oft aus politischen Gründen. Daher sei es wichtig, die betroffenen Menschen, einschliesslich der Hofbesitzer, für die Bewältigung potenzieller Konflikte im Vorfeld zu mobilisieren. Sie nannte das Beispiel der Anpflanzung von senegalesischem Mahagoni als Mobilisierungsinstrument für die Zusammenarbeit. Ein weiteres dringendes Problem ist die Diskriminierung von Frauen beim Zugang zu Land und beim Erbe, obwohl sie die Hauptakteure bei der Wiederherstellung von Land sind. Es ist wichtig, die Frauen zu Wort kommen zu lassen und Wege zu finden, die Traditionen zu umgehen, die es ihnen nicht erlauben, vor Männern zu sprechen.

 

Alexis KABOREProfessor Alexis Kabore, Dozent und Forscher am Fachbereich Soziologie der Joseph-Ki-Zerbo-Universität (Burkina Faso), zeigte auf, wie die Tausende von Quadratkilometern Waldfläche in der Subsahara-Region, die grösstenteils wegen ihrer Tierwelt geschützt sind, aufgrund der undurchsichtigen Verwaltung eine Dynamik der Gewalt erzeugen. Sie sind oft dem Staat vorbehalten und für die indigene Bevölkerung nicht zugänglich, die so nicht von den wirtschaftlichen, politischen, sozialen und spirituellen Vorteilen profitieren kann. Diese Gebiete werden von gewalttätigen Extremisten genutzt. Prof. Kaboré hofft, dass die Fragen im Zusammenhang mit Schutzgebieten im Lichte der Umwelt-, Klima- und Sicherheitsproblematik neu überdacht werden und dass die ursprüngliche Bevölkerung wieder in den Mittelpunkt der Entscheidungsprozesse und des Landes gestellt wird, zu dem sie wieder Zugang erhalten muss.

 

Ibrahim YAHAYA IBRAHIM Der letzte Diskussionsteilnehmer war Ibrahim Yahaya Ibrahim (Niger), leitender Berater und Analyst für die Sahelzone bei der International Crisis Group (ICG), Dakar, und Mitbegründer der Sahel Research Group. Er zeigte auf, dass jeder Konflikt zwar seine eigene Dynamik hat, aber bestimmte Konstanten in der Sahelzone zu finden sind: Hirtenkrisen, Dürren, Wettbewerb um natürliche Ressourcen (die von den Staaten schlecht verwaltet werden) und vor allem die Unfähigkeit der Behörden, wirksam auf Krisen zu reagieren und lokalen Akteuren, einschliesslich Frauen, die Möglichkeit zum Eingreifen zu geben. Darüber hinaus entsprechen die allgemein angewandten Konfliktlösungsmethoden nicht mehr den Bedürfnissen der betroffenen Menschen, insbesondere der Frauen, Jugendlichen und Migranten. Darüber hinaus entziehen sich die verschiedenen Landbesitzsysteme, die zunehmend miteinander in Konflikt geraten, einer wirksamen staatlichen Regulierung: Positives Recht und Gewohnheitsrecht kollidieren in einem Ausmass, das eine dringende Überarbeitung der Verwaltung der Landbesitzverhältnisse erforderlich macht. Die unmittelbar betroffenen Gemeinschaften müssen aktiv in diesen Prozess einbezogen werden.

 

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Gruppenarbeit unter Anleitung von vier jungen Faciliatoren

  • Désiré TUYISHEMEZE, Psychologin und Mitglied von Friedensstifterinnen Burundi, Burundi
  • Marienne MAKOUDEM TENE, Kamerun, Nationale Koordinatorin und Mitglied des Internationalen Komitees der Friedensstifterinnen 
  • Saidou KABRE, Burkina Faso
  • Stephane Junior DEWANG DIYO, Kamerun

Die Veranstaltung wurde in Form einer Gruppenarbeit zu vier Fragen fortgesetzt. Diese gaben Anlass zu lebhaften Diskussionen, da die etwa 50 Personen aus allen Teilen der Welt die Gelegenheit nutzten, um über Prioritäten und ihren eigenen Beitrag nachzudenken:

  1. Wie kann die Rolle der Frauen im Prozess der Landwiederherstellung und ‑verwaltung verbessert werden?
  2. Wie kann die Landwiederherstellung mit Schwerpunkt auf ariden und semiariden Gebieten optimiert werden?
  3. Wie können lokale Akteure in der Landbewirtschaftung gestärkt werden?
  4. Wie lassen sich Schutzgebiete zum Nutzen der Gemeinschaften und friedlich verwalten?

Gefordert wurde die kollektive Einbindung von Gemeindevorstehenden, der Zivilgesellschaft, bestehender und neuer Verwaltungsausschüsse, Frauen und Jugendlichen, „Aussenstehenden“, Personen, die Landrecht durchsetzen, und dem Zentralstaat.

Es herrschte Einigkeit darüber, dass mangelndes Engagement aller Beteiligten, wo auch immer sie sich befinden, die Hauptursache für das durch die Bevölkerung der Sahelzone erfahrene Chaos ist. 

 

_______________________________________________________________________________________________________________

 

„Jeder für sich“ funktioniert nicht mehr.

Die Verwaltung von Land ist fair und inklusiv und führt nicht zu Gewalt:

  • wenn lokale Gemeinschaften, Landverwaltungsausschüsse, regionale und nationale Strukturen sowie private und öffentliche Geber eine gemeinsame Vision haben,
  • wenn Entscheidungen und Zuständigkeiten auf geeigneter Ebene und unter Einbeziehung aller getroffen werden,
  • wenn der Informationsaustausch gut funktioniert (Aufruf zu weiteren Foren, Treffen zum Erfahrungsaustausch, Webinare),
  • wenn die unmittelbar betroffenen Gemeinschaften die Hauptnutzniesser ihres Landes sind und
  • wenn Frauen und Jugendliche vollständig in diese Entscheidungen einbezogen werden und die Möglichkeit haben, Verantwortung zu übernehmen.

Darüber hinaus wurde deutlich, dass Frieden und Gewaltprävention ohne Berücksichtigung von Umweltfragen oder des lokalen Fachwissens, über das die Bevölkerung verfügt, nicht mehr denkbar sind.De plus, il fut clairement affirmé qu’aucune paix ni prévention de la violence n’était dorénavant envisageable sans l’intégration des enjeux environnementaux et sans l’écoute des expertises locales dont les populations sont les meilleures dépositaires.

Daraus entstand der Wunsch nach Integration und Teilhabe auf zwei Ebenen:

  • Alle von einem Konflikt Betroffenen, Jugendliche, Frauen, Gemeindevorstehende und andere Führungspersönlichkeiten sowie die öffentlichen, lokalen oder nationalen Beamten müssen in den Entscheidungsprozess einbezogen werden. Dies ist die einzige Chance auf Erfolg.
  • Und auch Aussenstehende müssen bei der Konfliktprävention und –bewältigung eine Rolle spielen, auch bei lokalen Konflikten um Land, denn „der Prophet gilt nichts im eigenen Land“. Es besteht ein dringender Bedarf an Mediation und der Methodik der Mediation, sei es von innerhalb oder ausserhalb des Landes.

Abschliessend betonte Alan Channer (UK) von Initiativen der Veränderung Schweiz, der seit 10 Jahren den Caux-Dialog über Umwelt und Sicherheit moderiert, dass dieses Webinar ein Schritt in einem gemeinsamen Prozess sei, dem sich die Menschen im Laufe der Jahre nach und nach angeschlossen haben – und weiterhin anschliessen werden. „Es liegt an uns, zu handeln. Lassen Sie uns diese digitale Technologie nutzen, um unsere Verbindungen zu stärken und den Dialog fortzusetzen.

