Vernetzung und Resilienz in der Wirtschaft stärken
Im Gespräch mit Annika Hartmann de Meuron
04/07/2021
Das Programm Ethical Leadership in Business (ELB) zielte darauf ab, die moralische Widerstandskraft heutiger Führungskräfte in der Wirtschaft zu erhöhen und eine ethische und innovative Unternehmenskultur zu stärken.
Dazu fanden im Rahmen des Programms Konferenzen, Workshops, runde Tische und die sogenannten ELB Talks statt. Die Mission von ELB wird durch Initiatives of Change Business & Economy als Teil des Caux Forums 2021 und durch verschiedene Online-Veranstaltungen ganzjährig weitergeführt.
Annika Hartmann de Meuron, Programmleiterin von Ethisches Leadership im Business, blickt auf vier spannende Jahre zurück.
Annika, mit welchen sechs Worten würden Sie rückblickend Ihre vier Jahre bei Ethisches Leadership im Business (ELB) beschreiben?
- Aufbauend: Wir haben bei Null angefangen und Geschäftsbeziehungen in der Schweiz aufgebaut
- Mutig: Wir haben neue ethische Grenzen erforscht, wie beispielsweise digitale Ethik und Vertrauen
- Innovativ: Wir haben neue Wege ausprobiert, um Bewusstsein zu schaffen und Veränderung anzustossen
- Wirkungsvoll: Alle Schritte, kleine und grosse, zählen auf dem Weg der Veränderung
- Intensiv: Menschen, Werte, Ethik, Leadership sind besonders wichtige Themen!
- Bereichernd: Begegnungen mit Menschen unterschiedlichster Herkunft
Was waren die Hauptziele und Säulen bei der Entstehung von ELB?
Das Hauptziel von ELB war es, Führungskräfte aus der Wirtschaft zu befähigen, in einer sich ständig verändernden Welt ethisch zu führen. Wir entwickelten einen Raum für den Austausch von Erfahrungen und gute Führungspraktiken, die für das 21. Jahrhundert geeignet sind. Wir befassten uns mit Themen wie digitaler Ethik, Vertrauen und den Risiken der digitalen Transformation, lebenslangem Lernen als Werkzeug für Veränderungen, dem Aufbau von Resilienz auf persönlicher und betrieblicher Ebene und natürlich der Stärkung eines moralisch fundierten Leaderships.
Wie hat sich die globale Pandemie auf ELB und dessen Zugang zu Unternehmen ausgewirkt?
Als Reaktion auf die Pandemie haben wir die monatlichen ELB Talks ins Leben gerufen. In diesen tauschte sich eine Gruppe von Führungskräften aus der ganzen Welt darüber aus, wie sich die COVID-19-Pandemie auf ihr Unternehmen auswirkt und welche Lösungen sie entwickelt haben.
Im Sommer 2020 lancierten wir das erste hybride Caux Forum mit Referentinnen und Referenten sowie auf der Bühne des Caux Palace als auch online. Es war eine fantastische Erfahrung, da wir die Möglichkeiten hatten, sehr inklusiv zu sein: Wir erzielten eine breitere Streuung der Teilnehmenden, sowohl geografisch als auch sozial.
Darüberhinaus führten wir Ende 2020 mit unserer Partnerorganisation Digital Switzerland einen Online-Workshop zum Thema ‚Digitale Softskills‘ durchgeführt. Während der von der Universität Genf organisierten Entrepreneurship Week boten wir in Zusammenarbeit mit e-space eine Masterclass zum Thema Krisenbewältigung an.
Welche Rolle spielten die ELB Talks für die teilnehmenden Führungskräfte?
Die Teilnehmenden sagten mir, dass die ELB Talks nicht nur eine Gelegenheit zum gegenseitigen Austausch und Lernen boten, sondern auch dazu beitrugen, ihre Widerstandsfähigkeit zu stärken. Durch sie wurden sie Teil einer grösseren Gemeinschaft, die nicht nur eine Vielzahl von Perspektiven bot, sondern auch ein Gefühl von Optimismus verbreitete.
Können Sie mir einige Beispiele für die Themen nennen, die Sie in den ELB Talks behandelt haben?
