Selbstverständnis im Mittelpunkt bei Workshop über gewaltfreie Kommunikation
Damit Europa kein unvollendeter Traum bleibt 2018
27/07/2018
„Wir helfen Menschen, die Verständnis suchen und es nirgendwo finden, dieses Verständnis zu entwickeln.“ Mit dieser einfachen Erklärung fasst Mitausrichterin Angela Starovoitova bei der Eröffnung des viertägigen Trainingsprogramms im Rahmen von Damit Europa kein unvollendeter Traum bleibt das Hauptziel des Workshops über gewaltfreie Kommunikation (NVC) als einen Ansatz zu Dialogarbeit zusammen. Und sie steuert sofort die Erwartungen: „Manchmal funktioniert es, manchmal nicht.“ Mitausrichterin Olena Kashkarova fügt hinzu: „Es geht darum, die eigentliche Botschaft hinter den Worten zu hören.“
Während des Trainings erlernten die Teilnehmenden aus Georgien, der Ukraine, der Schweiz, Weissrussland, Grossbritannien, Russland und der Krim die Grundlagen des NVC-Modells. Dabei ging es hauptsächlich um erfahrungsbasiertes Lernen und die Kombination aus individuellen Übungen und Gruppenübungen. Der Kurs war einer der neun Trainingsangebote, die während der Konferenz angeboten wurden und bei denen die Teilnehmenden ihr Wissen über verschiedene praktische Methoden für sozialen Wandel und Zusammenhalt erweitern konnten.
„Die Übungen sind für mich sehr praktische Mittel, die ich direkt für meine Arbeit als Dialogmoderatorin nutzen kann.“, erklärte Misha Aslikian aus Georgien nach dem viertägigen Kurs mit Angela Starovoitova und Olena Kashkarova. „In den postsowjetischen Staaten ist die Kluft zwischen Regierung und Bürgerinnen und Bürgern sehr gross. Diese Methode einer gewaltfreien Kommunikation bietet mir Strukturen, um den Austausch zu erleichtern.“
Ein Grundprinzip der NVC-Methode ist das sogenannte Bedürfniskonzept. Wir alle haben Bedürfnisse, die wir gerne erfüllen möchten, zum Beispiel den Wunsch nach Anerkennung oder Intimität. Um das zu erreichen, verfolgen wir eine Strategie. Im Fall von Intimität könnte die Strategie sein, nach einem Partner zu suchen. Im Fall von Anerkennung ist es vielleicht unsere Arbeit. Die Gefahr liegt darin, Strategie und Bedürfnis verwechseln. Letztlich wird dann die Partnersuche oder eine Beschäftigung zum Hauptziel.
„Wenn Bedürfnis und Strategie miteinander verschmelzen, ist das Konfliktpotenzial sehr hoch.“, sagt Kashkarova. Andererseits eröffnen sich uns unzählige Möglichkeiten, wenn wir lernen, zwischen ihnen zu unterscheiden und die Bedürfnisse erkennen, die gewissen Gefühlen und Konflikten zugrunde liegen. „Wenn Sie Ihr Bedürfnis kennen, können sich hunderte Möglichkeiten ergeben, es zu erfüllen. Sie können es also erfüllen, auch wenn eine bestimmte Strategie fehlschlägt. Es geht darum, Freiheit und Kreativität zu entdecken.“
Die Teilnehmerin Yana Sieraia aus der Ukraine erfuhr, wie dieses Verständnis zur Lösung von Konflikten beitragen kann. „Mit dieser Methode habe ich gelernt, meine Gefühle und Bedürfnisse zu verstehen, bevor ich etwas zu einer anderen Person sage. Ich habe sie bereits in meiner Familie eingesetzt. Mein Sohn und meine Mutter hatten sich zerstritten. Ich habe mit beiden am Telefon gesprochen und ihre Worte als Gefühle und Bedürfnisse formuliert. Später haben sie mir berichtet, dass das Problem jetzt aus der Welt sei. Dies ist nur eine unbedeutende Situation, aber ich wollte diese Methode gern zuerst innerhalb meiner Familie nutzen. Wenn man sich selbst besser versteht, ist es auch einfacher, mit anderen zu kommunizieren.“