Digitales Vertrauen in Caux entdecken

Ethisches Leadership im Business 2019

09/07/2019
ELB 2019 cards


Das Caux Forum 2019 eröffnete letzte Woche mit der Konferenz Ethisches Leadership im Business (ELB), die parallel zum Caux-Dialog über Land und Sicherheit stattfand. ELB fand vom 27.-30. Juni statt und befasste sich mit dem Thema „Vertrauen im digitalen Zeitalter neu definieren“.

 

ELB 2019 trust


Tag 1

Amandeep Singh Gill, der indische Botschafter und ständige Vertreter der Konferenz über Entwaffnung in Genf, eröffnete die Konferenz mit Schlussfolgerungen aus der UN-Arbeitsgruppe über digitale Kooperation, der er vorsteht. Laut des Berichts der Arbeitsgruppe, The Age of Digital Interdependence (Das Zeitalter digitaler Verflechtungen), überwiegen im digitalen Zeitalter die Möglichkeiten eines menschlichen Fortschritts letztlich die Gefahren – wenn wir kooperativ und inklusiv zusammenarbeiten. Der Bericht stellt Kooperationsbeispiele in verschiedenen Branchen und Disziplinen vor, um die Herausforderungen des digitalen Zeitalters anzugehen und neue Möglichkeiten für die Zukunft zu entwickeln.

Pater Eric Salobir, Gründer und Präsident von Optic Technology, unternahm mit der Gruppe ein digitales Abenteuer, um herauszufinden, wie der Alltag in einer stark technologisierten Welt aussehen könnte. In seinem Szenario betonte er die möglichen Schattenseiten einer Überabhängigkeit von Smartphones, Smartwatches, anderen Geräten und KI. Er ermutigte die Teilnehmenden, der Resilienz der Menschheit zu vertrauen.

 

ELB 2019 speaker

 

Tag 2

Die Frage bei der morgendlichen Podiumsdiskussion lautete „Wird Technologie digitales Vertrauen verbessern?“. Sie können die gesamte Diskussion auf unserer Facebook-Seite abrufen.

Anne-Catherine Melnotte von Firmenich, dem größten Unternehmen für Düfte und Aromen im Privatbesitz, betonte die Bedeutung von Klarheit darüber, welche Daten zu welchem Zweck gesammelt werden.

Jowan Österlund, CEO von Biohax International, sprach über Blockchain-Anwendungen, die Einzelpersonen in die Lage versetzen, über ihre Daten zu verfügen und damit potentiell Geld zu verdienen.

Sébastien Fabre von SITA, dem weltweit führenden Unternehmen für Lufttransport-IT und Kommunikation, sprach über die Bedeutung von Rahmenbedingungen, um Einzelpersonen die Möglichkeit zu geben, ihre Daten und Optionen zu verwalten. Er sagte, Regulierungen befänden sich in der Entwicklung und nannte als Beispiel San Francisco, wo lokale Gesetze die Verwendung von Gesichtserkennungstechnologie durch städtische Behörden verbietet und sie dazu verpflichtet, Genehmigungen vor der Verwendung neuer Überwachungstechnologie einzuholen.

Susanne Emonet, eine Vizepräsidentin der Kudelski Group, sprach über Risiken für Menschen in der neuen digitalen Welt. Sie hob hervor, alles sei durch Hacker angreifbar, vom intelligenten Staubsauger zu Hause bis zum nationalen Stromnetz. Ihr Unternehmen mit Sitz in der Schweiz ist weltweit führend im Bereich digitaler Sicherheit und konvergenter Medienlösungen. Um Vertrauen aufzubauen, bedürfe es Bildung und Verständnis, sagte sie, ebenso dafür, die Standards der Cybersecurity zu verbessern. Die Leute wüssten häufig nicht, wohin ihre Daten fliessen und wo sie gesammelt und gespeichert würden. Sie müssten sich stärker darüber bewusst werden, was ihre Geräte über sie preisgeben.

