We Love From: Das Leben anderer Menschen verändern
24/05/2021
Georgina Flores und Lorena Mier y Teran sind die Gründerinnen von "We Love From" (WLF), einer Briefschreibinitiative, die sie von ihrer Heimatstadt Merida in Mexiko aus betreiben. Sie lernten sich während der Konferenz Kreatives Leadership 2020 kennen und wurden Freundinnen, als sie entdeckten, dass sie in der gleichen Stadt lebten.
Ein paar Monate nach der Konferenz kam Georgina auf die Idee, Menschen in aller Welt, die sich in einer schwierigen Situation befinden, mit Hilfe von Briefen Liebe und Hoffnung zu schicken. Lorena war begeistert, woraufhin die beiden "We Love From" ins Leben riefen. Sie wandten sich an ihren Freundeskreis und ihre Familien und sogar an Schulen mit der Bitte, handgeschriebene Briefe an Menschen im Libanon, nach Simbabwe, Honduras und Kolumbien zu verfassen. Die Resonanz war riesengross und auch überraschend: Diejenigen, die die Briefe erhielten, waren so voller Freude, dass sie ihrer Dankbarkeit in den sozialen Medien Ausdruck verliehen.
„Ich hätte nie gedacht, dass man mit einem Blatt Papier, einem Bleistift und ein bisschen Zeit und Mühe wirklich etwas im Leben eines anderen Menschen bewirken kann", sagt Lorena.
Diese Erfahrung hat Georgina gelehrt, „niemals die Kraft [meiner] Ideen zu unterschätzen, selbst wenn sie noch so klein erscheinen“.
Ich hätte nie gedacht, dass man mit einem Blatt Papier, einem Bleistift und ein bisschen Zeit und Mühe wirklich etwas im Leben eines anderen Menschen bewirken kann!
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Wir haben die Gelegenheit genutzt, um Georgina und Lorena noch ein paar weitere Fragen zu stellen:
Wie ist die Idee zu "We Love From" (WLF) entstanden?
Wir wollten Menschen, die weit weg leben, emotionale Unterstützung geben – und [We Love From] war ein relativ einfacher Weg, dies zu tun. Ausserdem wollten wir einerseits möglichst viele Menschen erreichen und andererseits das Bewusstsein dafür schärfen, was auf der Welt so alles geschieht. Durch das Briefeschreiben lassen sich beide Ziele verwirklichen.
Und wie setzt ihr das in der Praxis um?
Wir bitten Menschen in Mexiko, hoffnungsstiftende und ermutigende Briefe zu schreiben; das Zielland ist jedes Mal ein anderes. Wir schicken diese Briefe dann an jemanden, den wir in dem betreffenden Land kennen, und dieser verteilt sie dann an Notunterkünfte, NGOs und zufällig ausgewählte Menschen auf der Strasse, usw.
Wie wählt ihr die Zielorte aus?
Anfangs sprachen wir mit Freundinnen und Freunden in verschiedenen Ländern und planten die gesamte Logistik mit ihnen, um sicherzugehen, dass sie in der Lage sein würden, die Briefe zu empfangen und zu verteilen. Jetzt, wo sich mehr Menschen für das Projekt interessieren, haben wir Nachrichten von Leuten erhalten, die darum bitten, dass ihr Land ein WLF-Zielland wird und die sich als Empfänger und Verteiler anbieten.
Was ist die grösste Lektion, die ihr aus diesem Prozess gelernt habt?
Eine der grössten Lektionen ist, dass etwas so Einfaches wie ein Stift und ein Blatt Papier den Tag oder die Perspektive einer Person wirklich verändern kann. Es kann jemanden dazu bringen, sich umarmt zu fühlen und eine Verbindung erzeugen, auch wenn der Verfasser oder die Verfasserin des Briefes, zumindest körperlich, weit weg ist.
Lorena, du hast erwähnt, dass dir das Lesen der Karten vor dem Versenden am besten gefällt. Warum ist das so?
Ich liebe es, Dinge zu lesen, die von Herzen kommen, von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, und die Kreativität, die jeden Brief einzigartig macht. Es macht mich sehr glücklich, wenn ich daran denke, dass sich Menschen die Zeit nehmen, einem oder einer Fremden einen Brief zu schreiben, ihm oder ihr gute Wünsche und Unterstützung zukommen zu lassen, und wenn ich daran denke, dass jemand genauso lächeln wird, wie ich es beim Lesen des Briefes getan habe.
