Eröffnung des Caux Forum Online 2021: Schweizer Friedensperspektiven
5. Juli 2021
20/07/2021
Das Caux Forum Online 2021 wurde am 5. Juli mit einer Podiumsdiskussion zum Thema „Schweizer Friedensperspektiven – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ eröffnet, um das 75-jährige Bestehen des Konferenzzentrums von Initiativen der Veränderung (IofC) in Caux und die 15-jährige Partnerschaft zwischen IofC Schweiz und dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) zu feiern.
Botschafter Thomas Guerber, Direktor des Geneva Centre for Security Sector Government (DCAF), beglückwünschte IofC Schweiz zur Aufrechterhaltung „eines Prinzips, das heute noch genauso stark ist wie 1946: nämlich dass persönliche Veränderung einen Beitrag zur Schaffung von Frieden innerhalb und zwischen Ländern leisten kann“. Dieser Grundsatz habe nichts von seiner Überzeugungskraft verloren, "ebenso wenig wie die Vision einer gerechten, friedlichen und nachhaltigen Welt, in der Menschen Verantwortung übernehmen und auf der Basis globaler Abhängigkeiten und Verflechtungen handeln.“
Veränderung auf persönlicher Ebene kann einen grossen Beitrag zur Schaffung von Frieden innerhalb und zwischen Ländern leisten.
Menschen aus 60 Ländern hatten sich für die Online-Veranstaltung angemeldet, die aus der Haupthalle in Caux gestreamt wurde. Botschafterin Patricia Danzi, Direktorin der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), und Christine Beerli, Präsidentin von Initiativen der Veränderung Schweiz, nahmen gemeinsam mit Botschafter Guerber an der Podiumsdiskussion teil, die von Rainer Gude, Exekutivkoordinator der Geneva Peacebuilding Platform, moderiert wurde.
Das Engagement der Schweiz in der internationalen Friedensförderung sei relativ jung, erklärte Botschafterin Danzi. In früheren Jahren habe die enge Auslegung von Neutralität dazu geführt, dass sich die Schweiz eher enthalten habe als sich zu engagieren. Die Schweiz war 2002 den Vereinten Nationen beigetreten und hofft, 2023-24 ein nichtständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrats zu werden. „Dafür sind wir sehr gut gerüstet und Caux hat uns definitiv geholfen, diesen wichtigen Schritt zu erreichen.“
„Die Notwendigkeit des Dialogs und der Vertrauensbildung ist in den letzten Jahren nicht geringer geworden“, sagte Botschafter Guerber. Konflikte nähmen überall auf der Welt zu und „die meisten multilateralen Friedensinitiativen waren nicht erfolgreich“. Es gäbe Hinweise darauf, dass inklusivere Friedensprozesse dauerhafter seien. „Friedensprozesse müssen so gestaltet werden, dass sich verschiedene Teile und Gruppen der Gesellschaft Gehör verschaffen können. Wann immer diese Prinzipien angewandt wurden, hat der Friedensprozess funktioniert.“
„Es gibt ein Konzept, das immer funktioniert“, sagte Botschafter Danzi. „Stellen Sie die Menschen in den Mittelpunkt, fragen Sie sie, was die Gemeinschaft, die Gesellschaft und das Land wollen, und nehmen Sie dies als Grundlage.“
Stellen Sie die Menschen in den Mittelpunkt, fragen Sie sie, was die Gemeinschaft, die Gesellschaft und das Land wollen, und nehmen Sie dies als Grundlage.
Die Rednerinnen und Redner waren sich einig, dass die Schweiz mit ihrer langen Tradition der direkten Demokratie gut aufgestellt sei, um inklusivere Friedensprozesse zu unterstützen. Doch Christine Beerli warnte vor Selbstgefälligkeit: „Wir unterliegen auch dem Risiko, unsere lange Tradition des Aufeinanderzugehens, des Diskutierens und der Schaffung von Plattformen zur Lösungsfindung zu verlieren. Wir müssen auch innerhalb der Schweiz aktiv sein.“
Botschafterin Danzi begrüsste ein Umdenken in vielen internationalen Finanzinstitutionen hin zu der Erkenntnis, dass Frieden und Entwicklung untrennbar miteinander verbunden seien. „Die Horizonte haben sich erweitert und dies ist eine Chance", sagte sie.
Botschafter Guerber stimmte ihr zu: „In den meisten Fällen finden Friedensprozesse in einem fragilen Umfeld statt. Es dauert Jahre und Jahrzehnte, um stabile und solide Strukturen aufzubauen, innerhalb derer ein Land nachhaltige Lösungen finden kann. Daher befinden sich Entwicklungs-, humanitäre und Friedensstakeholder in derselben Situation. Es muss eine konsequentere, kohärentere Koordination zwischen ihnen geben.“
Botschafterin Danzi sprach über die Vision, es müsse Zentren wie das Caux Konferenz- und Seminarzentrum überall auf der Welt geben. „Was Sie tun, um Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenzubringen und uns alle zu zwingen, diese zusätzlichen Schritte aufeinander zuzugehen, schafft Vertrauen. Die Welt braucht mehr Initiativen wie diese.“ Die Pandemie habe das Risiko erhöht, in alten Denkweisen gefangen zu bleiben und Dinge nur aus eigener Perspektive zu betrachten.
„Alle, die in der Schweizer Regierung und im internationalen Genf in den Bereichen Frieden, Sicherheit und Entwicklung tätig sind, schätzen den Mehrwert jenes Rahmens, den IofC zur Verfügung stellt, sehr“, erklärte Botschafter Guerber.
Was Sie tun, um Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen zusammenzubringen und uns alle zu zwingen, diese zusätzlichen Schritte auf den anderen zuzugehen, schafft Vertrauen. Die Welt braucht mehr Initiativen wie diese.
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- Video produziert von www.visualiveproductions.com
- Fotos von Mark Henley