Am Nachmittag fand der Tech & Trust Talk unter Leitung von Kaspar Kork von der Estonian Investment Agency und Marylaure Bloch von Optic Technology und von der Universität Genf. Sie sprachen über die Digitalkultur in Estland und in China. So entwickelt zum Beispiel die chinesische Regierung ein „Sozialkreditsystem“, um die Bewertung des sozialen und wirtschaftlichen Ansehens von Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen zu standardisieren. Dabei wird Analysetechnologie für Big Data verwendet und das System kann als eine Form der Massenüberwachung betrachtet werden, auch wenn die Genauigkeit nicht bei 100 Prozent liegt und ein einheitliches nationales System noch nicht vollständig umgesetzt wurde.

Estland sei als „coole und digitale Gesellschaft“ bekannt, sagte Kaspar Kork. Elektronische Ausweise würden für diverse staatliche Leistungen genutzt. Die Menschen vertrauten der Regierung und glaubten, ihre Daten seien dank der Dezentralisierung von Daten, hoher Sicherheit und schützender Gesetzgebung sicher. Das System vereinfache die Registrierung von Unternehmen und die wirtschaftliche Tätigkeiten von zu Hause und unterwegs.

Das estnische System E-Residency ermöglicht es Bürgerinnen und Bürgern, Leistungen in Anspruch zu nehmen, unabhängig davon, wo sie sich befinden. Alle persönlichen Daten können von den Nutzenden eingesehen und kontrolliert werden. Estland war das erste Land, das die Blockchain national eingesetzt hat. (E-Residency ist eine durch die Regierung ausgegebene digitale Identität und ein Status, der im Ausland lebenden Esten Zugang zu staatlichen Leistungen gibt.)

Bei der menschlichen Bibliothek hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, persönliche Geschichten zu hören. Brian Iselin berichtete von Menschenrechtsverletzungen, die seine Organisation slavefreetrade auf der Suche nach ethischem Konsumverhalten aufgedeckt hat. Suat Topsu, Präsident von SATT IDF Innov, beschrieb, wie er LIFI, eine revolutionäre Drahtlostechnologie, die auf LED-Lichtquellen statt Mikrowellen zur Datenübertragung zurückgreift, mitentwickelt hat.

ELB 2019

 

Tag 3

Das morgendliche Plenum stand unter der Frage: „Wird der digitale Wandel Arbeit humanisieren?“

Unter den Teilnehmenden des Podiums war auch Peace Kuteesa aus Uganda, Gründerin von Zimba Women. Sie sprach darüber, was sie aus dem Coaching und der Arbeit mit Frauen gelernt hat, die ihr eigenes Unternehmen aufbauen. (Zimba bedeutet "aufbauen".) Sie sprach über Ermächtigung und über Ängste, die Frauen davon abhalten, ihr Bestes zu geben sowie über kulturelle Aspekte, die Frauen manchmal einschränken (beispielsweise männerdominierte Haushalte, in denen Frauen um Erlaubnis bitten müssen, wenn sie den Computer nutzen wollen oder in denen sie nicht das Recht haben, offen zu sprechen).

Bram Jonker von Deloitte (Niederlande) sprach über seine Überzeugung, Automatisierung könne uns Chancen bieten, mehr auf den Menschen bezogene Arbeit zu leisten. Er bezog sich auf "Future of the Professions" von Richard und Daniel Susskind, in dem der Rückgang heutiger Berufe prognostiziert wird und die Menschen und Systeme beschrieben werden, die sie ersetzen. Er glaubt, Roboter würden in Zukunft noch enger mit Menschen zusammenarbeiten, weil sich wiederholende und manuelle Arbeiten automatisiert würden. KI werde Dinge ermöglichen, die wir selber nicht schaffen könnten.

