1974: Vendela Tyndale-Biscoe – "Ein Leben, das du dir nie erträumt hättest"
Von Mary Lean
07/07/2021
Als die schwedische Schauspielerin, Vendela Tyndale-Biscoe (geborene Lofgren), im Dezember 1974 nach Caux kam, hatte sie alles, was sie sich jemals gewünscht hatte. Im selben Jahr, im Alter von 24 Jahren, hatte sie einen festen Vertrag mit einem der grössten Theater Schwedens unterschrieben. Aber dennoch fühlte sie sich "innerlich tot".
Vendela hatte ihr Bühnendebüt als 12-Jährige gegeben, vier Jahre nachdem ihr Vater an einer erblichen Nierenkrankheit gestorben war. „Ich erlebte, wie schön es ist, Menschen zum Lachen zu bringen und Applaus zu ernten," sagte sie. „Ich wusste: das war es, was ich wollte.“
Ich erlebte, wie schön es ist, Menschen zum Lachen zu bringen und Applaus zu ernten. Ich wusste: das war es, was ich wollte.
Sie begann, ihre eigenen Lieder in Rockclubs zu singen. Aber sie erzählte ihrer Mutter nichts von Alkohol, Drogen und destruktiven Beziehungen, in die sie immer tiefer hineingezogen wurde, als sie die Schule beendete und auf die Schauspielschule ging.
Zu Weihnachten 1974 hatte sie nach einer religiösen Erfahrung, die sie zum christlichen Glauben ihrer Kindheit zurückführte, mit den Drogen aufgehört. Sie hatte sogar - bei einem früheren Besuch in Caux 1971 - die "gläserne Wand" zwischen ihr und ihrer Mutter zerbrochen, indem sie ihr von den Drogen erzählte. Ihre Mutter hatte die Bombe mit unerwarteter Gelassenheit aufgenommen. Vendela fühlte sich nach dieser Erfahrung "frei wie ein Vogel".
Trotzdem hatte sie drei Jahre später das Gefühl, ihr Leben sei nicht lebenswert. Ihre Arbeit war anstrengend und ihr neuster Freund wurde Alkoholiker. „Ich dachte, ich könnte genauso gut sterben.“ Sie ging zurück nach Caux, auf der Suche nach "der einzigen Hoffnung, die ich bisher im Leben gesehen hatte."
Bei ihrer Ankunft wurde sie gebeten, eine Rolle in einem Theaterstück zu übernehmen - und lehnte ab, weil sie Skifahren gehen wollte. Als sie feststellte, dass der Skilift nicht funktionierte, lenkte sie ein.
Sie war die einzige Frau in der Besetzung und die Proben waren öffneten ihr die Augen. „Ich spürte, dass die Männer, mit denen ich arbeitete, mich einfach dafür liebten, wie ich war. Es gab keinen Grund zu flirten.“ Sie erkannte, dass dies das Leben war, das sie sich wünschte.
„Ich beschloss, nicht mehr zu versuchen, mich beliebter zu machen, nicht mehr zu denken, dass ich mit jedem Freund schlafen müsste, keinen Alkohol mehr zu trinken und mit jedem, besonders in der Theaterwelt, offen darüber zu sprechen, was ich mir vorgenommen hatte. Es war wie ein Abschied von meiner Karriere.“
Sie kehrte als "neuer Mensch" zu ihrer Arbeit zurück und stellte zu ihrer Überraschung fest, dass ihre Kolleginnen und Kollegen ihre Werte respektierten, weil sie diese vorlebte, anstatt andere zu belehren. Im nächsten Sommer gab sie ihren Vertrag auf, um mit Initiativen der Veränderung (IofC) zu arbeiten.
Sie stellte zu ihrer Überraschung fest, dass ihre Kolleginnen und Kollegen ihre Werte respektierten, weil sie diese vorlebte, anstatt andere zu belehren.
Das erste Jahr war hart. Sie begann in Grossbritannien, wo sie in eine tiefe Depression verfiel - verursacht, so glaubte sie, durch eine Quecksilbervergiftung nach einer Zahnoperation. Als sie vier Monate später nach Schweden zurückkehrte, erlitt sie einen leichten Nervenzusammenbruch. In Kanada gewann sie wieder festen Boden unter den Füssen und stand vor der Entscheidung, ob sie ihre Schauspielkarriere wieder aufnehmen sollte.
„Ich schloss mich in mein Zimmer ein, um mit Gott zu sprechen,“ sagte sie. Sie hatte einen klaren Gedanken: „Wenn du mir das Theater übergibst, auch auf die Gefahr hin, nie wieder Theater zu spielen, verspreche ich dir ein Leben, das du dir nie erträumt hättest.“ Als ihr vom Theater in Schweden eine Rolle angeboten wurde, lehnte sie ab.
Diese Entscheidung führte sie in den nächsten Jahrzehnten nach Afrika, Indien, Russland und in andere Teile Europas, wo sie oft in Stücken mitwirkte, die das Publikum herausforderten, ihr Leben und ihre Werte zu überdenken. Im Jahr 1980 heiratete sie Philip Tyndale-Biscoe, einen englischen Schauspieler, der 1974 in Caux mitgespielt hatte. Nach 11 Jahren in Grossbritannien und internationalen Reisen liessen sie sich 1992 in Schweden nieder.
Philip und Vendela traten viele Male zusammen in Caux und anderswo auf, darunter auch mit zwei eigenen Stücken - Let's Talk Turkey (über drei Weihnachtsfeste, zwei Menschen und ein Bücherregal) und Stalling Between Two Fools (eine Taschenrevue, die überall aufgeführt werden kann).
Nicht lange nachdem sie ihr Leben voll IofC gewidmet hatte, entdeckte Vendela, dass sie die Nierenkrankheit geerbt hatte, an der ihr Vater gestorben war. Sie beschloss: "Von nun an werde ich jeden Tag so leben, als ob es mein letzter wäre.“ Sie starb 39 Jahre später, im Jahr 2018.
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Vendela singt "I've dropped the charge", 2013
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Diese Geschichte ist Teil unserer Serie "75 Jahre der Geschichten" über Einzelpersonen, die durch Caux eine neue Richtung und Inspiration für ihr Leben gefunden haben - eine Geschichte für jedes Jahr von 1946 bis 2021. Wenn Sie eine Geschichte kennen, die sich für diese Serie eignet, leiten Sie Ihre Ideen bitte per E-Mail an John Bond oder Yara Zhgeib. weiter. Wenn Sie mehr über die Anfangsjahre von Initiativen der Veränderung und das Konferenzzentrum in Caux erfahren möchten, klicken Sie bitte hier und besuchen Sie die Plattform For A New World.
- Foto Portrait: For a New World
- Foto Nordic Revue: Tone Nelson
- Alle weiteren Fotos: Philip Tyndale-Biscoe
- Foto oben: Mit Philip in 'Stalling between two fools', 1996-97
- Korrekturlesung: Maya Fiaux