Über die Herausforderung von Online-Dialoggruppen
Caux-Dialog über Umwelt und Sicherheit 2020
22/07/2020Von Karina Cheah
Ich war noch nie in Caux. Ich hatte auch noch nie eine Dialoggruppe moderiert, weder innerhalb noch ausserhalb des Caux Forums. Als ich kurz davor stand, im Rahmen des Caux-Dialogs über Umwelt und Sicherheit (CDES) eine Online-Dialoggruppe zu moderieren, fragte ich mich, wie ich ohne Caux-Erfahrung überhaupt in der Lage sein würde, jenen schönen, sicheren Raum nachzubilden, den so viele schon in den Dialoggruppen des Caux Forums erlebt hatten - und dies noch dazu in einem Online-Format.
Dialoggruppen, in denen die Teilnehmenden zusammenkommen, um die Ereignisse des Tages zu diskutieren oder ihre Erfahrungen auszutauschen, sind ein integraler Bestandteil von CDES. Diese Gruppen mit einer kleineren Teilnehmerzahl, die von einem Mitglied des Organisationsteams moderiert werden, ermöglichen einen intimeren Raum des Austauschs. Da ich dem Organisationsteam angehörte und noch recht neu im Caux Forum bin, wurde ich gebeten, eine Dialoggruppe zu moderieren. Dies gab mir die Möglichkeit, an der Konferenz teilzunehmen und bei der Konzeption der Konferenz mitzuhelfen.
Ich hatte das Glück, von Benjamin Callison Unterstützung als Co-Facilitator zu erhalten. Er hatte schon mehrere Dialoggruppen in Caux moderiert. Ihm dabei zuzusehen, wie er den Zoom-Raum in einen sicheren Raum verwandelte, das Gespräch leitete und unsere Teilnehmenden ermutigte, sich zu öffnen und ihre Geschichten und Anliegen auszutauschen, war eine unschätzbare Lernerfahrung. Er eröffnete unsere erste Sitzung, indem er jeden von uns fragte; "Wer bist du?" anstatt "Was machst du?" Dies umging die oberflächliche Verlegenheit und ermöglichte es uns, einander sofort als Menschen mit Interessen und nicht als Berufsbezeichnungen kennen zu lernen.
Die Dialoggruppen trafen sich vom 1. bis 4. Juli jeden Tag für eine Stunde. Ben moderierte die ersten beiden Tage und übergab mir die Sitzung des dritten Tages. Ich fühlte mich nun viel eher bereit, die Leitung zu übernehmen, weil ich seine Moderation schon zweimal praktisch miterlebt hatte. Das Moderieren war nur halb so beängstigend wie gedacht und es machte mir Spass. Wir schafften es, ungefilterte, ehrliche Gespräche zu führen, die Raum für verschiedene Geschichten und Meinungen liessen, so wie ich es mir vorgestellt hatte. Unsere Dialoggruppe stammte aus fünf verschiedenen Ländern. Wir sprachen über die Probleme unserer Regionen, z.B. was man gegen die Palmölindustrie in Indonesien tun kann oder über die anhaltende Umweltskepsis vieler Amerikanerinnen und Amerikaner. Die tiefen und persönlichen Geschichten brachten uns einander näher.
Es gibt nach wie vor viele Unterschiede zwischen persönlichen Begegnungen und Online-Konferenzen. Da gibt es ein organisches Element im persönlichen Gespräch, das online verloren geht. Es ist viel schwieriger, sich einzumischen, so dass der Dialog etwas panelartig verläuft, wenn die Leute innerhalb weniger Minuten ihre Gedanken austauschen. Die Konnektivität kann ein Nachteil sein - Menschen können unerwartet aus Meetings aussteigen, und es gibt immer Probleme mit der Lautstärke und Einfrieren von Videos. All dies kam während unserer Meetings vor.
Dennoch war unsere Online-Dialoggruppe in der Lage, starke Beziehungen aufzubauen, so dass wir immer noch über eine WhatsApp-Gruppe in Kontakt bleiben. Ich nehme praktische Lektionen über die Moderation von Gesprächen und Aktionspunkte, um unserer Umwelt zu helfen, fünf gute Freundinnen und Freunde und ein starkes Gefühl der Verbundenheit im Geiste von Caux. Genau jeneTechnologie, die uns voneinander getrennt hatte, ist es auch, die uns letztlich zusammengeführt hat. Und dafür bin ich zutiefst dankbar.
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Karina Cheah ist Studentin der Colgate University (Hamilton/USA) und arbeitet derzeit als Kommunikationspraktikatin für Initiativen der Veränderung Schweiz und den Caux-Dialog über Umwelt und Sicherheit. Sie strebt einen Bachelor of Arts in Internationalen Beziehungen mit den Nebenfächern Französisch und Kreatives Schreiben an und plant, alle drei Bereiche in ihrer Postgraduiertenausbildung fortzusetzen. Zu ihren akademischen Interessengebieten gehören die Schnittmenge zwischen Aussen- und Innenpolitik sowie die Politik Südostasiens. Zusätzlich zu ihrer Arbeit mit Initiativen der Veränderung Schweiz ist sie dabei, eine Sammlung von Kurzgeschichten mit dem Titel "This Side of the Veil" fertigzustellen, die im Juli 2020 käuflich erworben werden kann.