Mercy Corps: Kapazitätsaufbau für lokale Gemeinschaften
Auf dem Weg zu einem inklusiven Frieden 2019
04/08/2019Niemand ist zufällig hier. Niemand setzt sich ohne Vorgeschichte für den Frieden ein. Emilie Tankora, 12. Juli 2019
Es ist der 12. Juli 2019 und damit der Abschluss der Konferenz Auf dem Weg zu einem inklusiven Frieden. Während das Event sich vorab mit der Prävention von gewaltsamem Extremismus, Resilienz in Gesellschaften und dem Schutz von Friedensschaffenden befasste, geht es in diesem Plenum um einen umfassenden Ansatz für die Friedensförderung, bei dem das Mercy Corps als Fallbeispiel dient. Das Mercy Corps wurde beim Caux Forum von Emilie Tankora und Alliou Traore vertreten und ist in fast 40 Ländern aktiv. Die internationale Nichtregierungsorganisation arbeitet im Bereich humanitäre Hilfe, Ernährungssicherheit, Konfliktbewältigung und Friedensförderung.
Die zwei Seiten von Mercy Corps
Emilie Tankara ist Programmleiterin für sozialen Zusammenhalt, Frieden und Konflikte im Niger, während Alliou Traore als Koordinator für Friedensförderungsprogramme in Mali tätig ist. Im Rahmen der Regionalstrategie der Sahelzone arbeiten die Programmteams des Mercy Corps zusammen, um die grenzübergreifende Kooperation der Organisation zu stärken.
Emilie hat Philosophie studiert, bevor sie sich im Bereich der Migration in Frankreich engagierte. 2007 zog sie in den Niger, um in der Entwicklungshilfe der NGO EIRENE zu arbeiten. 2019 kam sie zum Mercy Corps.
Alliou stammt aus der Elfenbeinküste. Vor zehn Jahren war er an der Schlichtung eines Konflikts um Land beteiligt und erkannte dabei seinen beruflichen Weg, um für Gerechtigkeit und die Gesellschaft zu arbeiten. „Im Zentrum der Friedensförderung stehen Menschen“, erklärt Alliou. Dies hilft ihm auch bei seiner derzeitigen Arbeit, die in einem schwierigen Umfeld stattfindet.
Neben bewaffneten Gruppen gibt es in Mali Rebellen, Dschihadisten und radikale Gruppen sowie Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Gemeinschaften. Dabei kommt es zu Angriffen auf die UN-Mission MINUSMA sowie die französischen und malischen Einsatzkräfte. „Lokalen Gemeinschaften Hoffnung zu geben“ hat er sich vor fast zehn Jahren zur Aufgabe gemacht.
Ein umfassender Ansatz
Das Mercy Corps setzt sich einerseits im humanitären Bereich für Lebensqualität, Landwirtschaft und Wasserzugang ein. Andererseits geht es darum, Gemeinschaften zu stärken und sozialen Zusammenhalt zu fördern.
Dabei handelt es sich um einen lokalen und umfassenden Ansatz. Anfangs besteht das Ziel darin, die Resilienz und die Schwächen der jeweiligen Gemeinschaft zu identifizieren. Im Anschluss setzen die Gemeinschaften mit Unterstützung des Mercy Corps Projekte um, um ihre Resilienz auszubauen. „Am wichtigsten ist es, zu verstehen. Jedes Dorf hat seine eigene Geschichte“, so Emilie.
In der Region um Tillabéri im Niger haben Erkenntnisse des Mercy Corps die Resilienz und Verwundbarkeit lokaler Gemeinschaften deutlich gemacht. Die grössten Probleme leiten sich aus einer schwachen staatlichen Präsenz ab, deren Negativfolgen im Bildungsbereich sowie in Form mangelnder wirtschaftlicher Möglichkeiten und einem schlechten Zugang zu Ressourcen deutlich werden. Resilienz wird durch einen integrativen Dialog innerhalb und über Gemeinschaften hinaus und durch Religion geschaffen, die es Menschen ermöglicht, sich rund um zentrale Werte wie Frieden und Liebe auszutauschen.
Zwei Projekte wurden umgesetzt: Youth ACT für die Entwicklung ökonomischer Möglichkeiten und die Inklusion Jugendlicher in Entscheidungsprozesse, und das PEACE-Projekt für eine praxisbezogene Forschung. Es wird angenommen, dass die Stärkung des Zusammenhalts zu Resilienz gegen gewaltsamen Extremismus beitragen kann.
Das Caux Forum als Ort der Begegnung und des Austauschs
Durch Kontakte zwischen dem Mercy Corps und Initiativen der Veränderung konnten Emilie und Alliou während der Konferenz Auf dem Weg zu einem inklusiven Frieden über ihre Erfahrungen sprechen.
Alliou erzählt mir, dass er zum ersten Mal über persönlichen Erfahrungen gesprochen habe: „Die Philosophie des Caux Forums, die auf menschlichem Potenzial beruht, entspricht der Herangehensweise des Mercy Corps. Sei die Veränderung, die du in der Welt sehen willst.“ Emilie stimmt zu. Sie spricht über ihre Arbeit, die allgemein starke Werte wie Toleranz, Teilhabe und Inklusion fördert.
2019 zeigte das Beispiel des Mercy Corps die Notwendigkeit, lokale Ansätze umzusetzen. Die Teilnehmenden von Auf dem Weg zu einem inklusiven Frieden stimmten dem zu: Wir müssen über bisherige Sicherheitsansätze hinausgehen, um gewaltsamen Extremismus zu verhindern und Frieden zu fördern.
Text: Apolline Foedit
Fotos: Paula Mariane