Wenn die Natur durchatmet

Ein Blog von Elly Stigter

02/04/2020
Elly Stigter, IofC Netherlands

 

Elly Stigter, IofC Netherlands

Elly Stigter arbeitet seit Mai 2018 für IofC Niederlande als Projektkoordinatorin und Verwaltungsassistentin. Sie ist Mutter von zwei jungen Erwachsenen, liebt Kochen, Reisen und gute Gespräche und hat sich Gedanken über das Leben während der Ausgangssperre in den Niederlanden gemacht.

Mittlerweile sind wir in der zweiten Woche, in der wir so viel wie möglich zu Hause bleiben. Letzten Montag sagte uns Premierminister Mark Rutte, alle Treffen seien bis zum 1. Juni verboten, auch für Gruppen von weniger als 100 Personen. Automatisch dachte ich daran, dass wir damit nicht ins Büro oder in die Schule gehen dürfen, denn den ganzen Tag in einer Klasse mit 30 Schülerinnen und Schülern zu sitzen, ist keine Option. Also müssen wir die nächsten zwei Monate zu Hause verbringen! Das ist ein bisschen beängstigend.

Verstehen Sie mich nicht falsch, es ist ein schrecklicher Virus. Ich werde alles tun, um eine Ansteckung zu verhindern. Das sollte jeder tun, damit das Virus so wenig Leben wie möglich kostet. Wir sollten es nicht schwieriger machen, als es für das Gesundheitspersonal schon ist. Aber zwei Monate zu Hause, tagein, tagaus, wobei alle sozialen Aktivitäten praktisch zum Stillstand kommen? Keine sozialen Kontakte ausser per Telefon oder Computer? Wie soll ich das machen?

Es scheint bisher, dass ich offenbar zu schnell den Schluss gezogen habe, die Regierung würde nächste Woche eine Entscheidung über die Zwangsschliessung von Schulen, dem Catering-Sektor und Homeoffice treffen. Vorläufig gilt die Massnahme bis zum 6. April. In den kommenden Tagen wird die Zahl der Infektionen darüber entscheiden, ob diese Massnahme verlängert wird oder nicht.

Täglich hören wir die Zahl der Neuinfektionen, die Zahl der Patientinnen und Patienten auf der Intensivstation und leider auch die Zahl der Verstorbenen. Jeden Tag werden es mehr und wir stehen erst am Anfang der Pandemie in den Niederlanden. Alle Krankenhäuser in den Niederlanden erhöhen die Zahl der Intensivbetten für die Beatmung. Hotels, die leer stehen, werden jetzt in Pflege- oder Entbindungsheime umgewandelt.

Ich finde die kreativen Lösungen und die Bereitschaft der Menschen, sich gegenseitig zu helfen, fantastisch und sehr hoffnungsvoll, sei das nun ein Geschäft für Vorhänge, das jetzt auch medizinische Mundschutzartikel herstellt, DSM, das Desinfektionsgel für das Krankenhaus herstellt, oder ein örtliches Restaurant, das damit begonnen hat, Mahlzeiten in die Altersheime zu bringen.

Ich versuche immer, die positive Seite zu sehen. Im Internet kann man die Umweltauswirkungen einer totalen Ausgangssperre in China und Italien deutlich sehen. Das Wasser in Venedig war noch nie so klar und blau und ist jetzt voller Fische. Auch die Fotos über die Luftverschmutzung und den CO2-Ausstoss über China sind sehr deutlich. Während einer totalen Ausgangssperre oder eines obligatorischen Aufenthalts zu Hause wird die Natur wieder durchatmen können.

Ist dies nicht auch ein guter Zeitpunkt, um darüber nachzudenken, was wir von nun an anders machen können? Bevor wir wieder wie bisher von Zuhause zur Schule und/oder Arbeit, dem Supermarkt und wieder zurück nach Hause laufen? Wir haben jetzt Zeit, darüber nachzudenken.

Und in der Zwischenzeit geniessen wir die Blüten, die grünen Blätter, die vorsichtig an Bäumen und Sträuchern erscheinen, und einen schönen blauen Himmel mit einer immer wärmeren Sonne.

Ich wünsche allen viel Liebe, Kraft und Gesundheit. Passen Sie auf sich selbst und aufeinander auf.

 

 

 

Elly Stigter, 26. März 2020

 

 

  • Sie können hier den Originalblog auf der Webseite von IofC Niederlande lesen.
  • Fotos: IofC Niederlande

 

Featured Story
On
Topics
COVID-19
Event Categories
COVID-19

zum gleichen Thema

Andrew Stallybrass

Was ich durch COVID-19 gelernt habe: Andrew Stallybrass

COVID-19 ist eine globale Herausforderung. Erfahren Sie in unserem Interview mit Andrew Stallybrass, wie er die aktuelle Situation erlebt und welche Lehren er aus seiner Zeit im Lockdown gezogen hat. ...

COVID 19 slider DE square

Das Caux Forum geht online!

Unser Team und das internationale IofC-Netzwerk arbeiten mit vereinten Kräften daran, Ihnen das Caux Forum 2020 in einer Online-Version anzubieten und Ihnen dabei die inspirierende Atmosphäre von Caux...

Dana Salama

Was ich durch COVID-19 gelernt habe: Dana Salama (Syrien)

Dana Salama ist 24 Jahre alt und lebt in Syrien. Sie war 2019 Teil des Caux Peace and Leadership-Programms und hatte gerade eine neue Arbeitsstelle angetreten, als die COVID-19-Krise ausbrach. COVID-1...

Karina Cheah square

Was ich durch COVID-19 gelernt habe: Karina Cheah (USA)

Die COVID-19-Krise ist eine globale Herausforderung für Menschen aus allen Teilen der Welt und aus allen Gesellschaftsschichten. Entdecken Sie in unserer Interviewreihe, wie sie die aktuelle Situation...

Elsa Vogel

Was ich durch COVID-19 gelernt habe: Elsa Vogel (Grossbritannien)

Elsa Vogel (94) lebt in Grossbritannien und arbeitete lange Jahre für IofC in Südamerika. Die COVID-19-Krise ist eine globale Herausforderung für Menschen aus allen Teilen der Welt und aus allen Gesel...

Quiet Time event 31 March after event crop

Eine Zeit der Stille - Live-Event auf Facebook

Eine Zeit der Stille ist eine Form der stillen Reflexion, die darin besteht, sich innerer Vorgänge (Gedanken, Gefühle, Motive) bewusst zu werden und diese aufzuschreiben. Ob Sie darin schon erfahren s...

Lotty Wolverkamp and Donna

"Seid füreinander da!"

Lotty Wolvekamp lebt in den Niederlanden. Vor einigen Nächten wurde sie von einer Freundin gefragt, wie sie es schaffe, in der aktuellen Krise nicht depressiv zu werden. Also setzte sie sich mit ihrem...

Maya Fiaux et Jean square

Was ich durch COVID-19 gelernt habe: Maya Fiaux (Schweiz)

Die COVID-19-Krise ist eine globale Herausforderung für Menschen in aller Welt und aus allen Gesellschaftsschichten. Entdecken Sie in unserer Interviewreihe, wie sie die aktuelle Situation erleben und...