Learning to be a Peacemaker 2020
Von Sabica Pardesi
11/08/2020
Sabica Pardesi ist 24 Jahre alt und nahm an der diesjährigen Online-Version des Programms Learning to be a Peacemaker teil. Sie hat Bildende Kunst studiert und macht derzeit ihren Master in Digital Business mit einem Schwerpunkt auf wachstumsstarken digitalen Startups in Südafrika und digitalem Marketing. Sie interessiert sich leidenschaftlich für die sozialen Auswirkungen kreativer und unternehmerischer Initiativen.
"Ich bin der Person, die mich in das Programm Learning to be a Peacemaker von Initiativen der Veränderung eingeführt hat, wirklich dankbar. Es hat in vielerlei Hinsicht mein Leben verändert. Es öffnete mir die Augen für Dinge, die wir zwar theoretisch wissen, aber nicht wirklich aktiv und bewusst in die Praxis umsetzen.
Von Anfang an fühlte ich mich an einem sicheren Ort mit einer wunderbaren Gruppe von Menschen, die begeistert Neues lernen wollten. Ich hatte erwartet, an Vorlesungen teilzunehmen, aber es war mehr ein Dialog mit Erfahrungsberichten und wir machten uns gemeinsam an die Frage nach dem "Warum" der Friedensförderung.
Es war eine einzigartige Erfahrung, bei der Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur und Erfahrungen zusammenkamen, um zu verstehen, was Frieden wirklich bedeutet. Da wir in muslimischen Elternhäusern aufgewachsen sind, kennen wir alle die Grundlagen der islamischen Lehren, die Säulen sowie die Attribute menschlicher Eigenschaften. Dennoch setzen wir nur das um, was uns passt, was kontextuell angemessen ist und was unseren Bedingungen entspricht.
Wir befassten uns mit dem Islam als einem Mittel zur Erhaltung des Lebens. Wir begannen mit den Kernprinzipien der islamischen Lehren und den Lehren des Koran, Schwierigkeiten, denen wir begegnen, dem Leben des Propheten, Loyalität und Weltbürgerschaft und gingen schliesslich zu den Qualitäten eines bzw. einer Friedensschaffenden über. All dies wurde anhand von Geschichten und relevanten Beispielen vermittelt.
Islam bedeutet Frieden. Er ist nicht etwas, das wie eine Decke getragen werden kann, wenn wir das Bedürfnis nach Wärme verspüren, sondern etwas, das verarbeitet, verinnerlicht werden und dem man sich hingeben muss. Dann kommt die Wärme von innen. Wir brauchen nicht länger das Gefühl, akzeptiert zu werden, gehört zu werden, dass man uns folgt. Wir werden feststellen, dass wir haben, was wir brauchen.
Wir können keine Friedensschaffenden sein, ohne zuvor diesen inneren Frieden zu entdecken. Man kann den inneren Frieden finden, indem wir uns eingestehen, dass es eine Macht gibt, die höher ist als wir selbst. Wenn wir uns im Islam der Einzigartigkeit Gottes unterwerfen, erkennen wir an, dass er allwissend und allsehend ist. Die Erkenntnis, dass ich nie allein bin, fühlte sich wie eine grosse warme Umarmung an. Seine Gegenwart ist ewig und dies hilft, Bewusstsein zu entwickeln. Dies ist in der Tat etwas, das mit der Zeit praktiziert und entwickelt wird. Um bewusster zu leben, müssen wir uns jeder Absicht, jeder Handlung und jeden Wortes bewusst sein.
Vor diesem Kurs war ich lediglich ein Mensch, der die Welt verändern und Frieden verbreiten wollte. Als junge Menschen tragen wir die Wut und den Schmerz, die unsere Eltern, unsere Nationen und kulturellen Vorurteile auf uns übertragen haben, in uns. Wir sind schnell dabei, Ungerechtigkeit Ausdruck zu verleihen und grosse Erklärungen abzugeben. Obwohl dies nicht falsch ist, versäumen wir es oft, uns der langfristigen Folgen dieses Handelns klarzuwerden.
Es hat mich wirklich nachdenklich gemacht, zu erkennen, wie kurzsichtig wir in unserem Bestreben, Gutes zu tun, agieren: wir behandeln die Symptome und nicht die Ursache. Dies rührt von einem Mangel an Wissen und dem Streben nach schnellen Erfolgen her. Wir leben in einer Welt, in der wir ständig versuchen, uns zu differenzieren, besser zu werden als andere. Aber eine friedliche Gesellschaft entsteht nur dadurch, wenn wir unsere Unterschiede akzeptieren und aufeinander zugehen.
Nach diesem Kurs bin ich noch immer ein Mensch, der die Welt verändern möchte. Aber ich weiss jetzt, dass Frieden nicht einfach nur verbreitet werden, sondern dass er kultiviert und gepflegt werden muss. Dazu muss ich Bewusstsein sowie die Qualitäten eines Friedensschaffendens üben, mir Wissen aneignen und Geduld haben. Da ich einer Generation angehöre, die alles immer sofort haben möchte, steht uns hier eine gewaltige Herausforderung bevor. Doch vielleicht werden unsere nächsten Generationen die Früchte davon ernten."