1971: Kanonikus Wi Te Tau Huata: „Es war, als ob eine riesige Last von meinen Schultern genommen würde.“!

Von Campbell Leggat

28/06/2021
Canon Huata at Caux in national costume square

 

Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums von Caux im Jahr 1971, kamen 124 Menschen aus Australasien und dem Pazifik, darunter auch eine Gruppe von Māori aus Neuseeland, mit einem Charterflugzeug in die Schweiz. Der Flug entlang der Küste Italiens wühlte den Leiter der Maori-Delegation, Kanonikus Wi Te Tau Huata, besonders auf.

Canon Huata during the war as padre, credit: Harris album
Als junger Padre während
des Krieges

Huata war Kaplan des 28. Māori -Bataillons gewesen, das während des Zweiten Weltkriegs in Italien, vor allem in der Nähe von Monte Casino, schwere Verluste erlitten hatte. Huata hatte die Trauerfeier für jeden gefallenen Māori geleitet.

Als die Gruppe in Caux ankam, gab eine der Gastgeberinnen der Konferenz, Fulvia Spoerri, den Neuankömmlingen eine Einführung in das Konferenzzentrum. Sie schloss mit den Worten: "Ich bin Deutsche, viele meiner Generation nennen sich Europäer bz. Europäerinnen. Wir schämen uns für den Preis, den Ihre Länder auf der anderen Seite der Welt für unser Handeln im Zweiten Weltkrieg bezahlt haben. Wir bitten Sie nicht das zu vergessen, aber wir bitten Sie um Vergebung.“

Kaum war das Treffen beendet, stürmte Huata hinaus. „Das war einer der schlimmsten Momente, die ich je erlebt habe“, sagte er zu einem Freund, der ihn fragte, was los sei. „Ich wurde an all die Freunde erinnert, die ich in Italien begraben habe, und an mein Gebet in jenen Tagen: Gott, vernichte Hitler und lass die Deutschen vom Angesicht der Erde verschwinden.''

„Was wollen Sie jetzt tun?“, fragte der Freund.

„Ich muss mich bei der Dame entschuldigen“, antwortete Huata. „Ich bin all diese Jahre Priester gewesen und habe diesen Hass in meinem Herzen getragen.“ Bevor er nach Caux aufbrach, hatte ihn seine Frau gefragt: „Was wirst du tun, wenn du Deutsche triffst?“ Seine Antwort war, dass er abwarten würde, bis es passiere.

 

Canon Huata at Caux in national costume
Canon Huata in Nationaltracht in Caux

 

In diesem Moment ging Fulvia Spoerri vorbei und Huata hielt sie an und bat sie um Verzeihung. „Dies verursachte einen wahren Sturm in mir und ich hatte eine unruhige Nacht“, sagte er später. "Am nächsten Morgen erzählte mir mein Zimmerkollege, dass er den Eindruck gehabt hätte, als würde er das Zimmer mit einem Wal teilen!"

Am nächsten Morgen bat er um eine Chance, vom Podium aus zu sprechen und wiederholte seine Entschuldigung vor allen anwesenden Deutschen. „Ich sprach von Versöhnung und es war, als ob eine riesige Last von meinen Schultern genommen würde."

Ich sprach von Versöhnung and es war, als ob eine riesige Last von meinen Schultern genommen würde!

Ohne dass er es wusste, waren ehemalige Offiziere des deutschen Afrika-Korps anwesend und am Ende der Versammlung kamen sie, um ihm die Hand zu schütteln. Einige von ihnen waren nach Caux gekommen, um einen letzten Versuch zu unternehmen, schwierige Ehen zu heilen oder eine Verständigung mit ihren Kindern zu erreichen. Sie baten Huata, ihnen zu helfen.

 

Canon Huata at Caux with Dominic Athaide, Archbishop of Agra
Mit Dominic Athaide, Erzbischof von Agra

 

Nach dem Besuch in Caux besuchte Kanonikus Huata Nordirland, wo er den unverblümten loyalistischen Politiker Ian Paisley traf. Er erzählte ihm von der Freiheit von Bitterkeit, die er gefunden hatte, und von den neuen Freunden, die er unter ehemaligen Feinden gefunden hatte.

