Die Caux Refuge: Bereit für den nächsten Schritt
06/03/2023
Der 24. Februar 2022 ist ein Tag, den viele von uns nicht vergessen werden und der das Leben vieler Menschen in ein "Vorher" und ein "Nachher" unterteilt hat. Seitdem haben Millionen von Vertriebenen ihre Heimat in der Ukraine auf der Suche nach einem sicheren Ort verlassen.
Initiativen der Veränderung Schweiz wollte helfen und beschloss, in ihrem Zentrum in Caux Unterkunft und Unterstützung anzubieten. Die Caux Refuge wurde ins Leben gerufen.
Der Caux Palace blickt auf eine lange Tradition zurück, wenn es darum geht, Menschen aus Konfliktgebieten einen sicheren Ort zu bieten. Während des Zweiten Weltkriegs diente es als Flüchtlingszentrum, bevor Initiativen der Veränderung das Gebäude mit dem Ziel erwarb, das Vertrauen zwischen den Menschen im Nachkriegseuropa neu aufzubauen.
Das Caux Refuge wurde in der Villa Maria neben dem Caux Palace untergebracht. Alina und ihre Mutter Liudmyla waren die ersten, die am 23. März 2022 in der Caux Refuge aufgenommen wurden. "Ich bin allen Mitgliedern der wunderbaren IofC- und Caux-Gemeinschaft so dankbar, die mit grosser Grosszügigkeit alles Lebensnotwendige mitgebracht haben - Hygieneartikel, Medikamente, Kleidung und Lebensmittel", erzählte Alina der ukrainischen Journalistin Anastasia Slyvinska, die die Kommunikationsabteilung der Stiftung unterstützte und ihren ukrainischen Landsleuten in Caux durch eine Reihe von Interviews eine Stimme gab.
Die Caux Refuge füllte sich schnell. Fünfunddreissig Ukrainerinnen und Ukrainer, darunter acht Familien mit Kindern, wohnten im Laufe des Jahres in der Villa Maria. Einige hatten eine direkte Verbindung zu IofC, andere wurden von Familienmitgliedern geschickt, die Caux kannten oder dem von IofC inspirierten Netzwerk Foundations for Freedom (F4F) angehörten. Für einige war Caux nur ein Ort, um innezuhalten, Kraft zu schöpfen und dann weiterzuziehen. Andere blieben das ganze Jahr über.
Unter ihnen befanden sich Menschen aus allen Gesellschaftsschichten - ein Politiker und seine Familie, eine Lehrerin und ihre Tochter, eine Krankenschwester.
Die Kinder integrierten sich schnell in das neue Leben. "Die Schule hier ist fantastisch. Sie haben eine spezielle Klasse mit fünf Jungen, einem Lehrer und einem Übersetzer organisiert", sagt Anatolii, Vater von drei Jungen im Teenageralter.
Die beiden Verbindungsbeauftragtinnen von IofC Schweiz, Ekaterina und Marina, halfen den Bewohnerinnen und Bewohnern der Caux Refuge, Französischunterricht zu nehmen ("Die Sprache ist entscheidend", sagt Oksana), sich für Praktika und Ausbildungen zu bewerben, das Sozialsystem in der Schweiz zu entdecken, die Schweizer Kultur und Bräuche kennenzulernen und an Autonomie zu gewinnen.
Seit jenem verhängnisvollen Tag im Februar 2022 ist ein Jahr vergangen und die Ukrainerinnen und Ukrainer des Caux Refuge sind weitergezogen. Bis auf eine Person haben alle die Villa Maria verlassen. Viele haben sich entschieden, in der Schweiz und in der Nähe von Caux zu bleiben.
Dieses letzte Jahr war nicht einfach. doch die Menschen des Caux Refuge sind nun bereit für die nächsten Schritte.
Wir wünschen ihnen alles Gute für diesen neuen Lebensabschnitt und sind dankbar, dass wir ihnen in dieser schwierigen Zeit helfen und einen sicheren Raum bieten konnten.
