Eine Zeit der Stille ist eine Form der stillen Reflexion, die darin besteht, sich innerer Vorgänge (Gedanken, Gefühle, Motive) bewusst zu werden und diese aufzuschreiben. Ob Sie darin schon erfahren sind oder noch nie davon gehört haben - alles, was Sie brauchen, ist ein Stift und etwas Papier, um Ihre Erkenntnisse aufzuschreiben.
Eine Zeit der Stille unterscheidet sich von den Meditationsformen, die darin bestehen, Gedanken kommen und gehen zu lassen. Sie unterscheidet sich auch von der anstrengenden, konzentrierten Denkarbeit zu einer Frage oder einem Problem.
Vielmehr geht es bei einer Zeit der Stille darum, nach innen zu schauen und zu sehen, ob das, was wir dort vorfinden, auf Bereiche in der Vergangenheit hinweist, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen, auf zukünftige Handlungen, auf Beziehungen, die Pflege benötigen, usw.
An der Live-Veranstaltung am 31. März 2020 nahmen 59 Personen aus der ganzen Welt teil, und trotz einiger technischer Probleme zu Beginn war das allgemeine Feedback sehr positiv.
Wenn Sie also beim nächsten Mal mitmachen möchten, bleiben Sie dran und nehmen Sie an unserer nächsten Live-Veranstaltung zu einer Zeit der Stille teil, die demnächst stattfindet!
Sie konnten nicht live dabei sein? Keine Sorge, Sie können sich das Video hier ansehen.
Elly Stigter arbeitet seit Mai 2018 für IofC Niederlande als Projektkoordinatorin und Verwaltungsassistentin. Sie ist Mutter von zwei jungen Erwachsenen, liebt Kochen, Reisen und gute Gespräche und hat sich Gedanken über das Leben während der Ausgangssperre in den Niederlanden gemacht.
Mittlerweile sind wir in der zweiten Woche, in der wir so viel wie möglich zu Hause bleiben. Letzten Montag sagte uns Premierminister Mark Rutte, alle Treffen seien bis zum 1. Juni verboten, auch für Gruppen von weniger als 100 Personen. Automatisch dachte ich daran, dass wir damit nicht ins Büro oder in die Schule gehen dürfen, denn den ganzen Tag in einer Klasse mit 30 Schülerinnen und Schülern zu sitzen, ist keine Option. Also müssen wir die nächsten zwei Monate zu Hause verbringen! Das ist ein bisschen beängstigend.
Verstehen Sie mich nicht falsch, es ist ein schrecklicher Virus. Ich werde alles tun, um eine Ansteckung zu verhindern. Das sollte jeder tun, damit das Virus so wenig Leben wie möglich kostet. Wir sollten es nicht schwieriger machen, als es für das Gesundheitspersonal schon ist. Aber zwei Monate zu Hause, tagein, tagaus, wobei alle sozialen Aktivitäten praktisch zum Stillstand kommen? Keine sozialen Kontakte ausser per Telefon oder Computer? Wie soll ich das machen?
Es scheint bisher, dass ich offenbar zu schnell den Schluss gezogen habe, die Regierung würde nächste Woche eine Entscheidung über die Zwangsschliessung von Schulen, dem Catering-Sektor und Homeoffice treffen. Vorläufig gilt die Massnahme bis zum 6. April. In den kommenden Tagen wird die Zahl der Infektionen darüber entscheiden, ob diese Massnahme verlängert wird oder nicht.
Täglich hören wir die Zahl der Neuinfektionen, die Zahl der Patientinnen und Patienten auf der Intensivstation und leider auch die Zahl der Verstorbenen. Jeden Tag werden es mehr und wir stehen erst am Anfang der Pandemie in den Niederlanden. Alle Krankenhäuser in den Niederlanden erhöhen die Zahl der Intensivbetten für die Beatmung. Hotels, die leer stehen, werden jetzt in Pflege- oder Entbindungsheime umgewandelt.
Ich finde die kreativen Lösungen und die Bereitschaft der Menschen, sich gegenseitig zu helfen, fantastisch und sehr hoffnungsvoll, sei das nun ein Geschäft für Vorhänge, das jetzt auch medizinische Mundschutzartikel herstellt, DSM, das Desinfektionsgel für das Krankenhaus herstellt, oder ein örtliches Restaurant, das damit begonnen hat, Mahlzeiten in die Altersheime zu bringen.
Ich versuche immer, die positive Seite zu sehen. Im Internet kann man die Umweltauswirkungen einer totalen Ausgangssperre in China und Italien deutlich sehen. Das Wasser in Venedig war noch nie so klar und blau und ist jetzt voller Fische. Auch die Fotos über die Luftverschmutzung und den CO2-Ausstoss über China sind sehr deutlich. Während einer totalen Ausgangssperre oder eines obligatorischen Aufenthalts zu Hause wird die Natur wieder durchatmen können.
Ist dies nicht auch ein guter Zeitpunkt, um darüber nachzudenken, was wir von nun an anders machen können? Bevor wir wieder wie bisher von Zuhause zur Schule und/oder Arbeit, dem Supermarkt und wieder zurück nach Hause laufen? Wir haben jetzt Zeit, darüber nachzudenken.
Und in der Zwischenzeit geniessen wir die Blüten, die grünen Blätter, die vorsichtig an Bäumen und Sträuchern erscheinen, und einen schönen blauen Himmel mit einer immer wärmeren Sonne.