 

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Das Ganze in die richtige Perspektive rücken

Das Organisationsteam des Webinars wies auch auf die Rolle des Internationalen Genf als Entscheidungszentrum und Gemeinschaft von Praktikerinnen und Praktikern hin, die sich seit vielen Jahren mit den Themen Umwelt, Klima, Konflikt und Frieden befasst (ECCP - Geneva Dialogue on Environment, Climate, Conflict, and Peace). Die Aufnahme dieses Webinars in das Programm der Genfer Friedenswoche 2021 war Teil dieser Bemühungen. Das ECCP erarbeitet zudem ein Weissbuch zur ökologischen Friedensförderung und im Februar 2022 wird in Genf die zweite internationale Konferenz zur ökologischen Friedensförderung stattfinden.

All diese Arbeiten, einschliesslich der Ergebnisse dieses Webinars, werden dazu beitragen, dem Stockholm+50-Forum im Juni 2022 eine starke und überzeugende Botschaft zu übermitteln.

 

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Einige wichtige Empfehlungen

* Beziehen Sie die Umwelt immer in die Friedensförderung ein.

* Es ist Zeit, die untergeordnete Rolle der Gemeinschaften bei der „Landverwaltung“ zu beenden und ihnen umfangreiche Rechte einzuräumen, sich an der „gemeinsamen Verwaltung“ ihres Landes und den damit verbundenen Konfliktfragen zu beteiligen.

* Es besteht ein grosser Bedarf an Dialog und Moderation, um die scheinbar ausweglosen Situationen und die Gewalt zu überwinden, die manchmal in ganzen Regionen oder Gemeinschaften herrschen aufgrund von Fehlern bei der Landverwaltung.

* Es ist notwendig, partizipatorische Verwaltungsausschüsse für Wälder und Schutzgebiete einzurichten und den Zugang der ursprünglichen Bevölkerung wiederherzustellen, um Frustration, die zu Gewaltexzessen führen kann, nicht zu schüren.

* Alle Akteure, ob auf lokaler oder nationaler Ebene, müssen sich über die anderen Beteiligten im Klaren sein. Jeder muss sich der Bedürfnisse und Interessen des anderen bewusst sein. Die grundlegendeFrage, die wir beantworten müssen, lautet: „Wie können wir den Respekt voreinander wiederherstellen, um auf die Stimmen der anderen zu reagieren?“ – dabei geht es oft nicht nur um die Wiederherstellung von Land, sondern auch von menschlichen Beziehungen und öffentlicher Verwaltung!

* Mediation (aktives Zuhören und Dialog) kann eine wichtige Rolle bei der Sensibilisierung für die Interessen und Bedürfnisse anderer spielen.

* Die Förderung des Dialogs zwischen den Gemeinschaften und des Wissensaustauschs über Landbesitz und Hirtensysteme muss verstärkt werden. Der Wissensaustausch ist überaus wichtig, da ein Grossteil dieses Wissens nicht schriftlich fixiert ist.

* Die Erfahrungen von Frauen bei der Landwiederherstellung müssen gewürdigt werden. Durch sie fördert man den Dialog innerhalb der Gemeinschaft und den Dialog mit jungen Menschen, denen es an Perspektiven fehlt, und verbindet so effektiv die Themen Land und Frieden.

* Räume für den Austausch wie dieses Webinar müssen gestärkt werden. Sie bringen Akteure vor Ort, Forschende und politische Entscheidungsträger zusammen, um sich regelmässig über Ergebnisse und Herausforderungen auszutauschen und die Steuerung und Umsetzung der vorgeschlagenen Massnahmen zu optimieren.

 

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2013: Tom Duncan – Wiederherstellung eines gesunden Planeten

Von Michael Smith und Mary Lean

08/12/2021
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Von Michael Smith und Mary Lean

 

2013 fand zum ersten Mal der Caux-Dialog über Land und Sicherheit (CDLS) in voller Länge statt. Die Dialoge sind eine Partnerschaft zwischen dem Programm Initiatives for Lands, Lives and Peace (ILLP), Initiativen der Veränderung, der UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN). Diese Veranstaltungen, die seitdem hauptsächlich im Konferenz- und Seminarzentrum von Caux stattfanden, befassen sich mit den Zusammenhängen zwischen nachhaltiger Landbewirtschaftung, Frieden und Entwicklung.

 

Tom Duncan in Caux
Tom Duncan (links), spricht beim Caux-Dialog über Land und Sicherheit 2019

 

Diese Dialoge entsprangen der gemeinsamen Vision von Mohammed Sahnoun, Präsident von IofC International (2006-9), und Luc Gnacadja, Exekutivsekretär der UNCCD (2007-13). Ein Mitglied des internationalen Teams, das sie vorantrieb, war Tom Duncan, ein australischer Unternehmer und Umweltwissenschaftler, der 2009 am Caux Scholars Program teilgenommen hatte.

Tom wuchs auf zwei australischen Farmen auf, eine in der Wüste im Landesinneren und die andere in den Bergen an der Ostküste. "Ich habe in Caux grosse körperliche Heilung erfahren - durch die klare Bergluft und das natürliche Quellwasser - sowie eine tiefgreifende persönliche Veränderung erlebt", sagt er. "Ich habe Freunde fürs Leben gefunden und habe das Gefühl, dass wir gemeinsam die Welt verändern können, indem wir Gräben überbrücken und einen gesunden Planeten wiederherstellen."

Ich habe das Gefühl, dass wir gemeinsam die Welt verändern können.

Unter den 200 Teilnehmenden des ersten CDLS im Jahr 2013 war auch Rattan Lal, der später den Welternährungspreis für seine Arbeit zur regenerativen Landwirtschaft erhalten sollte. Er vertrat die Ansicht, dass die Regenierung von 2,5 Milliarden Hektar degradierter Flächen jedes Jahr den gesamten Kohlenstoffausstoss der Menschheit binden und damit den Klimawandel sowie die fortschreitende Wüstenbildung aufhalten und die lokale und globale Ernährungssicherheit gewährleisten könnten.

Die Begegnung mit Lal war für Tom ein Schlüsselerlebnis. Er und seine Frau Chau, die über 20 Jahre Erfahrung im Bankwesen, im Handel und in der Handelsdiplomatie verfügt, machten sich Gedanken darüber, wie Investitionen für eine nachhaltige Entwicklung mobilisiert werden könnten. Sechs Jahre später gründeten sie beim CDLS 2019 Earthbanc mit dem Ziel, "das gesamte Finanzökosystem umzugestalten, um regenerative Investitionen zu unterstützen".

 

CDLS 2019 Chau Duncan
Chau Duncan (rechts)

 

Als "Impact Fintech"-Unternehmen verbindet Earthbanc die Welten der Finanzdienstleistungen und der digitalen Technologie. Earthbanc prüft und bewertet den weltweiten Markt für Kohlenstoffkompensationen und überprüft, ob die Behauptungen der Entwicklenden von Kohlenstoffprojekten der Wahrheit entsprechen. Ziel ist es, Transparenz zu schaffen und "Greenwash"-Operationen zu entlarven, die die Chancen der Menschheit verringern, einen unkontrollierten Klimawandel und den Zusammenbruch der lebenserhaltenden Systeme der Erde zu verhindern. Tom behandelte dieses Thema in einem Kapitel, das er gemeinsam mit dem simbabwischen Ökologen Allan Savory in Land Restoration veröffentlichte, einem Buch, das aus dem Caux-Dialog über Land und Sicherheit hervorging und ebenfalls Abhandlungen von Rattan Lal und dem Experten für die Wiederherstellung von Ökosystemen John D. Liu enthält.

 

Tom Duncan surveying biodiversity
Tom Duncan bei der Untersuchung von Biodiversität

Tom hat die Europäische Weltraumorganisation hinzugezogen, die mit Satellitenbildern und Fernerkundungsdaten mithilft. Die Satellitenüberwachung von Earthbanc misst den Kohlenstoffgehalt von Bäumen und bestimmten Böden auf Parzellen von bis zu 200 Quadratmetern mit einer Genauigkeit von 96 bis 99,9 Prozent - und sei damit 18.000 Mal effizienter als der Branchendurchschnitt, der auf manuelle Prüfung und Verifizierung angewiesen ist, so Duncan.

