Die Macht von Religion und Spiritualität bei der Transformation von Konflikten
Von Brigitt Altwegg, IofC Schweiz
05/02/2019
Im vergangenen Dezember war die Organisation Initiativen der Veränderung Schweiz Mitveranstalterin einer Veranstaltung am Center of Competence for Humanitarian Negotiation in Genf, an dem Imam Ashafa und Pastor James Wuye aus dem Norden Nigerias teilnahmen.
Imam Ashafa und Pastor James’ inspirierende Geschichte der Versöhnung wird im Film “Der Imam und der Pastor” dargestellt. Ursprünglich waren sie Mitglieder verfeindeter bewaffneter Milizen. Später gründeten sie das Interreligiöse Mediationszentrum. Ihre persönliche Reise und ihre Fähigkeit, bei sich selbst anzufangen, um in ihrer Umgebung etwas zu bewirken, inspirierten wichtige humanitäre Verhandlungs- und Konfliktbearbeitungsprojekte in Nordnigeria und auf internationaler Ebene. Ihre erfolgreiche Vermittlung bei ethnischen Konflikten in Kenia wird im Film “Eine afrikanische Antwort” gezeigt. Obwohl beide einen theologisch konservativen Hintergrund haben, verfügen sie sichtlich über einen tiefen Respekt vor den Unterschieden des anderen.
In Genf erklärten sie, wie der Gang durch die Identitätsskala von Konfliktparteien helfen kann, Konflikte umzuwandeln, um Perspektiven zu wechseln und sich dem anderen verbunden zu fühlen. Auf die Frage “Wie löst man einen Konflikt zwischen Nachbarn?” antworteten Imam Ashafa und Pastor James, man müsse die Menschen bitten, ihre Identitäten als Mitglied der Familie, des Dorfes, des Bezirks, des Landes, als Mensch und als spirituelles Wesen zu erforschen, denn auf der höchsten Ebene seien wir alle verwandt und gleich.
Bei Initiativen der Veränderung haben wir festgestellt, dass Prozesse der Konflikttransformation unterstützen werden können, wenn der spirituellen Ebene respektvoll Raum eingeräumt wird. Im Caux Forum, das wir jeden Sommer in Caux oberhalb von Montreux organisieren, bieten wir einen sicheren Raum, der politisch und religiös neutral ist. Die Teilnehmenden können dort persönliche Erfahrungen und Standpunkte in ihrer jeweiligen Sprache austauschen und hören, ohne sie anderen aufzuzwingen. Die Teilnehmenden werden ausserdem ermutigt, sich Zeiten der Stille zu nehmen, um - unabhängig von ihrer Religion oder ihrem Glauben, falls sie einen haben - Zugang zu jener tieferen Weisheit zu finden, die in ihnen verborgen liegt.
Brigitt Altwegg ist Programmleiterin für Vertrauensbildung bei Initiativen der Veränderung Schweiz. Dieser Artikel erschien ausserdem in der Zeitschrift "A propos" von Swisspeace.
Erfahren Sie mehr über das Center of Competence for Humanitarian Negotiation in Genf.
Foto von Alan Channer: Pastor James Wuye und Imam Muhammad Ashafa (links) leiten eine Friedenserklärung und religionsübergreifende Gebete am Ort des tödliche