1999: Gente que Avanza - Lateinamerika auf dem Vormarsch

Von Anthony Duigan

18/10/2021
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Von Anthony Duigan

 

Es war ein Tag, der Geschichte schrieb, als 1999 über 40 junge Lateinamerikanerinnen und Lateinamerikaner durch die Eingangstür des Konferenzzentrums in Caux stürmten und alle umarmten, denen sie begegneten. Gente Que Avanza (GQA) war angekommen - und Caux sollte nie wieder ganz dasselbe sein.

 

Gente Que Avanza 1999 Caux
Das Team von Gente que Avanza wird in der Eingangshalle von Caux empfangen.

 

„Ich war am Genfer Flughafen, als die Gruppe ankam und mit so überschwänglichem Gesang durch den Empfangsbereich strömte, dass sogar die Schweizer Sicherheitsbeamten mit den Füßen tappten", erinnert sich Helen Duigan aus Pretoria, Südafrika, deren jüngster Sohn Francois zu dieser Gruppe junger Menschen gehörte. „Ich empfand eine solche Dankbarkeit - es war wie ein Wunder, das sich ereignete.”

Gunnar Söderlund
Gunnar Söderlund

Gente Que Avanza hatte sich bereits in ganz Lateinamerika als eine Bewegung etabliert gewidmet, um jungen Menschen dabei zu helfen, ein Lebensziel zu finden, das auf Integrität und den Werten und der Weltanschauung der Moralischen Aufrüstung (MRA, jetzt Initiativen der Veränderung) beruhte. Rund 30 Jahre lang tourte sie mit einer Mischung aus Musik-, Tanz- und Kulturprogramm durch den Kontinent und inspirierte junge Menschen, ihre Talente zu entdecken und sie in den Dienst der Gesellschaft zu stellen.

„Die Idee für die Caux-Erfahrung entstand im Dezember 1998 in unserem Haus in Waaigras, außerhalb von Pretoria", sagt Francois Duigan, der seit 1996 zur GQA-Besetzung gehört. „Ich war für ein paar Wochen aus Lateinamerika zurück und ein Freund aus Schweden, Gunnar Söderlund, machte mit seiner Familie bei uns Urlaub. Als wir uns darüber unterhielten, womit ich mich beschäftigt hatte, kam die Idee auf, dass einige der Schauspieler Caux besuchen könnten.

 

Gente Que Avanza 1999 Caux
Aufführung im Theater von Caux

 

„Ich glaube, die Idee kam von Gunnar mit seinem weitreichenden Denken und seiner großen Visionskraft, und er war bereit, sie umzusetzen. Ich kehrte nach Lateinamerika zurück und hatte die Aufgabe, die Idee mit den Darstellern und anderen Mitgliedern der Coordination (dem Planungsgremium der Darsteller) zu besprechen.

Ismar and Fabiana Villavicencio credit T Hazell
Ismar und Fabiana Villavicencio  
Jeanette Alonso, founder of GQA
GQA-Gründerin Jeanette Alonso

Fabiana Villavicencio, die damals Mitglied der Koordination war, erinnert sich: „Gunnar kam Anfang 1999 nach Santiago, wo wir auf Tournee waren, und stellte die Idee bei einem unserer Treffen vor. Unsere Augen leuchteten angesichts dieser Möglichkeit. Wir fingen sofort an, davon zu träumen, auch wenn es unmöglich schien.”

Zunächst war angedacht, eine kleinere Gruppe von 10 Personen zu schicken, aber Gunnar bestand darauf, dass die gesamte Gruppe von etwa 40 Personen fahren sollte. Er sagte, wenn die Idee richtig sei, würde man das Geld auftreiben, um sie alle nach Caux zu bringen.

So aufregend die Idee auch war, die Entscheidung für die Reise war nicht leicht, sagt Fabiana. In den 1960er Jahren hatte es einen Bruch zwischen der Moralischen Aufrüstung und den Schauspielerngegeben, und für einige war diese Vergangenheit noch immer schmerzhaft und nicht verheilt. „Dennoch wussten wir, dass, wenn es etwas von Gott war und wir einen offenen Geist bewahrten, alles so geschehen würde, wie er es wollte.”

 

Gente Que Avanza 1999 Caux
In der grossen Halle in Caux

 

Und dann, endlich, geschah es! „Wir hatten das Geld, um fünf Personen zu finanzieren, dann 10, 15, 30, 40", sagt Fabiana. „Es war unglaublich! Es war nicht nur die Tatsache, dass wir den Kontinent für ein ungeahntes Abenteuer verliessen, sondern auch die Möglichkeit, dass niemand aus der Gruppe zu Hause würde bleiben müssen!"

Es war unglaublich! Niemand von der Truppe wurde zu Hause bleiben müssen!

Francois fügt hinzu: "Unsere Ankunft in der wunderschönen Umgebung über dem Genfer See war nicht von dieser Welt. Der Empfang war so herzlich und enthusiastisch, dass wir jede Trennung oder Verletzung, die es gab, vergaßen. Wir tanzten und sangen und machten so viel Lärm wie nur junge Lateinamerikaner es tun! Wir beteiligten uns an den täglichen Arbeitsgruppen in Caux und kamen mit Menschen aus der ganzen Welt in Kontakt. Für jeden von uns war es die Erfahrung unseres Lebens.”

 

Gente Que Avanza 1999 Caux
Helfen in den Küchen von Caux: Francois Duigan steht in der Mitte und hebt seine Hand.

 

Und die langfristigen Auswirkungen dieses außergewöhnlichen Besuchs? „Die Versöhnung, die zwischen GQA und MRA/IofC stattgefunden hat", sagt Fabiana. „Die Bitte um Vergebung, die Jeanette Alonso, eine unserer Gründerinnen, mit allen im großen Saal teilte, war ein großartiges Beispiel für Demut und Ehrlichkeit, wenn es darum geht, unsere Berufung konkret zu leben.”

Heute ist die enge Beziehung zwischen Gente Que Avanza und Initiativen der Veränderung ein sichtbares Beispiel dafür, was mit diesem Besuch in Waaigras im Dezember 1998 begann.

Für jeden von uns war es die Erfahrung unseres Lebens.

 

Gente Que Avanza 1999 Caux
Das Team in Caux

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Sehen Sie sich eine Videopräsentation von Gente Que Avanza auf Portugiesisch an.

 

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Diese Geschichte ist Teil unserer Serie "75 Jahre der Geschichten" über Einzelpersonen, die durch Caux eine neue Richtung und Inspiration für ihr Leben gefunden haben - eine Geschichte für jedes Jahr von 1946 bis 2021. Wenn Sie eine Geschichte kennen, die sich für diese Serie eignet, leiten Sie Ihre Ideen bitte per E-Mail an John Bond oder Yara Zhgeib. weiter. Wenn Sie mehr über die Anfangsjahre von Initiativen der Veränderung und das Konferenzzentrum in Caux erfahren möchten, klicken Sie bitte hier und besuchen Sie die Plattform For A New World.

 

  • Fotos Tänzer und Ismar und Fabiana: T Hazell
  • Fotos der Gruppe in den Gärten von Caux und der Aufführung in der Haupthalle: Emmy Barrios
  • Foto Caux-Küche: Marta Hermosilla
  • Foto oben schwarz-weiss: Initiativen der Veränderung
  • Alle anderen Fotos: Fotograf unbekannt
  • Video Präsentationsaktion Gente Que Avanza auf Youtube: fhechogqa
  • Korrekturlesung: Sebastian Hasse

 

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1998: Ningali Cullen - Reise der Heilung

Von John Bond

13/10/2021
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Von John Bond

 

Ningali Cullen speaken at the dedication of a national memorial to the Stolen Generations 2004
Ningali Cullen spricht bei der
Einweihung einer nationalen Gedenkstätte
für die gestohlenen Generationen, 2004
Ningali Cullen with a photo of her mother, credit Andrew Campbell
Ningali mit einem Foto ihrer Mutter
(Foto: Andrew Campbell)

Als Ningali Cullen 1998 nach Caux kam, brachte sie Nachrichten über eine wachsende gesellschaftliche Bewegung in Australien mit, die die Wahrheit über die Geschichte ihres Landes anerkennen wollte.

Ningali wurde im Alter von vier Jahren von ihrer Familie getrennt. Dies geschah im Rahmen einer Regierungspolitik, die darauf abzielte, die Aborigines an die weiße australische Gemeinschaft zu assimilieren. „Ich bin in einer Mission aufgewachsen", sagt sie. „Ich machte eine Ausbildung zur Krankenschwester und tat all die Dinge, die von einer Gesellschaft verlangt wurden, die uns anders haben wollte, als wir geboren worden waren - als Aborigines. Jahrelang wusste ich nicht, wo ich hingehörte.”

Im Alter von 28 Jahren fand sie ihre Mutter. Doch bald darauf ging ihre Mutter, die in einer australischen Kleinstadt mit rassistischen Anfeindungen konfrontiert wurde, in die Wüste und wurde nie wieder gesehen. Für Ningali begann das Trauma von neuem.

Zehntausende Aborigine-Kinder wurden deportiert, einige erst in den 1970er Jahren. Die meisten weißen Australier empfanden diese Politik als wohlwollend und gutartig. Dann, 1997, deckte eine Untersuchung dieser Trennungspolitik die tragischen Folgen auf.

 

Sorry Day Committee 2004, Ningali Cullen in white with pink jacket
Das Sorry-Day-Komitee im Jahr 2004 mit Ningali Cullen in Weiss mit rosa Jacke und John Bond, der leicht rechts hinter ihr steht

 

„Die Geschichten von 500 Aborigines zu hören, hat mich verändert", sagte der Vorsitzende der Untersuchung, Sir Ronald Wilson, "und wenn es mich verändern kann, kann es auch Australien verändern". Er forderte einen ”Tag der Entschuldigung” (Sorry Day), um sich bei den Aborigines zu entschuldigen. Die Regierung lehnte diesen Vorschlag ab.

Doch wie Ningali in Caux erzählte: "Zwölf Monate nach der Veröffentlichung des Berichts wurde in Australien ein nationaler Tag der Entschuldig abgehalten. Und ich freue mich, sagen zu können, dass er vom Volk initiiert wurde. Die Weigerung der Regierung, sich zu entschuldigen, hatte eine Million Australier zum Handeln veranlasst, und Hunderte von Gemeinschaftsveranstaltungen brachten Aborigines und weiße Australier zusammen, um gemeinsam zu trauern, sich zu entschuldigen und sich zu verpflichten, eine neue Beziehung aufzubauen.

