In zukünftiges Leben auf der Erde investieren
Caux-Dialog über Land und Sicherheit 2019
17/08/2019
„Wie fühlt es sich an, das letzte Breitmaulnashorn zu sein?“. Diese Frage stellte Alan Laubsch, Gründer von EarthPulse, die Teilnehmenden des Caux-Dialogs für Land und Sicherheit (CDLS) am dritten Veranstaltungstag. „Eure Familie wurde umgebracht. Eure Freunde sind tot. Ihr habt niemanden mehr zum Spielen. Ihr wacht einfach allein auf.“ Laubsch glaubt, nun sei die beste Zeit gekommen, in der entscheidende Massnahmen zu einer für die Erde positiven Wirtschaft führen köntnen, die die Welt besser macht als je zuvor.
Schwerpunkt des Tages war natürliches, soziales, geistiges und menschliches Kapital. Louise Brown, die für Klimafinanzierungen bei der Afrikanischen Entwicklungsbank zuständig ist, sprach über ihre Arbeit an einem Mechanismus für Investitionen für Anpassung und Resilienz, der durch den letztjährigen CDLS inspiriert wurde. Durch diesen Mechanismus wäre es möglich, Kakaobäuerinnen und -bauern in Afrika für landwirtschaftliche Praktiken zu bezahlen, die Klimagefahren reduzieren, ihre Existenzgrundlage verbessern und Treibhausgase eindämmen. Die Bank entwickelt bereits einen Rahmen für Feldwaldbau und Mangroven und sucht nach Investorinnen und Investoren aus der Privatwirtschaft, um das Projekt zur Marktreife zu führen.
Alan Laubsch begrüsste den Plan für Investitionen im Bereich der Anpassung. Dabei hob er hervor, die Gesundheit von Ökosystemen sei deutlich mehr wert als abstrakte Finanzmärkte. So könnten beispielsweise Mangrovenwälder extremen Wetterbedingungen standhalten, Nahrungsquellen für Fische erweitern, Toxine aus dem Wasser filtern, Treibhausgase in grossem Umfang binden sowie eine einzigartige Biodiversität unterstützen.
Er sprach über den weltweit ersten kohlenstoffgesicherten Token von Lykke Exchange, einem Schweizer Blockchain-Startup, und sagte, solche Technologien hätten effiziente Wege entwickelt, um Werte zu schaffen, Transparenz umzusetzen, Resilienz aufzubauen und Mittelsmänner zu umgehen. Als weiteres Beispiel nannte er CedarCoin, das es der libanesischen Diaspora ermöglicht, das Ökosystem in ihrem Heimatland zu renaturieren.
Der Gründer von Earthbanc und Liquid Token, Tom Duncan, kam zum ersten Mal 2009 als Caux Scholar nach Caux und trug zur Entwicklung des CDLS bei. Er sprach über die Fortschritte, die seit dem CDLS 2018 durch die Kooperation mit Alan Laubsch, Skymining und FlowX gemacht wurden. Liquid Token ermöglicht die Ausgabe von Tokens, die eine Zahlung für Ökosystemleistungen wie beispielsweise CedarCoin, Mangroves Trees und Living Root Bridges in Meghalaya darstellen. Liquid Token bietet diese Technologie kostenlos Unternehmen an, die sich für die Renaturierung von Land und Wasser engagieren.
Skymining, dessen Gründer am CDLS 2018 teilnahmen, entwickelt Lösungen für erneuerbare Energien, die grosse Mengen von Kohlenstoff im Boden binden, biodiverse Pflanzen für die Ernährung anbauen und Biomassebriketts als Ersatz für Kohle produzieren. Durch die Entwicklung von Tokens für Energiebriketts kann jeder weltweit die Initiative unterstützen und zur Sicherung von Lebensmittel-, Wasser- und Energiesystemen in Afrika, Indien und Südamerika beitragen.
Bei Earthbanc handelt es sich um die erste Finanzplattform, die die Bedürfnisse globaler ESG-Investoren (Environment, Social, Governance = Umwelt, Soziales, Regierungsführung) mit grünen Anleihen und Anleihen für die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung bedient und dabei Sicherheit, Prüffähigkeit und geringe Kosten der Blockchain bietet. ESG ist weltweit die am schnellsten wachsende Investmentkategorie und beläuft sich derzeit auf 20 Billionen Dollar. Tom Duncan glaubt, dies könne der Schlüssel für das Abwenden einer Klimakatastrophe sein. Er arbeitet mit einem breiten Bündnis von Initiativen für Land, Leben und Frieden (ILLP) zusammen, um zu erarbeiten, wie eine globale Zertifizierungsinstanz für die Bewertung von Ökosystemleistungen aussehen könnte.
Im Anschluss beschrieb Melinda Woolf, Gründerin von The Future of Humanity, ihre Arbeit, um Investitionen in die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung zu beschleunigen. Sie hob hervor, Investitionen in nachhaltige Pflanzen würden eine milliardenschwere Industrie mit signifikanten sozialen und ökologischen Vorteilen schaffen. Sie sprach weiterhin über ihre Vision, konventionelle Kunststoffe durch Bioplastik zu ersetzen, um das Plastikproblem in den Meeren zu lösen. Ausserdem unterstützt sie Wirtschaftsmodelle, bei denen Bäuerinnen und Bauern zusammenarbeiten, um Produkte herzustellen und Leistungen zu erbringen, die weder der Umwelt noch dem Wasser schaden.
Zum Abschluss ergriff Chau Tang-Duncan von Earthbanc das Wort. Sie sprach darüber, wie sie eine humanere Seite bei Investitionen und Bankgeschäften entdeckte. In ihrer früheren Position als Handelskommissarin für saubere Energie und Umwelt (ASEAN) und Investmentleiterin bei UK Trade & Investment (UKTI) war sie in umfangreiche Mangrovenrenaturierungsprojekte entlang der vietnamesischen Küste involviert. Mangroven schützen Häuser, wichtige Infrastrukturen und bewirtschaftetes Land vor Versalzung durch Sturmfluten, Zyklone und Tsunamis. Bei UKTI leitete sie eine Investition von 500 Mio £ in die britische Infrastruktur, erneuerbare Energien sowie Forschung und Entwicklung.
Die Finanzwirtschaft und bessere Technologien könnten nur einen bestimmten Beitrag leisten, schlussfolgerte Tang-Duncan. Man brauche menschliches Engagement, Kooperation und müsse auf die leise Stimme des Gewissens hören, um Durchbrüche in scheinbar ausweglosen Situationen wie der Klimakrise zu erzielen.
Text: Rishabh Khanna, Vorstandsmitglied von Initiativen für Land, Leben und Frieden
Fotos: Leela Channer