1958 - Angela Elliott: Schule in Caux
24/04/2021
Die 1950er und 1960er Jahre waren eine Zeit der Expansion für die Moralische Aufrüstung (MRA, jetzt Initiativen der Veränderung). Zahlreiche Teams arbeiteten damals in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg auf der ganzen Welt für Versöhnung und Frieden. Aufwändige Theaterstücke und Musical-Shows reisten um den Globus und in Lateinamerika, Indien, Japan und mehreren Ländern Afrikas wurden Konferenzzentren eingerichtet (siehe Unsere Geschichte).
Unter den hauptberuflichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern befanden sich auch Paare mit kleinen Kindern. Daher wurde in Caux eine Schule eröffnet, damit die Eltern bei Bedarf reisen konnten - manchmal auch auf andere Kontinente - und um den Kindern Stabilität und eine Schulbildung zu bieten. In einer Zeit, in der Flugreisen teuer und selten waren, sahen viele der Kinder ihre Eltern manchmal monate- oder sogar jahrelang nicht.
Es war ein grosses Opfer für Eltern und Kinder gleichermassen. Während einige der Kinder gute Erinnerungen an ihre Zeit in der Schule in Caux behalten haben, war es für andere eine sehr schwierige Zeit.
Mary Lean und Elisabeth Peters schreiben:
Angela Cook (später Elliott) kam 1958 im Alter von vier Jahren nach Caux. Sie verbrachte die nächsten fünf Jahre dort, während ihre Eltern mit der MRA in Deutschland, Asien und den USA arbeiteten. Sie war eines von etwa 40 Kindern, die zwischen 1955 und 1965 zu verschiedenen Zeiten in Caux lebten und eine kleine Chalet-Schule besuchten, die sich direkt den Berg hinauf oberhalb des Konferenzzentrums befand.
Für Angela wurde diese Trennung durch die "absolut zuverlässige Fürsorge" der jungen Engländerin Jill Dunn (später Loughman) gemildert, die sich um sie kümmerte. Für andere war diese Zeit sehr schwierig.
Was würde eine Mutter oder einen Vater dazu veranlassen, ein kleines Kind für einen so langen Zeitraum zu verlassen? Ein Teil der Antwort liegt in der Dringlichkeit der Aufgabe, die sie vor sich sahen.
Die meisten Eltern konnten sich an zwei Weltkriege erinnern, und es gab eine reale Angst vor einem dritten.
Angelas Mutter erzählte ihr später, sie habe geglaubt, dass ihre Arbeit helfen könnte, einen weiteren Krieg zu verhindern. Dies war eine starke Beweggrund für Menschen, die mit der Erfahrung eines Deutschlands unter Hitler aufgewachsen war.
Angelas Mutter erzählte ihr später, sie habe geglaubt, dass ihre Arbeit helfen könnte, einen weiteren Krieg zu verhindern.
John Bowlbys Arbeit über die psychologischen Gefahren der Trennung kleiner Kinder von ihren Müttern war zu dieser Zeit gerade erst bekannt geworden, und es ist unwahrscheinlich, dass die Eltern - oder die Lehrer, Lehrerinnen oder Betreuerinnen und Betreuer, allesamt Freiwillige - davon wussten. Die Eltern glaubten, dass sie ihre Kinder an einem sicheren Ort zurückliessen, wo sie eine gute Ausbildung erhalten würden, und dass sie diejenigen waren, die ein Opfer brachten, nicht ihre Kinder.
Und die meisten von Angelas Erinnerungen sind heiter: das Pflücken wilder Narzissen im Frühling, das Wandern und Picknicken im Sommer, das Einschlafen zum Klang von Kuhglocken, das Schlittenfahren auf der kurvenreichen Bergstrasse in der Nähe der Schule, das Fliegen durch eine strahlend weisse Landschaft auf ihren Skiern. In jenen Jahren fanden das ganze Jahr hindurch Konferenzen statt, und der Austausch mit Menschen aus aller Welt eröffnete den Kindern weite Horizonte.
Als Kind habe ich den Rhythmus dieser Tage nie in Frage gestellt. Erst später begann ich zu begreifen, was die lange Trennung für mich und meine Eltern bedeutete.
“Als Kind habe ich den Rhythmus dieser Tage nie in Frage gestellt”, sagt Angela. "Ich kannte nichts, womit ich ihn vergleichen konnte. Erst später begann ich zu begreifen, was die lange Trennung für mich und meine Eltern bedeutete."
Für andere Kinder war es schwerer. Die Abwesenheit ihrer Eltern, der häufige Wechsel der Bezugspersonen und die Anforderungen des Lebens in einem geschäftigen Konferenzzentrum warfen einen Schatten auf ihre Kindheit und ihr Leben als Erwachsene. Die Grenzen zwischen Zuhause und Schule waren verschwommen und sie verpassen die Erfahrung, zu jemandem nach Hause zu gehen, dem sie mehr bedeuteten als sonst jemandem.
Als Marion Porteous (geborene Manson) 2006 mit ihrem Mann und ihren erwachsenen Töchtern Caux besuchte, schrieb sie in das Gästebuch: "Trotz der wunderbaren Versöhnungsarbeit haben die Kinder gelitten. Vielleicht wird unsere Geschichte eines Tages gehört werden.”
2009 reagierte Caux Books auf diese Bitte mit der Veröffentlichung von Stories of the Caux School 1955-65, in der die Erinnerungen der Kinder, Mitarbeitenden und Betreuenden, die diese Jahre in Caux verbrachten, festgehalten sind - sowohl die freudigen als auch die schmerzlichen.
Erfahren Sie mehr über die Schule in Caux.
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Diese Geschichte ist Teil unserer Serie "75 Jahre der Geschichten" über Menschen, die in Caux waren - eine Geschichte für jedes Jahr von 1946 bis 2021. Wenn Sie eine Geschichte kennen, die sich für diese Serie eignet, leiten Sie Ihre Ideen bitte per E-Mail an John Bond oder Yara Zhgeib. weiter. Wenn Sie mehr über die Anfangsjahre von Initiativen der Veränderung und das Konferenzzentrum in Caux erfahren möchten, klicken Sie bitte hier und besuchen Sie die Plattform For A New World.
Fotos: Stories of the Caux School 1955-65, Caux Books, 2009