Er besuchte auch den Abt des Zisterzienserordens in Portglenone. Dort sprach er über die Bitterkeit, die er gegenüber den Katholiken gehegt hatte. "Mein ältester Sohn heiratete eine Katholikin und ich habe ihm nie verziehen, bis ich in Caux sah, dass Liebe deinen Nächsten auch diejenigen einschliesst, die nicht in der anglikanischen Kirche sind!" Er hatte einen Entschuldigungsbrief an seinen Sohn und seine Schwiegertochter geschrieben und erhielt ihre liebevolle Antwort am Tag seiner Ankunft in Irland.

 

Image
Bei der Gedenkfeier in Monte Cassino

 

Bevor die Māori -Gruppe Europa verliess, besuchte sie Rom, wo sie am Gottesdienst von Papst Paul VI. in Castel Gondolfo teilnahm. Sie wurden in das grosse Auditorium mit 5.000 Menschen nach vorne geführt. 

Nach dem Gottesdienst kam der Papst vom Podium herunter zu den Māori , die ihre traditionellen Umhänge und Stirnbänder trugen. Der Papst legte ihnen die Hände auf die Schultern und sagte: "Meinen Segen und besondere Grüsse an das Volk der Māori in Neuseeland". Er überreichte ihnen jeweils ein Medaillon. Huata überreichte sein Medaillon später seinem Sohn und seiner Schwiegertochter.

Der neuseeländische Botschafter in Rom hatte den Kanonikus in Italien während des Krieges kennengelernt. Er stellte ein Auto und einen Fahrer zur Verfügung, damit sie den 80 Meilen entfernten Kriegsfriedhof in Monte Casino besuchen konnten. Dort, mehr als 25 Jahre nach der Schlacht, hielt Huata einen Gedenkgottesdienst für all jene, die das "höchste Opfer" gebracht hatten, sowohl Freund als auch Feind.

 

 

Auszug aus der Waipatu Marae-Konferenz in Hastings, Neuseeland (Canon Huata links mit Canon Rangiihu), August 1975

 

________________________________________________________________________________

 

Diese Geschichte ist Teil unserer Serie "75 Jahre der Geschichten" über Einzelpersonen, die durch Caux eine neue Richtung und Inspiration für ihr Leben gefunden haben - eine Geschichte für jedes Jahr von 1946 bis 2021. Wenn Sie eine Geschichte kennen, die sich für diese Serie eignet, leiten Sie Ihre Ideen bitte per E-Mail an John Bond oder Yara Zhgeib. weiter. Wenn Sie mehr über die Anfangsjahre von Initiativen der Veränderung und das Konferenzzentrum in Caux erfahren möchten, klicken Sie bitte hier und besuchen Sie die Plattform For A New World.

 

Featured Story
Off
Event Categories
75 stories 75th anniversary

zum gleichen Thema

This is us square 8.png

75 Jahre Geschichten: Unser Team!

Als wir im Februar 2021 die Reihe 75 Jahre der Geschichten über 75 Jahre der Begegnungen im Konferenzzentrum von Initiativen der Veränderung in Caux starteten, hatten wir keine Ahnung, auf welches Abe...

Caux in snow 2021 credit Cindy Bühler

2021: Initiativen der Veränderung Schweiz – Die Türen von Caux für ein neues Kapitel öffnen

Unsere Serie von 75 Geschichten über 75 Jahren der Begegnungen im Konferenzzentrum von Initiativen der Veränderung in Caux neigt sich dem Ende zu. Die Präsidentin von Initiativen der Veränderung Schwe...

Aad Burger

2020: Aad Burger – Den Virus erwischt

Als Reaktion auf die Pandemie ging das Caux Forum 2020 erstmals online. Das Organisationsteam stellte fest, dass Caux dadurch für Menschen auf der ganzen Welt zugänglich wurde, die unter normalen Umst...

