Ethisches Leadership im Business – Leadership für eine resiliente Wirtschaft
25. - 26. Juni 2020
01/08/2020
Die Konferenz Ethisches Leadership im Business vom 25. und 26. Juni 2020 bildete den Auftakt zum ersten Caux Forum Online. Geboten wurde ein abwechslungsreiches Event mit Podiumsdiskussionen, die live aus dem Caux Palace übertragen wurden, Networking-Veranstaltungen und einem Workshop. Auch wenn sich die Teilnehmenden nicht wie üblich in Caux auf der Terrasse treffen konnten, blieben sie während der gesamten Konferenz sehr engagiert und liessen sich von den tiefen Gesprächen inspirieren. Nach der Konferenz sollen monatliche Telefonkonferenzen organisiert werden, um diese Inspiration am Leben zu erhalten und um die Teilnehmenden bei der Umsetzung von Veränderungen in der Praxis zu unterstützen.
Innovation and Unternehmertum in Afrika
Die erste Podiumsdiskussion der Konferenz befasste sich mit dem Thema "Innovation und Unternehmertum in Afrika".
Angelica Kiboro, amtierende Direktorin am Strathmore Institute in Kenia hielt einen Vortrag über Unternehmertum und moderierte die Diskussion der drei Rednerinnen - Dina el-Shenoufy, Beauftragte für Investments bei Flat6Labs, Peace N Kuteesa, Gründerin und Einsatzleiterin von Zimba Women, sowie Darlene Menzies, Geschäftsleiterin bei Finfind - über die Herausforderungen und Chancen, die sich aus der COVID-19-Pandemie ergeben.
Alle waren sich über die Unerlässlichkeit einer Digitalisierung einig. Online-Geschäfte und E-Commerce florieren und viele Unternehmerinnen und Unternehmer ergreifen die Gelegenheit, diesen Wandel zu vollziehen. Dies zeigt, wie wichtig es für Unternehmerinnen und Unternehmer ist, bei der Anpassung ihrer Unternehmen an neue Situationen Beweglichkeit zu zeigen, aber auch, wie Peace Kuteesa betonte, einen Plan zu haben, um im Notfall Unterstützung zu erhalten.
Obwohl die Pandemie für manche enorme Chancen bietet, haben viele andere Schwierigkeiten durch den Zusammenbruch von Lieferketten. Die Gemeinden müssen daher Wege finden, um Lieferketten vor Ort wieder aufzubauen und Ausgangssperren einzuhalten. Darlene Menzies beschrieb, wie die aktuelle Situation die digitale Kluft in Afrika vertieft. Diejenigen, die nicht über die technischen oder finanziellen Mittel verfügten, um den digitalen Wandel zu betreiben, erklärte Menzies, sähen sich an den Rand gedrängt. Angelica Kiboro schloss mit der Betonung, es sei in Zeiten solcher Schwierigkeiten für Unternehmerinnen und Unternehmer entscheidend, reaktiv und kreativ zu sein, da ihre Innovationen Auswirkungen nach aussen hätten und vielen zugute kommen könnten.
Lebenslanges Lernen für eine resiliente Wirtschaft
Die zweite Podiumsdiskussion wurde vom Caux Palace aus per Livestream übertragen, wobei einige der Referentinnen und Referenten per Zoom zugeschaltet wurden.
Da die aktuelle Pandemie die Welt verändert, müssen wir ständig neue Fähigkeiten erlernen. Die Fähigkeit, unser ganzes Leben lang neugierig zu bleiben und zu lernen, ist wichtig, um unsere Widerstandsfähigkeit zu erhöhen.
Die Podiumsteilnehmenden befassten sich mit der Frage, was wir lernen sollten und auf welche Weise. Annika Hartmann de Meuron, Geschäftsführerin von Ethisches Leadership im Business, moderierte die Diskussionsrunde mit Danièle Castle, Leiterin für Bildung und Talentförderung bei Digital Switzerland, Andrea Kuttner, Leiterin für digitales Lernen bei der Credit Suisse, Nazrene Mannie, geschäftsführende Direktorin bei GAN Global, Naureen Nayyar, Technologieberaterin bei der H&M Group, Ivan Primachenko, Mitbegründer von Prometheus und Olga Strietska-Ilina, Teamleiterin für Qualifikationsstrategien für zukünftige Arbeitsmärkte bei der IAO.
Danièle Castle eröffnete die Podiumsdiskussion mit einem Zitat von Einstein: "Sobald man aufhört zu lernen, beginnt man zu sterben". Trotz des grimmigen Untertons zog sich die Idee des Zitats als Leitfaden durch das gesamte Gespräch: Wir alle müssen lernen, zu jeder Zeit. Die Podiumsteilnehmenden zeigten, dass dies nicht nur bedeutet, die Schulbank zu drücken oder einem Online-Programm zu folgen. Vielmehr gibt es eine breite Vielfalt an Fähigkeiten zu lernen, von beruflichen bis hin zu zwischenmenschlichen. Ausserdem existieren verschiedene Arten des Lernens. Obwohl das Online-Angebot in letzter Zeit einen Boom erlebt hat, wird persönliches und praktisches Lernen weiterhin von wesentlicher Bedeutung sein. Jeder Mensch kann hierbei seinen eigenen Lehrplan erstellen und das, was er braucht, auf die Art und Weise lernen, die zu seiner Lebenssituation passt.