Wenn es mich verändern kann, kann es auch Australien verändern.

Kevin Rudd and Opposition leader Brendan Nelson with Aboriginal elder Matilda House before the unanimous parliamentary apology
Kevin Rudd (links) und Oppositionsführer Brendan Nelson (rechts) mit der Aborigine-Ältesten Matilda House vor der
der Entschuldigung des Parlaments, 2008 (Quelle: Koori Mail)

 

„Der nationale Tag der Entschuldigung war der letzte Schritt zur Heilung, weil er den Schmerz anerkannte", sagte Ningali. „Er erlaubte es uns, gemeinsam zu trauern. Miteinander reden, zuhören, teilen - das ist meine Vision für Australien.”

Der Tag der Entschuldigung erlaubte es uns, gemeinsam zu trauern. Miteinander reden, zuhören, teilen - das ist meine Vision für Australien.

Nach ihrer Rückkehr aus Caux traf sich Ningali mit Vertretern der Gestohlenen Generationen aus ganz Australien und forderte sie auf, die Gelegenheit zu nutzen, um die Wunden zu heilen, die durch die Trennungspolitik entstanden waren. Viele stimmten ihr zu, und schon bald luden die Gestohlenen Generationen die australische Bevölkerung ein, sich an einem „Weg der Heilung” ("Journey of Healing") zu beteiligen und die Heilungsarbeit zu übernehmen, die die Regierung verweigerte.

Hundreds of newspaper carried stories on Sorry Day
Hunderte von Zeitungen berichteten über den
Tag der Entschuldigung
 
In 2000 a quarter of a million people walked across the Sydney Harbour Bridge in support of a national apology
Im Jahr 2000 marschierten eine Viertelmillion Menschen
über die Sydney Harbour Bridge zur Unterstützung
einer nationalen Entschuldigung (Bild: Newspix).

In den folgenden 10 Jahren setzten sich viele Tausende von Menschen auf vielfältige Art und Weise für die Heilung ein. Im Jahr 1999 wurde Ningali zur Vorsitzenden der Journey of Healing gewählt und übernahm die Führung einer Kampagne, die durch die Einbeziehung von Menschen aus dem gesamten politischen Spektrum sogar bei vielen Abgeordneten der Regierung Respekt hervorrief.

Jedes Jahr kamen führende Persönlichkeiten der Gestohlenen Generationen nach Caux, um von ihrem Kampf zu berichten und neue Ideen zu sammeln.

Im Jahr 2007 wurde die australische Regierung bei den nationalen Wahlen besiegt und der neue Premierminister Kevin Rudd kündigte an, dass er die Entschuldigung ausprechen werde. „Wird sich die Opposition mir anschließen?", fragte er. Nach einer hitzigen Debatte änderte die Partei, die 11 Jahre lang gegen eine Entschuldigung gewesen war, ihre Politik.

Die einstimmige parlamentarische Entschuldigung war ein zutiefst bewegendes Ereignis für Australien, das von Millionen Menschen im ganzen Land verfolgt wurde. Sie ermöglichte es, mehrere Milliarden Dollar in die Verbesserung der sozialen Lage der australischen Ureinwohner zu investieren.

Als Kevin Rudd 2012 Caux besuchte, sprach er von der "wichtigen vorbereitenden" Gemeinschaftsarbeit zum Tag der Entschuldigung („Sorry Day”) und dem Weg der Heilung („Journey of Healing”) zu einer Zeit, als die politischen Hindernisse unüberwindbar schienen. Diese Vorarbeit war notwendig, um die Gemeinschaft insgesamt dafür zu begeistern. Ein großer Verdienst für diese Arbeit gebührt Ningali Cullen.

 

Diese Geschichte wird im Buch „Sorry and Beyond: „Healing the Stolen Generations" von Brian Butler und John Bond ausführlicher erzählt, das dieses Jahr vom Institute for Aboriginal and Torres Strait Islander Studies, Canberra, mit einem Vorwort von Kevin Rudd veröffentlicht wurde. Es ist auch weltweit als elektronisches Buch erhältlich.

 

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Sehen Sie sich die Rede von Kevin Rudd in Caux aus dem Jahr 2013 an: Die australische Entschuldigung: Der Prozess der Heilung

 

 

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Diese Geschichte ist Teil unserer Serie "75 Jahre der Geschichten" über Einzelpersonen, die durch Caux eine neue Richtung und Inspiration für ihr Leben gefunden haben - eine Geschichte für jedes Jahr von 1946 bis 2021. Wenn Sie eine Geschichte kennen, die sich für diese Serie eignet, leiten Sie Ihre Ideen bitte per E-Mail an John Bond oder Yara Zhgeib. weiter. Wenn Sie mehr über die Anfangsjahre von Initiativen der Veränderung und das Konferenzzentrum in Caux erfahren möchten, klicken Sie bitte hier und besuchen Sie die Plattform For A New World.

 

 

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1997: Die Māori -Königin - "Wir müssen die Traurigkeit hinter uns lassen

Von Campbell Leggat

12/10/2021
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Von Campbell Leggat

 

Seit den 1930er Jahren zieht sich ein Thema wie ein roter Faden durch die Arbeit von Initiativen der Veränderung: die Unterstützung indigener Völker in ihrem Streben nach Gerechtigkeit und Anerkennung. 

 

Maori Queen surrounded by her elders and councillors listen to a song from 25 of the cast of Anything to Declare. The venue is the Turangawaewae Marae, or royal courtyard, at Ngaruawahia, in 1970.
Die Māori-Königin, umgeben von ihren Ältesten und Ratsmitgliedern, hört einem Lied von Mitgliedern der Besetzung von Anything to Declare? zu. Schauplatz ist der Turangawaewae Marae, der königliche Hof, in Ngaruawahia im Jahr 1970.

 

Unter den 450 Personen, die 1997 in Caux zu einer Konferenz zum Thema "Die Vergangenheit heilen und die Zukunft gestalten" zusammenkamen, waren die Māori -Königin, Dame Te Atairangikaahu, und die Frau des neuseeländischen Premierministers, Joan Bolger, die eine Delegation von Māori i und Pakeha (Nicht-Māori ) anführten. Sie sprachen über die Fortschritte Neuseelands bei der Wiedergutmachung des Unrechts, das dem Volk der Māori seit der Kolonialisierung angetan wurde.

Maori Queen being introduced to cast members of Anything declare by Queen of Romania, 1970,
Prinzessin Helen von Rumänien stellt 1970
die Māori-Königin den Darstellerinnen und Darstellern
von Anything to Declare? vor.
 

Das Gründungsdokument Neuseelands ist der Vertrag von Waitangi, der 1840 zwischen Königin Victoria und dem Volk der Māori unterzeichnet wurde. Er sollte die Grundlage für eine Regierung im Einvernehmen und nicht durch Eroberung schaffen und die Māori vor skrupellosen Landkäufern schützen. 

Doch innerhalb weniger Jahre hatten Siedler die Situation ausgenutzt, und als sich die Māori schliesslich zu einem Protest zusammenschlossen, wurde ihre Aktion als Rebellion angesehen und von der britischen Armee brutal niedergeschlagen. Millionen von Hektar wurden beschlagnahmt.

Der Verlust von Land schwächte das Selbstbewusstsein der Māori erheblich, und die darauf folgende Assimilationspolitik zerstörte die Māori -Kultur noch weiter. Obwohl sich eine Renaissance abzeichnete, war die Landfrage immer noch ein grosses Ärgernis. Das 1975 eingerichtete Waitangi-Tribunal begann, sich mit dieser Frage zu befassen, aber es gab nur langsame Fortschritte, und es wurde etwas Neues benötigt. 

Die 1990 angetretene neuseeländische Regierung unter Jim Bolger kündigte an, sie wolle versuchen, bis zum Jahr 2000 alle Ansprüche der Māori vor dem Tribunal zu regeln. Dieses Ziel wurde zwar nicht erreicht, aber es wurden große Fortschritte erzielt.

Ein Meilenstein war der 1994 geschlossene Vergleich mit dem Waikato-Tainui-Stammesverband, mit dem dieser für grosse Teile des in den 1860er Jahren konfiszierten Landes entschädigt wurde. Königin Elizabeth gab 1995 bei einem Besuch in Wellington persönlich ihre Zustimmung, als sie sich für den ursprünglichen Bruch des Vertrags von Waitangi entschuldigte.

Wir müssen die Traurigkeit der Vergangenheit hinter uns lassen.

 

left to right: Maori Queen husband, Maori Queen, Rosa Birch. Behind the queen, Campbell Leggat, author of the story.
Von links nach rechts: Whatumoana Paki (Ehemann der Königin), Jeroen Gunning, die Māori-Königin, Campbell Leggat, Rosa Birch (Ehefrau des neuseeländischen Finanzministers), Edward Peters und Mick Lennon

 

Es wurde einiges wiedergutgemacht und unser Volk bewegt sich wieder vorwärts", sagte Dame Te Atairangikaahu auf der Konferenz in Caux. "Wir müssen die Traurigkeit der Vergangenheit hinter uns lassen und von der Klage in den Entwicklungsmodus wechseln, damit wir die Klage nicht mehr an die nächste Generation weitergeben. Der Fortschritt bringt neuen Glauben und neue Hoffnung für Einheit in Frieden von Māori, Pakeha und allen Menschen in unserem geliebten Land Aotearoa".

Wir müssen von der Klage in den Entwicklungsmodus wechseln.

Joan Bolger sagte, die Unterzeichnung des Abkommens mit den Tanui sei "einer der unvergesslichsten Tage" ihres Lebens gewesen. Sie sprach von dem grossen Mut des Volkes der Tanui, die Vereinbarung nicht nur für die Gegenwart, sondern auch für kommende Generationen zu treffen. "Heute beten wir zu Gott um die Gnade, den Siedlungsprozess fortzusetzen, damit auch die nachfolgenden Generationen in Würde und Harmonie leben können."

