Menschliche Bücher auf der Suche nach Wegen zum Frieden in der Genfer UN-Bibliothek
Begegnungen, die bereichern: Genfer Friedenswoche 2017
21/11/2017
Die Förderung von Frieden kann ein komplexer Prozess sein, bei dem gut durchstrukturierte Massnahmen eingesetzt werden müssen, um einen Rückfall in Konflikte zu verhindern. Ein hochinstitutionalisierter und ausgefeilter Ansatz kann notwendig sein, durch den die Belastbarkeit der Menschen vor Ort gestärkt und die Bedingungen für einen nachhaltigen Frieden geschaffen werden.
Doch könnte es nicht sein, dass sich noch mehr hinter dem Begriff Frieden verbirgt? Was wäre, wenn jeder eine Rolle bei der Friedensförderung spielen könnte?
Dieser Ansatz wurde Anfang November bei der vierten Genfer Friedenswoche von der Stiftung CAUX-Initiativen der Veränderung im Rahmen ihrer Zusammenarbeit mit der UN-Bibliothek in Genf, der Internationalen Organisation für Migration (IOM) und dem Netzwerk für religiöse und traditionelle Friedensschaffende angeboten. Vier Menschen, die sich auf verschiedene Art und Weise mit dem Frieden befassen, sprachen über ihre Erfahrungen und waren Teil einer "menschlichen Bücherei".
Die 90 Teilnehmenden wählten jeweils zwei der "menschlichen Bücher" aus. Das Event bot die Möglichkeit, Berichte zu hören, auszutauschen, verschiedenen Kapitel im Leben der "Bücher" aufzuschlagen und sich mit anderen Teilnehmenden auszutauschen.
Hassan Mohamud war einer der menschlichen Bücher. Er sprach über die Rolle von Bildung im Umgang mit Konflikten. Er hatte sich in seinem Heimatland Somalien für den Zugang zu Bildung stark gemacht. Seit seinem Asylantrag in Schweden vor 35 Jahren setzt er sich ununterbrochen für eine Annährung der zersplitterten somalischen Diaspora in Europa ein. Dialog, so Mohamud, sei der Schlüssel, auch wenn es manchmal schwer falle.
Dina Ionesco ist seit 13 Jahren als Expertin für Umwelt- und Migrationspolitik für die IOM tätig. Sie sprach über ihren persönlichen Weg als Flüchtling in Frankreich, nachdem sie ihr Heimatland Rumänien verliess. Ihre Erfahrungen ermöglichten es ihr, sich einfühlsam mit den Auswirkungen einer erzwungenen Migration auseinanderzusetzen, ein Gebiet, in dem sie heute international als Fachfrau geschätzt wird. Sie erklärte, der Umgang mit Umweltfragen sei ein effektiver Weg, Konflikten entgegenzuwirken.
Mohamed Elsanousi stammt ursprünglich aus dem Sudan, ist jedoch inzwischen Direktor des Büros des Netzwerks für religiöse und traditionelle Friedensschaffende in Washington. Er ist ein engagierter und erfahrener Verfechter interreligiöser Angelegenheiten in den USA und wandte sich vor allem gegen die antimuslimische Haltung nach den Terroranschlägen des 11. September. Elsanousi sprach über die Bedeutung von Dialog zwischen Religionen, Rassen und Menschen verschiedener Hautfarbe, wenn es darum geht, Probleme innerhalb und zwischen Gemeinschaften anzugehen.
Shontaye Abegaz kommt aus den USA. Sie war sieben Jahre lang ehrenamtliche Mitarbeiterin verschiedener Organisationen, darunter Initiativen der Veränderung, wo ihr klar wurde, wie wichtig es ist, einen sicheren Raum für Dialoge zu schaffen. Sie ist jetzt leitende Direktorin der Konferenz "Gerechte Regierungsführung für menschliche Sicherheit", die im Rahmen des alljährlichen Caux Forums stattfindet und Menschen verschiedener kultureller und beruflicher Herkunft die Möglichkeit bietet, Fragen von globaler Tragweite in einem sicheren Rahmen zu diskutieren.
Nachdem die Teilnehmenden einige Kapitel aus dem Leben der menschlichen Bücher gehört hatten, wurden sie gebeten, ihre Ideen für alternative Wege zum Frieden weiterzugeben. Es wurde die Schlussfolgerung gezogen, dass es nicht nur einen einzigen Weg zum Frieden gibt. Jeder Mensch muss seinen eigenen Weg finden.