Mehr als nur Lösungen lieben
13/06/2019Ben Callison ist geschäftsführender Direktor von Borneo Orangutan Survival UK (BOS-UK), einer Stiftung, die für den Schutz der vom Aussterben bedrohten Orang-Utans und ihres Lebensraums in Indonesien arbeitet. Zuvor war er Präsident des Humane Society Wildlife Land Trust in den USA, die permanent Wildland schützt. Er leitete ausserdem die Cleveland Amory Black Beauty Ranch, ein 607 Hektar grosses Reservat, in dem rund 1000 Tiere aus über 40 verschiedenen Arten leben. Seine langjährige Arbeit in Umweltschutz und Bürgerinitiativen treibt ihn an, die grundlegenden Ursachen für mangelnde ökologische Nachhaltigkeit in unserem natürlichen wie baulichen Umfeld lösen zu wollen. Er war 13 Jahre lang als Architekt an der Spitze seines eigenen, von ihm mitbegründeten Unternehmens tätig, dessen Schwerpunkt in nachhaltiger Bauplanung lag.
Ein langjähriger Freund, der ebenfalls Umweltschützer ist, hatte mich ermutigt, am Caux-Dialog über Land und Sicherheit (CDLS) anlässlich des Caux Forums 2018 teilzunehmen. Ich war äusserst skeptisch, denn meine Erfahrungen mit vielen anderen Konferenzen zuvor machten es mir schwer, zu glauben, dass diese wirklich anders sein sollte.
Der CDLS widerlegte nicht nur meine Vorbehalte, sondern erwies sich als weit besser als alle anderen Konferenzen, die ich je erlebt habe. Am Caux-Dialog ist wirklich alles anders als bei der gängigen Routine von Networking-Veranstaltungen. Das beginnt bereits beim Veranstaltungsort.
Kaum hatte ich den Caux Palace betreten, fühlte ich schon den hier herrschenden Gemeinschaftsgedanken, dem man sich praktisch sofort anschliesst. Die folgenden Tage waren vollgepackt mit tiefschürfenden Gesprächen und Gruppen-Diskussionen, wie ich sie mir mit Menschen, die ich gerade erst kennengelernt hatte, nie hätte vorstellen können. Die Referentinnen und Referenten stammten aus den verschiedensten Bereichen und sozio-ökonomischen Hintergründen. Der Caux-Dialog ist einer der wenigen Orte dieser Welt, wo man einen Dekan der Universität Oxford und eine einfache Syrerin, die Friedenskreise organisiert, um ihren Mitmenschen zu helfen, mit der Tyrannei des Krieges fertig zu werden, nebeneinander sprechen hört. Diese Gleichgewichtung der Botschaften flössten mir Demut ein.
Wissenszuwachs war nur ein kleiner Teil dessen, was ich dort gewonnen habe. Durch den Kontakt zu einem Netzwerk von Menschen auf der ganzen Welt, die ich nie zu treffen erwartet hätte, fühle ich mich wesentlich besser. Man kann leicht isoliert leben und arbeiten, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein. Der Caux-Dialog half mir, das zu erkennen und dies zu beheben.
Im vergangenen Jahr fand ich, dass das Wertvollste, was ich dabei mitgenommen habe, die persönlichen Beziehungen sind. Ich hatte zwar damit gerechnet, mein persönliches Netzwerk auszubauen, aber nicht damit, dass aus diesen Bekanntschaften auch so gute Freunde würden. Im Caux Forum entsteht ein einzigartiges Arbeitsklima, in dem man Beziehungen anknüpfen kann wie nirgends sonst.
Was ich beim Caux Forum gelernt habe, half mir, meinen Ansatz zur Lösung von Problemen zu ändern. Ich lernte «Probleme zu lieben», oder zumindest, sie in ihrer Gesamtheit zu betrachten anstatt nur «lösungsverliebt» zu sein. Bei früheren Strategie-Veranstaltungen konzentrierten wir uns immer mehr darauf, wie sich bestehende Lösungen ausweiten liessen. Jetzt habe ich erkannt, dass dies Innovationen erschweren kann.
Ein Beispiel ist unsere Präventionsarbeit gegen Abholzung: In der Vergangenheit stand diese im Gegensatz zur Entwicklung jener Gemeinden, von denen die illegalen Rodungen hauptsächlich ausgingen. Wir konzentrierten uns darauf, ihr rechtswidriges Verhalten zu verhindern, anstatt sie mit einzubeziehen. Nachdem wir das Problem neu bewertet haben, arbeiten wir nun daran, die umliegenden Kommunen in ihrer Entwicklung zu unterstützen, indem wir sie zu nachhaltigeren Wirtschaftszweigen orientieren. Durch diesen Ansatz bekommen die Dörfer ein regelmässiges Einkommen, das die Wälder nicht zerstört.