Marc Isserles 2017

2019: Marc Isserles – "Wir müssen die Kinder retten"

Beim Caux Forum 2019 präsentierte der Genfer Rechtsanwalt Marc Isserles eine bewegende One-Man-Show, die ein ergreifendes Kapitel der Geschichte des Caux Palace beschrieb....

Wael Broubaker climate actionist

2018: Wael Boubaker – "Der Klimawandel sollte äusserste Priorität sein"

Als der tunesische BWL-Student Wael Boubaker 2018 am Caux Peace and Leadership Programme (CPLP) teilnahm, erwartete er ausser einer schönen Landschaft eine Konferenz, die sich gut in seinem Lebenslauf...

Tanaka Mhunduru CPLP

2017: Tanaka Mhunduru – Ein Zuhause für die Welt

Tanaka Mhunduru aus Simbabwe ist einer der Organisatoren des Caux Peace and Leadership Programme (CPLP), einem einmonatigen Programm für junge Menschen aus der ganzen Welt. Er nahm 2017 zum ersten Mal...

Diana Damsa Winter Gathering 2016

2016: Diana Damsa – "Es gab mir das Gefühl, etwas beitragen zu können."

Die Winterbegegnungen 2016 war für Diana Damsa eine besondere Erfahrung – nicht nur, weil sie Caux im Winter erlebte, sondern auch, weil sie zum ersten Mal seit acht Jahren keine Verantwortung hinter ...

Philippe and Liseth Lasserre

2015: Lisbeth Lasserre – "Der Reichtum der Kunst"

Lisbeth Lasserre stammt aus Winterthur, wo ihre Grosseltern, Hedy und Arthur Hahnloser, in ihrem Haus, der Villa Flora, eine private Kunstsammlung aufgebaut hatten. Zu ihren Künstlerfreunden gehörten ...

Catherine Guisan

2014: Catherine Guisan – Damit Europa kein unvollendeter Traum bleibt

Catherine Guisan ist ausserordentliche Gastprofessorin an der Universität von Minnesota, USA und hat zwei Bücher über die ethischen Grundlagen der europäischen Integration geschrieben. Im Jahr 2014 hi...

Tom Duncan

2013: Tom Duncan – Wiederherstellung eines gesunden Planeten

2013 fand zum ersten Mal der Caux-Dialog über Land und Sicherheit (CDLS) in voller Länge statt. Die Dialoge sind eine Partnerschaft zwischen dem Programm Initiatives for Lands, Lives and Peace (ILLP),...

Merel Rumping

2012: Merel Rumping – Hinken mit Würde

Als Merel Rumping aus den Niederlanden 2012 zum ersten Mal nach Caux kam, hatte sie ein Ziel vor Augen: "Ich wollte herausfinden, wie ich durch meine berufliche Tätigkeit zu einer gerechteren Welt bei...

Lucette Schneider

2011: Lucette Schneider - Entscheidungen, die den Zauber von Caux ausmachen

Viele Jahre lang organisierte die Schweizerin Lucette Schneider das Team, das sich frühmorgens versammelte, um Gemüse für die Küche des Konferenzzentrums in Caux zu waschen, zu schälen und zu schneide...

Mohan Bhagwandas 2003

2010: Mohan Bhagwandas - Bewältigung der Integritätskrise

Mohan Bhagwandas ist sich seines ökologischen Fussabdrucks nur allzu bewusst. In den 13 Jahren von 2006 bis 2019 flog er 17 Mal von seiner Heimatstadt Melbourne (Australien) in die Schweiz, um an den ...

Rajmohan Gandhi 2011 Caux Forum Human Security

2009: Rajmohan Gandhi - Brücken zwischen Indien und Pakistan

25 angesehene Menschen aus Indien und Pakistan kamen 2009 nach Caux, um Brücken zwischen ihren Ländern zu bauen....

Iman Ajmal Masroor

2008: Learning to be a Peacemaker – "Die Augen gegenüber der Welt öffnen"

2008 wurde ein ungewöhnlicher Kurs über den islamischen Ansatz zur Friedensstiftung ins Leben gerufen, der von Imam Ajmal Masroor aus England entwickelt wurde. Der Koordinator des Kurses, Peter Riddel...