Weltfriedenstag: Aufruf zu einem gelebten Frieden

Weltfriedenstag: Aufruf zu einem gelebten Frieden

21/09/2016
LP

 

Bei Frieden geht es darum, zu handeln. Jeden Tag bemühen sich sowohl einzelne Menschen als auch Gruppen darum, institutionelle, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Massstäbe und Richtlinien aufzustellen und  - angesichts der eigenen Realität - menschliche Würde schrittweise zu steigern. Dieses Handeln findet nie ein Ende, sondern ist vielmehr der Beginn eines fortlaufenden Prozesses, der regelmässig gehegt und gepflegt werden muss. 

 

Wenn Frieden gestört wurde, sei es durch Krieg, Konflikte oder jegliche Art von Streit, bedarf es Versöhnungsbemühungen auf institutionneller Ebene. Gerichtliche und aussergerichtliche Massnahmen sind wichtig, um soziale Stabilität und Ruhe wiederherzustellen, wie es bei Gewaltkonflikten in Ländern überall auf der Welt deutlich wurde.

Aber diese Massnahmen sind nicht genug, wenn die Gesellschaft als Ganzes sie nicht übernimmt und Frieden als Wert nicht im Bewusstsein der Menschen verankert wird. Frieden wird nur dann effektiv, wenn er durch Menschen mit einer friedfertigen Einstellung umgesetzt wird, die sich bereitwillig der Herausforderung stellen, auf ihre Familien, ihren Freundeskreis, ihren Arbeitsplatz, ihre Gemeinschaft, kurzum, ihre Gesellschaft, einzuwirken.

Seit mehr als 70 Jahren spielt Caux eine aktive Rolle beim Aufbau von Friedensprozessen, um Menschen aus aller Welt zu verbinden, Mauern niederzureissen, Vertrauen aufzubauen und Dialoge zwischen Personen, Religionen und ethnischen Gruppen zu initiieren. Die rund 1500 Teilnehmenden unserer alljährlichen Caux-Konferenzen kehren inspiriert und ausgerüstet nach Hause zurück, um Teil dieser Veränderung zu sein, Lösungen zu breitgefächerten Problemstellungen zu fördern und sich für eine gerechte, friedvolle und nachhaltige Welt einzusetzen.

Dies geschah vor 25 Jahren, als eine Gruppe von Frauen in Caux zusammenkam und beschloss, sich auf Grassroot-Ebene für Frieden einzusetzen und die wichtigsten Methoden von IofC, wie das Erzählen von Geschichten, innere Refexion und Dienst an der Gemeinschaft, in die Praxis umzusetzen. Sie gründeten die Friedenskreise von Creators of Peace: kleine Treffen von Frauen für ein tieferes Verständnis untereinander und eine Stärkung der persönlichen Fähigkeit, Frieden zu schaffen.

Inzwischen ist Creators of Peace (CoP) in mehr als 40 Ländern aktiv und eines der bedeutendsten Programme von Initiatives of Change International. CoP spielt eine wichtige Rolle bei der Resolution von Konflikten, indem Probleme mit Konfliktpotential im persönlichen Umfeld identifiziert und gemeinsam Aktionen ergriffen werden.

"Es war unser Traum, daraus etwas Einzigartiges zu entwickeln, etwas, das die Welt noch nie zuvor gesehen hatte.", sagte Ahunna Eziakonwa-Onochi (siehe Interview), eine der Gründerinnen von Creators of Peace, bei der Konferenz "Gelebter Frieden", die kürzlich im Rahmen des 25-jährigen Jubiläums von CoP in Caux stattfand.

“25 Jahre später ist unsere Arbeit so wichtig wie nie zuvor...Frieden beginnt bei jedem Einzelnen und vervielfacht sich anschliessend. Daher müssen wir Einzelpersonen erreichen und verstärkt Möglichkeiten schaffen, damit sich Menschen treffen und gemeinsam am Aufbau von Frieden beteiligen können.", fügte sie hinzu. 

Caux bietet diese einzigartige Gelegenheit, wie uns die Delegation aus Tulsa/Oklahoma (USA) zeigte, die an der Konferenz "Gerechte Regierungsführung für menschliche Sicherheit" teilnahm, um offen die Auswirkungen der Rassenunruhen in Tulsa im Jahr 1921 zu diskutieren, einem tragischen Ereignis ihrer Region, die noch heute unter Rassenkonflikten zu leiden hat. Nach ihren Erfahrungen in Caux beschlossen Mitglieder der Delegation, den Dialog in Tulsa fortzufÜhren, um sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, Wunden zu heilen und einen persönlichen und gemeinschaftlichen Aussöhnungsprozess in die Wege zu leiten.

Die Delegation erklärte, in Tulsa sei noch nie offen und ehrlich diskutiert worden, vielleicht weil sich in den letzten neun Jahrzehnten noch nie wirklich die Möglichkeit dazu ergeben hätte. Inspiriert durch Caux fand am 15. September2016 ein erstes öffentliches Forum in der Tulsa Historical Society statt, bei dem mehr als 125 Menschen zusammenkamen (mehr darüber hier). Dieses Event ist hoffentlich ein grosser Schritt nach vorne auf dem Weg zu einer Versöhnung einer durch Rassenprobleme gespaltenen Gesellschaft.   

Aus diesem Grund sind wir von der verändernden Kraft einzelner Menschen überzeugt. Frieden schaffen sollte nicht als ausschliesslicher Arbeitsbereich von Beamten, Institutionen, internationalen Organisationen, Gesetzen etc angesehen werden. Frieden sollte von unten her geschaffen werden, in der Gemeinschaft vor Ort und unter der Leitung von Menschen mit einem starken Engagement.

Jede Bemühung, und sei es nur eine Begegnung mit dem eigenen Nachbarn oder ein Freundlichkeit gegenüber einem anderen Menschen, ist ein Schritt auf dem Weg zum Frieden. Was tun Sie für den Frieden?

 

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