1963: Muriel Smith – Eine Stimme für Heilung zwischen den Rassen
19/05/2021
In der Nähe der Kaffeebar im Caux Palace steht ein Flügel. Er ist ein Geschenk der amerikanischen Mezzosopranin Muriel Smith. Sie war in den 1960er Jahren ein vertrautes Gesicht bei den Konferenzen in Caux und füllte den Versammlungssaal und das Theater mit ihrer unvergesslichen Stimme.
Muriel wuchs im Stadtteil Harlem in New York auf. Sie schuf die Rolle der Carmen Jones am Broadway in den 1940er Jahren, einer Zeit, in der nur wenige schwarze Sängerinnen ausserhalb der Jazzszene bekannt waren. In den frühen 1950er Jahren wechselte sie vom Broadway auf die Londoner Revue- und Kleinkunstbühne und dann an die Drury Lane, wo sie fünf Jahre lang in South Pacific und The King and I auftrat.
Im Jahr 1957 übernahm sie als erste schwarze Opernsängerin die Hauptrolle in Carmen in Covent Garden. Ihre Kunst und harte Arbeit hatten sie an die Spitze der Karriereleiter in der Musikwelt geführt.
In jenem Herbst brachen in Atlanta, Georgia, und Little Rock in Arkansas auf Grund neuer Integrationsgesetze Unruhen aus. Die Nachricht traf Muriel schwer. “Ein grosses Gefühl der Hilflosigkeit überkam mich”, schrieb sie später. “Was konnte ich praktisch tun? Oder wo könnte ich mich einbringen, um dort einen Beitrag zu leisten, wo Not am Mann war?”
Was konnte ich praktisch tun? Oder wo könnte ich mich einbringen, um dort einen Beitrag zu leisten, wo Not am Mann war?
Im Jahr darauf lehnte sie Sam Goldwyns hartnäckiges Angebot einer Rolle in der Verfilmung von Porgy and Bess ab, weil sie fand, dass diese nicht der Würde ihres Volkes entsprach. Von da an widmete sie ihr Talent der Förderung des Verständnisses für die schwarze Rasse und der Heilung weltweiter Spannungen zwischen Rassen.
Sie fand in der Moralischen Aufrüstung (jetzt Initiativen der Veränderung) jenen Rahmen, nach dem sie gesucht hatte. 15 Jahre lang reiste sie weit herum und nutzte Musicals, Theaterstücke, Filme, Liederabende und persönliche Begegnungen, um ihre Vision einer geeinten Menschheit zum Ausdruck zu bringen.
Gemeinsam mit zahlreichen anderen engagierten Künstlerinnen und Künstlern schuf sie The Crowning Experience, ein Musical, das auf dem Leben der bahnbrechenden schwarzen amerikanischen Pädagogin Mary McLeod Bethune basiert, und brachte es nach Atlanta. Es war die erste Show in der Stadt, bei der schwarze und weisse Zuschauer gleichberechtigt nebeneinander sassen. Manche Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt gehen davon aus, dass Muriels viermonatige Präsenz zu einer friedlichen Integration in ihrer Stadt beitrug.
In der New York Times erklärte Muriel: “Ich bin mit der Rassenfrage in Amerika geboren und aufgewachsen und habe durch mein Leben und durch meine Karriere versucht, eine Lösung dieses Problems zu finden. Ich habe entdecket, dass in meinem Herzen und in meinem Leben eine Antwort auf diese grosse Wunde in unserer Nation zu finden waren. Dies bedeutete, dass ich ehrlich sein musste, was meine Vergangenheit betraf, dass ich meine Beweggründe klären und uneigennützig handeln musste, ohne Hintergedanekn an persönlichen Gewinn oder Ehrgeiz, voller Liebe für die Welt, die entsteht, wenn wir unseren Willen aufgeben, um uns ganz der Kraft Gottes zu überlassen.”
Ich habe entdecket, dass in meinem Herzen und in meinem Leben eine Antwort auf diese grosse Wunde in unserer Nation zu finden waren.
Sowohl The Crowning Experience als auch ein weiteres für Muriel geschriebenes Stück, Voice of the Hurricane, wurden zu Spielfilmen verarbeitet und in der ganzen Welt gezeigt. Muriel reiste oft mit ihnen und sprach nach den Vorführungen zum Publikum.
In den frühen 1970er Jahren kehrte Muriel nach Amerika zurück, um sich um ihre alternde Mutter zu kümmern. Nach dem Tod ihrer Mutter erkrankte sie selbst an Krebs und gab, während sie in Behandlung war, Liederabende und Theateraufführungen. 1984 erhielt sie eine Auszeichnung des National Council of Negro Women für ihre Verdienste für die Kunst und die Gemeinschaft.
Kurz vor ihrem Tod im darauffolgenden Jahr sagte sie: “Ich spürte, dass mein Land jene Heilung brauchte (und immer noch braucht), die man finden kann, indem man sich dem moralischen Dilemma stellt, das entsteht, wenn man Menschen nach ihrer Rasse und nicht nach ihrem Charakter beurteilt. Eine der Entscheidungen, die ich getroffen haben, bestand darin, meine persönliche Karriere aufzugeben, um hier ein Statement zu setzen.”
Auf ihrem Klavier in Caux steht eine Einladung: “Wenn du spielst, tu es aus ganzem Herzen und im Gedenken an Muriels Grosszügigkeit."
Wenn du spielst, tu es aus ganzem Herzen.
Entdecken Sie Weihnachtslieder, gesungen von Muriel Smith
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Sehen Sie hier den Film "The Crowning Experience" (1960)
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Sehen Sie hier den Film "Voice of the Hurricane" (1964)
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Entdecken Sie einen Film aus unserem Archiv über die Hollywood-Premiere von The Crowning Experience
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Diese Geschichte ist Teil unserer Serie "75 Jahre der Geschichten" über Menschen, die durch Caux eine neue Richtung und Inspiration für ihr Leben gefunden haben - eine Geschichte für jedes Jahr von 1946 bis 2021. Wenn Sie eine Geschichte kennen, die sich für diese Serie eignet, leiten Sie Ihre Ideen bitte per E-Mail an John Bond oder Yara Zhgeib. weiter. Wenn Sie mehr über die Anfangsjahre von Initiativen der Veränderung und das Konferenzzentrum in Caux erfahren möchten, klicken Sie bitte hier und besuchen Sie die Plattform For A New World.
- The Crowning Experience und Voice of the Hurricane: Initiativen der Veränderung
- Crowning Experience Hollywood Premiere: Initiativen der Veränderung
- Fotos: Initiativen der Veränderung
- Foto Klavier: Andrew Stallybrass
- Korrekturlesung: Maya Fiaux