1975: Conrad Hunte – "Sei mutig!"
Von Michael Smith
11/07/2021
Der westindische Cricketspieler Conrad Hunte war in den Jahren nach seinem Rücktritt vom Profi-Kricket im Jahr 1967 eine vertraute Figur in Caux. So sehr, dass er einmal zugab, dass er sich damit abfinden musste, nicht jedes Mal, wenn er ankam, wie eine Berühmtheit begrüsst zu werden.
Der aus Barbados stammende Conrad war Vizekapitän und erster Schlagmann der westindischen Cricketmannschaft, als diese Weltmeister wurde. Während der Australien-Tournee 1960-61 hielt er eine Radioansprache in Adelaide. Er schloss: "Ich hoffe, viel zu den weltweiten Bemühungen beizutragen, Liebe zu säen, wo es Hass gibt, Frieden zu schaffen, wo es Krieg gibt und Licht zu verbreiten, wo Dunkelheit herrscht."
Ich hoffe, viel zu den weltweiten Bemühungen beizutragen, Liebe zu säen, wo es Hass gibt, Frieden zu schaffen, wo es Krieg gibt und Licht zu verbreiten, wo Dunkelheit herrscht.
Er erhielt daraufhin viele anerkennende Briefe von Zuhörerinnen und Zuhörern, aber er fühlte sich als Heuchler, wie er später in seiner Autobiografie Playing to win schrieb. Seine christlichen Überzeugungen hielten ihn nicht davon ab, "Frauen zu meinem Vergnügen auszubeuten" und Kricket "für Ruhm und Reichtum" zu nutzen.
Das nächste Testspiel fand in Melbourne statt, wo ein begeisterter Kricket-Fan, Jim Coulter, ihn einlud, The Crowning Experience, einen Film der Moralischen Aufrüstung (MRA, jetzt Initiativen der Veränderung), zu sehen, der die Geschichte der afroamerikanischen Pädagogin Mary McLeod Bethune darstellt.
Nach dem Film sagte Conrad: „Ich spüre, dass wir [Barbados] vielleicht unsere Unabhängigkeit bekommen. Doch wer auch immer die Bitterkeit, die von der Sklaverei übrig geblieben ist, nutzen kann, wird schliesslich die Verantwortung für mein Land übernehmen.“ Jim Coulter schrieb: „Mit diesem Film entdeckte Hunte zum ersten Mal etwas, das diese Bitterkeit überwinden konnte. Er beschloss, Bethunes Ansatz auszuprobieren und in der Stille auf Gottes Führung zu hören.“
Zu Ostern machte Conrad seinen ersten Besuch in Caux. Das Wochenende „war, als ob sich das Fenster zu einer neuen Welt öffnete," schrieb er. „Am Karfreitagabend übergab ich mein Leben Gott und fragte ihn in der Stille meines Herzens, was ich tun sollte.“ Sein erster Schritt war, seinem Vater Geld zurückzugeben, das er gestohlen hatte, und dem West Indies Cricket Board of Control den Betrag rückzuerstatten, den er sich bei seinen Spesenabrechnungen ermogelt hatte.
Sein vorzeitiger Rücktritt vom Cricket wurde durch zwei Faktoren ausgelöst: eine Knieverletzung, die ihn für sechs Monate hinderte, Sport zu treiben, und die aufziehende Sturmwolke des Rassenhasses in Grossbritannien, wo er seit 1956 lebte, und in der ganzen Welt.
Er befürchtete, dass andere Schwarze ihn als Onkel Tom betrachten würden, während eine Aufforderung an weisse Britinnen und Briten, sich zu ändern, auf "heftigen Widerstand" stossen würde. Als er eine Strasse in Mayfair hinunterging, hatte er den zwingenden Gedanken, nach oben zu schauen. Dort an der Wand war eine Bierwerbung: "Take Courage" (Sei mutig). Er ging in die gegenüberliegende Kirche und „nahm auf den Knien den Auftrag an, mich mit anderen dafür einzusetzen, dass rassistische Gewalt in Grossbritannien verhindert werde.“
Er ging in die gegenüberliegende Kirche und „nahm auf den Knien den Auftrag an, mich mit anderen dafür einzusetzen, dass rassistische Gewalt in Grossbritannien verhindert werde.“
Als Martin Luther King 1968 ermordet wurde, erwartete die Polizei grosse Unruhen in Notting Hill, London, und anderswo. Als sie ausblieben, schrieben die örtlichen Behörden dies zum Teil den Begegnungen von Black-Power-Mitgliedern mit Hunte und seinen MRA-Kollegen in den Monaten zuvor zu.
Huntes Kampagne führte ihn in 33 britische Städte, bevor er in die USA eingeladen wurde, um dort in Sachen Rassenbeziehungen mitzuwirken. In Roanoke (Virginia) lernte er 1979 Patricia (geb. Wilson) kennen. Sie trafen sich im darauffolgenden Jahr in Caux wieder. Sie heirateten 1982 auf der Farm ihrer Eltern in Cascade und lebten anschliessend in Atlanta, wo Patricia TV-Nachrichtensprecherin wurde. Sie bekamen drei Töchter. 1992 zog die Familie nach Südafrika, wo Conrad Jugendliche in armen Gemeinden im Cricket trainierte und sich für Versöhnung einsetzte.
Im Jahr 1999 kehrte Hunte nach Barbados zurück. Dort wurde er zum Ritter geschlagen und Präsident der Barbados Cricket Association.
Bei einem Besuch im australischen Sydney erlitt er im selben Jahr einen Herzinfarkt, während er mit Jim Coulter Tennis spielte. Er starb im Alter von 67 Jahren. Bei seiner Beerdigung sagte Ali Bacher, Leiter des Cricketverbandes in Südafrika: „Tausende und Abertausende von jungen Südafrikanerinnen und Südafrikaner wurden durch seinen Einfluss zu besseren Menschen."
Tausende und Abertausende von jungen Südafrikanerinnen und Südafrikaner wurden durch seinen Einfluss zu besseren Menschen
- Lesen Sie mehr über Conrad Hunte
- Entdecken Sie den Artikel Healing the wounds of history by Conrad Hunte
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Sehen Sie einen Filmauszug mit Conrad Hunte (from 26"47') aus Choice for an impatient world (1977)
Sehen Sie ein Interview mit Conrad Hunte in Chapter and Verse (1976)
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Diese Geschichte ist Teil unserer Serie "75 Jahre der Geschichten" über Menschen, die durch Caux eine neue Richtung und Inspiration für ihr Leben gefunden haben - eine Geschichte für jedes Jahr von 1946 bis 2021. Wenn Sie eine Geschichte kennen, die sich für diese Serie eignet, leiten Sie Ihre Ideen bitte per E-Mail an John Bond oder Yara Zhgeib. weiter. Wenn Sie mehr über die Anfangsjahre von Initiativen der Veränderung und das Konferenzzentrum in Caux erfahren möchten, klicken Sie bitte hier und besuchen Sie die Plattform For A New World.
- Alle Fotos ausser C. Hunte beim Kricketspiel: Initiativen der Veränderung (Foto oben: Dickie Dodds, Conrad Hunte, Brian Boobbyer, 1962)
- Fotos Kricket: Playing to win, Conrad Hunte, Hodder and Stoughton, London 1971
- Video: Kapitel und Verse, Initiativen der Veränderung
- Video: Eine Entscheidung für eine ungeduldige Welt, Initiativen der Veränderung
- *"Courage" ist auch der Name einer Biermarke
- Korrekturlesung: Maya Fiaux