Danke
So viele haben uns im vergangenen Jahr geholfen und unterstützt,und wir sind jedem einzelnen von Ihnen dankbar. Diese Liste ist keineswegs vollständig, doch wir möchten einige derjenigen hervorheben nennen, die sich besonders für den Erfolg der Caux Refuge eingesetzt haben:
- Ekaterina, Horia, Fabian, Adrien, Myriam, Edna, Claude, Valentin, Nick und Stephanie von IofC Schweiz
- Véronique und Sylvie vom Verein der Freunde von Caux
- Eliane, Andrew, Amandine, Marina und Alessandro aus dem Dorf Caux
- Victor, Greg, Patric, Ana, Patrick und Mica von einer nahegelegenen Hotelfachschule
- Etablissement Vaudois d'Accueil des Migrants (EVAM), Gemeinde Montreux, Société de Développement de Caux, Freunde von Caux, Heilsarmee, Office régional de placement (ORP), IofC Niederlande, IofC UK
Ein besonderer Dank geht an all diejenigen, die unserem Spendenaufruf gefolgt sind und das Caux Refuge finanziell unterstützt haben!
Ohne Sie wäre dieses Jahr nicht möglich gewesen! DANKE!
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Alles befindet sich ständig im Wandel. Nichts ist von Dauer. Nichts kann ewig dauern. Wenn die Kurve so drastisch nach unten gegangen ist, bedeutet das, dass sie irgendwann wieder nach oben gehen muss! Davon bin ich absolut überzeugt und ich habe Vertrauen.
Oksana, Caux Refuge
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Eliane Stallybrass lebt in Caux und hat die Caux Refuge mit Französischunterricht, einem offenen Ohr, Freundschaft, Rat und praktischer Hilfe unterstützt. Im Rückblick auf das vergangene Jahr schreibt sie:
Ein Jahr ist vergangen, seit die ersten Ukrainerinnen und Ukrainer in Caux angekommen sind. Die Zeit in Caux hat es ihnen ermöglicht, in der Schweiz Fuss zu fassen, Sicherheit zu finden und sich auf ihre nächsten Schritte vorzubereiten, die noch so ungewiss sind.
Sie nehmen an Französischkursen teil, und die EVAM, die Institution, die sich in diesem Kanton um Flüchtlinge kümmert, hat ihnen einen kleinen Geldbetrag zugewiesen, damit sie sich mit einem eigenen Mietvertrag "zu Hause" einrichten können. Sie haben alle eine Wohnung gefunden und einige von ihnen sind im Pfarrhaus der evangelischen Kirche in Montreux untergebracht, wo elf Personen, darunter auch Familien mit Kindern, nun von der Sorge um eine Wohnung befreit sind. Ihr Umzug nach Montreux fand am 1. März statt. Eine örtliche Hotelfachschule hat Tische und Bänke gespendet, eine Organisation hat Betten und Matratzen zur Verfügung gestellt, und IofC Schweiz freut sich, dass Stühle und Tische, die vor 60 Jahren für den Speisesaal des Caux Palace gespendet wurden, ein neues Leben gefunden haben. Zudem wurde Geschirr, Handtücher, Laken und Bettdecken, endlich aus den Schränken geholt, in denen sie jahrelang geschlummert hatten.
Einige der Ukrainerinnen und Ukrainer sind zu engen Freundinnen und Freunden geworden. Wir feierten gemeinsam Liubas 70. Geburtstag, und die älteste Bewohnerin der Caux-Herberge, Anna, hat eine unglaubliche Gabe, Freundschaften zu schliessen. Jeder in Caux kennt und liebt sie, und obwohl sie nicht mehr als "Hallo, wie geht's?" gelernt hat, geht sie bei allen einen Kaffee trinken.
Wir werden ihr Lächeln und ihr "Bonjour, ça va?" hier in Caux vermissen.
Von Ulrike Ott Chanu und Eliane Stallybrass