Initiatives for Land, Lives, Peace beim UN-Klimagipfel in Kattowitz
ILLP Dezember 2018
19/02/2019"Wir tun nicht genug, um einen unwiderruflichen und katastrophalen Klimawandel zu verhindern...Dies ist die Herausforderung, an der die Führungspersonen unserer Generation gemessen werden." Mit diesen Worten eröffnete UN-Generalsekretär Antiono Guterres im Dezember 2018 den UN-Klimagipfel in Kattowitz (Polen). Die Mitglieder der Delegation von Initiatives for Land, Lives, Peace (ILLP), Irina Fedorenko, Patrick Worms, Rishabh Khanna und Alan Channer, nahmen als Beobachter und technische Experten am Event teil.
Der Winter in Kattowitz riecht leicht süsslich nach feuchtem Smog. 80% aller Privathaushalte der Europäischen Union, die mit Kohle heizen, befinden sich in Polen. Es gab Erstaunen darüber, dass ein Weltklimagipfel in einem Land abgehalten wurde, dessen Energiepolitik den Klimawandel ignoriert. Trotzdem hiess die polnische Regierung die 30 000 Delegierten der Konferenz herzlich willkommen und das Event war sehr gut organisiert.
"Denken Sie an jenen Abend 2015 [in Paris] zurück", sagte der Präsident des Gipfels, der polnische Staatssekretär Michal Kurtyka. "Wir kamen in Paris überein, zu handeln, aber wir waren uns nicht einig darüber, wie wir handeln würden. In Kattowitz geht es um ein Abkommen über eine Reihe von Richtlinien, um ein weltweites, gerechtes und transparentes Handeln zu ermöglichen. Der Geist von Paris herrscht auch hier. Lassen Sie uns seiner würdig erweisen."
Spannungen kamen beim Gipfel auf, als die USA, Russland, Saudi Arabien und Kuwait erklärten, sie würden die Empfehlungen des regierungsübergreifenden Panels zum Klimawandel lediglich "zur Kenntnis nehmen" und nicht "annehmen". Dieser Bericht beruft sich bei seinen Schlussfolgerungen auf 6000 wissenschaftliche Studien.
UN-Generalsekretär Antonio Guterres griff erneut ein und wies alle eindringlich darauf hin: "Diese Gelegenheit verstreichen zu lassen, bedeutet, unsere letzte Chance aufs Spiel zu setzen, den unaufhaltsamen Klimawandel zu stoppen. Dies wäre nicht nur unmoralisch, es wäre glatter Selbstmord!" Europa und viele Entwicklungsländer reagierten positiv und versprachen, ihr bisheriges Engagement zur Reduzierung des Treibhauseffeks zu verstärken, um einen durchschnittlichen Anstieg der Temperaturen weltweit um weitere 1.5°C zu verhindern.
Es wurde sehr deutlich, dass effektive Dialoge und der Aufbau von Beziehungen auf allen Ebenen notwendig ist. Der Mangel an Vertrauen zwischen der nördlichen und südlichen Hemisphäre bleibt bestehen. Als positiv kann die Tatsache bewertet werden, dass Länder, die bislang über bestimmte Themen nicht sprachen, wie z.B. Indien und Pakistan, sich über den Klimawandel austauschen.
Das ILLP-Team sprach im Pavillon der Afrikanischen Entwicklungsbank vor vollen Reihen zum Thema "Vertrauen - einn wesentlicher Faktor für ertragreiche Landschaften und Klimaresilienz".
In ihrer Einführung sprach Louise Brown aus Namibia, Koordinatorin des Africa Climate Change Fund, über ihre persönlichen Erfahrungen beim Caux-Dialog über Land und Sicherheit, dessen bunte Teilnehmermischung - Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftler, politische Entscheidungsträgerinnen und -träger, Landwirtinnen, Landwirte, Grassroot-Aktivistinnen und -Aktivisten, Glaubensführende, Wirtschaftsfachleute, Friedensaktivistinnen und -aktivisten - die sie dort getroffen hatte und die diesen Dialog in ihren Augen "einzigartig" macht.
