Internationaler Tag des Gewissens 2025: Wahrer Frieden und Sicherheit beginnen in uns
Von Ignacio Packer, Geschäftsführer Caux Initiativen der Veränderung
17/04/2025
Am 4. April 2025 veranstaltete die Stiftung Caux Initiativen der Veränderung im Palais des Nations in Genf ein bemerkenswertes Ereignis: den Internationalen Tag des Gewissens 2025. Die Veranstaltung wurde von Sofia Stril-Rever (BeTheLove), Pascale Fressoz (AI-ODD) und der Stiftung Caux Initiativen der Veränderung gemeinsam organisiert und brachte über 250 Teilnehmende und mehr als 45 Redner.innen zusammen, darunter Vertretende der UNO, der UNESCO, der ständiger Vertretungen, von Regierungen, der Stadt Genf, der Zivilgesellschaft, spirituelle Leader und visionäre Jugendliche. Gemeinsam verbreiteten sie eindringliche Botschaften des Gewissens, der Liebe und des Friedens – in einer Zeit, in der die Welt dringend nach Sinn und Hoffnung sucht.
Ignacio Packer, Geschäftsführer von Caux Initiativen der Veränderung, hielt die folgende inspirierende Eröffnungsrede:
Die Bedeutung von Gewissen und eines starken moralischen Kompasses in der heutigen Welt
Die neue US-Regierung hat den Einsatz einer selbstbewussten Hard-Power-Strategie in der Aussenpolitik beschleunigt. Dieser Wandel in der amerikanischen Politik hat in ganz Europa erhebliche Besorgnis ausgelöst und die Nationen dazu veranlasst, die Wiederaufrüstung zu priorisieren und auf die eskalierenden Handelsspannungen zu reagieren.
Am 4. März stellte die Europäische Kommission den Plan „ReArm Europe“ vor, eine 800 Milliarden Euro schwere Initiative zur Aufstockung der EU-Verteidigungsausgaben über einen Zeitraum von vier Jahren.
Kurz darauf, am 14. März, sicherte sich der konservative deutsche Kanzlerkandidat Friedrich Merz die Unterstützung für eine Änderung der verfassungsmäßigen Schuldenobergrenze, die eine historische Investition von 1 Billion Euro in Verteidigung und Infrastruktur ermöglicht.
Trotz dieser Entwicklungen scheinen die europäischen Staats- und Regierungschefs und die Öffentlichkeit auf die neue geopolitische Lage nicht vorbereitet zu sein. Inwieweit wird die politische Debatte eher von emotionalen Reaktionen als von langfristiger strategischer Planung bestimmt? Werden wir nicht von Entscheidungen geleitet, denen eine kohärente Vision für eine friedliche Zukunft fehlt?
Wir erleben derzeit nicht nur eine Hinwendung zur militärischen Aufrüstung, sondern auch zu einer Art Wirtschaftskrieg, in dem Sanktionen, Ressourcenkontrolle und strategische Allianzen als Machtinstrumente dienen. Dieser Wettstreit um die Vorherrschaft birgt die Gefahr, dass sich globale Spaltungen und Konflikte verschärfen.
...ein dringender Bedarf an moralischen und ethischen Leitlinien.
Was jedoch in Diskussionen über militärische und wirtschaftliche Stärke oft übersehen wird, ist der dringende Bedarf an moralischen und ethischen Leitlinien. Wie rüsten wir uns mit den Werten und Fähigkeiten aus, die für einen dauerhaften Frieden unerlässlich sind? Während sich die Nationen auf die Stärkung ihrer Streitkräfte und ihres wirtschaftlichen Einflusses konzentrieren, hängt echte Stabilität von den Prinzipien ab, von denen sich ihre Leader und Bürger.innen leiten lassen.
Die Organisation, für die ich die Ehre habe zu arbeiten, Caux Initiativen der Veränderung, ist der Überzeugung, dass persönliche Veränderung der Schlüssel zu globalem Wandel ist. Ethisches Leadership, Vertrauen, Versöhnung und Friedensförderung müssen in einem bewussten Bekenntnis zu Wahrheit und Gerechtigkeit verwurzelt sein – Prinzipien, die sowohl die Innenpolitik als auch die internationalen Beziehungen prägen.
Eine nachhaltige Zukunft erfordert, dass jede.r Einzelne Verantwortung, Ehrlichkeit und Mitgefühl entwickelt – Eigenschaften, die das Vertrauen innerhalb von Gemeinschaften und zwischen Nationen fördern. Ohne ein festes Bekenntnis zu diesen Grundsätzen können militärische Macht und wirtschaftliche Stärke allein keinen Frieden garantieren, sondern vielmehr weitere Spaltungen und Konflikte schüren.
Die Geschichte hat gezeigt, dass Gesellschaften nicht nur durch strategische Verteidigung gedeihen, sondern auch durch den moralischen Charakter ihrer Bevölkerung. Führungskräfte, die integer handeln, schaffen Vertrauen, und Nationen, die ethisches Verhalten in den Vordergrund stellen, verdienen weltweiten Respekt. Neben militärischer Bereitschaft und wirtschaftlicher Kriegsführung müssen ebenso entschlossene Anstrengungen unternommen werden, um Grundwerte wie gegenseitigen Respekt, Dialog und das echte Streben nach dem Gemeinwohl wiederzubeleben.