Jüngste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Bindung von Kohlenstoff in Böden, Grasland, Bäumen, Mangroven und Seegräsern 40 bis 50 Prozent der bis 2030 erforderlichen Kohlenstoffreduzierung und -entfernung ausmachen könnte, wenn die Welt die 2016 in Paris festgelegten Ziele erreichen will. Daher sind Land- und Forstwirtinnen und -forstwirte, die regenerative Anbaumethoden anwenden, der Schlüssel zum Kampf gegen den Klimawandel.

 

Bremley Lyngdoh Tom Duncan CDLS 2019
Tom Duncan (rechts) mit Bremley Lyngdoh (Mitte) und Maarja Tamm (links) 2019 in Caux

 

Die Satellitenüberwachung eröffnet ausserdem denjenigen, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind - nämlich den 500 Millionen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern weltweit - die Möglichkeit, Zahlungen für Kohlenstoffanreize zu erhalten. Sie ermöglicht es den Landwirtinnen und Landwirten, ihre Kohlenstoffauswirkungen häufiger zu bewerten und senkt die Kosten drastisch, die diese Anreize in der Vergangenheit für sie unerschwinglich gemacht haben.

In Süd- und Mittelamerika untersuchte Earthbanc Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, die durchschnittlich zwei Hektar bewirtschaften und etwa 350 Dollar im Jahr verdienen. "Durch nachhaltige Anbaumethoden könnten die Ausgleichszahlungen ihr Einkommen um 200 Dollar pro Jahr erhöhen - eine Summe, die ihr Leben verändert", erklärt Tom. "Und diese Methoden würden zu höherer Produktivität und grösserer Ernährungssicherheit sowie zu höheren Einkommen und einem besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung führen."

    Ein florierendes Mangroven-Ökosystem kann zwei- bis fünfmal mehr Kohlenstoff speichern als die meisten Tropenwälder.

In Westbengalen hat Earthbanc mit Hilfe von Mikrokrediten dazu beigetragen, die Bienenzucht auszuweiten, Mangrovenwälder und Seegraswiesen wiederherzustellen und Bäume zum Schutz vor Erosion zu pflanzen. Ein florierendes Mangroven-Ökosystem kann zwei- bis fünfmal mehr Kohlenstoff speichern als die meisten Tropenwälder und schützt die Küstenbevölkerung vor dem Anstieg des Meeresspiegels und hurrikanbedingten Sturmfluten.

 

Tom Duncan exhibition First Steps
Toms Geschichte wird in der First Steps-Ausstellung 2016 vorgestellt

 

Tom und Chau leisteten Pionierarbeit bei der Schaffung des weltweit ersten "Grow Bonds", der Investorinnen und Investoren eine Rendite für regenerative Landwirtschaft und Agroforstwirtschaft bietet. Mit "Grow Bonds" können Anlegende von der Wiederherstellung der Erde profitieren und Landwirtinnen und Landwirte erhalten eine kostengünstige Finanzierung zum Aufbau einer nachhaltigen Lebensgrundlage.

Anfang dieses Jahres wurde Earthbanc von Mastercard für ihre Arbeit in den Bereichen Kohlenstoffberichterstattung und nachhaltiger Finanzberatung für den Finanzsektor ausgezeichnet, unter anderem für Schwedens älteste Bank, Swedbank." Dieses Vertrauensvotum der Finanzbranche ermutigt uns und unsere Partnerorganisationen bei der Erfüllung unserer wichtigen Aufgabe," sagt Tom.

Der Aufruf von Earthbanc, so Tom, richtet sich an Menschen, "die ihren eigenen Wohlstand mit der Gesundheit des Planeten in Einklang bringen wollen". Wenn sie erfolgreich sein sollen, fügt Chau hinzu, müssten die Mechanismen von Earthbanc von einem Wandel in den Köpfen und Herzen begleitet werden, damit Investitionen in den Umweltschutz als Nutzen und nicht als Kosten angesehen werden.

Im Jahr 2019 wurden die jährlichen Caux-Dialoge auf die Ozeane und das Land ausgeweitet und in "Caux-Dialog über Umwelt und Sicherheit" umbenannt.

 

CDLS 2019 Tom Duncan
Rede in Caux beim Caux-Dialog über Land und Sicherheit, 2019

 

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Sehen Sie Tom Duncans zur Frage, wie Unternehmen soziale und umweltrelevante Herausforderungen angehen können (2021)

 

 

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Diese Geschichte ist Teil unserer Serie "75 Jahre der Geschichten" über Einzelpersonen, die durch Caux eine neue Richtung und Inspiration für ihr Leben gefunden haben - eine Geschichte für jedes Jahr von 1946 bis 2021. Wenn Sie mehr über die Anfangsjahre von Initiativen der Veränderung und das Konferenzzentrum in Caux erfahren möchten, klicken Sie bitte hier und besuchen Sie die Plattform For A New World.

 

 
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Von Michael Smith

01/12/2021
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Von Michael Smith

 

Merel Rumping

Als Merel Rumping aus den Niederlanden 2012 zum ersten Mal nach Caux kam, hatte sie ein Ziel vor Augen: "Ich wollte herausfinden, wie ich durch meine berufliche Tätigkeit zu einer gerechteren Welt beitragen kann."

Merel hatte sich bei ihrem Master-Abschluss in internationalen Beziehungen mit dem Schwerpunkt Wirtschaftsethik befasst. Daher hatte sie ein besonderes Interesse an den jährlichen Wirtschaftsforen von Caux zum Thema Vertrauen und Integrität in der globalen Wirtschaft, an denen sie fünf Jahre lang teilnahm. Ein Gespräch mit einem kolumbianischen Geschäftsmann dort half ihr, ihre Frage zu beantworten.

Als sie 20 Jahre alt war, hatte sie drei Monate lang als Freiwillige in einem kolumbianischen Waisenhaus in Medellin gearbeitet, wo sie mit Strassenkindern und ehemaligen Kindersoldaten, von denen viele süchtig waren, zu tun hatte. Drei Jahre später, im Jahr 2006, kehrte sie für sechs Monate nach Kolumbien zurück, um mit einer Mikrofinanzagentur, Women’s World Banking, zusammenzuarbeiten. Dort sah sie das Potenzial für soziales Unternehmertum.  

    Was Merel am meisten beeindruckte, war die grosse Zahl von Menschen, die durch Landminen ihre Gliedmassen verloren hatten.

Was Merel bei ihren Besuchen in Kolumbien am meisten beeindruckte, war die grosse Zahl der Menschen, die während des mehr als fünf Jahrzehnte währenden Bürgerkriegs durch Landminen ihre Gliedmassen verloren hatten. In einem Dorf, das sie besuchte, gab es 300 Landminenopfer.

Der kolumbianische Geschäftsmann in Caux machte sie mit einem Niederländer bekannt, der für eine orthopädische Werkstatt in Asien arbeitete. In Gesprächen mit ihm entwickelte sie die Vision, wie sie Amputierten mit geringem Einkommen eine erschwingliche prothetische Versorgung bieten könnte.

 

Keren Merel Rumping
Keren (6) aus Kolumbien: Rollschuhlaufen und Laufen mit ihrer Prothese: "Dank meiner Prothese kann ich in den Bergen laufen, was ich am meisten liebe. Und ich kann Schlittschuh laufen, Fahrrad fahren, Gymnastik machen, rennen und tanzen."

 

Studierende der Technischen Universität Delft reisten mit ihr nach Kolumbien, um sich vor Ort ein Bild von den Schwierigkeiten zu machen. Eine davon waren die Entfernungen. Die orthopädischen Zentren befinden sich hauptsächlich in den Städten, so dass die Menschen weite Strecken zurücklegen müssen, ohne genau zu wissen, wohin sie gehen sollen", schrieb sie. "Bezüglich der Produkte stellten wir fest, dass viele Menschen zwar eine Prothese besassen, diese aber unter ihr Bett gelegt hatten, weil sie schmerzte. Einige Orthopädietechnikerinnen und - techniker in Kolumbien haben nie eine professionelle Ausbildung in der Herstellung von Prothesen erhalten."