 

Maori Queen 4:  Prof. Timoti Karetu leads a seminar in Caux. Right: the Queen, second left, Mrs Joan Bolger.
Prof. Timoti Karetu leitet 1997 ein Seminar in Caux. (Rechts: die Māori-Königin, zweite von links: Joan Bolger)

 

1999 kam auch der für die Verhandlungen verantwortliche Regierungsminister Douglas Graham nach Caux. "Es ist eine ehrenvolle Sache zu sagen, dass das, was wir Ihnen angetan haben, falsch war und wir uns daher vorbehaltlos entschuldigen", sagte er. "Regierungen sind nicht gut darin, zuzugeben, dass sie Fehler gemacht haben."

Die Beziehung von Dame Te Atairangikaahu zu Initiativen der Veränderung (IofC) reicht bis in ihre Jugendzeit zurück, als ihr Vater, König Koroki, 1956 Frank Buchman, den Initiator von IofC, auf seinem Marae willkommen hiess. In den folgenden Jahrzehnten nahmen Māori-Vertreterinnen und -Vertreter an vielen internationalen IofC-Kampagnen teil. 

Als die Māori-Königin und Joan Bolger 1991 zum ersten Mal in der Residenz des Premierministers zusammentrafen, bedankte sich ein hochrangiger Māori-Ältester und Berater der Königin für die Rolle, die Initiativen der Veränderung dabei gespielt hatten, dass die Werte und die Kultur der Māori in der ganzen Welt bekannter und geschätzter wurden.

Es ist eine ehrenvolle Sache zu sagen, dass das, was wir Ihnen angetan haben, falsch war und wir uns daher vorbehaltlos entschuldigen.

Welcome to Frank Buchman and party by King Koroki on Turangawaewae Marae 1956
Frank Buchman und seine Gruppe werden von König Koroki im Turangawaewae Marae empfangen, 1956.

 

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Entdecken Sie die Geschichte eines anderen Māori, der Caux besuchte: 1971: Canan Wi Te Tau Huata - "Es war, als ob eine riesige Last von meinen Schultern genommen würde"

Lesen Sie mehr über Initiativen der Veränderung und ihre Arbeit in Neuseeland in Mick Lennons Buch The Whole Round Earth to Span

 

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Diese Geschichte ist Teil unserer Serie "75 Jahre der Geschichten" über Einzelpersonen, die durch Caux eine neue Richtung und Inspiration für ihr Leben gefunden haben - eine Geschichte für jedes Jahr von 1946 bis 2021. Wenn Sie eine Geschichte kennen, die sich für diese Serie eignet, leiten Sie Ihre Ideen bitte per E-Mail an John Bond oder Yara Zhgeib. weiter. Wenn Sie mehr über die Anfangsjahre von Initiativen der Veränderung und das Konferenzzentrum in Caux erfahren möchten, klicken Sie bitte hier und besuchen Sie die Plattform For A New World.

 

  • Fotos (mit Ausnahme des oberen Banners und des Fotos mit Prinzessin Helen): Initiativen der Veränderung
  • Foto oben: Rob Lancaster (Whatumoana Paki, die Māori-Königin, Prof. Timoti Karetu, Joan Bolger, Rosa Birch)
  • Foto mit Prinzessin Helen: aus Mick Lennon, The Whole Round Earth to Span, vertrieben von Grosvenor Books, 1999 (S.65)

 

 

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Yousef Khanfar: Die Kunst des Sehens

A 75th Anniversary Arts Event

10/10/2021
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A 75th Anniversary Arts Event

Von Elisabeth Tooms

 

Wie sehen wir die Realität um uns herum? Und wie können Fotos einen Beitrag dazu leisten, Menschlichkeit darzustellen, selbst wenn die betroffene Person am Rande der Gesellschaft steht?

Teilnehmende aus so unterschiedlichen Orten wie Kuala Lumpur und Finnland hatten das Privileg, eineinhalb Stunden mit dem weltberühmten Fotografen Yousef Khanfar zu verbringen. 

Yousef Khanfar stammt aus Palästina und lebt in den USA. Mit dem Fotografieren begann er als kleiner Junge, da ihm richtiges Sprechen fiel und sein Vater ihm daher eine Kamera schenkte. Für Yousef begann damit ein Leben, in dem er die Welt und die Menschen auf besondere Weise wahrzunehmen begann.

Yousef stellte zunächst klar, dass es bei seiner Kunst um das „Sehen“ gehe. Für ihn bedeutet Fotografie nicht, einfach nur Landschaften abzubilden oder Porträts zu machen. „Als Fotografinnen bzw. Fotografen sagen wir den Leuten, was sie sich ansehen sollen. Aber wir sagen ihnen nicht, was sie sehen sollen“, erklärt er.

Als Fotografen bzw. Fotografinnen sagen wir den Leuten, was sie sich ansehen sollen. Aber wir sagen ihnen nicht, was sie sehen sollen.

Hands Yousef Khanfar

Er ist davon überzeugt, dass Menschen, die sich für eine Sache begeistern, keine Kunst schaffen, sondern sie freisetzen. Deshalb setzt er Fotografie ein, um die Kunst in den Menschen zu entfesseln – so wie man auch Energie freisetzt. Für Yousef geht es bei der Fotografie darum, eine Stimmung einzufangen und die Menschen mitzureissen. Er nimmt sich Zeit, um zu sehen und hinzuschauen. Er ermutigte alle zu Einfachheit und Schlichtheit, zeigte viele wunderbare Landschaftsbilder und demonstrierte, wie man Schatten zur Bildverbesserung und Spiegelungen zur Vergrösserung des Bildes nutzen kann. 

Yousef setzt seine Fotografie auch dazu ein, Einstellungen und Verhaltensweisen zu verändern. Er ist davon überzeugt, dass man Gesetze nur dann ändern kann, wenn man zuerst die Köpfe und Herzen der Menschen erreicht.

Eines der Projekte, die er vorstellte, war Invisible Eve, eine Fotoserie von Frauen in einem amerikanischen Gefängnis. Das Projekt dauerte fünf Jahre. Ziel war dabei nicht nur, diese Frauen am Rande der Gesellschaft zu vermenschlichen, sondern ihnen auch zu helfen, ihre Einstellung zu sich selbst zu ändern. „Ich versuche, die Risse in der Menschheit zu finden“, sagt er. „Meine Arbeit besteht darin, diese Risse zu heilen.“

Ich versuche, die Risse in der Menschheit zu finden. Meine Arbeit besteht darin, diese Risse zu heilen.

Yousef nahm sich viel Zeit, um Fragen zu seiner Themenwahl und seinen Techniken zu beantworten. Er erklärte, dass er weder Filter noch Photoshop für seine Bilder verwende. Er ziehe es ausserdem mvor, eine normale Kamera statt eines Mobiltelefons zu benutzen.

Für Yousef geht es vor allem darum, zu sehen und sich Zeit zu nehmen, denn, wie er es ausdrückt, man benötige starke Knochen, um eine Geschichte zu erzählen und man müsse ihr eine Stimme und ein Herz geben. „Wir (Fotografen und Fotografinnen) leihen uns einfach von den Göttern!“ 

Wir möchten Yousef für seine wunderbare Arbeit und sein Engagement für Caux danken. Wir hoffen sehr, dass wir ihn dort bald wieder treffen können. 

 

Yousef Khanfar screenshot photography workshop 2021
Yousef Khanfar während des Workshops

 

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Was die Teilnehmenden über die Veranstaltung sagen:

 

Grossartige Sache!

 

Vielen Dank für diese grossartige Veranstaltung! Ihre Fotos sind wirklich inspirierend.

 

Offener Austausch, schöne Bilder und ehrliche Geschichten.

 

Inspirierend!

 

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Yousef Khanfar

Yousef Khanfar ist ein preisgekrönter Autor, der als einer der 35 besten Fotografinnen und Fotografen der Welt gelistet ist. Er hat drei Bücher geschrieben und seine Arbeiten wurden weltweit veröffentlicht, ausgestellt und gesammelt. Er wurde vom Weissen Haus, dem Obersten Gerichtshof der USA, dem britischen Oberhaus und vielen anderen gewürdigt. Das Fulbright Center for Peace in Washington, DC, wählte sein Buch „In Search of Peace“ aus, um das Global Symposium of Peaceful Nations zu feiern. Ausserdem wurde er als Künstler des Jahres ausgewählt, um mit UNICEF die Alphabetisierung zu fördern. Die Vertretung Palästinas bei den Vereinten Nationen ehrte Yousef Khanfar für seinen „aussergewöhnlichen Einsatz zur Förderung von Frieden und Gerechtigkeit in Palästina durch Kunst“. Yousef auf Instagram folgen: Yousef.Khanfar

Folgen Sie Yousef auf Instagram: Yousef.Khanfar oder auf seiner Website

 

 

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Melden Sie sich jetzt für unsere nächste Kunstveranstaltung "Arts for Change" am 12. November 2021 an!

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Mehr über 75 Jahre der Begegnungen

 

 

 

Fotos (ausser Screenshot): Yousef Khanfar

 

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1996: Kardinal Franz König - "Bei jedem Besuch lerne ich dazu"

Von Georg Hartl

07/10/2021
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Von Georg Hartl

 

Eines der bleibenden Bilder des 50-jährigen Jubiläums des Konferenzzentrums "Initiativen der Veränderung" im Jahr 1996 ist das Bild des Dalai Lama, der den 90-jährigen Kardinal Franz König begrüßt. 

Kardinal Franz König, von 1956 bis 1985 Erzbischof von Wien, war seit den frühen 1970er Jahren ein begeisterter Teilnehmer an den Konferenzen in Caux. Bei jedem meiner Besuche in Caux lerne ich etwas Neues, dank der großen Offenheit der Menschen, denen ich begegne", sagte er 1979 auf einer Konferenz. Auch als Bischof brauche ich Veränderung, eine "Überprüfung des Lebens". Das lebendige Beispiel derer, die ich hier sehe, inspiriert mich".

Auch als Bischof brauche ich Veränderung.

Cardinal König greets Dalai Lama in Caux in 1996, watched by Heinrich Rusterholz, President of the Federation of Protestant Churches in Switzerland. Credit: G. Williams
Kardinal König empfängt den Dalai Lama 1996 in Caux, beobachtet von Heinrich Rusterholz,
Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes. Kredit: Greg Williams

 

Zu dieser Zeit leitete König die Bemühungen der katholischen Kirche, Brücken zu den kommunistischen Ländern Osteuropas zu bauen, und trug den Titel "Sekretär für Nichtgläubige". Dies, so scherzte er einmal, sei nicht der Grund gewesen, warum er nach Caux gekommen sei. 

