Grampari: Inspirierendes Entwicklungsprogramm aus Indien
Caux-Dialog über Land und Sicherheit 2019
04/08/2019Am Donnerstag, 27. Juni 2019 wurde beim ersten Plenums des Caux-Dialogs über Land und Sicherheit der Verein Grampari vorgestellt. Deepak Jadav, der sich hier seit 2012 engagiert, berichtete über erfolgreiche Projekte des Vereins: die Beteiligung von Frauen bei der Entscheidungsfindung im Dorf, die Verbesserung von Wassersystemen sowie die Weiter entwicklung der Landwirtschaft. Am nächsten Tage treffe ich mich mit ihm und Jayashree Rao, Gründerin von Grampari, sowie deren Tochter, Archana Rao, die ebenfalls Vereinsmitglied ist und uns die Geschichte von Deepak simultan von Hindu ins Englische verdolmetscht.
Grampari wurde 2007 von Jayashree Rao gegründet und ist ein Programm von Initiativen der Veränderung Indien, das im Konferenzzentrum Asia Plateau seinen Sitz hat. Der Verein ist zudem Partner von Trans Asia, Arghyam und der Child Health Foundation. Im Zentrum der verschiedenen Programme stehen drei Themen: die Verbesserung der Lebensqualität durch den Zugang zu Trinkwasser, die Stärkung von lokalen Institutionen und die Förderung von Unternehmertum.
Grampari konzentriert sich hierbei auf lokale Gemeinden. Die Probleme werden zunächst erfasst und anschliessend Treffen in den Dörfern organisiert. Grampari wird dabei von verschiedenen Akteurinnen und Akteuren vertreten, insbesondere von Bäuerinnen und Bauern, Ingenieurinnen und Ingenieuren sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die ihr Wissen einbringen. Die Programme werden anschliessend von den Gemeinden selbst umgesetzt, wobei bei der Projektumsetzung auf ihre Eigenverantwortlichkeit geachtet wird. Diese Treffen – und die daraus entstehenden Programme – stellen heute eine wichtige Quelle der Inspiration dar. Die Idee, alle zu Wort kommen zu lassen, gewinnt bei einer Bevölkerung, die zunehmend von ökologischen Problemen, wie Bränden und Schmutzwasser, betroffen ist, zunehmend an Bedeutung.
Seit zwei Jahren finden bei den Treffen auch regelmässig Zeiten der Stille statt. Deepak und Jayashree bestätigen, dass diese Vorgehensweise, das von IofC unterstützt wird, grosse Veränderungen bewirken kann.
Deepak Jadav spricht davon, wie er nach solchen Momenten der Stille und der Reflexion eine neue Ethik bei der Arbeit entwickelte. Er wurde sich bewusst, dass sein Kampf gegen Korruption zunächst bei ihm selbst beginnen müsse. Anschliessend setzte er sich mit der Beziehung zu seinen Eltern auseinander, die nach seiner Heirat mit einer Frau aus einer anderen Kaste keinen Kontakt mehr zu ihm hatten. Deepak meditierte lange und dachte über seine Emotionen nach. Sein Zorn verwandelte sich schliesslich in Verständnis und letztlich in Vergebung. „Ich habe mich in die Situation meines Vaters versetzt“, erklärt er. Fast neun Jahre nach seiner Heirat stimmten seine Eltern endlich zu, seine Frau kennenzulernen.
Heute ist Deepak Koordinator für Wassersysteme und zeichnet für das Programm zur Stärkung von Kapazitäten in Gemeinden verantwortlich, für das er schwärmt. 2014 nahm er am Internationalen Landwirtschaftsdialog in Indien teil, der von Initiativen der Veränderung Indien organisiert wird und bei dem er sich insbesondere über nachhaltige Landwirtschaftstechniken und die Rolle der Frau in der landwirtschaftlichen Entwicklung informierte.
Jayashree Rao kam mit 18 Jahren zum ersten Mal zum Caux Forum. Sie erinnert sich an die positive Energie, die Treffen mit anderen Personen und die Inspiration aus dieser Zeit. Sie übertrug das Modell dieser Treffen auf Grampari, das sich als effizientes Werkzeug für die Annäherung der Dorfbewohnerinnen und -bewohner herausgestellt hat. Der Austausch von Erfahrungen und Geschichten, gefolgt von Momenten der Stille, machen es möglich, traditionelle Rollen in Frage zu stellen und an versöhnlichen Gesprächen zwischen Dorfbewohnerinnen und -bewohnern teilzunehmen.
Die Tochter von Jayashree, Archana, ist mit den Erfahrungen des Cau Forums aufgewachsen. Nach ihren Studien im Ausland und zahlreichen Reisen im Rahmen ihrer Arbeit nahm sie an einem von Grampari organisierten Treffen von Frauen über Wasserprobleme teil. Dieser Moment veränderten ihre Weltsicht und ihr Leben radikal: Archana kündigte ihre Stelle und übernahm ein Wasserprojekt bei Grampari. Heute ist sie davon überzeugt, dass Spiritualität und Entwicklung miteinander einhergehen: „Wenn es eine Veränderung geben soll, muss sie von innen kommen.“
Jayashree, Archana und Deepak nahmen vom 27. - 30. Juni am Caux-Dialog über Land und Sicherheit teil, um ihre Erfahrungen zu sprechen und andere Teilnehmende zu treffen, die sich für dieselben Themen begeistern. Das Ziel von Jayashree ist es, andere Initiativen und Projekte zu inspirieren.
Bericht: Apolline Foedit
Fotos: Paula Mariane und Leela Channer