    Viele Menschen besassen zwar eine Prothese, hatten sie aber unter ihr Bett gelegt, weil sie schmerzte.

Sie erkannte, dass lokale Kliniken und eine Methode zur Herstellung von Prothesen, die auf die Bedürfnisse jedes Amputierten zugeschnitten war, vor Ort benötigt wurden. Andernfalls konnte es bis zu zwei Jahre dauern, bis ein amputierter Mensch eine Prothese erhielt, was zu Einkommensverlusten für die betroffene Person und ihre Familie führte.

Merel Rumping in clinic in Tunja with Nina, Durch clinical engineer working on 3D printer and 90 year-old client
Merel (rechts) und ein 90-jähriger Patient in Tunja
Merel Rumping Profort
Merel (Mitte) bei Profort in Tunja

Mit Unterstützung der Strathclyde University entwickelte Merels Team 2016 eine Majicast-Schaftproduktionseinheit: einen röhrenförmigen Tank mit Gussmaterial, in den der stehende Patient die amputierte Gliedmasse einlegt. So entsteht eine Form, mit der fast sofort ein massgeschneiderter, komfortabler Schaft hergestellt werden kann.

Die Finanzierung durch Google Impact Challenge Funding verhalf dem Team zu einem Blitzstart. Sie demonstrierten Majicast in mehreren Teilen Kolumbiens. Im Jahr 2019 arbeitete die Universität Strathclyde, die das Patent besass, weiter an Majicast, während Merel sich mit ihrem eigenen Sozialunternehmen Carewithinreach auf die Gründung von orthopädischen Pflegekliniken konzentrierte.

Ihr erstes orthopädisches Zentrum wurde 2021 in der kleinen Stadt Tunja mit Hilfe des Investors Buxeros Capital eröffnet.

Die Covid-Pandemie und die Unruhen in Kolumbien haben das Vorhaben verzögert. Doch bis Ende November 2021 konnte das Zentrum 220 Patientinnen und Patienten helfen.

Merel ist derzeit in Gesprächen mit einem weiteren Investor für die zweite und dritte Klinik. Ihr Ziel ist es, fünf oder sechs lokale Pflegekliniken im ganzen Land zu errichten.

 

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Sehen Sie das Video über die 6-jährige Keren und das Leben mit ihrer Prothese

 

 

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Diese Geschichte ist Teil unserer Serie "75 Jahre der Geschichten" über Einzelpersonen, die durch Caux eine neue Richtung und Inspiration für ihr Leben gefunden haben - eine Geschichte für jedes Jahr von 1946 bis 2021. Wenn Sie mehr über die Anfangsjahre von Initiativen der Veränderung und das Konferenzzentrum in Caux erfahren möchten, klicken Sie bitte hier und besuchen Sie die Plattform For A New World.

 

 

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Das Young Ambassadors Programme geht online

28/11/2021
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Das Young Ambassadors Programme (YAP) ging diesen Sommer zum ersten Mal online, nachdem es sechs Jahre lang kontinuierlich gewachsen und weiterentwickelt worden war und 2020 eine Denkpause eingelegt hatte, um sich an die neuen Gegebenheiten der Pandemie anzupassen.

Das neue Format stellte die reiche Erfahrung des Organisationsteams auf den Prüfstand. Wie können wir unseren Zielen treu bleiben? Wie können wir unseren Teilnehmenden eine ähnliche Erfahrung vermitteln wie denjenigen, die sich persönlich im wunderschönen Caux-Palace getroffen haben? Wie können wir auf verschiedenen Online-Plattformen Gemeinschaft, Vertrauen und einen sicheren Raum schaffen? Wie können wir es jungen Menschen ermöglichen, sich zu vernetzen, auszutauschen, zu lernen, sich inspirieren zu lassen und Vertrauen in ihre neu erworbenen Fähigkeiten zu gewinnen? Kreativität, Flexibilität und enge Teamarbeit brachten alle Antworten, die wir brauchten.

Ich habe nützliche Werkzeuge zum Erforschen / Verstehen / Reflektieren meiner eigenen Einstellungen und Handlungen erhalten.

YAP 2021 fand vom 9. Juli bis zum 29. August statt und umfasste Live-Online-Sitzungen, Gemeinschaftsplattformen, Tools für die Zusammenarbeit und Kommunikationsgruppen. Über 60 Teilnehmende aus den unterschiedlichsten Ländern und Kulturen nahmen teil. Sie alle wollten herausfinden, wie sie eine aktive Rolle bei der Umgestaltung der Gesellschaft übernehmen können. 

 

YAP 2021
Auszug aus einer der Veranstaltungen

 

Im Rahmen des Programms wurde die dynamische Beziehung zwischen persönlichem und globalem Wandel untersucht, Raum für den Austausch von Erfahrungen und für Reflexion geschaffen und zu gezieltem Handeln ermutigt. Die Moderatorinnen und Moderatoren passten ihre Methodik an die virtuelle Arbeitsweise an. Die Teilnehmenden fanden sogar einen Weg, ihre Kulturen und ihre Vielfalt virtuell zu feiern!

Es hat mich sehr motiviert, so viele engagierte junge Menschen aus der ganzen Welt zu sehen.

Auf die Frage, was sie durch das Programm gelernt haben, antworteten die Teilnehmenden: Problemlösungskompetenz, kritisches Denken, aktives Zuhören, Einfühlungsvermögen und Verständnis, zielgerichtetes Zuhören, technische Hilfsmittel für den Meinungsaustausch und die Visualisierung von Meinungen, Führungsqualitäten, unterschiedliche Sichtweisen auf wichtige globale und nationale Themen, Respekt der Vielfalt, Akzeptanz unterschiedlicher Standpunkte, Kenntnis und Wertschätzung anderer Kulturen.

 

Bunter Kulturabend

 

Am 26. November hatten die diesjährigen Teilnehmenden die Gelegenheit, bei zwei Networking-Veranstaltungen ehemalige YAP-Mitglieder kennenzulernen. Mehrere sprachen über ihre aktuellen sozialen Anliegen und über die Projekte und Organisationen, bei denen sie tätig sind.

YAP 2021 war eine wunderbare Gelegenheit für alle Beteiligten, einschliesslich des Organisationsteams, das sich nun für weitere YAP-Jahrgänge gewappnet fühlt, egal, ob sie online oder persönlich stattfinden.

 

Ich habe das Gefühl, dass meine emotionale Intelligenz und mein Verständnis von individuellem und Gruppenverhalten durch die Teilnahme zugenommen haben.

Das diesjährige Programm war das Ergebnis einer Partnerschaft zwischen Initiatives of Change Schweiz, Initiatives of Change UK, Initiatives of Change Niederlande, Initiatives of Change Dänemark, dem Centre for Social Transformation Rumänien, Foundations for Freedom Ukraine und der Initiative Mittel- und Osteuropa e. V. Es wurde durch die grosszügige Unterstützung von Movetia ermöglicht, das seit 2018 Partner des Programms ist.

 

YAP team
Das YAP-Team 2021

 

Was andere Teilnehmende sagten

 

Ein grossartiges Programm. Es lohnt sich, sich die Zeit zu nehmen und zu investieren. Interessante Themen. Tolle Referentinnen und Referenten. Perfekte Organisation.

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Lebensverändernd, partizipativ und Perspektiven erweiternd.

_______________________________

Eine hervorragende Gelegenheit, die eigene emotionale Intelligenz zu fördern.

_______________________________

Eine globale Plattform für aufstrebende Fachleute, um Kontakte zu knüpfen und für den Austausch von Fachwissen.

_______________________________

Nachdenklich, gemeinschaftlich, herausfordernd, tiefgründig. Die internationale Beteiligung und die Perspektiven, die im Raum vertreten waren, waren überaus wertvoll.

