Von der Hoffnung einer heilenden Geschichte: Die 90-Tage-Challenge in Tulsa/USA

Von der Hoffnung einer heilenden Geschichte: Die 90-Tage-Challenge in Tulsa/USA

20/09/2016
JGHS

 

Beim Abschlussplenum der Konferenz "Gerechte Regierungsführung für menschliche Sicherheit", die im Juli in Caux stattfand, wurde den Teilnehmenden eine 90-Tage-Challenge vorgeschlagen. Mitglieder der Delegation aus Tulsa/Oklahoma (USA), die nach Caux gekommen waren, um die Rassenunruhen in Tulsa im Jahr 1921 zu diskutieren, nahmen diese Herausforderung an, bei der innerhalb von 90 Tagen die Erfahrungen von Caux im eigenen Umfeld umgesetzt werden sollten.

Vier Mitglieder der neunköpfigen Delegation aus Tulsa fingen an, sich wie in Caux zu Arbeitsessen zu treffen und darüber zu diskutieren, was sie in Caux gelernt hatten. Sie sprachen offen über die Bedürfnisse vor Ort, um ehrliche und offene Dialoge über die Rassenunruhen in Tulsa aus dem Jahr 1921 und deren Folgen führen zu können und sich für Aussöhnung in der Stadt zu engagieren. Viele Menschen waren nach den Rassenunruhen geflohen und hatten die Stadt verlassen, um sich andernorts in den USA - und sogar Nordkanada - niederzulassen. Die Mitglieder der Delegation beschlossen, als ersten Schritt in Anlehnung an die Konferenz-Plenen von Caux ein informelles Forum abzuhalten. Sie wollten von ihren Beobachtungen und Begegnungen in Caux berichten, um Menschen in Tulsa zu inspirieren und zur Mitarbeit zu bewegen. Durch offene und ehrliche Dialoge über ein schreckliches Ereignis in der Geschichte Tulsas, das jahrzehntelang kaum diskutiert worden war, wurde erste Vorarbeit geleistet.

Der Forumstitel lautete "Warum sind Tulsas Rassenbeziehungen von globalem Interesse? Heilende Geschichte - Eine afro-amerikanische Erfahrung". Das Forum fand am Donnerstag, den 15. September 2016 in der Tulsa Historical Society statt und über 125 Menschen, sowohl Weisse als auch Afro-Amerikaner, nahmen daran teil. Eröffnet wurde das Forum von Michelle Place, Geschäftsführerin der Tulsa Historical Society, die auf den 100. Jahrestag der Rassenunruhen in weniger als 5 Jahren hinwies. Im Vorfeld des Jahrestags gäbe es ein stetiges und bedeutendes Interesse, auch von ausserhalb, darunter Gespräche über einen Hollywood-Film. Michelle sagte: "Es ist wichtig für Tulsa, der Welt zu sagen, was im Zusammenhang mit den Rassenunruhen richtig und was falsch gemacht wurde. Wir können mit unserer Geschichte niemanden auf der Welt inspirieren, wenn wir sie nicht selbst diskutieren." Es sei wichtig, weiterzugeben, was geschehen sei, wenn Geschichte nicht offen diskutiert würde.

Die Mitglieder der Delegation erhoffen sich vom Forum den Beginn vieler offenen und ehrlichen Diskussionen über Rasse und Heilung in der Stadt. Offene Dialoge in Nordtulsa, einer Gegend, die durch Rassenspaltung oft vom Rest der Stadt abgetrennt ist, sind im Gespräch. Seit der Rückkehr aus Caux arbeiten Mitglieder der Delegation mit engen Verbindungen zur hauptsächlich afro-amerikanischen Gemeinde in Nordtulsa mit Michelle und der Tulsa Historical Society zusammen, um Tonaufnahmen afro-amerikanischer Überlebender der Unruhen zu dokumentieren. Diese Art Dokumentation fehlt oft in den Stadtarchiven. Michelle Place und Alesia Clement Latimer kannten sich vor der Reise nach Caux nicht. Jetzt arbeiten sie zusammen, um alle Menschen vor Ort zu erreichen und sie einzuladen, ihre Geschichte mündlich weiterzugeben. Beide haben die "Ellbogen-Diplomatie" von Caux mit nach Hause genommen, um alle Mitglieder ihrer Gemeinschaft zur Zusammenarbeit zu bewegen.

Shontaye Abegaz, Conference Coordinator "Just Governance for Human Security"

 

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