Die ELB Talks berührten eine Vielzahl von Themen. Wir haben uns angesehen, wie sich die Krise auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und auf Branchen wie die Luftfahrt, nachhaltige Investitionen und Mode auswirkt. Da die Pandemie die Digitalisierung beschleunigt hat, befassten wir uns auch mit dem Thema digitales Vertrauen, Ethik und der Rolle der Cybersicherheit. Ethisches Leadership ist das Herzstück von ELB, also unterhielten wir uns über die Entwicklung von Leadership in Krisenzeiten, wie Leadership in einer Remote-Arbeitsumgebung funktioniert und wie man seine persönliche Resilienz stärkt.
Was waren Ihre persönlichen Highlights in diesen vier Jahren?
In meiner Rolle als Programmleiterin von ELB organisierte ich nicht nur Konferenzen und Veranstaltungen, sondern baute auch ein lokales Business-Netzwerk, Partnerschaften und ein erstaunliches Online-Team von Freiwilligen auf. Es war ein Privileg, Menschen unterschiedlichster Herkunft zu treffen und mit ihnen zusammenzuarbeiten, darunter auch das IofC-Netzwerk. Jede einzelne Person, die ich während meiner vier Jahre getroffen habe, war ein Highlight!
Was erhoffen Sie sich für die Führungskräfte von morgen?
Um eine Hoffnung und eine Vision für die Führungskräfte von morgen zu formulieren, muss uns bewusst sein, welche Auswirkungen die Pandemie bisher hatte. Die COVID-19-Krise hat jeden von uns überrascht und ist eine wichtige Lektion in Sachen Demut. In den jüngsten Führungsdiskursen haben viele gesagt, dass die Erholung von der Pandemie zu einer gerechteren und widerstandsfähigeren Wirtschaft und Gesellschaft führen müsse. Um dies zu erreichen, müssen sich Führungskräfte von Werten leiten lassen, die über den Profit hinausgehen, und durch ein ethisch einwandfreies Leadership Vertrauen aufbauen.
Meine Vision für die Unternehmensführung von morgen ist, dass sich der Wandel hin zu einer stärker werteorientierten Führung verfestigt. In Zeiten grosser Unsicherheit kennt niemand wirklich den richtigen Weg, daher brauchen wir Führungskräfte, die in der Lage sind, allen Akteurinnen und Akteuren zuzuhören, die bereit sind zu lernen und die moralisches Verhalten an erste Stelle setzen.
Ich glaube, dass IofC eine wichtige Rolle dabei spielen kann, diesen Wandel herbeizuführen, indem es das Bewusstsein für einige grundlegende – aber nicht so leichte – Gewohnheiten schärft, wie tägliche Momente der Stille und das Führen eines Tagebuchs zur Selbstreflexion, eine „Service Leadership“-Mentalität und den Anspruch, ein inspirierendes Vorbild zu sein.
Wie auch ELB verfolgt das Programm Initiatives of Change Business & Economy das Ziel, Menschen in Unternehmen und der Wirtschaft zu inspirieren, zu fördern und zu vernetzen, damit sie ihr Engagement in den Dienst der Menschheit stellen können. Es zielt weiterhin darauf ab, Menschen zu helfen, ein wertebasiertes Leadership zu entwickeln.
Das Programm organisiert Events, bei denen die Teilnehmenden mit unterschiedlichem geschäftlichen Hintergrund sicher und ehrlich Ideen und Erfahrungen austauschen können und sowohl durch den Austausch positiver Initiativen als auch durch Nachdenken in der Stille inspiriert werden (siehe Auszüge aus den letzten Treffen hier).
Wenn Sie mit Initiatives of Change Business & Economy in Kontakt treten möchten, erreichen Sie das Team per Email.
Annika Hartmann de Meuron zeichnete für Ethisches Leadership im Business verantwortlich mit dem Ziel, internationale Führungskräfte beim Treffen ethisch fundierter Entscheidungen zu unterstützen. Sie entwickelte ausserdem Aktivitäten für Schweizer Unternehmen. Annika hat einen Master für internationale Beziehungen sowie Geschichte und Politik studiert. Sie hat viele Jahre als Unternehmensberaterin für Soziale Verantwortung bei der Philias-Stiftung gearbeitet. Zuvor war sie im Kommunikationsbereich des Global Humanitarian Forum und einer PR-Agentur tätig.