Ökologische Friedensförderung als Definition unseres Zeitalters

Genfer Friedenswoche 2020

01/12/2020
Summer Academy 2020 Geneva fountain lake, credit: Leela Channer

 

Das Thema der Genfer Friedenswoche 2020 lautete: "Vertrauen erneut aufbauen: Wege zu einer Neuausrichtung der internationalen Zusammenarbeit". Am 6. November veranstalteten Initiativen der Veränderung und das Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik im Rahmen der diesjährigen Event-Reihe eine Online-Podiumsdiskussion über den Ansatz einer "ökologischen Friedensförderung".

Einhundertfünfzehn Personen nahmen an der von Anna Brach, Leiterin der Abteilung Menschliche Sicherheit des Genfer Zentrums für Sicherheitspolitik, moderierten Online-Veranstaltung teil. Konzipiert wurde das Event von Dr. Alan Channer. Channer ist Fachmann für Friedensförderung und Umweltfragen beim IofC-Programm "Initiativen für Land, Leben und Frieden"  und engagiert sich ausserdem für den Caux-Dialog über Umwelt und Sicherheit und die Sommerakademie über Land, Sicherheit und Klima.

Das Event befasste sich anhand von drei Fallstudien mit der Dynamik einer ökologischen Friedensförderung durch Replikation und eine Ausweitung möglicher Lösungsansätze.

Channer eröffnete die Podiumsdiskussion mit der Erklärung, die Umweltkrise bedrohe die Sicherheit aller und bedürfe daher einer globalen und kooperativen Antwort. Er reflektierte über den Ausbau starker Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, der zum Teil den IofC-Konferenzen in Caux (Schweiz) zu verdanken war. "Neben der Aussöhnung einzelner Menschen wurde auch die Entscheidung getroffen, im Hinblick auf natürliche Ressourcen zusammenzuarbeiten", sagte Channer. Die Absicht des französischen Premierministers Robert Schuman und anderer Staatsmänner der damaligen Zeit sei es gewesen, Frieden langfristig zu stärken.

"Wir können die ökologische Friedensförderung in ähnlicher Weise betrachten", so Channer weiter. "Wenn wir die Zusammenarbeit stärken, um die Natur zu schützen, von der wir alle abhängig sind, stärken wir auch die Bande des Friedens. Die ökologische Friedensförderung muss unsere Ära bestimmen, sonst ist es mit der Geschichte der Menschheit vorbei."

Irene Ojuok

Irene Ojuok, bis vor kurzem nationale technische Beraterin für Umwelt und Klimawandel bei World Vision Kenia, beschrieb, wie Bodendegradation in Kenia das Überleben vieler Menschen auf dem Land zu einer Herausforderung mache. "Die Menschen sind hungrig", sagte sie, "und ein hungriger Mensch ist ein gefährlicher Mensch".
Kämpfe um Territorien und Ressourcen beträfen jeden, auch Kinder, die inmitten von Gewalt aufwachsen und riskieren, diese fortzusetzen. "Es ist schwierig, die Menschen zur Wiederherstellung des Landes zu motivieren, weil es Jahre dauern kann, bis sie die Vorteile erkennen und die Menschen jetzt etwas zu essen brauchen", sagte sie. Deshalb sei zunächst ein Umdenken erforderlich. Man müsse sich um sein Herz kümmern, um sich anschliessend um das Land kümmern zu können - und man müsse jene Veränderung sein, die man sich wünsche. Ojuok erläuterte, wie die Methode einer bäuerlich bewirtschafteten Naturverjüngung (FMNR) Lebensgrundlagen wiederherstellt und die Gemeinden in die Lage versetzt, ihr Land nachhaltig zu bewirtschaften.

Bishnu Raj Upreti

Dr. Raj Upreti, geschäftsführender Vorsitzender des Policy Research Institute of Nepal, berichtete, wie Dürre, unregelmässige Regenfälle, Überschwemmungen, Lawinen und Erdrutsche ernste Sicherheitsrisiken für die nepalesische Bevölkerung darstellen und zu vermehrten Konflikten führen. Er beschrieb eine Strategie zur Wiederherstellung menschlicher Sicherheit, indem lokale Fertigkeiten und Erkenntnisse mit der öffentlichen Politik verbunden werden, wodurch lokale Institutionen effektiver und verantwortungsbewusster werden. Er führte den Erfolg dieser Strategie auf ihren kooperativen Ansatz zurück.

Kelechi Eleanya

Anschliessend sprach Kelechi Eleanya, Teamleiter beim EverGreening Network for Forest and Land Restoration (ENFORLAR) in Nigeria, über die Akassa-Gemeinschaft im Niger-Delta, wo eine massive Ölförderung die Umwelt geschädigt und die Lebensgrundlagen der Menschen bedroht. Dies führte zu bewaffneten Konflikten.
Eleanya stellte das sogenannte "Akassa-Modell" vor, das entwickelt wurde, um den lokalen Naturschutz zu fördern und nachhaltigen Frieden zu schaffen. Er sagte, das Modell werde nachgeahmt, weil es in hohem Masse integrativ sei und einen Bottom-up-Ansatz beinhalte. Statoil/BP seien an dem Projekt beteiligt, um die Gemeinden zu entschädigen.

Diese inspirierenden Fallstudien legen nahe, dass nachhaltige Lösungen für ökologische Probleme eine soziale Zusammenarbeit erfordern. Nachahmung und der Ausbau solcher Massnahmen hängen von der Zusammenarbeit der Menschen ab und vertrauensbildende Massnahmen zur Sicherung unserer gemeinsamen Zukunft sind dringender denn je.

 

Erfahren Sie mehr über den Caux-Dialog über Umwelt und Sicherheit und die Sommerakademie über Land, Sicherheit und Klima.