_______________________________

Fruchtbare, sichere Lernreise. Ein Raum für erfahrungsorientiertes Lernen.

_______________________________

Nützliche Selbstbeobachtung und Aufbau von Beziehungen.

_______________________________

Mehr Programme wie dieses. Das ist es, was die Welt braucht. Ich möchte das in unserer Gemeinschaft umsetzen.

 

 

 

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2011: Lucette Schneider - Entscheidungen, die den Zauber von Caux ausmachen

25/11/2021
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Viele Jahre lang organisierte die Schweizerin Lucette Schneider das Team, das sich frühmorgens versammelte, um Gemüse für die Küche des Konferenzzentrums in Caux zu waschen, zu schälen und zu schneiden. Eliane Stallybrass, die von 2008-2012 Operations Manager in Caux war, kannte Lucette gut:

Ann Hartnell, eine Kanadierin, die viele Sommer als Leiterin eines Kochteams in Caux verbrachte, beschrieb Lucette Schneider als fast unsichtbar, so effizient und diskret war sie in der Gemüseküche.

Lucette war nicht gross und ihr Gang zeigte, dass sie Probleme mit dem Rücken hatte. Doch was am meisten in Erinnerung bleibt, war ihr warmes Lächeln.

Sie war fast unsichtbar, so effizient und unauffällig war sie. Doch was am meisten in Erinnerung bleibt, war ihr warmes Lächeln.

Lucette Schneider
Lucette (rechts) und ihr Team bereiten Gemüse für die Caux-Küchen vor

 

Das Wort "Dienen" muss Teil ihres Namens gewesen sein. Sie und ihr Mann besassen einen Lebensmittelladen und ein Käsegeschäft. (Sie ärgerte sich über die Art und Weise, wie die Leute am Buffet in Caux ihre Käsescheiben ohne Rinde abschnitten und die zähen Stücke für die Letzten übrig liessen und sie zeigte mir, dass man seine Scheibe mit einem Stück Rinde abschneiden sollte, damit alle die gleiche Menge Käse und Rinde bekamen!)

Als ich mich um die Zimmerverteilung in Caux kümmerte, beschloss unser Team, Lucette ein Zimmer mit Blick auf den See anzubieten, da sie den ganzen Tag im Gemüsesaal arbeiten würde und etwas Sonne bräuchte. Sie war komplett dagegen: "Ihr müsst diese Zimmer den Neuankömmlingen überlassen. Ich kenne die Aussicht. Ich kann sie den Rest des Jahres geniessen."

 

Caux vegetable kitchen
Das Gemüseteam bereitet Äpfel für ein Gericht vor

 

Als Lucette in den Ruhestand ging, beschloss sie, im Gedenken an ihren Mann die Gemüsezubereitung zu übernehmen. Er hatte viele Sommer lang im Economat gearbeitet. Lucette kam frühmorgens in den Gemüsesaal, suchte die Liste der an diesem Tag benötigten Gemüsesorten heraus und wog sie ab, damit ihr Team mit der Arbeit beginnen konnte.

Ihr Team war ein bunt gemischter Haufen - alle waren Konferenzteilnehmende, aber vor allem waren es diejenigen, die es geschafft hatten, früh aufzuwachen! Es waren meist ältere Damen mit grosser Erfahrung oder Männer, die noch nie einen Kartoffelschäler in der Hand gehabt hatten. Lucette erinnerte sich daran, wie sie einem gut aussehenden Afrikaner zeigte, wie man Zwiebeln schält. Es stellte sich heraus, dass er Chirurg war und während des Krieges in Bosnien gearbeitet hatte.

Lucette Schneider
Lucette Schneider
Grigory Pomerants
Grigory Pomerants

Ein weiterer Freiwilliger war der russische Philosoph Grigory Pomerants. Lucette musste ihm alles über das Schälen und Schneiden von Gemüse beibringen. Im Gegenzug hörte sie sich seinen Vortrag an, von dem sie trotz Übersetzung nur sehr wenig verstand. Sie hielt das für einen fairen Tausch.

Lucette hatte ein Talent dafür, Freunde zu finden, auch wenn es ihr nie gelang, Englisch zu lernen. Eines Tages gestand sie meinem Mann Andrew, dass sie Probleme mit einem jungen Mann namens Jorge hatte, der an der Konferenz teilnahm. Sie mochte seine Art sich zu kleiden nicht und störte sich besonders an seinem Mohikaner-Haarschnitt. Er war kein Irokese und sie fand, dass dies nicht angemessen war. Als sie das erste Mal nach Caux kam, trugen die Männer alle Krawatten.

Aber sie war unglücklich über ihre Reaktion und beschloss, das Positive an Jorge zu suchen. Ihr fiel auf, dass er ein schönes Lächeln hatte. Sie bat Andrew, einen Termin für ein Treffen zwischen ihnen zu vereinbaren, da sie keine gemeinsame Sprache sprachen. Lucette kam mit einer Tafel Schokolade und Jorge erzählte ihr, warum er nach Caux gekommen war. Am Ende des Essens umarmten sie sich und Jorge hatte Tränen in den Augen.

 

Vegetable kitchen in Caux
Jung und Alt arbeiten zusammen

 

Ich lernte Lucette kennen, als ich noch ein Kind war. Sie kannte meine Eltern und nahm meine Schwester und mich in den 1950er Jahren in ihrem Lieferwagen mit nach Caux - wahrscheinlich war das damals mein erster Besuch. Jahre später trafen wir uns zufällig in der Cafeteria und begannen eine echte Freundschaft.

Wir blieben bis zu ihrem Tod im Jahr 2018 im Alter von 99 Jahren befreundet. Sie und Robert ermöglichten uns - und vielen anderen - grosszügigerweise Ferien in ihrem kleinen Chalet im Jura zu machen, wo alle im selben Zimmer schliefen und sich an der Küchenspüle wuschen, wobei das Wasser auf dem Holzofen erhitzt wurde.

Eines Tages sagte Robert zu mir: "Für mich gibt es keine Opfer im Leben. Nur Entscheidungen.' Ihre Entscheidungen waren Teil des Zaubers, der Caux möglich gemacht hat.

Für mich gibt es keine Opfer im Leben. Nur Entscheidungen.

 

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Diese Geschichte ist Teil unserer Serie "75 Jahre der Geschichten" über Einzelpersonen, die durch Caux eine neue Richtung und Inspiration für ihr Leben gefunden haben - eine Geschichte für jedes Jahr von 1946 bis 2021. Wenn Sie mehr über die Anfangsjahre von Initiativen der Veränderung und das Konferenzzentrum in Caux erfahren möchten, klicken Sie bitte hier und besuchen Sie die Plattform For A New World.

 

  • Fotos: Initiativen der Veränderung
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2009: Rajmohan Gandhi - Brücken zwischen Indien und Pakistan

Von John Bond

22/11/2021
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Von John Bond

 

Der pulsierende Beat des pakistanischen Rockstars Salman Ahmad hallte durch das Theater von Caux. Ahmad, der zudem Arzt und UN-Botschafter ist, war einer von 25 angesehenen Menschen aus Indien und Pakistan, die 2009 nach Caux kamen, um Brücken zwischen ihren Ländern zu bauen.

 

Indian-Pakistan Dialogue 2009
Indisch-pakistanischer Dialog in Caux, 2009

 

Wie ein Minister einer der pakistanischen Provinzregierungen sagte: "Das hochgesteckte Ziel von Frieden, Sicherheit und Entwicklung wird so lange unerreichbar bleiben, bis wir lernen, einander zu vertrauen. Wir sind hier zusammengekommen, um eine Koalition des Gewissens zu schmieden."

"Koalition des Gewissens" ist ein unerwarteter Satz aus dem Munde eines Politikers, aber er drückt das Ziel jenes Mannes aus, der die Versammlung initiierte - Rajmohan Gandhi, einer der Enkel von Mahatma Gandhi.