Ich bin überzeugt, dass hier der Geist Gottes am Werk ist.

Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist Caux ein Ort, an dem Menschen verschiedener Rassen, politischer Meinungen und Klassen zusammenkommen, oft aus Konfliktgebieten, die den Frieden in der Welt bedrohen", sagte er 1987. Immer wieder ist ein Durchbruch gelungen. Ich bin überzeugt, dass hier der Geist Gottes am Werk ist.‘

 

Father Bots, Michael Gonzi, Don Cardinal, Franz König 1973 in Caux, credit: Danielle Maillefer
Mit (erste Reihe, links) Michael Gonzi, Erzbischof von Malta, und (2. Reihe, Mitte) Don Cardinal, Führer der kanadischen Ureinwohner, in Caux, 1973

 

Als Erzbischof von Wien war er bekannt für seine Bemühungen um die Wiederherstellung der Beziehungen zwischen den österreichischen Sozialdemokraten und der katholischen Kirche, die während der Nazizeit zerrüttet waren. Mit Bruno Kreisky, Bundeskanzler von 1970 bis 1983, pflegte er trotz gravierender Differenzen in einigen Fragen einen Dialog von höchstem Respekt. 

Er war auch in der weltweiten ökumenischen Bewegung nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil aktiv und baute insbesondere Brücken zu den östlichen orthodoxen Kirchen. Sein Engagement für den Aufbau von Beziehungen zu anderen Religionen wurde von muslimischen Theologen anerkannt, als er eingeladen wurde, an der Al-Azhar-Universität in Kairo, einem Zentrum der islamischen Gelehrsamkeit, Vorlesungen zu halten.

 

Franz König, Jean-Marc Duckert, Andrew Stallybrass, Sydney Cook, 1973 , Caux
Kardinal Franz König spricht in Caux, 1973

 

In den 1960er und 1970er Jahren betrachteten einige führende Vertreter der katholischen Kirche die Moralische Aufrüstung (später Initiativen der Veränderung) mit einer gewissen Skepsis, aber König nahm Einladungen nach Caux mit Interesse an. Er fühlte sich dort sichtlich wohl, servierte aufgeschreckten Frühstückern Kaffee und ging auf die Menschen, die er traf, intensiv ein. Seine seelsorgerische Berufung war bei all seinen Begegnungen spürbar. 

Es hängt so viel davon ab, dass wir unser Herz und unser Denken ändern.

Während einer Konferenz frühstückte er mit einer Gruppe junger Menschen. Eine von ihnen stammte aus einem äußerst schwierigen familiären Umfeld, hatte eine bewegte Jugend hinter sich und hatte einen Neuanfang in ihrem Leben gefunden. König war von ihrer Geschichte tief beeindruckt. Nach dem Frühstück fragte er zur Überraschung seiner Gastgeber, ob er die Rosen vom Tisch nehmen dürfe. Er überreichte sie der jungen Frau, verbunden mit den besten Wünschen für ihre Zukunft.

 

Franz König and Philippe Mottu in Caux 1986, credit: Danielle Maillefer
Mit einem der Pioniere von Caux, Philippe Mottu (links), in Caux, 1986

 

In den 1980er Jahren rief der Kardinal Caux dazu auf, die Menschen zusammenzubringen, um die ökologischen Herausforderungen der Welt anzugehen. Dies führte zu einer Reihe von Dialogen in Caux über die Bewahrung der Schöpfung, an denen Wissenschaftler und Theologen ebenso teilnahmen wie Stimmen aus Politik, Wirtschaft und Umweltjournalismus. 

Gott hat den Wunsch, etwas zu erschaffen, in sein Geschöpf gelegt", sagte König auf der Eröffnungssitzung des Dialogs im Jahr 1989. Könnte es ein Schlüssel für die Zukunft sein, in jedem Einzelnen den Wunsch zu wecken, bei der Bewahrung der Schöpfung schöpferisch tätig zu werden?

 

Victor Weisskopf, Eduard Kellenberger, Franz König, 1989, Caux
Kardinal König (rechts) mit Teilnehmern des Dialogs über die Bewahrung der Schöpfung 1989 in Caux:
(links) der amerikanische Kernphysiker Victor Weiskopf und (Mitte) Eduard Kellenberger, der Vater der Mikrobiologie in der Schweiz

 

In seiner Rede zum 50-jährigen Jubiläum von Caux kam er auf das Thema Umwelt zurück. Es besteht die ernste Gefahr, dass der Fortschritt in Technologie und Kommunikation den Menschen und seine Welt zerstört. Es hängt so viel davon ab, dass wir unser Herz und unser Denken ändern. 

In letzter Instanz", sagte er 1993 in Caux, "kommen wir immer wieder auf den Menschen und seine spirituelle Suche zurück. Wir haben nicht nur eine dunkle Seite - wir haben auch eine helle Seite. Wir können sowohl auf das Gute als auch auf das Böse abzielen. 

 

Franz König in Caux, 1993
Feier seines Geburtstags in Caux, 1973

 

____________________________________________________________________________________________

 

Andrew Stallybrass 2017

Andrew Stallybrass erinnert sich:

Eines Abends ging ich mit einem irischen protestantischen Freund zum Abendessen in den Speisesaal von Caux. Er hatte sich gerade mit einer Gruppe von Briten getroffen und war traurig, wütend, sogar verbittert, dass sie über ihre nationalen Probleme sprachen, ohne Irland auch nur einmal zu erwähnen - und das zu einer Zeit, in der die Unruhen in vollem Gange waren. 

Ich war woanders gewesen und hatte ein Abendessen geplant, fragte mich aber, ob ich es absagen sollte, um zu versuchen, mein wütendes und verletztes Herz zu heilen. Mein irischer Freund ging weg und setzte sich allein an einen kleinen Tisch an der Wand. 

Ich war mir bewusst, dass Kardinal König, der gerade aus Wien angekommen war, in meiner Nähe stand, und ich konnte sehen, wie ein Tisch mit wichtigen Leuten im Erkerfenster auf ihn wartete. Kurz bevor sie ihn sahen, machte er sich auf den Weg zu meinem irischen Freund.

Die beiden aßen zusammen zu Abend, und die Gruppe, die auf ihn wartete, war zu Recht der Meinung, dass sie ihn nicht stören durfte! Am nächsten Tag erzählte mir der irische Freund, dass der Abend für ihn ein Wunder der Heilung gewesen sei.

 

____________________________________________________________________________________________

 

Diese Geschichte ist Teil unserer Serie "75 Jahre der Geschichten" über Einzelpersonen, die durch Caux eine neue Richtung und Inspiration für ihr Leben gefunden haben - eine Geschichte für jedes Jahr von 1946 bis 2021. Wenn Sie eine Geschichte kennen, die sich für diese Serie eignet, leiten Sie Ihre Ideen bitte per E-Mail an John Bond oder Yara Zhgeib. weiter. Wenn Sie mehr über die Anfangsjahre von Initiativen der Veränderung und das Konferenzzentrum in Caux erfahren möchten, klicken Sie bitte hier und besuchen Sie die Plattform For A New World.

 

  • Foto mit dem Dalai Lama im Jahr 1986: Greg Williams
  • Fotos mit Pater Bots usw. + Philippe Mottu: Danielle Maillefer
  • Alle anderen Fotos: Initiativen der Veränderung
  • Foto oben mit Karl Mitterdörfer in Caux, 1979
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Caux 1995: Marta Dąbrowska - “Mit dem Sommer kommt auch Caux”

Von Mary Lean

06/10/2021
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Von Mary Lean

 

In den frühen 1990er Jahren kam nach dem Fall der Berliner Mauer eine grosse Zahl von Menschen aus Ost- und Mitteleuropa zu den Konferenzen von Initiativen der Veränderung (IofC) nach Caux. Viele, wie auch Marta Dąbrowska aus Polen, waren junge Leute, die hinter dem Eisernen Vorhang aufgewachsen waren und die Welt entdecken wollten.

Marta Dabrowska.jpeg

Marta Dąbrowska, heute Professorin am Institut für Anglistik der Jagiellonen-Universität in Krakau, besuchte Caux 1992 zum ersten Mal als Dolmetscherin. 

“Ich wusste nichts über das Dolmetschen,” sagt sie. “Aber ich wusste, dass es in Caux viele Polinnen und Polen gab und dass ihr Englisch wahrscheinlich schlechter war als das meinige. Ich habe viele Fehler gemacht, aber es war ein gutes Umfeld, um diese Fähigkeit zu erlernen. Aber in der Übersetzungskabine zu sitzen oder bei den Mahlzeiten zu dolmetschen, ermöglichte mir nicht, das Wesen von Caux vollständig zu erfassen. Ich wollte mehr darüber wissen.”

Es fällt ihr schwer zu sagen, was sie immer wieder zurückbrachte, nachdem das Dolmetschen nicht mehr nötig war. Die schöne Landschaft? Die Resonanz auf ihren christlichen Glauben und den Geist des Dienens, der ihr von ihren Jahren mit der Pfadfinderbewegung bekannt war? Die Freundschaften, die sie geschlossen hat? Das Gefühl, ein Teil von etwas Grösserem zu sein?

Was auch immer der Grund war, Marta ist seither jeden Sommer nach Caux zurückgekehrt - mit Ausnahme der Jahre 2003, 2007 und der Pandemiezeit. “Für mich sind der Sommer und Caux untrennbar miteinander verbunden”, sagt sie. 

Caux war immer ein Ort, an dem ich atmen konnte, wo ich ich selbst sein konnte.

Im Laufe der Jahre hat sie nicht nur als Dolmetscherin gearbeitet, sondern auch als Büroassistentin und Managerin und wirkte in dem Team mit, das die Zimmer an ankommende Gäste verteilt. Sie hat bei der Planung von Konferenzen mitgeholfen - vor allem bei solchen, die sich mit den kreativen Künsten befassen - und war drei Jahre lang Teil der Caux-Vorbereitungsgruppe, die das Sommerprogramm von Caux koordinierte. Im Jahr 2020 wurde sie in den Internationalen Rat von IofC gewählt.