 

Bericht: Elodie Malbois und Alan Channer

Foto Teaser: Leela Channer

Featured Story
Off

zum gleichen Thema

APE GPW 2024 square DE

Die Zukunft neu "denken": Begegnungen zu Kunst und Frieden

Die Begegnungen zu Kunst und Frieden im Rahmen der Genfer Friedenswoche 2024, die am 18. Oktober 2024 stattfanden, nahmen uns mit auf eine eindringliche Reise durch verschiedene Formen des künstlerisc...

COP29 square DE.png

Vom Dialog zur Aktion: Befürwortende fordern Zusammenarbeit im Klimaschutz bei COP29

Mit dem Beginn von COP29 drängen Befürwortende des Klimaschutzes, darunter auch Initiativen der Veränderung, auf mutige, umsetzbare politische Empfehlungen, um den dringenden Zusammenhang zwischen Kli...

GPW 2024 square TBB DE

Friedensförderung und Vertrauen in komplexen Situationen

Welche Strategien sind wirksam, um Vertrauen zwischen Konfliktparteien aufzubauen, und welche Rolle spielt Vertrauen bei Heilung und Versöhnung, um nachhaltigen Frieden zu schaffen? Der Friedensworksh...

GPW 2024 Kofi Annan Peace Address square DE

Aufstrebende Friedensschaffende: Die Menschen auf den Frieden vorbereiten

„Angesichts der zunehmenden Krisen brauchen wir dringend ein mutiges und ethisches Leadership!“, sagte Moderator Ahmad Fawai in seinen einleitenden Worten zur Friedensansprache mit dem Titel ‚Rising P...

GPW 2024 Maruee Pahuja arts and peace square DE

Die Kraft des kreativen Ausdrucks bei der Heilung durch Konflikte gespaltener Gemeinschaften

Am 15. Oktober 2024 war Maruee Pahuja Podiumsteilnehmerin bei der diesjährigen Kofi-Annan-Friedensansprache, wo sie mit Mary Robinson, der ersten Präsidentin Irlands, ehemaligen UN-Hochkommissarin für...

Geneva Peace Week 2023 workshop 2 November Ignacio Packer blog square DE

Haben wir den Weg zum Frieden vergessen?

Es war uns eine Ehre, an der 10. Jubiläumsausgabe der Genfer Friedenswoche teilzunehmen. Doch nun, da der Vorhang gefallen und die Woche vorbei ist - wie geht es jetzt weiter? Vor dem Hintergrund der ...

Water Warriors 2022 square

Helfen Sie den Water Warriors, in Kenia Wasser zu sparen

Water Warriors ist eine bahnbrechende Zusammenarbeit zwischen Fachleuten, Aktivistinnen und Aktivisten in Kenia, Indien und Schweden, die von Initiatives for Land, Lives, and Peace (ILLP) ins Leben ge...

Zero waste square for social media

Ein achtsamer Lebensstil ohne Müll

Wie wurde Sofia Syodorenko Teil der Zero-Waste-Bewegung und was bedeutet sie ihr? Sie ist Vorsitzende von Foundations for Freedom und Vertreterin der Zero Waste Alliance Ukraine. Während des Caux-Dial...

GPW 2021 FDFA and CDES event square

Frieden schaffen durch verbesserte Landbewirtschaftung in Westafrika

Im Rahmen ihrer Partnerschaft und der Genfer Friedenswoche 2021 organisierten Initiativen der Veränderung Schweiz (IofC) und die Abteilung Frieden und Menschenrechte des Eidgenössischen Departements f...

Summer Academy 2021 screenshot square

Ein Netzwerk zur Schaffung einer sicheren und nachhaltigen Zukunft

Die Sommerakademie über Klima, Land und Sicherheit 2021 brachte 29 Teilnehmende aus 20 Ländern zusammen. Von Ägypten und dem Senegal bis zu den Vereinigten Staaten und Thailand öffneten sich in der le...

Salima Mahamoudou 21 July 2021 FDFA workshop CDES 2021

Eine Welt in Gefahr neu gestalten

Der Caux Dialog über Umwelt und Sicherheit (CDES) 2021 fand vom 20. bis 30. Juli zum zweiten Mal in Folge online statt und umfasste drei offene Plenarsitzungen und sieben Workshops. Die diesjährigen D...

FDFA Baobabcowherd-1 Noah Elhardt through WikiCommons square with logos

Ein Weg zu Frieden und Wohlstand in West- und Zentralafrika

Im Rahmen ihrer Partnerschaft organisierten Initiativen der Veränderung Schweiz (IofC) und die Abteilung Frieden und Menschenrechte des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA...

CDES CDLS 2018 credit: Leela Channer

10 Jahre Caux-Dialog: Auswirkungen und Empfehlungen

Dieser Bericht, verfasst von Alan Channer und ermöglicht durch die Unterstützung des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten, blickt auf ein Jahrzehnt der Caux-Dialoge über Umwelt ...

Dhanasree Jayaram CDES 2020

Zusammenhänge zwischen Umwelt und Sicherheit aufdecken

Ernährungssicherheit sei ein Schlüssel zum Verständnis des komplexen Zusammenhangs zwischen Klima und Sicherheit, erklärt Dhanasree Jayaram, Assistenzprofessorin für Geopolitik und Internationale Bezi...

CDES 2020 IofC Bards meditation bowl square

Die Kunst, etwas gegen die Klimakrise zu tun

"Künstlerinnen und Künstler befinden sich in der einzigartigen Position, sich sowohl dem zu stellen, was mit dem Klima geschieht als auch die Welt neu erfinden und eine neue Narrative zu schaffen", s...