Georgina, was gefällt dir an dem Projekt am Besten und warum?
Das Beste ist, wenn die Menschen die Briefe dann erhalten (auch wenn wir nicht dabei sind, um es zu erleben). Wir lieben es, wenn Leute sich die Mühe machen, uns mitzuteilen, dass sie einen Brief erhalten haben und davon berührt waren, und dass er ihnen Hoffnung gebracht und ihren Tag verschönert hat. Dann weiss man, dass es das alles wert ist.
Was sind eure Zukunftspläne für "We Love From"?
Wir wollen noch mehr Zielorte erkunden, das Projekt insgesamt vergrössern und mehr Bewusstsein für die Zustände und Lebensrealitäten auf dieser Welt schaffen. Eine konkrete Herausforderung ist die Finanzierung der Versandkosten der Briefe. Daran arbeiten wir zurzeit.
Welchen Rat würdet ihr jemandem geben, der ein Projekt starten möchte?
Erst anfangen, dann Sorgen machen. Es wird immer Probleme geben, mit denen man nicht gerechnet hat, aber das heisst nicht, dass man sie nicht lösen kann. Fangt einfach an und wachst an euren Aufgaben. Wenn man nie anfängt, wird man auch nie wissen, was man erreichen könnte. Wenn ihr an euer Projekt glaubt und mit Leidenschaft dabei seid, können andere das spüren. Wenn die erstmal bewegt und begeistert sind, werden sich euch mehr und mehr Menschen anschliessen.
- Um mehr über WLF zu erfahren, folgt ihnen auf Instagram @welovefrom.
- Entdecken Sie Kreatives Leadership: Von der Ungewissheit zur Chance
Persönliche Weiterentwicklung leicht gemacht: "Fangen Sie einfach irgendwo an!"
Von Elodie Malbois
16/05/2021
Harmen van Dijk arbeitete in Den Haag, La Paz (Bolivien) und Berlin, bevor er den niederländischen diplomatischen Dienst verliess, um einen neuen Traum zu verfolgen und Coach zu werden. Über seine Leidenschaft fur eine spirituelle Politik möchte er durch die Verknüpfung persönlicher und beruflicher Persönlichkeitsentwicklung zum Weltfrieden beitragen.
Aber was bewegt einen Diplomaten dazu, seine Karriere und einen prestigeträchtigen Job aufgeben, um etwas völlig anderes zu tun?
Als Harmen im Juli 2020 auf der Online-Konferenz Kreatives Leadership sprach, war er erstaunt, wie leicht die jungen Teilnehmenden verstanden, dass Spiritualität und Politik Hand in Hand gehen. Als Diplomat hatte er immer gedacht, dies habe nichts miteinander zu tun, aber den Teilnehmenden seines Webinars war klar, dass persönliches Wachstum für unsere Entwicklung als Spezie unumgänglich ist. "Ich habe mich mit diesem Gedanken allein gefühlt', sagt er. "Dass es für die Gruppe so offensichtlich war, hat mich inspiriert und berührt."
Von klein auf wusste Harmen, dass er sich für den Frieden in der Welt einsetzen wollte. Als kleines Kind lebte er in der Karibik. Als er im Alter von etwa 10 Jahren in die Niederlande zurückkam, wurde ihm bewusst, dass er ein Weltbürger war und er Menschen zusammenbringen und ihr Verständnis füreinander verbessern wollte. Er studierte internationales Recht und schlug eine Karriere in der Diplomatie ein.
Dass es für die Gruppe so offensichtlich war, hat mich inspiriert und berührt.
Etwa zur gleichen Zeit begann er eine spirituelle Reise und besuchte mit seiner Frau Kurse für Meditation und andere spirituelle Praktiken. Allerdings hielt er diesen Teil seines Lebens völlig getrennt von seiner Arbeit. Er fühlte sich intuitiv zu spirituellen Praktiken hingezogen, aber sein rationaler Verstand war skeptisch, wie man Achtsamkeit oder tiefere spirituelle Praktiken in die diplomatische Welt integrieren könnte.