“Caux wurde meine zweite Heimat und Familie, ein Ort, für den ich mich verantwortlich fühlte,” sagt sie. “Es war immer ein Ort, an dem ich atmen konnte, wo ich ich selbst sein konnte und mich nicht unter Druck gesetzt fühlte, meiner Rolle als Professorin gerecht zu werden. Die Schönheit des Ortes, seine Gelassenheit, spüre ich ungemein.”

 

Marta Dabrowska group
Die Gruppe, die 1995 den Dent de Jaman bestieg (Marta rechts)

 

1995 wurde den Konferenzteilnehmenden ein freier Tag zum Wandern in den Bergen angeboten. Marta war die einzige Frau in einer Gruppe, zu der auch einige russische Journalisten gehörten. “Da ich im Kommunismus aufgewachsen bin, hatte ich eine Art unterbewussten Hass auf die Russen, ein ungutes Gefühl ihnen gegenüber. Ich kannte die russische Sprache aus der Schule, aber ich wollte sie nicht gerne benutzen, also sprachen wir kaum miteinander.”

Mir wurde klar, dass sie Menschen sind, wie wir alle.

Als der Ausflug immer weiter den Berg hinauf führte, stellte Marta zu ihrem Entsetzen fest, dass sie den Dent de Jaman, einen steilen, zahnförmigen Berg, besteigen würden. Er war so steil, dass sie auf allen Vieren klettern musste. “Ich hatte wirklich Angst. Diese jungen Russen haben mir geholfen, den Gipfel zu erreichen. Mir wurde klar, dass sie Menschen sind, wie wir alle.”

Heinz und Gisela Krieg, credit Ivo Krieg
Heinz und Gisela Krieg

Eine weitere wichtige Begegnung war das Treffen mit Heinz und Gisela Krieg aus Deutschland. „Für mich als Polin war es eine wichtige Erfahrung, einen Deutschen zu treffen, der am Krieg beteiligt war. Er unternahm alles, was er konnte, um eine Versöhnung zwischen unseren Ländern herbeizuführen. Wir besuchten uns gegenseitig, und viele Jahre lang riefen sie mich am 1. September, dem Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen im Jahr 1939, an, um mir zu sagen, dass sie sich erinnern. Im Jahr 1998 brachten sie - zusammen mit anderen -  Menschen aus Polen und Deutschland zu einer Konferenz anch Krzyżowa. 

Nach der Gründung von Foundations for Freedom (Grundlagen für den Frieden) im Jahr 1993 engagierte sich Marta bei diesen Kursen für junge Ost- und Mitteleuropäerinnen und -europäern über die persönlichen Werte, die die Grundlage der Demokratie bilden. Sie beteiligte sich 1995 an der Organisation des ersten regionalen Treffens in Krakau.  

“Damals waren viele junge Osteuropäerinnen und -europäer mit uns aktiv,” sagt sie. Einige setzten ihr Engagement bei IofC fort, andere jedoch nicht. Sie fragt sich, warum.

„Sie waren jung, sie hatten Energie, sie studierten oder hatten gerade ihre Ausbildung abgeschlossen und waren neugierig, die Welt kennenzulernen. Das Neue in Caux zog sie an und war spannend. Aber dann übernahm das Leben die Oberhand – sie fanden Arbeit im Beruf und gründeten Familien.“ Geld war auch ein Hindernis, als Caux begann, Gebühren für die Teilnahme zu erheben, anstatt einfach zu Spenden aufzurufen. “Diejenigen, die immer noch kommen, arbeiten hinter den Kulissen und ermöglichen mit ihren Dienstleistungen den Aufenthalt in Caux.“

Warum ist sie also immer wieder gekommen? Sie spricht von der Fürsorge, die sie von Menschen aus der ganzen Welt erhielt. “Sie haben nicht nur über Liebe und Selbstlosigkeit geredet, sie haben sie gelebt. Wenn du Menschen als Engel erlebst, spürst du, dass es etwas Gutes in der Welt gibt, und du willst es weitergeben.”

 

Marta in Caux, 2017

 

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Diese Geschichte ist Teil unserer Serie "75 Jahre der Geschichten" über Einzelpersonen, die durch Caux eine neue Richtung und Inspiration für ihr Leben gefunden haben - eine Geschichte für jedes Jahr von 1946 bis 2021. Wenn Sie eine Geschichte kennen, die sich für diese Serie eignet, leiten Sie Ihre Ideen bitte per E-Mail an John Bond oder Yara Zhgeib. weiter. Wenn Sie mehr über die Anfangsjahre von Initiativen der Veränderung und das Konferenzzentrum in Caux erfahren möchten, klicken Sie bitte hier und besuchen Sie die Plattform For A New World.

 

  • Foto oben, Heinz und Gisela Krieg: Initiativen der Veränderung
  • Fotoporträt und 1995: Marta Dabrowska
  • Foto Marta in Caux 2017: Ismar Villavicencio
  • Korrekturlesung: Maya Fiaux

 

 

 

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1994: Der Runde Tisch von Caux - Grundsätze für die Wirtschaft

Von Maarten de Pous

30/09/2021
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Von Maarten de Pous

 

Olivier Giscard d'Estaing Caux Round Table, photo Rob Lancaster
Olivier Giscard
d'Estaing
Frits Philips, photo Rob Lancaster
Frits Philips

Im Juli 1994 wurden vom Caux Round Table (CRT), einem internationalen Forum von Wirtschaftsführern, das sich seit 1986 in Caux traf, eine Reihe von Grundsätzen für die Wirtschaft lanciert.

Diese Grundsätze wurden in der Financial Times unter der Überschrift "The search for universal ethics" (Suche nach universaler Ethik) veröffentlicht. Der Management-Redakteur der Zeitung, Tim Dickson, kommentierte, es sei möglicherweise das erste Mal, dass "ein Dokument dieser Art einflussreiche Unterstützer aus Europa, Japan und den USA gefunden hat".

Neun Jahre zuvor schien die Chance auf ein solches gemeinsames Vorgehen noch gering. 1985 warnte ein Artikel in einer grossen niederländischen Zeitung, dem NRC Handelsblad, davor, dass Japan die europäische Elektronikindustrie ruinieren würde, indem es seine Produkte weit unter dem Marktwert anbot, so wie es bereits die amerikanische Automobilindustrie unterboten hatte. Der Artikel trug die Überschrift "Das falsche Lächeln Japans".

 

Olivier Giscard d'Estaing - unknown - Frits Philips, 1989
Olivier Giscard d'Estaing (links), Noboru Okamura, ehemaliger Vorsitzender von Honda (Mitte) und Frits Philips (rechts)
bei den 4. jährlichen Caux Round Table Global Dialogues, 1989

 

Frits Philips, der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Philips Electronics, und Olivier Giscard d'Estaing, stellvertretender Vorsitzender des französischen Management-Instituts INSEAD, hatten beide an den jährlichen Industriekonferenzen teilgenommen, die seit Anfang der 70er Jahre in Caux stattfanden. Sie waren so besorgt über den drohenden Handelskrieg, dass sie japanische Wirtschaftsführer, die sie auf diesen Konferenzen kennengelernt hatten, anschrieben und sie zu einem informellen Treffen mit führenden Wirtschaftsvertretern aus Europa und Amerika einluden.

Die Japaner reagierten positiv und im Sommer 1986 traf eine Delegation in Caux ein. Zu ihr gehörten der Präsident von Canon, Ryuzaburo Kaku, der ehemalige Präsident von Matsushita Electronics, Toshihiko Yamashita, und der Herausgeber der Japan Times, Toshiaki Ogasawara.

 

Kaku Caux Round Table
Ryuzaburo Kaku in Caux

 

Das erste Treffen der 30 Teilnehmer endete beinahe in einer Katastrophe. Den Japanern war gesagt worden, dass Caux dafür bekannt sei, Vertrauen und Verständnis zu schaffen und die Menschen zu ermutigen, nach dem zu suchen, was richtig ist, und nicht danach, wer recht hat. Aber die europäischen und amerikanischen Teilnehmer waren so frustriert über die japanischen Handelspraktiken, dass sie ihre Gefühle in aller Deutlichkeit zum Ausdruck brachten. Wie es ihre Gewohnheit ist, hörten die japanischen Teilnehmer zu und warteten geduldig, bis sie die Möglichkeit hatten, zu antworten, aber zu diesem Zeitpunkt waren sie so beleidigt, dass sie keine Lust hatten, die Sitzung fortzusetzen.

Caux dafür bekannt sei, Vertrauen und Verständnis zu schaffen und die Menschen zu ermutigen, nach dem zu suchen, was richtig ist, und nicht danach, wer recht hat.

Glücklicherweise einigte man sich in der Mittagspause darauf, einen neuen Ansatz zu versuchen. Der Nachmittag begann in kleinen Gruppen, wobei die japanischen Teilnehmer zuerst sprachen. Die Atmosphäre verbesserte sich, und die fruchtbaren Gespräche setzten sich für den Rest der zweitägigen Versammlung fort. Am Ende einigten sich die Teilnehmer darauf, sich jährlich in Caux zu treffen.

 

Image
Runder Tisch von Caux 1989 mit: Yvonne van Rooy, Ministerin für Außenhandel der Niederlande (1. von links),
Olivier Giscard d'Estaing (6.v.l.), Frits Philips (8.v.l.), Ryuzaburo Kaku (4.v.r.)

 

Diese Zusammenkünfte  wurden als Caux Round Table Global Dialogues bekannt. Dazwischen fanden kleinere Tagungen in Japan, den USA, Taiwan, Singapur, China, Mexiko und verschiedenen europäischen Ländern statt, die mit Hilfe der IofC-Kollegen in Japan und den USA organisiert wurden.

Während dieser Dialoge wurde deutlich, dass es einen Bedarf an Unternehmensgrundsätzen gibt, welche die Interessen und Verantwortungen aller Beteiligten berücksichtigen.

Es bestand ein Bedarf an Geschäftsprinzipien, die die Interessen und Verantwortlichkeiten aller Beteiligten berücksichtigen.

Auf der Grundlage der Minnesota-Prinzipien (entwickelt vom Minnesota Center for Corporate Responsibilty) erarbeitete der CRT seine eigenen Unternehmensgrundsätze.

