Gerechte Regierungsführung gilt nicht nur für Regierungen - 4. Juli 2015
GERECHTE REGIERUNGSFÜHRUNG GILT NICHT NUR FÜR REGIERUNGEN
04/07/2015Samstag, 4. Juli 2015
Komplementär zum allgemeinen Konferenzthema „Vertrauen aufbauen für eine ethische und integrative Regierungsführung“ wurde im Rahmen der heutigen Plenarsitzung über die Rolle der Zivilgesellschaft im Streben nach Gerechtigkeit, Demokratie und Integrität diskutiert. Eine buntgemischte Gruppe aus über 200 Delegierten aus allen Kontinenten kamen zusammen, um sich über die Notwendigkeit einer gerechten Regierungsführung in allen von Unterdrückung, Korruption, Konflikt oder Bürgerkriegsfolgen geplagten Ländern auszutauschen.
Bedan Mbugua, Gründer der kenianischen „Fountain Media Group“, wurde zweimal aufgrund seiner Enthüllungen über Korruption in seinem Heimatland verhaftet. Seiner Meinung nach sollten Medien „das Gute zelebrieren und Lösungen liefern“ und Korruption in Frage stellen. „Es ist uns bewusst, dass der Einfluss von Frauen im Kampf gegen Korruption nicht zu unterschätzen ist.“, erklärte er. Heute veröffentlichte BBC World News (Stand: 2. Juli 2015) einen Bericht über die kenianische Regierung und deren Einsatz zur landesweiten Bekämpfung der illegalen Alkoholproduktion. Jährlich sterben Hunderte von Menschen in Kenia an vergiftetem Alkohol. Das Handeln der Regierung ist eine Reaktion auf die „Mothers Against Drug Abuse“-Kampagne (Mütter gegen Drogenmissbrauch) der Fountain Media Group.
Dr. Carl Stauffer, der Studienleiter des Caux Scholars-Programm, sprach über Grundgedanken zu den wesentlichen Qualitäten der Menschenführung, um den Weg für eine gute Regierungsführung zu bahnen. In der Rolle des „Provokateurs“ habe eine gerechte Regierungsführung die Aufgabe, die „Mächte, die sein könnten“, zu entlarven. Oft seien zivilgesellschaftliche Institutionen die einzigen Strukturen, die genug „moralische und ethische Fasern“ vorweisen könnten, um "der Macht die Wahrheit zu sagen".
Ihor Koliushko, Leiter des ukrainischen Zentrums für politische und legale Reformen, sprach über die Zivilgesellschaft in der Ukraine, die es gewohnt ist, sich gegen die Regierung und die Unterdrückung des Volkes zu stellen. Ab einem bestimmten Punkt müsse die Zivilgesellschaft erkennen, dass Zusammenarbeit mit der Regierung für Veränderung notwendig sei. Allerdings stelle sich die Frage, wie man Reformen in einem Staat durchführe, der sich in einer Konfliktsituationn befindet.
Daphrose Barampama, internationale Präsidentin von Creators of Peace-Burundi, einem Programm der Initiativen der Veränderung International, das sich für Frieden in der Region der Grossen Seen einsetzt – erinnerte uns daran, dass gerechte Regierungsführung nicht nur für den Staat wichtig sei, sondern uns alle persönlich angehe. Wie können sich vor allem Frauen zur Unterstützung der Gesellschaft einbringen? „Wir alle tun so, als ob der Andere ein Hindernis zum Frieden wäre, aber was, wenn ich selber das Hindernis bin?“
Archana Rao, stellvertretende Direktorin von Grampari – eine Organisation, die sich für ländliche Entwicklung in Indien einsetzte – präsentierte ihre Ideen einer gerechten und nachhaltigen Gesellschaft. Grampari arbeitet zusammen mit hilflosen Frauen und Jugendlichen, um gemeinsam Leitungskonzepte zu entwerfen. Sie stellte folgende Frage: „Wie schaffen wir Mitgefühl im grösseren Rahmen?“ und präsentierte in diesem Zusammenhang das Aquifer-Projekt von Gampari. Das Aquifer-Projekt will durch die Zusammenarbeit zwischen Dörfern den Zugang zu sauberem Wasser ermöglichen.
Avo Sevag Garabet aus dem Libanon sprach zum Publikum über den armenischen Genozid und erklärte, wie in seiner typisch armenischen Erziehung weiterhin Türken als Feinde dargestellt worden seien. Er stellte den Grund für seinen tiefen Hass in Frage und beschloss, in einem der armenischen Dörfer, die dem türkischen Militär erfolgreich widerstehen konnten, an einem armenisch-türkischen Dialog teilzunehmen.
Die Konferenz „Gerechte Regierungsführung“ möchte mit der Vision einer gerechteren Zukunft nachhaltige Entwicklung ermöglichen, um neue Strukturen und Rahmenbedingungen für die Zivilgesellschaft zu schaffen. Alle Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass gerechte Regierungsführung auf allen Ebenen der Gesellschaft notwendig sei – vom Individuum zur örtlichen Gemeinschaft über NGOs bis zur Regierungsebene.