Im Geiste seines Grossvaters hat sich Rajmohan der Überbrückung der Gräben in Südasien verschrieben. Als Geschichtsprofessor kennt er die tragischen Kosten des Konflikts zwischen Indien und Pakistan, zwischen Hindus und Menschen muslimischer Abstammung. Er weiss auch, dass Hass geheilt werden kann und er appelliert an alle, ihr Gewissen zu erforschen und ihre Rolle bei der Heilung zu entdecken. "Es geht nicht darum, zwischen 'userem' Gott und 'ihrem Gott zu wählen, denn Gott ist einer", schreibt er. "Es geht um die Wahl zwischen einem Wind, der Gift weiterträgt und dem Flüstern des einen Gottes, der uns seinen klugen Rat verkündet".

 

Rajmohan Gandhi signing copies of his history of Punjab at a Literary Festival in Karachi, Pakistan, 2014
Rajmohan Gandhi beim Signieren seines Buches über die Geschichte des Punjab bei einem Literaturfestival in Karachi/Pakistan, 2014

 

Caux erwies sich als ein geeigneter Ort für die indisch-pakistanische Diskussion. "Caux ist in meinen Augen einzigartig", schrieb ein indischer Journalist. "Vier Tage nach unserem Aufenthalt habe ich endlich verstanden, warum das so ist. Es war die Abwesenheit von Neid. Wir haben eine ganze Welt auf der Grundlage einer Verherrlichung des Wettbewerbsgeistes aufgebaut. Ein paar Tage lang  liessen wir dies alles hinter uns und unterhielten uns einfach als Menschen. Wir haben uns alle ein wenig verändert und sind uns viel nähergekommen. Ich hoffe, dass wir in der Lage sein werden, dies in die Tat umzusetzen."

. Wir haben uns alle ein wenig verändert und sind uns viel näher gekommen. Ich hoffe, dass wir in der Lage sein werden, dies in die Tat umzusetzen.

Rajmohan kam 1956 zum ersten Mal mit Mitgliedern seiner Familie nach Caux, als sie Europa besuchten. Sein Vater, Devadas Gandhi, Chefredakteur der Hindustan Times, sagte in Caux: "Wenn die Moralische Aufrüstung [wie Initiativen der Veränderung/IofC damals genannt wurde] scheitert, scheitert die Welt". Rajmohan wurde ebenfalls Journalist und war zunächst Praktikant bei The Scotsman in Edinburgh. Dort wohnte er bei einer Familie, die mit der Moralischen Aufrüstung in Verbindung stand. Er fühlte sich von ihrer Lebenseinstellung angezogen und beschloss, sich in der gleichen Arbeit zu engagieren.

 

Rajmohan Gandhi, Km Cherian, Mannath Padmanabhan
Rajmohan Gandhi (links) in Thiruvananthapuram/Indien, mit KM Cherian, Chefredakteur von Malayala Manorama, und dem Sozialreformer Mannath Padmanabhan während des Marsches auf Rädern

 

Schon bald führte er einen Marsch auf Rädern von der Südspitze Indiens nach Delhi an und forderte auf grossen Kundgebungen entlang der Strecke ein "sauberes, starkes und geeintes Indien". Viele junge Menschen schlossen sich ihm an und er und seine Kolleginnen und Kollegen veranstalteten Trainingslager, darunter auch in Panchgani in den Hügeln von Maharashtrien. 1964 rief er das wöchentliche Nachrichtenmagazin Himmat (was so viel wie Mut bedeutet) ins Leben, das nach seinen Worten "eine Flamme" war, "die den Machthabenden und den Menschen auf der Strasse die Wahrheit sagte" und als "eine Brücke über Gräben hinweg" fungieren sollte. Die Zeitschrift wurde 17 Jahre lang herausgegeben.

 

Rajmohan Gandhi Leon Sullivan
Rajmohan Gandhi mit dem amerikanischen Bürgerrechtsführer Leon Sullivan in Caux, 1983.

 

Im Jahr 1968 gründeten er mit Kolleginnen und Kollegen in Panchgani das Zentrum Asia Plateau. Seitdem nehmen dort jedes Jahr Tausende von Inderinnen und Indern an Ausbildungskursen teil und viele internationale Konferenzen haben dort stattgefunden, die alle auf der Überzeugung beruhten, dass jeder Mensche dazu beitragen kann, die Gesellschaft zum Besseren zu verändern, wenn er bereit ist, bei sich selbst zu beginnen.

Rajmohan setzt sich auf vielen Wegen für diese bessere Gesellschaft ein. Er hat für Integrität in der Politik gekämpft und war Mitglied des Oberhauses des indischen Parlaments. Als Akademiker, Journalist und Politiker setzt er sich immer wieder für Menschenrechte und Demokratie ein. Als Hindu hat er sich entschieden gegen die Versuche gewandt, muslimische Inderinnen und Inder als Bürgerinnen und Bürger zweiter Klasse zu behandeln. Mehrere der 14 Bücher über Geschichte und Biografie, die er geschrieben hat, befassen sich mit der Rolle und der Situation der Musliminnen und Muslime auf dem Subkontinent.

 

Rajmohan Gandhi in Palestine
Rajmohan Gandhi besucht Palästina

 

Und überall auf der Welt wird er zusammen mit seiner Frau Usha willkommen geheissen. Er ist ein wortgewandter Vertreter des Ansatzes von Mahatma Gandhi und sein Leben ist von den Werten seines Grossvaters geprägt - Werte, die heute so relevant sind wie eh und je.

In all diesen Jahren haben die Konferenzzentren in Caux und Asia Plateau zusammengearbeitet und der Austausch zwischen ihnen hat die Arbeit beider Organisationen zur Schaffung einer integrativeren, gerechteren und solidarischeren Gesellschaft gestärkt. Inderinnen und Inder haben ihre Erfahrungen mit der Überwindung von Korruption, der Heilung von Spaltungen und der Herstellung von Gerechtigkeit in ungerechten Situationen nach Caux gebracht.

Rajmohan und Usha Gandhi gehören zu jenen Menschen, die am meisten zum Aufbau dieser Zusammenarbeit beigetragen haben.

 

Rajmohan Gandhi and Usha in Caux photo: John Azzopardi
Rajmohan und Usha Gandhi in Caux

 

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Sehen Sie Caux gives me perspective and renewal: an interview with Prof Rajmohan Gandhi (2017)

 

Sehen Sie Rajmohan Gandhis Ansprache: Kashmir and the India-Pakistan Story (13. September 2019)

 

Sehen Sie den Dokumentarfilm über Asia Plateau, an dessen Bau Rajmohan Gandhi beteiligt war

 

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Diese Geschichte ist Teil unserer Serie "75 Jahre der Geschichten" über Einzelpersonen, die durch Caux eine neue Richtung und Inspiration für ihr Leben gefunden haben - eine Geschichte für jedes Jahr von 1946 bis 2021. Wenn Sie mehr über die Anfangsjahre von Initiativen der Veränderung und das Konferenzzentrum in Caux erfahren möchten, klicken Sie bitte hier und besuchen Sie die Plattform For A New World.

 

 

 

 

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Von Michael Smith

17/11/2021
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Von Michael Smith

 

Mohan Bhagwandas ist sich seines ökologischen Fussabdrucks nur allzu bewusst. In den 13 Jahren von 2006 bis 2019 flog er 17 Mal von seiner Heimatstadt Melbourne (Australien) in die Schweiz, um an den Konferenzen von Caux teilzunehmen - eine Gesamtstrecke von 578.000 km, wobei jeder Flug etwa 24 Stunden dauerte.

 

Mohan Bhagwandas in Caux
Bei seinem ersten Besuch in Caux, 1970
Mohan Bhagwandas 2003 Caux station
Am Bahnhof in Caux, 2003

Er war der internationale Koordinator für die jährlichen Foren zu Vertrauen und Integrität in der globalen Wirtschaft (TIGE), die ein Jahrzehnt lang bis 2016 stattfanden. Die globale Finanzkrise von 2008 mit der Gefahr einer grossen Depression traf den Kern der Finanzmärkte.