In den Wochen nach dem Artikel von Tim Dickson in der Financial Times wurde das CRT-Sekretariat in Den Haag mit Bestellungen für die Grundsätze von Wirtschaftshochschulen, Unternehmensleitern, Nachrichtenmedien und Akademikern aus der ganzen Welt überschwemmt. Als europäischer Koordinator des CRT war es meine Aufgabe (Maarten de Pous), auf diese Lawine des Interesses zu reagieren.

 

Olivier Giscard d'Estaing Caux Round Table
Oliver Giscard d'Estaing spricht am Runden Tisch von Caux

 

Die Grundsätze, die später in 12 Sprachen übersetzt wurden, legten den Schwerpunkt auf die Ermittlung gemeinsamer Werte, die Versöhnung unterschiedlicher Werte und die Entwicklung einer "gemeinsamen Sichtweise des Geschäftsverhaltens, die für alle akzeptabel ist und von allen respektiert wird". Tim Dickson schrieb: "Die Grundsätze sollen zwei ethischen Traditionen entstammen: der japanischen Philosophie des kyosei, die von Ryuzaburo Kaku von Canon als 'Zusammenleben und -arbeiten für das Gemeinwohl der Menschheit' beschrieben wird, und der 'Menschenwürde', die sich auf die Heiligkeit oder den Wert jeder Person als Zweck und nicht nur als Mittel zur Erfüllung der Ziele anderer oder gar der Mehrheitsvorschrift bezieht."

Unternehmen sollten schützen.

Im Jahr 1994 war die soziale Verantwortung der Unternehmen bereits ein anerkanntes Konzept. In den Grundsätzen wurde jedoch präzisiert, was es für ein Unternehmen bedeutet, über die Interessen der Aktionäre hinauszugehen und die Interessen aller Beteiligten zu berücksichtigen: Kunden, Mitarbeiter, Eigentümer/Investoren, Lieferanten, Konkurrenten und Gemeinschaften. Und sie betonen, dass Unternehmen die Umwelt schützen und, wo möglich, verbessern, eine nachhaltige Entwicklung fördern und die Verschwendung natürlicher Ressourcen verhindern sollen.

Heute wird der Runde Tisch von Caux als Caux Round Table Japan und als Caux Round Table for Moral Capitalism mit Sitz in den USA weitergeführt. Initiativen der Veränderung Schweiz fördert weiterhin das Erbe der Runden Tische von Caux und unterstützt und veranstaltet Anlässe zu ethischer Führerschaft in der Wirtschaft.

 

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Olivier Giscard d'Estaing Caux Round Table

Gerade als wir diesen Artikel veröffentlichen wollten, erhielten wir die traurige Nachricht, dass Olivier Giscard d'Estaing, einer der Mitbegründer des Runden Tisches von Caux, am 13. September 2021 im Alter von fast 94 Jahren verstorben ist. Er war ein französischer Geschäftsmann und Politiker, bekannt für seine Rolle bei der Gründung und Leitung der Wirtschaftshochschule INSEAD in Fontainebleau.

Bei einem Besuch in Japan anlässlich eines CRT-Treffens im Jahr 1987 sagte er zu seinen japanischen Gastgebern: „Wir glauben an Wunder. Japan hat bereits zwei vollbracht: den Wiederaufbau nach dem Krieg und den Durchbruch zur zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt. Gemeinsam müssen wir nun ein drittes vollbringen – die Partnerschaft bei der Lösung der bestehenden Spannungen.“

 

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Die 7 Prinzipien des Caux Round Table für verantwortungsvolles Wirtschaften

 

Grundsatz 1:

Stakeholder jenseits der Aktionäre respektieren. Ein verantwortungsbewusstes Unternehmen trägt Verantwortung über seine Investoren und Manager hinaus.

Grundsatz  2:

Einen Beitrag zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung leisten.

Grundsatz  3:

Vertrauen schaffen, indem man über den Wortlaut des Gesetzes hinausgeht.

Grundsatz  4:

Regeln und Konventionen respektieren.

Grundsatz  5:

Eine verantwortungsvolle Globalisierung unterstützen.

Grundsatz  6:

Die Umwelt respektieren.

Grundsatz  7:

Illegale Aktivitäten vermeiden.

 

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Entdecken Sie das Video 25 Jahre Caux Round Table (2012).

 

 

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Diese Geschichte ist Teil unserer Serie "75 Jahre der Geschichten" über Einzelpersonen, die durch Caux eine neue Richtung und Inspiration für ihr Leben gefunden haben - eine Geschichte für jedes Jahr von 1946 bis 2021. Wenn Sie eine Geschichte kennen, die sich für diese Serie eignet, leiten Sie Ihre Ideen bitte per E-Mail an John Bond oder Yara Zhgeib. weiter. Wenn Sie mehr über die Anfangsjahre von Initiativen der Veränderung und das Konferenzzentrum in Caux erfahren möchten, klicken Sie bitte hier und besuchen Sie die Plattform For A New World.

 

  • Foto-Porträt Frits Philips und Oliver Giscard d'Estaing: Rob Lancaster
  • Alle anderen Fotos: Fotograf unbekannt
  • Video: 25 Jahre Runder Tisch von Caux (2012), erstellt von www.keystoneprod.com.
  • Korrekturlesung: Maya Fiaux

 

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‘Wo Trauer beginnt – Brücken schlagen nach der Bombe von Brighton’: Ein Live-Interview mit Patrick Magee

Ein Tools for Changemakers-Event

29/09/2021
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Ein Tools for Changemakers-Event

Von Hajar Bichri

 

Am 25. August 2021 fand im Rahmen der zweiten Veranstaltung der Tools for Changemakers-Reihe „Stories for Changemakers“ ein Interview mit Patrick Magee statt, der 1984 eine Bombe im Grand Hotel in Brighton platzierte, die fünf Menschen tötete. Ziel der Reihe ist es, schwierige Gespräche zu fördern, indem weniger bekannte Geschichten erzählt werden, die beide Seiten eines Konflikts beleuchten.

Fünfundsechzig Menschen aus Afrika, Asien, Europa und Amerika hörten zu, als Patrick Magee mit Neil Oliver über seine Memoiren „Where Grieving Begins: Building Bridges after the Brighton Bomb“ sprach. Im Anschluss an das Interview gab es in kleinen Gesprächsgruppen Gelegenheit zur Diskussion und eine Fragerunde mit dem Referenten.

 

Patrick Magee (links) und Neil Oliver (rechts). Foto: Jeremy Le Fèvre

 

Patrick schloss sich im Alter von 19 Jahren der Provisional Irish Republican Army (IRA) an. 14 Jahre lang sass er wegen seiner Rolle beim Bombenanschlag in Brighton im Gefängnis und wurde 1999 im Rahmen des Karfreitagsabkommens entlassen.

In seinem Buch beschreibt Patrick das Etikett des „Brighton-Bombers“ als „ein Klischee, das jegliches Denken begrenzt“. Weil er in den Mittepunkt gerückt werde, werde den Menschen die Möglichkeit genommen, den Kontext des Bombenanschlags zu verstehen.

Der Titel seines Buches, erklärte Patrick, stamme aus einem Gedicht des chilenischen Schriftstellers und Politikers Pablo Neruda:

 

Der Reisende fragt sich: Wenn er eine Ewigkeit

In der Ferne, diese verdrängend, lebte und

an den Ort zurückkehrt, an dem seine Trauer begann:

Vergeudet er seine Identität erneut,

Verabschiedet sich wieder und geht?

Patrick Magee interview

Mir war nicht bewusst, dass Jo ein ähnliches Bedürfnis hatte, das Gespräch weiterzuführen.

Für Patrick war das Legen der Bombe eine „politische Verpflichtung“. Siebzehn Monate nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis traf er Jo Berry, die Tochter eines der Opfer, und war überwältigt von der Tragweite der Situation. „Du bist kurz davor, den Raum zu betreten und diese Person zu treffen, deren Vater du getötet hast“. Die Erfahrung, jemanden zu treffen, den er verletzt hatte, von dem er aber keine Feindseligkeit verspürte, war ein Wendepunkt. Zwei Wochen später meldete sich Jo erneut bei ihm. „Mir war nicht bewusst, dass Jo ein ähnliches Bedürfnis hatte, das Gespräch weiterzuführen“, sagte Patrick.

Auf die Frage, was er von Jo gelernt habe, antwortete Patrick, dass es notwendig sei, die Vergangenheit aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, und dass er erkannt habe, dass auch seine Seite diejenigen dämonisiert habe, die sie als Feinde ansahen. Er erinnerte sich daran, was er dachte, als Jo über ihren Vater sprach: „Das Gute und die Werte, die ich bei dieser Frau wahrnehme, gehen bis zu einem gewissen Grad auf den Man zurück, den ich getötet habe. Wenn man das weiterdenkt, dann habe ich einen guten Menschen umgebracht.“

 

Patrick Magee Neil Oliver Jo Berry screenshot

 

Bei der Beantwortung von Fragen aus dem Publikum beklagte er die Unzulänglichkeit des Geschichtsunterrichts an britischen Schulen und das mangelnde Verständnis für die persönlichen Auswirkungen der Teilung Irlands im Jahr 1921.

Er wurde gefragt, ob er, als er die Bombe legte, an die unschuldigen Opfer gedacht habe. „Es wurde an die möglichen Folgen der Bombe gedacht“, antwortete er. „So wurde die Bombe zu einem Zeitpunkt gelegt, zu dem unserer Meinung nach am wenigsten Zivilisten davon betroffen sein würden... Wir hatten es auf diejenigen abgesehen, die unserer Meinung nach am meisten Schuld an dem Konflikt trugen, auf diejenigen, die die Befehle gaben, die den Terrorismus auf unseren Strassen nährten.“

Wäre er bereit, für die Wiedervereinigung Irlands erneut Gewalt anzuwenden? „Nein, abgesehen von der Tatsache, dass ich 70 und vielleicht nicht mehr in der Lage wäre, einen solchen Beitrag zu leisten, glaube ich nicht, dass Gewalt für das Erreichen unseres Ziels nötig ist... Ich unterstütze den Friedensprozess und seine Fortsetzung voll und ganz und ich glaube, dass er sich am Ende durchsetzen wird.“

Jo Berry, die bei einer ähnlichen Veranstaltung von Tools for Changemakers gesprochen hatte, sass bei dieser Veranstaltung im Publikum. Am Ende waren Patrick und sie sich einig, dass Empathie in ihrem Dialog- und Vergebungsprozess eine entscheidende Rolle gespielt habe. „Um Fortschritte zu machen, muss man Empathie schaffen und zumindest versuchen, zu verstehen und zu erklären", sagte Patrick. Jo fügte hinzu: „Für mich ist Einfühlungsvermögen wichtiger als Vergebung.“

Einfühlungsvermögen ist wichtiger als Vergebung.

