Die Entfremdung zwischen jungen europäischen Musliminnen und Muslimen überwinden
Learning to be a Peacemaker 2019
04/08/2019
Wie kann die von vielen jungen Musliminnen und Muslimen wahrgenommene Entfremdung überwunden werden? Imam Ajmal Masroor glaubt, diese Entfremdung rühre von dem inneren Konflikt her, der durch das Gefühl entstehe, zwischen zwei Wertesystemen gefangen zu sein: die Vorstellungen der Eltern einerseits und die Vorstellungen der Gesellschaft, in der man aufwächst, andererseits.
Er hat dieses Dilemma selbst erlebt und dabei entdeckt, dass der Schlüssel für die Aussöhnung beider Identitäten, der muslimischen und der europäischen, in der Erkenntnis liegt, dass Friedensförderung im Islam eine zentrale Rolle spielt. Mohammed, der heilige Prophet im Islam, sagte: „Schaffe Frieden um dich herum.“ Imam Masroor entwickelte den fünftägigen Kurs Learning to be a Peacemaker (LPM) entwickelt, um junge Musliminnen und Muslime dabei zu unterstützen, dieses Geheimnis selbst zu entdecken.
Diesen Sommer hielt er den Kurs zum sechsten Mal für eine Gruppe aus Studierenden und junge Berufstätige aus Albanien, Frankreich, der Türkei, der Ukraine und Grussbritannien ab – darunter Musliminnen und Muslime sowie Menschen anderer Religionen.
Schnell und interaktiv – unter anderem mit einer Sitzung auf dem Gipfel des nahegelegenen Bergs – führte Imam Masroor die Teilnehmenden durch die wichtigsten Korantexte, die sich um die Vermeidung von Krieg und Schaffung von Frieden drehen, und erklärte die friedensstiftenden Initiativen von Prophet Mohammed. Weitere Themen waren die derzeitigen falschen Vorstellung vom Islam und was diese Religion tatsächlich über Gewalt und Extremismus lehrt; Fragen von Verantwortung und Zugehörigkeit unter der Überschrift „Loyalität und Nationalität“, „Die innere Dimension von Frieden“ über die Quellen innerer Zufriedenheit und die „Charakteristika von Friedensschaffenden“. Der Kurs endete mit einer Sitzung, in der jeder Teilnehmende ein Projekt entwickelte, das er oder sie zu Hause umsetzen wird.
Darüber hinaus gab es abendliche Treffen, die allen im Haus offen standen. Hierbei ging es unter anderem um Beziehungen, die Überwindung von Grenzen und das Aufdecken von Wut entdecken, bei denen der Imam ganz offen über eine eigenen Erfahrungen sprach.
Imam Masroor schätzt es sehr, den Kurs in Caux halten zu können. Hier haben die Teilnehmenden auch die Möglichkeit, an einer der Konferenzen des Caux Forums teilzunehmen – diesmal fand der Kurs zeitgleich zur Konferen Tools for Changemakers statt. Dort konnten die Teilnehmenden umsetzen, was sie über Friedensförderung gelernt hatten sowie weitere Fertigkeiten einsetzen, die sie mit Menschen aller Altersgruppen, aus ganz Europa und darüber hinaus erworben hatten.
Bei der Eröffnungssitzung der Konferenz Tools for Changemakers sprach Maryam Shah, Jurastudentin aus Grossbritannien, über das Programm. „Im Kurs wird die Bedeutung betont, als Bürgerin oder Bürger aktiv zu sein“, sagte sie. „Statt dem Gefühl der Isolation oder der Nichtzugehörigkeit zu erlauben, Trauer oder Gewalt die Oberhand zu erhalten, hat man uns gelehrt, diese Emotionen für etwas Konstruktives zu verwenden und uns für die Gesellschaft einzusetzen, in der wir leben, um sie inklusiver, verständnisvoller und offener zu gestalten. Der Kurs hat mir dabei geholfen, Frieden mit mir selbst zu schliessen und mich dazu motiviert, ein Werkzeug der Veränderung zu sein und einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, in der wir leben.“
Lesen Sie Maryam Shahs Zusammenfassung des Programms Learning to be a Peacemaker
Text: Peter Riddell
Fotos: Paula Mariane und Leela Channer