Lebenslanges Lernen gäbe es wirklich, unterstrich Olga Strietska-Ilina. Um dies zu ermöglichen, sei es wichtig, sowohl in der Bildung als auch im Beruf ein Umfeld zu schaffen, das Neugier und Lernen fördere, und dafür zu sorgen, dass niemand an den Rand gedrängt werde. Die Vielfalt des Lernens müsse durch Inklusivität ergänzt werden. Dazu müsse sichergestellt werden, dass neue Technologien integrativ seien, auf kognitive Vielfalt abzielten und unsere kognitiven blinden Flecken ans Licht brächten, wie Naureen Nayyar hervorhob. Und letztendlich solle Lernen immer ein Vergnügen bleiben.
Führung für eine moralische Erneuerung in der Wirtschaft
Wie können wir eine Wirtschaft aufbauen, die nachhaltig und widerstandsfähig ist und die, was am wichtigsten ist, den Menschen dient?
Sarah Schwab, Geschäftsführerin von The Experience Accelerator, moderierte ein inspirierendes Event mit Vivek Asrani, Managing Direktor der Kaymo Fastener Company, Kristin Engvig, Gründerin und Geschäftsführerin der Global WIN&WIND Conference, Isabella Phoenix, leitende Angestellte bei HP Global Channel sowie Senior Managerin und Mitbegründerin von Architects of Air, und Guillaume Taylor, Gründer von Quadia. Brendan Kelly, globaler Leiter für Leadership und berufliche Entwicklung der Credit Suisse, konnte aufgrund technischer Probleme leider nicht an der Diskussion teilnehmen.
Alle Referentinnen und Referenten waren sich einig, es mangele unserer heutigen Wirtschaft an Vision. Guillaume Taylor erklärte, unser Ziel sei der Gewinn an sich: "Form ist zur Substanz geworden". Wir müssten zu unserer ursprünglichen Absicht zurückkehren und erkennen, dass das Ziel darin bestände, für alle, die mit am Tisch sitzen, Wertschöpfung zu schaffen.
Vivek Asrani erklärte, unser Handeln müsse für und mit den Menschen geschehen. Nur eine klare Vision könne es uns ermöglichen, uns über unsere Werte klar zu werden, unterstrich auch Isabella Phoenix. Um Geschäfte zu machen, die mit unseren Werten übereinstimmten, müssten wir diese Werte kennen.
Viele Führungskräfte konzentrieren sich auf das Ergebnis und lassen ausser Acht, wie dieser Gewinn erzielt wird. Aber auch das "wie" zählt.
Vivek Asrani bestand darauf, wir müssten damit anfangen, dieses "wie" zu belohnen, und nicht nur das "was". Unsere Wirtschaft müsse einen völligen Mentalitätswandel durchmachen. Wir müssten das "was" erweitern, das "warum" vertiefen und das "wie" anpassen", unterstrich auch Guillaume Taylor.
Um das "wie" zu ändern, brauchen wir authentische und mitfühlende Führungskräfte. Im Gegensatz zu dem, was manche denken mögen, "beeinträchtigen weichere Emotionen nicht das Geschäft", so Vivek Asrani. Tatsächlich stärkten Mitgefühl und Authentizität Vertrauen und Zusammenarbeit. Er gab praktische Beispiele dafür, wie er diese Werte in seiner Organisation verkörpert. So lehnte er beispielsweise die Möglichkeit ab, ein billiges Lagerhaus zu mieten, weil die sanitären Bedingungen für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort nicht optimal gewesen wären. Er führte ausserdem einen Vaterschaftsurlaub in seiner Organisation ein, was bis dahin in Indien noch fast unbekannt war.
Wie Christine Engvig sagte: "Liebe ist nicht nur ein Wort, es ist auch ein Verb".
Workshop: Leadership in der Gemeinschaft
Die Konferenz schloss mit einem Workshop über Leadership in der Gemeinschaft unter der Leitung von Gabriele Segre, Direktor der Vittorio-Dan-Segre-Stiftung. Er führte die Teilnehmenden durch eine Reflexion über Identität. Wir alle haben mehrere Identitäten, die sich durch Zeit und Ort verändern. Ihre einzigartige Kombination macht jeden von uns zu dem, was wir sind.
Gabriele Segre lud uns ein, diese Identitäten zu feiern. Diese müssen nicht im Konflikt miteinander stehen. Wir könnten erkennen, dass wir alle eine menschliche Identität teilen und miteinander leben, während wir gleichzeitig die Vielfalt der Identitäten, die wir alle haben, schätzen und bewahren. Lassen Sie uns "convivenza" (Zusammenleben) kultivieren. Die Teilnehmenden wurden eingeladen, über diese Frage nachzudenken und darüber auszutauschen, was dies praktisch in ihrem täglichen Leben bedeutet.
Obwohl es eine echte Herausforderung war, die Konferenz in so kurzer Zeit in ein Online-Format umzugestalten, war sie ein voller Erfolg. Die Teilnehmenden aus aller Welt genossen tiefe und bedeutungsvolle Gespräche und reflektierten darüber, was sie tun könnten, um eine resilientere und integrativere Wirtschaft aufzubauen.
Wir freuen uns auf die Ethisches Leadership im Business-Talks, die jeden Monat stattfinden sollten, und erwarten gespannt, welche Früchte die Konferenz tragen wird.
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