Freundschaft, die präg
Damit Europa kein unvollendeter Traum bleibt 2018
27/07/2018
Ilinca Romocea nahm 2018 im Rahmen von Damit Europa kein unvollendeter Traum bleibt am Young Ambassadors-Programm teil. Das Programm wurde für junge Europäerinnen und Europäer entwickelt, die eine aktive Rolle bei der Veränderung der Gesellschaft spielen wollen. Als Ilinca 2017 zum ersten Mal nach Caux kam, lernte sie die junge Muslimin Ayat kennen. Diese Begegnung hat sie nachhaltig verändert.
In ihrer Heimat Rumänien studiert Ilinca Medizin. Ihr Traum ist es, für Ärzte ohne Grenzen zu arbeiten: „Ich wollte immer schon Menschen heilen, aber auch die tiefliegenden Gründe für Konflikte bekämpfen.“
Ilinca ist sehr modisch und kleidet sich elegant. Als sie Ayat zum ersten Mal traf, wurde sie auf das Kleid aufmerksam, das Ayat trug: Es hatte dieselbe Farbe wie ihres, aber Ayat trug einen Hidschab. Ilinca und Ayat kamen ins Gespräch und entdeckten gemeinsame Interessen, insbesondere im Bereich Gesundheit. Dies war der Anfang ihrer Freundschaft.
Ayat stammt ursprünglich aus Syrien und lebt nun in Saudi-Arabien. Sie hat Jura studiert und Ilinca nahm sie als einen Menschen mit verändernder Kraft wahr, der versucht, in seinem Umfeld Frieden zu schaffen. Ilinca kannte zuvor keine muslimischen Frauen: „Ich hielt mich selbst immer für sehr aufgeschlossen, aber ich wollte nichts über muslimische Frauen wissen.“ Sie nahm sie als unterdrückt und schwach wahr. „Ich dachte, sie täten nichts gegen ihre Situation, dass sie die Macht hätten, Dinge zu ändern, aber sie nicht nutzten.“ Ayat setzte sich für all das sein, was muslimische Frauen nach Ilincas bisheriger Meinung nicht taten. „Sie war das Beispiel, um mir klarzumachen, dass ich falsch lag“, sagt sie.
Nachdem sie aus Caux abgereist waren, verloren sie den Kontakt. Zuletzt hörte Ilinca, dass die schwangere Ayat im Krankenhaus liege. Ilinca machte sich grosse Sorgen. Als sie dieses Jahr wieder nach Caux kam, hätte sie sich keine schönere Überraschung vorstellen können: Als sie zur Mittagszeit in die Küche ging, traf sie dort auf Ayat. Allerdings gab es schlechte Nachrichten: Als Ayat im Krankenhaus lag, hatte sie ihr Kind verloren.
In dem Jahr zwischen ihren beiden Begegnungen in Caux hatte Ilinca ihrer Familie und ihren Freunden in Rumänien von ihren Erfahrungen in Caux und auch von Ayat berichtet. Sie sagt, diese Geschichte zu erzählen, sei „nicht viel, aber das Beste, was ich tun kann“. Aber Geschichten können sich stärker auswirken, als Ilinca denkt: Sie ermöglichen einen ehrlichen Austausch, schaffen Vertrauen, schaffen persönliche Inspiration und inspirieren zu Handeln.
Ilincas Geschichte ist die Geschichte des Eingeständnisses vorgefasster Meinungen und Vorurteile gegenüber anderen und offen darüber zu sprechen. Die Verurteilung anderer Menschen scheint häufig die Angst vor Unbekanntem zu reflektieren. Was, wenn die Überwindung von Vorurteilung bedeutete, einfach einen anderen Menschen, den man bisher als "anders" abgestempelt hat, zu treffen und kennenzulernen?