Vergebung, Zuhören und Dialog im Mittelpunkt der Friedenskreise in Mali
Gerechte Regierungsführung für menschliche Sicherheit 2019
04/08/2019
Am Donnerstag, den 4. Juli 2019, treffe ich beim Caux Forum eine Gruppe von vier Frauen, die sich in Mali bei Friedenskreisen engagieren: Boye Diallo, Mamou Soucko, Kadidia Djenepo und Kadidiatou Mint Hanka. Diese Friedenskreise sind ein Projekt, das von der Organisation Women in Law and Development in Africa (WILDAF) ins Leben gerufen wurde und seit 2015 vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) der Schweiz gefördert werden.
Boye Diallo sitzt neben mir und erzählt mir von den Diskussionsgruppen, die sie im Rahmen des Programms organisiert, um sozialen Zusammenhalt zu stärken. Seit fast zwei Jahren koordiniert sie diese Gruppen. Ihre Treffen basieren auf dem Modell der Friedenskreise des Programms Creators of Peace. Drei Tage lang kommen ein Dutzend Frauen zusammen, um ihren Beitrag für Frieden nicht nur innerhalb der Familie sondern auch auf gemeinschaftlicher und nationaler Ebenen zu diskutieren. Mittlerweile wird weltweit auf das Modell für Friedenskreise zurückgegriffen.
Boye, Mamou, Kadidia und Kadidiatou besuchen die Konferenz Gerechte Regierungsführung für menschliche Sicherheit des Caux Forums, um über ihre Erfahrungen zu sprechen und anderen Männern und Frauen zuzuhören, die sich Frieden und sozialer Gerechtigkeit verschrieben haben. Sie hoffen ausserdem, ihre Fähigkeiten und ihr Wissen in Bereichen wie Leadership, Teamarbeit, Toleranz und sozialer Inklusion auszubauen.
„Von anderen zu lernen.“ So fasst Mamou Soucko den Grund für ihre Teilnahme zusammen. Sie engagiert sich seit 2016 in einem Programm für den Aufbau sozialen Zusammenhalts und für Friedenskreise und erfuhr während der Konferenz, dass die Probleme, vor denen Frauen stehen, nicht nur in ihrem Land bestehen. „Durch den Austausch mit anderen Teilnehmenden habe ich erfahren, dass es um Regierungsführung, Gewalt und sozialen Frieden geht“, sagt sie.
Kadidia Djenepo hebt weiterhin die Organisation des Programms und die Ruhe von Caux hervor. „Hier ist alles natürlich. Ich würde gerne wiederkommen und jedes Jahr hier meinen Urlaub.“
Kadidiatou Mint Hanka spricht über die Diskussionen, die sie beeindruckt haben. Darunter war auch die Geschichte von indigenen Völkern, von der bei einer Dokumentation erzählt wurde, und die Werte, die der indische Minister für Glück erläuterte. Während der Konferenz habe sie gelernt, ihre Grenzen bei Vergebung, Frieden, Akzeptanz anderer und ihrem persönlichen Engagement zu überschreiten. Dies sei etwas, das sie auch innerhalb ihrer Gemeinschaft stärken möchte.
Boye spricht im Anschluss über die Situation in Mali und die Unsicherheit, die sich negativ auf ihre Aktivitäten auswirkt. Berichte über Schwierigkeiten vom Süden in den Norden und umgekehrt zu gelangen, zeigen das Problem deutlich auf. Aufgrund von Sicherheitsproblemen und Strassen, die mit Bomben gespickt sind, müssen die Frauen Inlandsflüge der UN-Mission in Mali nutzen oder über die benachbarten Länder Burkina Faso oder Niger reisen. Das sind manchmal deprimierende und demotivierende Hindernisse „im 21. Jahrhundert“.
Der einzige Weg, um sich für den Frieden einzusetzen, so Kadidia, sei es, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Hierbei seien Stille und Vergebung hilfreich und andere Menschen müssten sich der Problematik bewusster werden. Daher beginne sie jeden Tag mit einem Moment der Ruhe, um ihren Geist frei zu machen und ihre Konzentration zu fördern. Sie sitze dabei auf ihrem Dach und lausche den Vögeln und dem Wasser.
Text: Apolline Foedit
Fotos: Apolline Foedit, Paula Mariane