Jo Berry Patrick Magee
Jo Berry und Patrick Magee im Jahr 2018 in Caux (Foto: Initiativen der Veränderung)

 

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Was die Teilnehmenden sagten

 

Ich stamme aus Cork und habe die meiste Zeit meines Lebens in Irland gelebt. Was Sie zu sagen haben, ist auch für die Republik Irland von grosser Bedeutung. Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch erleben würde, dass jemand wie Sie einen Vortrag hält. Vielen Dank.

Elaine Gordon

Ihre Reise und ihr Mut, diese Reise fortzusetzen, haben mich sehr bewegt. Ich habe so viel gelernt und es inspiriert mich, dass Sie die Welt daran haben teilhaben lassen.

Barbara

Ich habe das Gefühl, dass es einen Bedarf an tiefergehenden Diskussionen zu diesem Thema gibt. Es war für meinen Bereich, in dem ich Schwierigkeiten und Unsicherheiten zu bewältigen habe, eine echte Hilfe.

Olga

 

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Sie können das Event hier im Replay einsehen.

 

 

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Partnerorganisationen

 

Dieses Event wurde im Rahmen des Young Ambassadors Programme als Teil des Caux Forum Online 2021 in Zusammenarbeit mit Movetia, Edventure: Frome und Beyond Boundaries organisiert.

 

Tools for Changemakers entwickelt die Reihe "Stories for Changemakers" weiter, die sich mit verschiedenen Aspekten von Konflikten befasst. Erfahren Sie mehr über die nächsten Events hier.

 

 

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1993: Somalia - „Wenn in Galkayo Frieden möglich ist, ist er überall möglich”

Von John Bond

27/09/2021
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Von John Bond

 

Unter den Somaliern, die 1993 Caux besuchten, waren Hassan Mohamud und Ahmed Egal. Beide stammten aus Galkayo, einer der gewalttätigsten Städte Somalias.

Ahmed Egal
Ahmed Egal
Hassan Mohamud
Hassan Mohamud

Seit Jahrzehnten befinden sich die beiden Clans, die Galkayo beherrschen - die Hawiye und die Darood - im Krieg. Der letzte Ausbruch des Konflikts, bei dem über 40 Menschen starben und Hunderte verletzt wurden, geschah im Jahr 2016. Seitdem ist es in Galkayo jedoch zu keinen Zusammenstössen mehr gekommen. “Die Beziehungen und die gute Nachbarschaft haben sich deutlich verbessert,” berichtete die Puntland Post im Juni dieses Jahres. Dies ist zum Teil dank der Arbeit von Somalierinnen und Somaliern , die durch Caux inspiriert wurden.  

Hassan Mohamud gehört zum Clan der Hawiye, Ahmed Egal zu den Darood. Beide waren gegen das Regime des Diktators Siad Barre, der Somalia von 1969 bis 1991 regierte. Sie wurden zur Flucht gezwungen und fanden beide in Schweden Asyl. Dort begegnete Egal Initiativen der Veränderung (IofC). Seine veränderte Haltung beeindruckte Mohamud so sehr, dass er Egal anrief und um ein Treffen bat, obwohl er ein Feind seines Clans war. Nach langen Gesprächen beschlossen sie, gemeinsam an der Versöhnung von Galkayo zu arbeiten.

In Caux erstellten sie 1993 zusammen mit anderen Somalierinnen und Somaliern eine Liste potenzieller Friedensstifter aus verschiedenen Clans, die Caux erleben sollten. Unter ihnen war Yusuf Al-Azhari, ebenfalls aus Galkayo. 

 

Somalia
Afrikanische Friedensschaffende in Caux im Jahr 2000: (von links nach rechts) Fesseha Fre, Eritrea; Mammo Wudneh, Äthiopien; Hassan Mohamud (vorne); Bethuel Kiplagat, Kenia; Abdulrahman El Khatib, Ägypten; Yusuf Al-Azhari; Ahmed Egal

 

In den 1960er Jahren hatte Al-Azhari die Tochter des somalischen Premierministers geheiratet und wurde mit hohen Posten im öffentlichen Dienst und in der Diplomatie bedacht. Dann kam der Putsch, der Siad Barre an die Macht brachte. Al-Azhari wurde inhaftiert und bis zum Wahnsinn gefoltert: “Ich war voller Wut und Hass und litt unter Depressionen. Ich war völlig ausgetrocknet, nur noch Haut und Knochen. Ich hatte die Hälfte meines Gewichts verloren.

Eines Nachts kniete ich tränenüberströmt nieder und flehte den allmächtigen Schöpfer an, mir Frieden und eine Vision zu schenken, die mich leiten konnten. In dieser Nacht hatte ich in meiner Zelle eine Erleuchtung. Als ich endlich aufstand, waren bereits acht Stunden vergangen. Meine innere Stimme sagte mir, dass ich gefehlt hatte: 'Sei ehrlich zu dir selbst und zu den Mitmenschen um dich herum, und du wirst der glücklichste Mensch auf Erden sein.' Von diesem Tag an war ich von Angst und Verzweiflung befreit. Liebe war in mein Herz gepflanzt worden. Der Hass verflüchtigte sich. Ich erkannte, dass ich für meine vergangenen Taten verantwortlich war. Ich gelobte, meinen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, ob arm oder reich, zu dienen.

Sei ehrlich zu dir selbst und zu den Mitmenschen um dich herum, und du wirst der glücklichste Mensch auf Erden sein.

Zu dieser Zeit versank Somalia in Chaos und Armut, und nach sechs Jahren wurden Al-Azhari und seine Mitgefangenen freigelassen. Seiner Frau hatte man gesagt, er sei gestorben, und sie fiel in Ohnmacht, als er, abgemagert und mit einem Bart, der bis zu den Knien reichte, nach Hause kam.

Das Gelübde, seinen Mitbürgerinnen und Mitbürgern zu dienen, versuchte er in den folgenden Jahren zu erfüllen. Als ihn Egals Einladung erreichte, reagierte er sofort. Doch schliesslich trafen sie sich und Al-Azhari nahm die Einladung nach Caux an. In ihm wuchs die Überzeugung, dass Somalia “eine massive Revolution an der Basis braucht, bei der die moralische Erneuerung ein Mittel ist, um die Politik zu reformieren und die Clans zu ermutigen, in Frieden zusammenzuleben.” In den folgenden Jahren brachten er und seine Kolleginnen und Kollegen andere somalische Führungspersönlichkeiten nach Caux, und ihr Netzwerk wuchs.

 

Somali president Abdullahi Yusuf Ahmed (left, Ali Abdullah Saleh (president Republic of Yemen, right). Yusuf Al-Azhari centre (advisor to Somali president 2004-2008)
Yusuf Al-Azhari war von 2004-2008 Berater des Präsidenten von Somalia, Abdullahi Yusuf Ahmed. Hier ist er mit dem somalischen Präsidenten (links) und Ali Abdullah Saleh, Präsident der Republik Jemen (rechts), zu sehen.

 

Im Jahr 2001 schloss sich Mohamud Al-Azhari in Galkayo an, und Egal folgte bald darauf. In den folgenden Jahren veranstalteten sie zusammen mit ihrem wachsenden Team Foren und Workshops über die Qualitäten eines Friedensstifters sowie Ausbildungskurse, die sowohl Männern als auch Frauen halfen eine Stelle zu finden. Sie baten die somalische Diaspora um Unterstützung und bauten 22 neue Schulen.

Der Konflikt in Galkayo ging weiter und auch die Bemühungen der Friedensschaffenden wurden weitergeführt. Nach dem Ausbruch der Streitigkeiten von 2016 wurde ein Waffenstillstand ausgehandelt, der bis heute andauert. Seitdem sind internationale Organisationen besser in der Lage, Entwicklungshilfe zu leisten, und Arbeitsplätze zu schaffen. 

Heute können sich die Menschen in der Stadt frei bewegen, und die Zahl der Eheschliessungen zwischen den Clans steigt. Jetzt entwickeln Mohamud und Egal Friedensprogramme für die Grundschulen von Galkayo.

 

Egal and Mohamud visiting 5 cities in Somalia, Galkayo 2019
Im Jahr 2019 brachten Egal und Mohamud ihre Erfahrungen mit Vergebung und Transformation in fünf somalische Städte. Hier ist ein Treffen in Galkayo.

 

Die Gewalt ist nicht die einzige Herausforderung in dieser trockenen Region. Im Jahr 2017 rettete Al-Azhari eine Gruppe von über 140 kleinen Kindern vor Dürre und Hunger und brachte sie nach Galkayo. Zum Zeitpunkt seines Todes im Alter von 80 Jahren hatte er sich noch um 91 dieser Kinder gekümmert. Mohamud hat dafür gesorgt, dass einer seiner Stammesangehörigen die Betreuung dieser Kinder fortsetzt.

Bei einem Besuch in Galkayo im Jahr 2018 sagte der Sonderbeauftragte des UN-Generalsekretärs für Somalia, Michael Keating: “Wenn in Galkayo Frieden möglich ist, ist er überall in Somalia möglich.” Das ist das Ziel der somalischen Friedensschaffenden, die von Caux inspiriert wurden.

Ich erkannte, dass ich für meine vergangenen Taten verantwortlich war. Ich gelobte, meinen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, ob arm oder reich, zu dienen.

 

 

Egal, Mohamud with Khadija Mohamed, Somali Minister of Youth and Sports, during their campaign 2019
Egal und Mohamud mit Khadija Mohamed, somalische Ministerin für Jugend und Sport, während ihrer Kampagne 2019

 

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Diese Geschichte ist Teil unserer Serie "75 Jahre der Geschichten" über Einzelpersonen, die durch Caux eine neue Richtung und Inspiration für ihr Leben gefunden haben - eine Geschichte für jedes Jahr von 1946 bis 2021. Wenn Sie eine Geschichte kennen, die sich für diese Serie eignet, leiten Sie Ihre Ideen bitte per E-Mail an John Bond oder Yara Zhgeib. weiter. Wenn Sie mehr über die Anfangsjahre von Initiativen der Veränderung und das Konferenzzentrum in Caux erfahren möchten, klicken Sie bitte hier und besuchen Sie die Plattform For A New World.