Wahre Sicherheit bedeutet nicht nur die Verteidigung von Grenzen. Es geht darum, moralische und ethische Grundsätze, Einheit, Gerechtigkeit und Frieden gewährleisten, und durch bewusstes und entschlossenes Handeln zu wahren.
Ethisches Leadership, Vertrauen, Versöhnung und Friedensförderung müssen in einem bewussten Bekenntnis zu Wahrheit und Gerechtigkeit verwurzelt sein.
Zum Internationalen Tag des Gewissens
Lasst uns den Internationalen Tag des Gewissens zum Anlass nehmen, inne zu halten und jene Werte zu hinterfragen, die unsere Entscheidungen und die Zukunft, die wir gestalten, prägen. Dieser Tag erinnert uns daran, dass wahrer Frieden und Sicherheit von innen kommen und in Integrität, Verantwortung und einem gemeinsamen Engagement für das Gemeinwohl verwurzelt sind.
Und lassen Sie dies nur der Anfang sein. Caux Initiativen der Veränderung ist Teil einer globalen Bürgerbewegung, die sich für Vertrauensbildung, Versöhnung und Friedensförderung einsetzt. Wir glauben, dass persönliche Transformation und ein starker moralischer und spiritueller Kompass unerlässlich sind, um die Herausforderungen der heutigen Zeit zu meistern.
Ich lade Sie ein, sich an dieser Reise zu beteiligen, indem Sie an einer unserer kommenden Veranstaltungen im wunderschönen und inspirierenden Caux Palace in der Nähe von Montreux teilnehmen. Im Mai dieses Jahres werden wir bei unseren Begegnungen von Caux zu Kunst und Frieden untersuchen, wie wir durch die Kraft der Kunst und des Dialogs den Frieden fördern können, während die Caux Foren für Demokratie und innere Entwicklungsziele in diesem Sommer einen Raum für Changemaker bieten, um zu lernen, zu reflektieren und sinnvolle Massnahmen zur Bewältigung der drängenden Herausforderungen unserer Welt zu ergreifen.
Veränderung beginnt mit dem Mut, auf unser Gewissen zu hören – lassen Sie uns diesen Schritt gemeinsam gehen.
Persönliche Transformation und ein starker moralischer und spiritueller Kompass sind unerlässlich, um die Herausforderungen der heutigen Zeit zu meistern. (...) Lassen Sie dies nur der Anfang sein!
Was ist der Internationale Tag des Gewissens?
Der Internationale Tag des Gewissens (IDC25) am 5. April wurde 2019 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen ins Leben gerufen, um alle Menschen dazu aufzurufen, sich jedes Jahr Gedanken darüber zu machen, wie eine „Kultur des Friedens mit Liebe und Gewissen“ aufgebaut werden kann. Mit dieser Resolution (A/RES/73/329) betonte die Generalversammlung die dringende Notwendigkeit eines Umdenkens, um die globalen Herausforderungen zu bewältigen, denen die Menschheit gegenübersteht, darunter Probleme wie Armut und Hunger, an denen alle elf Sekunden ein Kind stirbt. Dieses radikale Umdenken wird durch den Verweis auf die Liebe unterstrichen, der zum ersten Mal in einer Resolution der Vereinten Nationen verankert wurde.
Darüber hinaus haben alle UN-Mitgliedstaaten trotz anhaltender internationaler Spannungen im September 2024 einen Pakt für die Zukunft unterzeichnet, um sich „auf den Weg zu einer besseren Zukunft für die gesamte Menschheit“ zu begeben. Sie verpflichteten sich zu einem „Neuanfang im Multilateralismus“ auf der Grundlage der Charta der Vereinten Nationen und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.
Sie bekräftigten ihr „unerschütterliches Bekenntnis zur Agenda 2030“, die 2015 verabschiedet wurde und deren 17 SDGs durch die anschliessenden Umsetzungsdefizite gefährdet sind. Die Regierungen bekräftigten einstimmig ihr Bekenntnis, niemanden zurückzulassen, und legten diesen Leitgrundsatz für alle Bereiche der Zivilgesellschaft fest, denn keine Regierung kann die Agenda 2030 im Alleingang umsetzen. Ihr Erfolg hängt von jedem und jeder Einzelnen von uns ab.
Der Internationale Tag des Gewissens (IDC) 2025 bot die Gelegenheit, darüber nachzudenken und zu planen, was wir tun können, um niemanden zurückzulassen.
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IGNACIO PACKER ist Geschäftsführer der Stiftung Caux Initiativen der Veränderung, einer privaten Schweizer Stiftung, deren Aufgabe es ist, einen sicheren und privilegierten Raum zu schaffen, um Einzelpersonen, Gruppen und Organisationen aus aller Welt zu inspirieren, zu befähigen und zu vernetzen, damit sie sich wirksam und innovativ für die Förderung von Vertrauen, ethischem Leadership, nachhaltigem Leben und menschlicher Sicherheit einsetzen können. Ignacio verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung in der humanitären Arbeit und in Entwicklungsfragen. Er ist Experte für Menschenrechte und soziale Fragen und engagiert sich weltweit für den Schutz von Migrant.in.en und Flüchtlingen, insbesondere von Kindern und Jugendlichen.
Fotos: Antonin Lechat, U. Ott Chanu