Wir sprachen über gemeinschaftsorientierte Ansätze in Afrika, um durch die Verwaltung von Bäumen in Wäldern und landwirtschaftliche Nutzflächen grosse Mengen an Kohlendioxyd aus der Luft zu binden, die Rolle neuer Technologien, wie Dronen, die Mangroven in Myanmar pflanzen, und die Rolle neuer finanzieller Mechanismen, um notwendige Investitionen zur Wiederaufforstung aufzutun.
Viele Fragen wurden gestellt, darunter von einem Mexikaner, wie Vertrauen zwischen Menschen von aussen und Eingeborenen aufgebaut werden könne. Wir wiesen darauf hin, wie wichtig es sei, dass diejenigen von aussen in ihren Beziehungen mit eingeboren Gemeinschaften "Vertrauen verkörpern".
Louise Brown dankte am Schluss des "inspirierenden" Events dem ILLP-Team und dem Caux-Dialog über Land und Sicherheit (CDLS).
Carl Pendragon, Geschäftsführer von Skymining und Teilnehmer des letztjährigen CDLS, sprach später bei einem Event, das von der Global Environment Facility geleitet wurde und an dem ILLP ebenfalls teilnahm. "Das Problem mist nicht der Klimawandel", sagte er. "Es ist das Symptom eines tieferen Problems - einer spirituellen Krise." Pendragon erklärte, Lösungen müssten nicht nur im Bereich technischer Innovationen gesucht werden, sondern auch in menschlichen Einstellungen und menschlichem Verhalten.
Irina Fedorenko, Leiterin des Caux-Dialogs über Land und Sicherheit, über ihre Eindrücke:
COP24 in Polen war anders als die COPs in Paris, Marrakesch und Bonn. Die Stimmung schwankte zwischen blindem Optimismus und Verzweiflung. Sie haben in den Medien vielleicht über Länder gelesen, die sich nicht einig waren, ob sie den Bericht über das mögliche Szenario einer Erderwärung um 1.5 - 3 Grad "annehmen" oder "zur Kenntnis nehmen". Zahllose zivile Organisationen, junge Menschen sowie Aktivistinnen und Aktivsten brachten darüber ihre Zorn zum Ausdruck; Und das ist auch gut so. Wir wissen jetzt, dass wir einer Erderwärmung um 1°C engegengehen, was sich in der Zunahme von Überschwemmungen, Zykonen, Schneestürmen und Waldbränden erkennen lässt. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind deutlich, doch wir müssen frustriert mitansehen, wie die Welt, während sich Politikerinnen und Politiker darüber streiten, welches Wort am treffendsten ist, unter den Konsequenzen eines katastrophalen extremen Wetters leidet.
(…)
Aus unserer Sicht als Vertreterinnen und Vertreter des Caux-Dialogs über Land und Sicherheit ist Vertrauen der einzige gemeinsame Faktor, um die Klimaziele zu erreichen und mutige Lösungen umzusetzen. Vertrauen zwischen Menschen resultiert in einer besseren Regierungsführung, besserem Landmanangement und führt letztendlich zu erfolgreichem Handeln. Vertrauen macht es Hirtinnen und Hirten möglich, ein nachhaltiges Rotationssystem beim Grasen zu akzeptieren, ermöglicht Gemeinschaften den Erhalt ihrer Wälder, Landwirtinnen und Landwirten die Übernahme von Agroforstmethoden und Regierungen die Umsetzung internationaler Multi-Stakeholder-Projekte, wie beispielsweise der Grossen Grünen Mauer.
ILLP organisiert gemeinsam mit Initiativen der Veränderung Schweiz, der UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) und der Internationalen Weltnaturschutzunion (IUCN) den Caux-Dialog über Land und Sicherheit.
Der Caux-Dialog über Land und Sicherheit 2019 findet vom 27. - 30. Juni 2019 in Caux statt.