 

  • Foto oben und Teaser: Lul Kulmiya
  • Foto mit Khadija Mohamed: Bashir Mohamed
  • Alle anderen Fotos: Fotografen nicht bekannt
  • Korrekturlesung: Maya Fiaux

 

 

 

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1992: Hoffnung in den Städten - « Wo Heilung geschehen kann »

Von Rob Corcoran

24/09/2021
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Von Rob Corcoran

 

Im Juli 1992 trafen 80 Amerikaner im Konferenzzentrum von Initiativen der Veränderung Schweiz in Caux mit einer dringenden Frage ein: Wie können Rassismus, Armut und Entfremdung in den Städten der USA bekämpft werden? Rob Corcoran, der damals für Initiativen der Veränderung in Richmond, Virginia, arbeitete, erinnert sich

Drei Monate zuvor war in Los Angeles die Situation explodiert, weil ein überwiegend weisses Geschworenengericht vier weisse Polizeibeamten freigesprochen hatte, die einen schwarzen Autofahrer, Rodney King, vor laufender Kamera verprügelt hatten. Vier Tage lang kam es zu Unruhen, Gewalt und Plünderungen, bei denen mehr als 50 Menschen starben und 1.100 Häuser zerstört wurden.

Nur einen Monat vor den Ereignissen in Los Angeles hatte sich eine Gruppe aus mehreren US-Städten in Richmond, Virginia, getroffen und vereinbart, unter der Schirmherrschaft von Hope in Cities auf eine öffentliche Veranstaltung hinzuarbeiten, die sich direkt mit der Rassenproblematik befassen sollte. Hope in the Cities befand sich noch im Anfangsstadium und war eine Basisinitiative, die in Richmond - der Hauptstadt der Konföderierten Staaten im Amerikanischen Bürgerkrieg - angesiedelt und von Initiativen der Veränderung inspiriert war. Meine Frau Susan und ich waren Gastgeber eines Hauses, in dem sich die Gruppe oft traf.

 

Hope in the Cities team at Caux: l to r: Audrey Burton, Collie Burton, Cricket White, Walter Kennedy, Cleiland Donnan, Tee Turner, Rob Corcoran (photo Karen Greisdorf)
Das Team von Hope in the Cities (von links nach rechts): Audrey Burton, Collie Burton, Cricket White, Walter Kenney, Cleiland Donnan, Tee Turner, Rob Corcoran

 

Der Bürgermeister von Richmond, Walter Kenney, brachte eine Delegation von 22 kommunalen Führungskräften zur Konferenz in Caux. Zu ihnen gehörten Howe Todd, ein hochrangiger weisser Stadtverwalter, und Collie Burton, ein schwarzer Gemeindeorganisator, der Todd in politischen Fragen stark widersprochen hatte. Zwischen den beiden Männern hatte sich eine unerwartete Freundschaft entwickelt, und ihr neuer Ansatz hatte stadtweites Interesse geweckt.  

In Caux trafen die Richmonder junge Gemeindeaktivisten und Beauftragte für Rassengleichheit aus Grossbritannien, Anführer der Favelas in Rio de Janeiro und ehemalige Bandenmitgliedern aus Los Angeles. Sie hörten von Bernard Gauthier, dem ehemaligen Polizeichef von Nordfrankreich, und John Smith, einem australischen Methodistenpfarrer, der mit seiner "God Squad"-Biketruppe Strassenkinder, Drogenabhängige und andere Jugendliche in Subkulturen ansprach.

Wenn es nicht in Caux passieren kann, wo dann?

Bisweilen waren die Konferenzsitzungen konfrontativ. Viele Teilnehmer hatten Erfahrungen mit Rassismus gemacht. Audrey Brown Burton, die in der New Yorker Strafvollzugsbehörde gearbeitet hatte, äusserte sich sehr offen zu diesem Thema. „Unser Strafrechtssystem ist kriminell," erklärte sie und wies darauf hin, dass schwarze Amerikaner für dieselben Verbrechen im Durchschnitt längere Strafen erhielten als Weisse.

Angesichts solch unverblümter Worte verstummten viele Weisse. Schwarze Gruppierungen bildeten sich und bei einem Redner kam es sogar zu einem Protestmarsch. Ein alarmierter weisser Brite sagte zu mir: „Das sollte in Caux nicht passieren.“ Meine Antwort war: „Wenn es nicht in Caux passieren kann, wo dann?“

 

Unveiling of reconciliation statue Richmond 2007 (photo Karen Greisdorf)
Enthüllung der Versöhnungsstatue
Statue in Richmond, 2007
Tee Turner at the reconciliation statue (photo Rob Corcoran)
Tee Turner an der Versöhnungsstatue

Im Laufe der Tage wichen Schweigen und Konfrontation einem ehrlichen Gespräch. Melanie Trimble, eine weisse Studentin aus dem Süden der USA, sagte: "Ich möchte um Vergebung für meine Vorurteile und Gleichgültigkeit bitten." Sie erklärte, sie habe in der Schule gute schwarze Freunde gehabt, "aber wir sprachen kaum über Lösungen von Rassenproblemen, und ich selbst war noch nie an einem Ort, an dem sich Weisse und Schwarze so direkt und ehrlich mit Rassenfragen befassten."

Eines Tages versammelten sich viele der Amerikaner, um über das Erlebte nachzudenken. Melanie forderte die Gruppe auf, sich auf die Themen Rassismus, Versöhnung und Verantwortung zu konzentrieren. Am Ende des Treffens standen wir im Kreis und verpflichteten uns zur Heilung des Rassismus in Amerika. Viele von uns wussten, dass wir damit eine Verpflichtung fürs Leben eingingen.

Bürgermeister Kenney lud die Konferenzteilnehmer für das folgende Jahr nach Richmond ein. Die Amerikaner erklärten, dass sie sich der "Agonie der Rasse, die aus der Erbsünde unserer nationalen Seele - der Sklaverei - herrührt", stellen wollten.

Im Juni 1993 kamen 500 Menschen aus Städten in den gesamten USA, sowie Menschen aus Afrika, Asien, Lateinamerika, Australien und Europa zu einer Konferenz zum Thema "Healing the Heart of America: Ein ehrliches Gespräch über Rasse, Versöhnung und Verantwortung". Melanie Trimble übernahm die gewaltige Aufgabe, die Logistik für den Höhepunkt der Konferenz zu organisieren: Richmonds erste Schritte auf dem Weg durch seine Geschichte von Rassismus und Sklaverei.

Viele von uns wussten, dass wir damit eine Verpflichtung fürs Leben eingingen.

 

Hope in the Cities - Richmond's first walk through its history of slavery, 1993 (photo Rob Lancaster)
Richmonds erster Gang durch die Geschichte der Sklaverei, 1993

 

In den folgenden Jahren entwickelte Hope in the Cities einen Dialogansatz, der von Städten in ganz Amerika aufgegriffen wurde. Richmond gründete eine Kommission für den Sklavenpfad und entwickelt derzeit ein Museum und ein Kulturerbzentrum auf dem Gelände des ehemaligen Sklavenmarktes. Im Jahr 2007, unter der Leitung von Gouverneur Tim Kaine, entschuldigte sich Virginia als erster Staat für seine Rolle bei der Förderung und  Verteidigung der Sklaverei. 5 000 Menschen, darunter auch Vertreter aus afrikanischen Ländern, die am Sklavenhandel beteiligt waren, feierten die Enthüllung einer Versöhnungsstatue des Liverpooler Bildhauers Steven Broadbent. Die Universitäten, Museen und Bibliotheken haben sich zu einem Konsortium zusammengeschlossen, um die Geschichte Richmonds ehrlich und inklusive zu erzählen.

 

Tee Turner leading a group along the Richmond Slave Trail (photo Guy Woodland)
Tee Turner führt eine Gruppe entlang des Richmond Slave Trail

 

Ich arbeitete eng mit Dr. Gail Christopher von der WK Kellogg Foundation zusammen, als sie das Konzept für eine nationale Initiative für Wahrheit, rassische Heilung und Transformation entwickelte. Im Jahr 2013 brachte sie 20 Führungskräfte von Organisationen für Rassenheilung und Rassengerechtigkeit nach Caux. Als wir auf der Terrasse spazieren gingen, sagte sie zu mir: "Dies ist ein Ort, an dem Heilung stattfinden kann."

Dies ist ein Ort, an dem Heilung stattfinden kann.

 

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Rob Corcoran

Rob Corcoran ist Trainer, Moderator, Autor mit praktischer Erfahrun für rassische Heilung. Sein Buch Trustbuilding: An Honest Conversation on Race, Reconciliation, and Responsibility wurde als "visionärer, fesselnder Bericht über Heilung und Veränderung" beschrieben.

 

Mehr über Hope in the Cities erfahren Sie hier.

 

 

 

 

 

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Sehen Sie sich die Aufzeichnung der Initiative "Healing the Heart of America" (1993) an.

 

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Diese Geschichte ist Teil unserer Serie "75 Jahre der Geschichten" über Einzelpersonen, die durch Caux eine neue Richtung und Inspiration für ihr Leben gefunden haben - eine Geschichte für jedes Jahr von 1946 bis 2021. Wenn Sie eine Geschichte kennen, die sich für diese Serie eignet, leiten Sie Ihre Ideen bitte per E-Mail an John Bond oder Yara Zhgeib. weiter. Wenn Sie mehr über die Anfangsjahre von Initiativen der Veränderung und das Konferenzzentrum in Caux erfahren möchten, klicken Sie bitte hier und besuchen Sie die Plattform For A New World.

 

  • Das Foto oben zeigt Dr. Robert Tayor (links), John Smith und Audrey Burton in Caux, 1992: Rob Corcoran
  • Foto Richmonds erster Spaziergang: Rob Lancaster
  • Foto Tee Turner bei der Statue: Rob Corcoran
  • Foto Team & Enthüllung der Statue: Karen Greisdorf
  • Videos Das Herz von Amerika heilen: Initiativen der Veränderung International
  • Korrekturlesung: Maya Fiaux
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