"In Wirklichkeit war es eine Integritätskrise, die unser Vertrauen in das Banken- und Finanzsystem erschüttert hat", sagt Mohan. "Das Thema der Konferenz hätte nicht besser in unsere Zeit passen können."

Von 2012 bis 2018 war er Mitglied des Internationalen Rates von Initiativen der Veränderung (IofC), zunächst als Vizepräsident und später als amtierender Präsident von IofC International.

"Es war ein Privileg, mit einem internationalen Team zusammenzuarbeiten, um 2018 das Trustbuilding-Programm von IofC zu beginnen und zu sehen, wie es in sieben Ländern in Partnerschaft mit dem Fetzer-Institute eingeführt wurde", sagt er.

Mohan wuchs in Colombo (Sri Lanka) auf. Die bittere Armut der Menschen in den Slums und die Bedingungen, unter denen Fabrikarbeiterinnen und -arbeiter arbeiten mussten, weckten seine Leidenschaft für Veränderung. Er fand seinen Welt, als er in den 1970er Jahren auf IofC stiess. "Das brachte mich dazu, mich bei meinem Vater zu entschuldigen, wodurch die Beziehung sich veränderte", sagt er. In seinen 20ern widmete er sich ganz der Arbeit von IofC.

    Mein Ziel war es, ein Team von jungen Fachleuten zu überzeugen, die ihre Träume von einer besseren, gerechteren Welt verfolgen.

Mohan and Daya Bhagwandas with Ambassador Thomas Abrahama
Mit dem indischen Botschafter Thomas Abraham (links) und Vijayalakshmi Subrahmanyan in Caux

 

Er arbeitete für IofC in Nordirland, Quebec, Nordostindien, Papua-Neuguinea und Australien. 1989 schlug er eine Laufbahn in der Informationstechnologie ein, wo er für ein weltweit tätiges IT-Unternehmen in Melbourne die Geschäftsstrategie und das Änderungsmanagement leitete. Er und seine Familie waren 1972 aus Sri Lanka dorthin eingewandert. Im Jahr 2006 kehrte Mohan zu IofC zurück und leitete die TIGE-Konferenzen in Caux.

 

TIGE team
Vorbereitungstreffen für TIGE in Caux: Talia Smith, Don de Silva, Mohan Bhagwandas, Michael Smith (von links nach rechts)

 

In ihrem akademischen Buch Integral Development (2014) beschreiben Alexander Schieffer und Ronnie Lessem Mohan als "eine jener seltenen, reifen Persönlichkeiten, bei denen sich ein starker moralischer Kompass mit einer beharrlichen, ruhigen Hingabe an den Dienst durch Handeln verbindet. Geleitet von einer starken Verwurzelung in Werten und einer tiefen Spiritualität [er ist römisch-katholisch], kombiniert mit einem Sinn für Pflicht und Pragmatismus, bringt er den Menschen und in die Zusammenhänge, mit denen er zu tun hat, Klarheit."

[Er ist] eine jener seltenen, reifen Persönlichkeiten, bei denen ein starker moralischer Kompass mit einer beharrlichen, ruhigen Hingabe an den Dienst durch Handeln einhergeht.

"Hektik und Aufregung sind ihm fremd, ebenso wie das Bedürfnis, sich in die erste Reihe des Lebens zu drängen.... Er agiert eher im Hintergrund, indem er die Menschen, die mit ihm arbeiten, fördert und anleitet.... Bhagwandas ist der Prototyp eines 'dienenden Leaders'."

 

TIGE 2010 Team
Das TIGE 2010-Team in Caux (Mohan ist der Vierte von links in der ersten Reihe)

 

Das Führungsteam für die TIGE-Konferenzen bestand aus jungen Menschen aus Indien, Schweden, Mexiko, dem Vereinigten Königreich, den Niederlanden, Italien und Lettland. "Mein Ziel", so Mohan, "war es, ein Team junger Fachleute zu überzeugen, die ihre Träume von einer besseren, gerechteren Welt verfolgen."

Zu den Hauptrednerinnen und -rednern bei TIGE gehörten unter anderem Kofi Annan, ehemaliger Generalsekretär der Vereinten Nationen, Lady Susan Rice, damalige Geschäftsführerin der Lloyds Banking Group in Schottland, und R. Gopalakrishnan, Direktor von Tata Sons, Indien.

 

International Council in Caux
Mit dem Internationalen Rat in Caux (Mohan ist der zweite von links)

 

Im Jahr 2020 schloss sich Mohan Earthbanc an, das Investitionen in den Kohlenstoffausgleich fördert und von Leuten gegründet wurde, mit denen er in Caux zusammengearbeitet hatte. "Wir leben am Scheideweg einer weiteren Phase der Transformation in einer Post-Covid-Welt", sagt er. "Das Smartphone hat uns Kommunikation, Wirtschaft, Finanzen, Musik und Videos in die Hand gegeben. Der nächste Wandel wird in der Pflege der Ökosysteme stattfinden, auf die die Menschheit für ihr Überleben auf dem Planeten Erde angewiesen ist. Darauf liegt jetzt mein Schwerpunkt."

Und er ist froh, dass er dank der Online-Konferenzen seinen ökologischen Fussabdruck radikal reduzieren kann.

Wir leben am Scheideweg einer weiteren Phase der Transformation in einer Post-Covid-Welt.

Mohan Bhagwandas and Daya in Caux
Mit seiner Frau Daya in Caux

 

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Sehen Sie das Video Trust and Integrity in the Global Economy International Conference (2013)

 

 

Sehen Sie Kofi Annans Ansprache bei TIGE 2013 über Jugend-Leadership

 

 

Sehne Sie Interview-Auszüge von TIGE 2010

 

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Diese Geschichte ist Teil unserer Serie "75 Jahre der Geschichten" über Einzelpersonen, die durch Caux eine neue Richtung und Inspiration für ihr Leben gefunden haben - eine Geschichte für jedes Jahr von 1946 bis 2021. Wenn Sie mehr über die Anfangsjahre von Initiativen der Veränderung und das Konferenzzentrum in Caux erfahren möchten, klicken Sie bitte hier und besuchen Sie die Plattform For A New World.

 

 

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2008: Learning to be a Peacemaker – "Die Augen gegenüber der Welt öffnen"

17/11/2021
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Iman Ajmal Masroor
Ajmal Masroor

2008 wurde ein ungewöhnlicher Kurs über den islamischen Ansatz zur Friedensstiftung ins Leben gerufen, der von Imam Ajmal Masroor aus England entwickelt wurde. Der Koordinator des Kurses, Peter Riddell, beschreibt, wie es dazu kam:

"Meine Frau und ich hatten mitten in der Nacht ein ehrliches Gespräch," erzählte mir Imam Ajmal Masroor aus London, als er im Sommer 2007 zum Frühstück in den Speisesaal des Konferenzzentrums von Initiativen der Veränderung in Caux kam. Er nahm an einer Konferenz mit dem Titel Tools for Change (T4C) teil und hatte wohl am Abend zuvor in der Eröffnungssitzung den Begriff  "ehrliches Gespräch" gehört.

Sein strahlendes Gesicht deutete darauf hin, dass es eine positive Erfahrung gewesen war - zumindest für ihn. Später schloss sich uns seine Frau mit ihrer kleinen Tochter an - und beide sahen entspannt aus. "Es kann also nicht allzu schlecht gelaufen sein", dachte ich.

Dann sagte Ajmal, er wolle einen Vorschlag besprechen. Wäre es möglich, im Sommer 2008 in Caux einen Kurs für junge europäische Musliminnen und Muslime zum Thema Friedensstiftung im Islam abzuhalten? Er hatte diesen Kurs bereits in mehreren europäischen Ländern durchgeführt, wollte aber ein europaweites Publikum erreichen.