Nach einer Mission in Bolivien wurde er nach Deutschland versetzt. Seine Karriere war auf einem guten Weg, aber nach 12 Jahren im niederländischen Aussenministerium sehnte er sich nach etwas anderem. Er setzte seine Karriere aufs Spiel und beschloss, ein Sabbatjahr zu nehmen, um Zeit mit seinen Kindern zu verbringen und eine klarere Vorstellung davon zu bekommen, was er als nächstes tun wollte. Nachdem er seine Tochter zur Schule gebracht hatte, setzte er sich in ein Café und schrieb stundenlang Tagebuch. Langsam wurde ihm klar, dass er nicht in die Diplomatie zurückkehren wollte. Es war eine Zeit der tiefen Unsicherheit.
Zum Glück hatte er einen Nachbarn, der ihm als Mentor zur Seite stand und ihm die Kraft des "Nein-Sagens" beibrachte. Er hatte sich nie wirklich gegen die Erwartungen der Leute gestellt und musste lernen, dass es in Ordnung ist, einfach "Nein" zu sagen, selbst zu einer scheinbar fantastischen Karrieremöglichkeit. Im Laufe des Jahres öffnete er sich mehr und mehr der Kreativität, lernte, um Unterstützung zu bitten und entwickelte langsam seinen neuen Traum. Ihm wurde klar, dass er sich zum Coach ausbilden lassen wollte, um diese Fähigkeiten in einem neuen Job, z. B. als Manager, einzusetzen.
Fangen Sie einfach irgendwo an!
Sehr zu seiner eigenen Überraschung liebte er das Coachen so sehr, dass er begann, seinen Lebensunterhalt mit der Begleitung von Menschen zu verdienen. Zudem hatte ihm die Ausbildung gezeigt, dass ihm die Nähe zur Natur sehr am Herzen lag, was mit einem Bürojob unvereinbar war. Er begann, Menschen in der freien Natur zu coachen. Als er mehr Erfahrung im Coaching sammelte, erkannte er, dass im Grunde in jedem Menschen das Potenzial steckt, Veränderung zu bewirken.
"Die Augen meiner Klienten leuchten zu sehen, wenn sie ihre eigene Antwort auf eine relevante Frage oder Sehnsucht in ihrem Leben finden, wenn sie einen Durchbruch in tief verwurzelten Mustern erleben oder wenn sie sich wieder zu ihrer wahren Leidenschaft und Bestimmung finden, ist einfach eine unglaubliche Erfahrung", sagt er. Zeuge solcher Grossartigkeit zu sein, mache ihn demütig und dankbar, und er sei entschlossen, weiterhin Räume zu schaffen, in denen Menschen ihr wahres Potenzial entdecken und entfalten können.
Heute stehen seine persönliche und berufliche Entwicklung im Einklang miteinander. "Ich sehe nicht nur, dass sie Hand in Hand gehen können, sondern dass sie es sogar müssen", sagt er. "Wenn die Menschheit einen Quantensprung machen und sich auf die nächste Stufe begeben will, haben wir keine andere Möglichkeit, als nach innen zu schauen und persönlich zu wachsen."
In den letzten Jahren hat er sich als Coach weitergebildet und möchte jetzt dringend etwas bewirken. Hierfür kehrt zu seiner ursprünglichen Vision zurück, für den Weltfrieden zu arbeiten, aber mit einem ergänzenden Ansatz. Er habe bereits begonnen, Gespräche über eine bewusste Politik zu moderieren, doch dies sei erst der Anfang, so Harmen.
Vergessen Sie nicht, dass es immer einen Ausweg gibt, selbst wenn Sie sich dabei verlieren. Sie werden den Ausweg finden. Sie müssen einfach nur darauf vertrauen.
Sein Tipp für alle, die die Kluft zwischen ihrem privaten und beruflichen Leben überbrücken wollen: "Fangen Sie einfach irgendwo an! Ihre aktuelle Situation mag Ihnen schrecklich erscheinen, aber eigentlich ist sie der perfekte Ort, denn sie führt Sie zum nächsten Schritt, näher an das, was Sie wollen. Vergessen Sie nicht, dass es immer einen Ausweg gibt, selbst wenn Sie sich dabei verlieren", sagt Harmen. "Sie werden eine Lösung finden.Sie müssen einfach nur darauf vertrauen."
Sie möchten mehr über die diesjährige Konferenz Kreatives Leadership erfahren? 2021 wird eine grossartige Gelegenheit sein, junge Menschen aus der ganzen Welt zu treffen und der Frage auf die Spur zu gehen, wie sich aus Ungewissheit Möglichkeiten entwickeln lassen.
Anmeldungen werden ab dem 1. Juni entgegengenommen!