Sprache des Wassers, Sprache des Herzens
21/10/2020
Das IofC-Programm "Initiativen für Land, Leben und Frieden" (ILLP) befasst sich mit den Verbindungen zwischen Umweltsanierung und nachhaltigem Frieden und Sicherheit. Im Jahr 2020 trug es zur Gründung der Water Warriors bei, einer Zusammenarbeit zwischen Expertinnen, Experten und Aktivistinnen und Aktivisten in Indien, Schweden und Kenia, um weltweit Lösungen für Wassermanagement zu fördern. Sunita Raut, internationale Projektleiterin bei Four Rooms of Change, und Alan Channer von ILLP beschreiben, wie ihr erstes Schulungsprogramm einer kenianischen Gemeinschaft hilft, ganzjährig Zugriff auf Wasser zu haben.
Habaswein im Bezirk Wajir im Nordosten Kenias ist trocken und seine Bewohnerinnen und Bewohner sind arm. Es gibt nur sehr wenig Wasser, damit etwas wachsen kann. Mukhtar Ogle ist ein Sohn dieses Landes. Er ist ausserdem leitender Berater des Präsidenten von Kenia.
Weit entfernt in Indien arbeitet die Organisation Tarun Bharat Sangh (TBS) unter der Leitung von Dr Rajendra Singh seit Jahrzehnten an der Wiederherstellung der Wasserreservoirs Rajasthans. Dr. Singh, der als "der Wassermann Indiens" bekannt ist, hat dazu beigetragen, Tausende von Dörfern mit Wasser zu versorgen. Das Klima in diesem Teil Indiens und das Klima in Habaswein sind ähnlich. Was dort funktionierte, könnte auch in Kenia funktionieren.
Im August 2019 trafen Dr. Singh und Sunita Raut von Four Rooms of Change mit Rishabh Khanna und Hassan Mohmud von Initiativen für Land, Leben und Frieden* (einem Programm von IofC International) in Schweden zusammen. Sie verband der tiefe Wunsch, Wasser in die trockenen Ländereien am Horn von Afrika zu bringen. Sie wussten nicht, wie, aber sie waren voller Hoffnung, und, was noch wichtiger war, Entschlossenheit.
Im Februar 2020 hielt Mukhtar Ogle eine Ansprache über Umwelt und Sicherheit in Asia Plateau, dem IofC-Konferenzzentrum in Indien. Er besuchte ausserdem Grampari, eine NRO für ländliche Entwicklung, die von IofC inspiriert wurde und Pionierarbeit im Bereich Wassermanagement geleistet hat. Und er erfuhr mehr über Dr. Singh. "Bringen Sie das nach Kenia", sagte Ogle, "und wir werden die Region verändern".
Rishabh Khanna, Sunita Raut und Hassan Mohmud waren bereit, Dr. Singhs Methode zur Wiederherstellung von Land und Leben in den Nordosten Kenias zu bringen. Doch als sich Covid-19 ausbreitete, schienen ihre Aussichten auf ein Engagement in einer abgelegenen Stadt im Nordosten Kenias zunichte gemacht.
Zu diesem Zeitpunkt gründeten Khanna und Raut eine Whatsapp-Gruppe, die Dr. Singh und Mukhtar Ogle miteinander verband. Nach einigen Anrufen beschlossen sie, ein Online-Schulungsmodul auf Englisch zu erstellen, das auf Online-Sitzungen in Hindi von TBS basiert. Khanna und Raut widmeten sich in ihrer Freizeit dem Projekt - und das Water Warriors-Schulungsprogramm war geboren.
In der Zwischenzeit sprach Ogle mit der Gemeinde in Habaswein, ernannte Abdi Ahmed zu ihrem Sprecher und teilte ihnen mit, dass sie ein partizipatives Online-Training aus Schweden erhalten würden.
Und so wurde im August 2020 von drei Trainerinnen und Trainern, die in Stockholm auf einem Sofa sassen, häufig begleitet von Mukhtar Ogle an seinem Schreibtisch in den Exekutivbüros des Präsidenten in Nairobi. das erste Online-Water Warriors-Training für die somalischsprachige Gemeinschaft von Habaswein durchgeführt.
In den ersten drei Tagen des Programms wurden die Grundprinzipien der Bewirtschaftung von Wasserreservoirs unter Berücksichtigung geologischer, hydrologischer und landwirtschaftlicher Aspekte sowie Gemeinschaftsbildung vermittelt. Dann wurde ein halbtägiges Wasserlabor durchgeführt, wo sie Videos und Fotos der Gemüseparzellen in der Nähe von Habasweins saisonalem Fluss untersuchten. Sie verglichen das, was sie sahen, mit Google Earth-Karten des Geländes und führten eine Online-Kartierung des Wasserreservoirs durch.
Raut und Khanna moderierten ausserdem ein Modul darüber, wie man innere Blockaden lösen und den Fluss des Lebens sowohl in sich selbst als auch in Beziehung zu anderen nutzbar machen kann. Die Stärkung von Vertrauen und Zusammenarbeit in der Gemeinschaft waren ausserdem ein wichtiger Teil des Programms.
Dies war vielleicht eine der ersten Interventionen dieser Art, die sowohl die Köpfe als auch die Herzen der Teilnehmenden ansprach und geografische und sprachliche Grenzen überwand. Die Technologie hat den "Feldbesuchen" eine neue Bedeutung gegeben.
Ziel der Water Warriors ist der Bau von Staudämmen und sogenannten "johads" (Versickerungsteiche) vor den nächsten Regenfällen durch die Gemeinde Habaswein, um Regenwasser aufzufangen und Grundwasser wieder aufzufüllen. Die Facilitatorinnen und Facilitatoren des Programms werden die Gemeinde während der gesamten Zeit online begleiten.
Die Gemeinde Habaswein freut sich über das Engagement, das von überall auf der Welt in Echtzeit vor ihrer Haustür stattfindet. Zu hören, wie Hassan Mohmud in somalischer Sprache mit Dorfbewohnerinnen und -bewohnern nahe der kenianisch-somalischen Grenze sprach, während er in Schweden mit Menschen aus Indien auf einem Sofa sass, hat uns gezeigt, dass Wasser die Menschen auf eine Weise verbindet, die der Verstand nicht begreifen kann. Eigentlich sollten wir jedoch nicht darüber überrascht sein. Immerhin besteht jede und jeder von uns zu 70 Prozent aus Wasser!
Jetzt geht es darum, Partnerorganisationen und Ressourcen zu finden, damit wir das dreiteilige Water Warriors-Training und das halbtägige Water Action Lab in immer mehr Gemeinden durchführen können, die davon träumen, das ganze Jahr über auf Wasser zurückgreifen zu können.
*Initiatives for Land, Lives and Peace organisiert den jährlichen Caux-Dialog über Umwelt und Sicherheit (CDES) und führt in Partnerschaft mit dem Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik eine alljährliche Sommerakademie zu Land, Sicherheit und Klima durch. Mukhtar Ogle gehörte dem Lehrkörper der Sommerakademie an und war 2019 Hauptredner bei CDES.
Für weitere Informationen:
- Rishabh Khanna – rishabh.khanna@iofc.org
- Sunita Raut – sunita.raut@fourrooms.com
Foto oben: Dr. Rajendra Singh (Mitte) mit den Water Warriors-Facilitatorinnen und -Facilitatoren in Schweden.
Fotos: Water Warriors