Am Nachmittag ging es um das Thema „Neue Berufe bringen neue Möglichkeiten und Verpflichtungen“, der von Morgan Gray, Leiterin für Global Digital Listening and Insights bei Corteva Agriscience (der Landwirtschaftsabteilung von DowDuPont), gestaltet wurde. Ihre Aufgabe besteht auch darin, Diskussionen in den sozialen Medien zu finden, zu verfolgen und zu analysieren, um öffentliche Debatten ins Unternehmen zu bringen. Sie arbeitet mit digitalen Werkzeugen und KI, um online Konversationen zu überwachen, Daten zu analysieren und Schlüsselthemen für ihr Unternehmen zu identifizieren.

Carolyn Moncel ist Senior Communications Managerin beim Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik (GCSP), einer internationalen Stiftung zur Förderung von Frieden, Sicherheit und Stabilität. Sie sagte, bei ihr gehe es hauptsächlich um „digitale Verstärkung“, die Zusammenarbeit mit Teams, um Inhalte (Videos, Webauftritte, soziale Medien etc.) innerhalb ihrer Kommunikationskanäle aufeinander abzustimmen.  Sie forderte dazu auf, sich mit dem Unbekannten auseinanderzusetzen und zu sehen, wohin es sie führe. Frauen liessen sich oft von IT abschrecken, weil sie glaubten, viele spezielle Fähigkeiten dafür zu benötigen. Sie appellierte an junge und alte Teilnehmende, offen zu bleiben und stets dazuzulernen, fest überzeugt von Beschäftigungsmöglichkeiten für diejenigent, die ihre Fähigkeiten auf dem aktuellen Stand halten.

Sehen Sie sich online das Interview von Rainer Gude, IofC Schweiz, mit Carolyn Moncel und Morgan Gray von Rainer Gude an.

 

ELB 2019

 

Tag 4

ELB endete mit einem stillen, aber nachdenklichen Spaziergang zu einem ruhigen Treffpunkt mit einem besonderem Blick auf den Genfer See. Die Teilnehmenden waren dazu eingeladen worden, beim Aufstieg darüber nachzudenken, was sie bei der Konferenz sowohl beruflich als auch privat über Ziele, Werte, Veränderungen und Entscheidungen gelernt hatten. Sie wurden ausserdem dazu angeregt, nächste Schritte und Verpflichtungen zu definieren. Daran konnten sie anschliessend beim Trust Incubator unter Leitung von Tom Marshall von Deloitte (Niederlande) anknüpfen, bei dem die Teilnehmenden bei der Entwicklung von Ideen, Einsichten und Werkzeugen und der Reflexion über Sinn und Werte unterstützt wurden.

Vier wesentliche Projekte wurden entwickelt, die nächstes Jahr umgesetzt werden sollen. Es wurden Teams gegründet und erste Schritte definiert:


1. Die Gründung einer Plattform, über die Teilnehmende in Kontakt bleiben, über Projekte austauschen, Themen diskutieren und einen digitalen Newsletter produzieren können.

2. Eine zweimonatlich stattfindende Telefonkonferenz, um sich über Fachwissen und Fähigkeiten auszutauschen und stetiges Lernen zu fördern.

3. Ein monatlicher offener Anruf zu Themen vom Plattform-Team.

 

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Aussagen von Teilnehmenden 2019

Die Konferenz Ethisches Leadership im Business hat mir jene Einstellung, Wissen und Zusammenhänge vermittelt, die notzwendig sind, um dazu beizutragen, dass die Menschheit vom digitalen Wandel profitiert.
Tom Marshall, Innovation Community Ambassador, Deloitte (Niederlande)

 

Caux ist ein Ort, der bescheiden stimmt, an dem man sich in einem sicheren Rahmen mit verschiedenen Themen auseinandersetzen und mutige Ideen entwickeln kann während man sich selbst treu bleibt.
Michelle Rickenbach, IT Projektmanagement & Ökosysteme bei der Panter AG

 

 

 

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