Er erklärte, dass sich junge europäische Musliminnen und Muslime, die als Kinder von Einwanderern der ersten Generation geboren wurden, oft zwischen den kulturellen Erwartungen ihrer Eltern und denen ihrer Altersgenossinnen und -genossen in der Schule oder Universität hin und hergerissen fühlten. Waren sie Europäer bzw. Europäerinnen oder das, was ihre Eltern waren? Sie fühlten sich in keiner der beiden Kulturen wohl oder akzeptiert.

Er war davon überzeugt, es gehe darum, zu begreifen, dass der Kern des Islam darin bestehe, Frieden zu stiften. Der Befehl Gottes laute: "Verbreitet Frieden unter euch," und Mohammed habe gesagt: "Dein Nachbar ist die Person, deren Tür der deinen am nächsten ist," Ein Aspekt des Friedensstiftens liege im Dienen und wenn man der Gemeinschaft diene, entdecke man, dass  verschiedene Identitäten nicht im Widerspruch zueinander stünden, sondern sich ergänzten.

Wir probierten die Idee mit einer Gruppe junger Musliminnen und Muslime aus, die an Tools for Change teilnahmen. Ihre Begeisterung war offensichtlich, und das Planungsteam für den nächsten Caux-Sommer waren mit dem Pilotprojekt einverstanden. Das Abenteuer begann.

Ein Aspekt des Friedensstiftens liegt im Dienen und wenn man der Gemeinschaft dient, entdeckt man, dass  verschiedene Identitäten nicht im Widerspruch zueinander stehen, sondern sich ergänzen.

LPM 2018 on Rochers de Naye
Kursteilnehmende bei einer Wanderung auf den Rochers de Naye in der Nähe von Caux, 2018

 

Das neue Programm trug den Namen Learning to be a Peacemaker (LPM) und sollte einer von mehreren parallel ablaufenden Kursen im Rahmen der einwöchigen Tools for Change-Konferenz sein. Dadurch sollte eine kleine Gruppe junger Musliminnen und Muslime das Konferenzzentrum in Caux, den Ansatz von Initiativen der Veränderung sowie den Inhalt von Learning to be a Peacemaker entdecken. Dies sollte sie in die Lage versetzen, im Sommer 2009 als Gastgeber für den gesamten Kurs zu fungieren.

Und so trafen Ende Juli 2008 14 junge Musliminnen und Muslime aus Frankreich, Schweden, Deutschland und England in Caux ein.

 

Teilnehmende des Programms 2018

 

Ajmal schaffte es, innerhalb  kurzer Zeit eine aussergewöhnliche Menge an Information einzubringen, wie unter anderem die islamischen Prinzipien der Friedensstiftung, die Ethik der Meinungsverschiedenheit, friedensstiftende Initiativen des Propheten Mohammed, Gewalt und Extremismus, Loyalität und Staatsbürgerschaft, inneren und äusseren Frieden sowie die Eigenschaften von Friedenssschaffenden - illustriert mit persönlichen Erfahrungen.

Die Rückmeldungen der jungen Teilnehmenden waren positiv: "Der Kurs hat mich gelehrt, ehrlich, tolerant und offen zu sein", "mein Herz ist voller Hoffnung und mein Geist voller Energie, was die Zukunft der jungen Menschen in Europa (ob Musliminnen und Muslime oder nicht) angeht", "hat mir die Augen der Welt gegenüber geöffnet", lauteten einige der Rückmeldungen.

Der Kurs hat mich gelehrt, ehrlich, tolerant und offen zu sein.

Teilnehmende 2019 in Caux mit Dr. Omnia Marzouk (links), Peter Riddell (zweiter von rechts) und Ajmal Masroor (rechts), 

 

Das Organisationsteam in Caux schätzten die Freundlichkeit und Disziplin, welche die Teilnehmenden in die Konferenz einbrachten, was besonders deutlich wurde, als sie zusammen mit anderen Konferenzteilnehmenden im Speisesaal oder in der Küche mithalfen. So wurde 2009 grünes Licht für eine "Doppelveranstaltung" gegeben: Die Teilnehmenden würden an dem fünftägigen LPM-Kurs und anschliessend bei Tools for Change mitmachen. 

In jenem Jahr gab es über 50 Teilnehmende und 15 Teammitglieder aus sieben Ländern, darunter zum ersten Mal auch Nicht-Musliminnen und Nicht-Muslime. Der BBC World Service schickte einen Journalisten, der schrieb: "Diese Kombination aus orthodoxer islamischer Lehre und multireligiöser Spiritualität ist eine ungewöhnliche Mischung - aber sie spiegelt nach Ansicht des Organisationsteams die komplexe europäische Gesellschaft wider, in der diese jungen Musliminnen und Muslime leben." Und die Schweizer Lokalzeitung 24 Heures fragte in ihrem Artikel "Eine internationale Arbeitstagung versammelt junge Musliminnen und Muslime“ vom 13. August 2009: "Könnte der ehemalige Caux Palace heute der Ort sein, an dem der schwierige und unvermeidliche Dialog zwischen Europa und dem Islam neu erfunden wird?"

 

Learning to be a Peacemaker, 2018

 

Obwohl es fünf Jahre gab, in denen die Ramadan-Termine eine Durchführung des Kurses verhinderten, ist dieser Kurs seither ein fester Bestandteil der Konferenzen in Caux. In den Jahren 2020 und 2021 wurde er auf Grund der Covid-Einschränkungen online durchgeführt. Mehr als 180 Teilnehmende aus einer Vielzahl von Ländern und Ethnien haben bislang daran teilgenommen.

"Die Wirkung war tiefgreifend. Erst als ich [in Caux] Menschen aus ganz Europa traf, die mich in ihr Herz nahmen, begann auch ich, Europa in mein Herz aufzunehmen" sagte Javed Latif, ein Maschinenbauingenieur aus den Niederlanden.

 

LPM 2018
Abschlusszeremonie 2018 mit Ajmal Masroor und Peter Riddell (Mitte)

 

Die britische Studentin Maryam Shah sagte: "Anstatt zuzulassen, dass das Gefühl der Isolation oder des Ausgeschlossenseins zu Traurigkeit oder Gewalt führt, lernten wir, diese Emotionen in etwas viel Konstruktiveres umzuwandeln und darauf hinzuarbeiten, dass die Gesellschaft, in denen wir leben, integrativer, verständnisvoller und toleranter wird."

Und Omayma Soltani, eine französisch-muslimische Apothekerin mit tunesischen Eltern, verwies auf ihre vielfältigen Identitäten, als sie sagte: "Dieser Kurs hat mir geholfen zu verstehen, dass ich all diese Teile von mir akzeptieren muss, um mehr ich selbst zu sein, denn sie sind es, die mich definieren."

Rückblickend auf die gesamte Erfahrung sagt Imam Ajmal: "Innerer Friede, Friede mit den Mitmenschen und Friede mit Gott sind die Grundlagen für das Friedenstiften im Islam. Dieser Kurs ist mein Traum, der in Erfüllung gegangen ist, um Frieden in den Menschen zu fördern!"

Dieser Kurs ist mein Traum, der in Erfüllung gegangen ist, um Frieden in den Menschen zu fördern!

LPM 2021 participants
Teilnehmende der Online-Edition von Learning to be Peacemaker 2021

 

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Sehen Sie ein Interview mit Marwan Bassiouni, Learning to be a Peacemaker 2018.

 

 

Sehen Sie Videos von LPM 2009, 2011 und lesen Sie mehr über LPM 2019 sowie Reflexionen von Maryam Shah (2019) und Sabica Pardesi (2020) und den Bericht 2021.

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Diese Geschichte ist Teil unserer Serie "75 Jahre der Geschichten" über Einzelpersonen, die durch Caux eine neue Richtung und Inspiration für ihr Leben gefunden haben - eine Geschichte für jedes Jahr von 1946 bis 2021. Wenn Sie mehr über die Anfangsjahre von Initiativen der Veränderung und das Konferenzzentrum in Caux erfahren möchten, klicken Sie bitte hier und besuchen Sie die Plattform For A New World.

 

  • Fotos und Videos: Initiativen der Veränderung
  • Korrekturlesung: Maya Fiaux

 

 
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