Ich wünsche allen viel Liebe, Kraft und Gesundheit. Passen Sie auf sich selbst und aufeinander auf.
Elly Stigter, 26. März 2020
Lotty Wolvekamp lebt in den Niederlanden. Vor einigen Nächten wurde sie von einer Freundin gefragt, wie sie es schaffe, in der aktuellen Krise nicht depressiv zu werden. Also setzte sie sich mit ihrem Hund Donna, der neben ihr auf dem Stuhl schlief, an ihren Computer und schrieb den folgenden Blog.
"Immer auf die positive Seite des Lebens schauen!" Ja, das könnte für das normale Leben zutreffen. Aber das Leben in dieser Phase ist alles andere als normal.
Natürlich gibt es Momente, in denen mir das bewusst wird, vor allem, wenn ich allein in meiner Wohnung bin. Und ich bin froh, wenn 10 Tage verstrichen sind und mich jemand, der wahrscheinlich das Virus hatte, nicht angesteckt hat. Ich bin auch nur ein Mensch!
In den letzten Tagen gab es so viele Menschen, die Beruhigung, Trost und Ermutigung brauchten, so viele Mythen, die es zu durchbrechen galt. Ich habe gerade einen Aushang in unserem Gebäude angebracht, um sicherzustellen, dass die Leute nicht gemeinsam in den Aufzug steigen und um sicherzugehen, dass sie einen Abstand zwischen sich halten. Niemand sonst scheint an diese Dinge zu denken, ausser unserer Putzmann Xavier. Mit echtem spanischen Stolz erzählte er mir, wie er die Dinge speziell desinfiziert. Wunderbar!
Heute habe ich mit vier Familien gesprochen, deren Mitglieder sich wahrscheinlich alle mit dem Virus angesteckt haben (es finden keine weiteren Tests statt) und die wirklich krank waren.... Alle erholen sich wieder.
Ein Familienmitglied, das fast nie anruft, kontaktierte mich und erzählt mir, dass er den Onkel und die Tanten angerufen habe. Alles sei in Ordnung. "Und bei dir ist auch alles in Ordnung, ja?
Vor einigen Tagen besuchte ich eine Freundin, die vor kurzem 100 Jahre alt geworden ist. Der Ort, an dem sie lebt, war an diesem Nachmittag abgeriegelt. Kein Zugang mehr. Das fühlt sich seltsam an. Aufgrund ihrer Taubheit kann sie nicht telefonieren. Und sie kann nicht schreiben, weil ihre Hände nicht wollen. Wir sagten uns: "Wir werden uns wiedersehen, hier oder anderswo. Gott hält an uns fest." Beide waren wir völlig in Frieden und gelassen... aber mit einem großen Kloss im Hals.
Dann bestellte ich online eine kleine Gefriertruhe für eine andere Freundin im Alter von 84 Jahren, damit ich ihr ein paar Mahlzeiten anbieten kann, nur für den Fall....
Während meines Spaziergangs mit Donna heute fiel mir ein Weg ein, wie ich meine 100-jährige Freundin sehen könnte. Sie wohnt im ersten Stock und schaut auf ein Feld hinunter. Donna und ich können dort stehen und ihr zu einer vorher vereinbarten Zeit zuwinken. Auf diese Weise weiss sie, dass wir ihr nahe sind. (PS: Es hat wunderbar funktioniert!!)
Ja, es werden noch viel mehr Menschen krank werden. Und es ist gut möglich, dass einige, die uns lieb sind, sterben werden.
Alles, was wir wissen, ist auf den Kopf gestellt und das ist erst der Anfang. In den kommenden Wochen wird nichts selbstverständlich sein. Das ist etwas, mit dem die meisten Menschen noch nie konfrontiert waren.
Ich musste an meine Zeit während der Diktatur in Argentinien zurückdenken, an meine Besuche in Flüchtlingslagern in Thailand und in den Slums in Brasilien und Kenia.
Dort fehlte es an allem, auch an Wasser und Strom. Es wurde gegen einen sichtbaren Feind gekämpft.
Jetzt kämpfen wir gegen einen unsichtbaren Feind. Aber vor allem gegen uns selbst, um uns nicht von der Ratlosigkeit, der Panik und der Angst, die gerade mal um die Ecke stehen, überwältigen zu lassen.
Das Paradoxe ist der Frühling: wir werden überwältigt von Blumen und Blüten. Die Vögel singen ihr lautestes Lied.
Hinter allen Zweifeln und der Unruhe in unserem Leben verbirgt sich eine tiefe Quelle des Vertrauens und der Weisheit: in dir, in mir, in allen.
Unsere vielleicht grösste Herausforderung besteht jetzt darin, diese Quelle anzuzapfen und lebendiges Wasser fliessen zu lassen.
Jüngere Freundinnen und Freunde rufen mich an und wollen sicher sein, dass es mir gut geht. "Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst!" Absolut herzerwärmend.
Eine davon fühlte sich so schuldig, dass sie nicht mehr tat. Aber ihre Arbeit ist für viele Menschen wichtig. Diese Arbeit gut zu machen ist jetzt ihre wichtigste Verantwortung.
Das ist etwas, was wir tun können: Füreinander da sein. Und diejenigen, die einen Glauben haben - lasst ihn auf eine Weise sprechen, die uns zueigen, echt und voller Überzeugung ist.
Lotty Wolvekamp, 20. März 2020