Menschliche Bibliothek in der Universitäts- bibliothek Bern
Menschliche Bibliothek in der Universitäts- bibliothek Bern
09/11/2016
Bei der jüngsten Ausgabe der Menschlichen Bibliothek, die dieses Mal in Bern stattfand, baten wir fünf menschliche "Bücher", dem Publikum über ihre persönlichen Erfahrungen der Migration zu berichten. Rund 40 Teilnehmende kamen zu dem Event und diskutierten in diesem einzigartigen Rahmen mit den menschlichen"Büchern" über deren persönliche Erlebnisse mit Migration.
Die Menschliche Bibliothek in Bern war das jüngste Ereignis einer Event-Reihe zum 70. Jubliäum der Stiftung CAUX-Initiativen der Veränderung (CAUX-IofC). Die Veranstaltung fand in der Uni-Bibliothek von Bern statt.
Jedes menschliche "Buch" (Erzähler/in) wurde gebeten, in einem Raum der Bibliothek 10 Minuten lang über seine/ihre Geschichte zu sprechen. Anschliessend fand eine Fragerunde statt, die etwa dieselbe Zeit in Anspruch nahm. Auf diese Weise konnten die Teilnehmenden bis zu 2 Bücher hören.
Die Geschichten und Berichte handelten von sehr unterschiedlichen persönlichen Erfahrungen:
Ahmed Al’Dbei ist Ingenieur und Flüchtling aus dem Jemen. 2014 wurde ihm in Saudi-Arabien Asyl gewährt. Da er über seine Reise in der Schweiz und im Rahmen des Genfer UNO-Rats für Menschenrecht über Menschenrechtsverletzungen im Jemen sprach, wurde sein Notfall-Visa für Saudi-Arabien aufgehoben und er konnte nicht mehr zu seiner Familie zurückkehren. Er hat seitdem einen besonderen Status inne und wartet seit mehr als einem Jahr auf eine Revision seines Falles. Ahmend darf daher in der Schweiz kein Geld verdienen oder freiwillige Arbeit leisten. Dies ist zeitweise sehr frustrierend, da er anderen gerne helfen und ein normales Leben führen möchte.
Bawélé Tchalim ist Projekt-Koordinator der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in Bern. Er stammt aus dem Togo und sprach über seine Erfahrungen im Berufsleben sowie über die Probleme, auf Grund sprachlicher und kultureller Barrieren in der Schweiz Leute zu treffen.
Hassan Hawar ist Flüchtling und Student der Computerwissenschaften aus Syrien. Er berichtete von seiner Reise mit dem Boot und im Auto von der Türkei in die Schweiz. Obwohl er erst seit einem Jahr in Bern lebt, spricht er schon ziemlich gut deutsch. Er lebt jetzt in der Schweiz bei seiner Schwester, während seine Eltern und sein Bruder nach wie vor in Damaskus sind.
Vithyaah Subramaniam ist Schweizerin mit tamilischen Wurzeln. Sie sprach über ihren Willen, Neumigranten in der Schweiz zu helfen, da sie dies als Migrantin der zweiten Generation als ihre Pflicht ansieht.
Bernadette de Dardel war am Schweizer Sekretariat für Migration 30 Jahre lang dafür zuständig, Gespräche mit Migranten zu führen und entschied über die Ablehnung oder Zusage von Asylanträgen. Sie sprach über die Schwierigkeiten, aus der Geschichte jedes Asylantrags die Wahrheit herauszufiltern sowie das Dilemma, bestimmte Anträge ablehnen zu müssen.
Das Event endete mit einem Umtrunk, bei dem sich die Teilnehmenden über ihre Eindrücke und Gedanken zu dem Gehörten austauschen konnten.
Der Austausch und das Erzählen persönlicher Erfahrungen ist ein anderer und menschlicherer Weg, mit Migration umzugehen. Die Menschliche Bibliothek stellte sich ein weiteres Mal als kleiner, aber wichtiger Schritt beim Aufbau von Migranten und der lokalen Bevölkerung heraus, zwei Gruppen, denen oft die Gelegenheit zum Austausch fehlt.