Menschliche Sicherheit in Caux Schritt für Schritt fördern
Gerechte Regierungsführung für menschliche Sicherheit 2017
24/07/2017
"Für jeden Menschen, der menschliche Sicherheit ernst nimmt, ist es absolut unumgänglich, sich Krieg zu widersetzen und dessen Unvermeidbarkeit abzulehnen.", erklärte Pierre Krähenbühl, Generalkommissar des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina im Nahen Osten (UNRWA), bei der Eröffnung der fünften Konferenz über Gerechte Regierungsführung für menschliche Sicherheit. "Wenn wir den Schmerz einzelner Menschen nicht wichtig nehmen, gibt es keine Heilung, keine Auseinandersetzung mit Extremen, keine Milderung von Hass in der Zukunft.", so Krähenbühl weiterhin.
Mehr als fünf Tage lang beschäftigten sich 250 Teilnehmende aus 55 Ländern im Caux Palace in Caux/Schweiz mit Extremen jeglicher Art. Unter ihnen waren Diplomatinnen und Diplomaten, Vertreterinnen und Vertreter von NGOs, Entscheidungsträgerinnen und -träger aus der Wirtschaft, Akademikerinnen und Akademiker sowie Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft, denen menschliche Sicherheit am Herzen liegt. Das Event befasste sich im Rahmen eines ganzheitlichen Ansatzes mit menschlicher Sicherheit und deren sechs Pfeiler: Gute Regierungsführung, nachhaltige Lebensweise, inklusive Wirtschaft, Flüchtlingsbetreung und - versorgung, Heilung von Wunden der Vergangenheit und Ernährungssicherheit.
"Der einzige Weg, das Problem von Hass und Gewalt zu lösen, sind Mitgefühl und Empathie.", sagte Christiann Picciolini, ehemaliger Vertreter der Theorie einer Überlegenheit der weissen Rasse, der sich heute aktiv für den Frieden einsetzt. Picciolini war Sprecher einer Plenarveranstaltung über Extremismus und Gewalt. Er beschrieb, wie er 1987 von weissen Rassisten angeworben wurde, die ihm "eine Zukunft und Macht versprachen, als [er] sich machtlos fühlte." Die anderen Sprecherinnen und Sprecher der Podiumsdiskussion - Paul Turner, Experte für gewaltbereiten Extremismus, der ehemalige Extremist Ziad (Fouad) Saab und Carol Mottet vom Schweizer Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten, waren sich ebenfalls einig, dass gemeinsames Agieren und Dialogarbeit im Kampf notwendig sind, um gegen Gewalt vorzugehen und Widerstandsfähigkeit aufzubauen.
Die Teilnehmenden hatten Gelegenheit, in dynamischen Workshop vertieft über Themen wie Ernährungssicherheit, inklusive Finanzen, die Flüchtlingsfrage sowie Bedrohungen der Umwelt zu diskutieren. Menschen aus verschiedenen Teilen der Ukraine und Osteuropas kamen, ebenso wie Menschen aus der Türkei, Armenien und Kurdistan, zu einem Dialog zusammen. Ein weiterer Dialog konzentrierte sich auf Rassenfragen und Heilung in Tulsa/USA und eine andere Arbeitsgruppe befasste sich mit dem "People's Money Movement". Zusätzlich wurden Trainingsmöglichkeiten über Migranten und Flüchtlinge als aktive Faktoren eines Wiederaufbaus, Verhandlungsansätze und den Kampf gegen gewaltbereiten Extremismus angeboten.
Jeden Morgen hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, inspirierenden Berichte mutiger Friedensschaffender zu hören. "Wir müssen eine Kultur der Vergebung übernehmen, um den Teufelskreis der Gewalt zu durchbrechen.", sagte der ruandische Sänger und Liedermacher Jean-Paul Samputu, der berichtete, wie er dem Mann, der seine Familie getötet hatte, öffentlich vergab. Letlapa Mphanlele, ehemaliger Operationsleiter der Azanischen Befreiungsarmee während der Apartheid in Südafrika, erinnerte das Publikum daran, Vergebung sei das "beste Geschenk, das ein Mensch einem anderen Menschen" machen könne. Die Amerikanerin Shalisa Hayes beschrieb, wie sie ihren Sohn durch Waffengewalt verlor und anschliessend die Billy Ray Shirley III-Stiftung gründete, mit der sie jungen Menschen Möglichkeiten und Alternativen bietet, um Gewalt zu vermeiden.
In diesem Jahr wurde ebenfalls humansecurityX ins Leben gerufen, eine Trainingskurs, der parallel zur Konferenz stattfand und Gelegenheit zu einer vertieften Auseinandersetzung mit den sechs Pfeilern menschlicher Sicherheit bot. Als David Chikvaidze, Kabinettsleiter des Generaldirektors des Genfer UN-Büros, den vierzig Absolventinnen und Absolventen aus über 15 Ländern die Abschlusszertifikate überreichte, sagte er: "Wir alle, Bürgerinnen und Bürger, Aktivistinnen und Aktivisten sowie Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger, können in unseren Bemühungen um menschliche Sicherheit, einen Beitrag leisten. Daher sind Programme wie das Caux Forum und humansecurityX so wichtig. Sie bieten Wissen, Fertigkeiten und sektorenübergreifende Verknüpfungen, die für ein verstärktes bürgerschaftliches Engagement notwendig sind."
Am Ende des Events akzeptierten die Teilnehmenden eine 90-tägige Challenge, um das in Caux Gelernte in ihrem Umfeld umzusetzen. Eine dieser Initiativen begann am letzten Konferenztag, als sich 60 Prozent der Konferenzteilnehmenden dazu verpflichteten, 30 Tage lang kein Plastik zu erwerben.