Gerechte Regierungsführung für menschliche Sicherheit 2019
Vertrauensbildung: Der entscheidende Faktor für nachhaltigen Frieden
04/08/2019
In diesem Jahr befasste sich die Konferenz Gerechte Regierungsführung für menschliche Sicherheit als Teil des Caux Forums um gute Regierungsführung, soziale Inklusion und die Verarbeitung von Erinnerungen. Diese drei Säulen menschlicher Sicherheit wurden mit folgenden Zielen für nachhaltige Entwicklung in Zusammenhang gebracht: weniger Ungleichheit, Geschlechtergleichheit und Partnerschaften zur Erreichung dieser Ziele. Die Teilnehmenden kamen aus vielen verschiedenen Ländern, insbesondere aus Mali, das von einer vom Schweizer Aussenministerium unterstützten Delegation vertreten war, der Ukraine und Japan. Im Laufe der fünf Tage liessen sich die Teilnehmenden sich von den Podiumsdiskussionen inspirieren, lernten bei Workshops und Trainingskursen, knüpften Kontakte und nahmen Zeiten der Stille teil. Dominique de Buman, ehemaliger Präsident des Schweizer Nationalrats, eröffnete am Dienstag, den 2. Juli 2019 die Konferenz.
„Menschen, die über eine starke Selbstbeherrschung verfügen, haben Vertrauen in sich selbst. Und Vertrauen wiederum entsteht ganz natürlich durch gute Selbstbeherrschung“, so Iqbal Singh Bains.
Die Podiumsdiskussion am 3. Juli drehte sich um gute Regierungsführung. Iqbal Singh Bains vom Ministerium für Glück im indischen Madhya Pradesh sprach über Selbstkontrolle als Faktor des persönlichen Wohlergehens. Mit der Unterstützung von Initiativen der Veränderung entwickelte er ein Programm für Glück, das auf Dankbarkeit, Verantwortung, Akzeptanz und Vergebung beruht.
Dr. Christiane Agboston Johnson vom Centre des Hautes Etudes de Défense et de Sécurité hob hervor, Frauen brächten häufig bewaffneten Sicherheitskräften kein Vertrauen entgegen. Um dies zu ändern, benötige man starke Frauen in Führungspositionen. Dr. Achim Wennmann, leitender Koordinator der Geneva Peacebuilding Platform, und Jonathan Rudy von der Alliance for Peacebuilding sprachen über die Bedeutung von Dialog Konfliktparteien, um gegenseitiges Verständnis und Vertrauen zu schaffen.
Das Thema der interaktiven Sitzung am dritten Tag war soziale Inklusion als Bedingung für Vertrauensbildung. Der Schwerpunkt lag hierbei auf Frauen, indigenen Gruppen und Jugendlichen. Die erste Vortragende, Nicole Pitter Patterson, Mitbegründerin von SheLeadsIt, sprach darüber, wie ihre Organisation Mädchen ermutigt, Apps und Podcasts zu entwickeln und an Hackathons teilzunehmen, um Teil der technischen Revolution sein zu können, während Md Mozahidul Islam, von HEKS/EPER in Bangladesch, erklärte, wie wichtig es sei, an den Rand gedrängte Gruppen, wie beispielsweise indigene Gemeinschaften, zu schützen. Zuletzt erläuterte Tinotenda Mhungu, Aktivist für soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit aus Simbabwe, wie und warum er sich für eine verstärkte Jugendbeteiligung in der Politik einsetzt.
Der Konferenztag des 5. Juli befasste sich mit der Verarbeitung von Erinnerungen als Voraussetzung für eine friedliche gemeinsame Zukunft. Um dies zu ermöglichen, bedarf es einer fairen Justiz für alle sowie sicherer Orte, um zu Wort zu kommen, und einer gemeinsamen Erinnerung. Sunny Mawiong, ein junger Leiter bei IofC Indien, wuchs in einem rassistischen Umfeld auf und sprach über seine persönliche Veränderung. Er habe sich während eines Programms bei IofC Indien durch Zeiten der Stille von seiner Verbitterung freigemacht und habe entdeckt, was es bedeutet, „offen für Vergebung zu sein, aber auch Vergebung wahrzunehmen“. Laurent Munyandilikirwa, ein Verteidiger der Menschenrechte, sprach über die Konfliktspirale in der Region der Grossen Seen. Diese werde durch fehlende Gerechtigkeit verursacht, da nur ein Teil der Straftäterinnen und Straftäter verurteilt wurde.
Wenn keine Veranstaltungen im Plenum stattfanden, nahmen die Teilnehmenden an Trainingskursen und Workshops zu unterschiedlichen Schwerpunkten teil. Sie befassten sie zum Beispiel mit der Frage, wie Theater zum Abbau von Ungleichheiten eingesetzt werden kann. Während der sechs Workshops erhielten die Teilnehmenden einen tieferen Einblick in menschliche Sicherheit. In einem dieser Workshops erklärte Jonathan Rudy wie Prozessabläufe mit mehreren Schlüsselakteurinnen und -akteuren zu gemeinsamen Aktionen führt und die Zivilgesellschaft einbezieht. In einer anderen Veranstaltung demonstrierte Hiroshi Ishida, Leiter des Runden Tischs von Caux, interaktiv einen alternativen Führungsansatz in Japan, der Raum zur Lücke lässt. Dank einer Expertengruppe aus verschiedenen Ländern Afrikas erhielten die Teilnehmenden ausserdem einen Überblick über die Regierungssituation in Afrika.
Mit Fortschreiten der Konferenz realisierten die Teilnehmenden, dass ihr Land nicht das einzige Land mit Problemen ist und jeder Mensch Geschichten voller Leid und Erfolg zu erzählen hat. Die Teilnahme an den Workshops und die Gespräche untereinander gaben ihnen den Mut und die Kraft, die vor ihnen liegenden Probleme anzugehen. Mit dieser neuer Energie werden sicherlich neue Aktionen angestossen, sobald die Teilnehmenden wieder zu Hause sind und das beim Forum Gelernte in ihrem Umfeld weitergeben.
Zudem entstanden im Laufe der fünf Tage neue Projektideen. Mit der Einsicht, dass Ausgrenzung zu Extremismus führt, möchte beispielsweise ein Teilnehmender ein Programm entwickeln, um Ausgrenzung in Zentralafrika zu begegnen. Ein anderer, der einen Muslim kennengelernt hat, möchte Musliminnen, Muslime und Christinnen und Christen in seiner Gemeinde in Grossbritannien zusammenbringen. Und Ishida wird im Ausland Lehrgänge organisieren, um Kindern die Bedeutung von Vielfalt zu vermitteln. Durch diese Ideen und Projekten soll Vertrauen gestärkt werden, um gute Regierungsführung, die Verarbeitung von Erinnerungen und eine bessere soziale Inklusion zu erreichen.
Bericht: Nicole Walther
Fotos: Paula Mariane