Eröffnung der Konferenz "Vertrauen und Integrität in der Weltwirtschaft" in Caux
Eröffnung der Konferenz "Vertrauen und Integrität in der Weltwirtschaft" in Caux
06/07/2016
Bei der gestrigen Eröffnung der Caux-Konferenz "Vertrauen und Integrität in der Weltwirtschaft" sprachen die Hauptreferenten Sir Mark Moody-Stuart, Vizepräsident von UN Global Impact, und Laurence Cockcroft, Mitbegründer der weltweiten Antikorruptionskoalition Transparency International, über die zerstörerischen Auswirkungen von Korruption auf die Gesellschaft und das Vertrauen in die Geschäftswelt. Beide Sprecher verfügen über weltweite Berufserfahrung und international ausgerichtete Perspektiven, setzen sich in ihrem Umfeld vehement gegen Korruption ein und waren bei der Erstellung von Richtlinien im Kampf gegen Korruption tätig. Moody-Stuart war Vorsitzender von Anglo-American PLC und der Royal Dutch/Shell Group. Fragerunde und Ansprachen wurden von Anita Hoffmann, Geschäftsführerin des Beratungsunternehmens Executiva, moderiert.
Obwohl er ein "überzeugter Anhänger" der Marktwirtschaft sei, gab Moody-Stuart zu, sie sei nicht die Lösung aller Probleme. "Marktwirtschaft bietet den Menschen Wahlmöglichkeiten und setzt Kreativität frei. Aber wir brauchen Richtlinien für Transparenz." Die richtigen Richtlinien könnten Unternehmen dazu bringen, schneller und effektiver strengere Umweltmassstäbe umzusetzen. So seien beispielsweise bei Autos auf Kosten der Käufer katalytische Konvertoren eingesetzt worden, "die jedoch mit beinahe sofortiger Wirkung Schadstoffausstösse bei Autos reduzierten." Nach Ansicht Moody-Stuarts seien Richtlinien im Kampf gegen die anstehende Umweltkrise, wie beispielsweise den Klimawandel, unumgänglich.
"Niemand, weder ein Unternehmen noch eine Organisation der Zivilgesellschaft, noch nicht einmal eine Regierung, kann Probleme alleine lösen." Sektorenübergreifende Partnerschaften, bei der verschiedene Gruppen zusammenarbeiten, könnten bei der Lösung von Problemen helfen, ehrliche Geschäftspraktiken fördern und sogar sektorenspezifische ethische Richtlinien aufstellen. Verantwortungsbewusste Unternehmen spielten hierbei eine wichtige Rolle, auch da, wo Korruption am Werk sei. "Bei verantwortungsbewussten Unternehmen geht es darum, offen und transparent zu arbeiten und nicht nur Interessenvertretern gegenüber verantwortlich zu sein, sondern auch der Gesellschaft im weiteren Sinne." Die Mitarbeiter müssten ebenfalls erkennen, wie ethische Entscheidungsfindung aussähe. "Die kann so aussehen: 'Wir haben diese Bestellung verloren, weil wir keine Bestechungsgelder zahlen wollten.' Auf diese Art und Weise sehen die Menschen, dass Werte wichtiger sind als Profit."
UN Global Impact ist mit rund 8500 Firmen in 140 Ländern eine der grössten Unternehmenskooperationen weltweit. "Die Firmen treten auf freiwilliger Basis bei, müssen jedoch anhand eines 10-Punkte-Katalog Rechenschaft ablegen." Die Regeln seien streng: 3500 Unternehmen, die beigetreten seien, hätten den Verbund schon wieder verlassen müssen, da sie die notwendigen Anforderungen der Berichtspflicht nicht erfüllt hätten.
Nach 25 Jahren im Einsatz für die Agrarentwicklung im östlichen Afrika sieht Laurence Cockcroft Korruption nicht nur als eine Bedrohung für Unternehmen, sondern für die Zivilgesellschaft im weiteren Sinne. Er definiert Korruption als "Missbrauch anvertrauter Macht für private Zwecke". Da jedoch der Einfluss von Lobbies auf die politische Entscheidungsfindung steige, müsse diese Definition auf den Gewinn von Einfluss ausgeweitet werden.
Cockcroft unterstrich, dass Korruption Entwicklung auf vielfältige Weise beeinflusse, so auch den Ablauf von Projekten, wie z.B. "grossangelegte Infrastruktur-Projekte, die als Strassen enden, die...ins Nichts führen." Öffentliche Dienstleistungen würden eingeschränkt und es käme zu Umweltschäden, wie beispielsweise illegaler Abholzung. Korruption führe auch dazu, dass unglaubliche Summen öffentlicher Gelder illegal beiseitegeschafft würden und oft in fernen Steueroasen verschwänden. "Die NRO Global Financial Integrity aus Washington geht davon aus, dass es sich hierbei um über 1 Billion US-Dollar handelt." Dieses verlorene Geld habe "erschreckende Auswirkungen" auf die Regierungsbudgets von Entwicklungsländern.
Obwohl Cockcroft auch Fortschritte bemerkt, wie z.B. eine umfassendere Überwachung von Korruption durch Organisationen wie die Weltbank und die UNO, erklärte er, es gäbe nach wie vor festetablierte "Strassenbarrikaden", die einer effektiven Ausmerzung von Korruption im Wege stünden, u.a. korrupte Netzwerke auf höchster Regierungsebene oder in einflussreichen Kreisen der Gesellschaft, die in Politik investierten, um ihre eigenen Position zu sichern und Entscheidungen mitzubestimmen. Um wahre Veränderung zu bewirken, bräuchte die Antikorruptionsbewegung sowohl "verstärkte Grassroots-Bewegungen" als auch Einzelpersonen in Entscheidungspositionen, die wahrhaft ethisch handeln. "Führungspersönlichkeiten, die ihre Überzeugungen im Kampf gegen Korruption umsetzen, können etwas bewirken."